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16.02.2014 - 08:59 Uhr (fcs)

Kann denn Liebe Sünde sein...?

Nein, kann sie nicht, da sie sich unserem Wollen entzieht. Und was für die Liebe ganz allgemein gilt, gilt auf für deren Tochter – die Sexualität. Niemand kann etwas dafür, dass er sich erotisch von irgendjemandem oder irgendetwas angezogen, erregt, fühlt und der Drang entsteht, die sexuelle Erregung zu befriedigen…

„Nichts dafür zu können“ dass man sich verliebt, dass man sexuell erregt wird, bedeutet allerdings nicht, dass man „nichts dafür kann“, wenn man seine sexuelle Erregung befriedigt, seinen Sexualtrieb auslebt.

 

Und da kann es Grenzen geben, die auch in einer noch so liberalen Gesellschaft nicht tolerierbar sind. Und diese Grenzen sind immer dann erreicht, wenn es um Partner(innen) bzw. Gespiel(inn)en geht, die in einem Abhängigkeitsverhältnis stehen, oder die nicht einvernehmlich in das „Liebes“spiel einwilligen, oder die nicht in der Lage sind, die Tragweite des Geschehens einzuschätzen – z.B., weil ihnen (noch) die geistige Reife fehlt… Natürlich sind auch Kombinationen aus diesen Ausschlusskriterien denkbar. Und jeder dieser Fälle kann deshalb nicht toleriert werden, weil dabei immer ein Mensch ausschließlich als Mittel zum Zweck  missbraucht wird. Ein Mensch darf aber niemals ausschließlich Mittel sein, sondern er muss immer (zumindest auch) Zweck sein. Dies ist einer der ältesten Festlegungen des Humanismus!

 

Was erwachsene und mündige Bürgerinnen und Bürger allerdings einvernehmlich miteinander treiben und wie sie es tun, geht solange niemanden etwas an, wie keine Strafrechtsvorschriften verletzt werden. - Punkt!

Mehr gäbe es dazu auch nicht zu sagen, wenn es keine Religionsgemeinschaften gäbe. Die erheben nämlich besondere moralische Ansprüche, denen sie jedoch oft selbst nicht gerecht werden. Man denke nur an Päderastie (deren Praktizierung ein Straftatbestand ist – der eigentlich mit wesentlich drastischeren Strafen  als bisher in den §§ 174, 176 u. 180 StGB vorgesehen,  bedroht sein sollte) durch Priester und an Kindesmissbrauch in christlichen Organisationen. Es kommt nicht von ungefähr, dass ein Berliner Amtsgericht es vor nicht allzulanger Zeit als nicht für Unrecht erachtet hat, die römisch-katholische-Kirche eine „Kinderfickersekte“ zu nennen.

[Kleine Anmerkung: Da Päderastie ein ekelerregendes Geschwür ist, das sich durch die gesamte Gesellschaft frisst, ist es närrisch, anzunehmen, sie sei auf die katholische Kirche beschränkt! Man müsste also eigentlich auch alle anderen Konfessionen Kinderfickersekte nennen dürfen.]

 

Andererseits erheben die Kirchen jedoch ihre Stimmen erstaunlicherweise in solchen Fällen, wo es um Beziehungen zwischen erwachsenen mündigen Menschen geht. Von Blümchensex und Missionarsstellung abweichende Sexualpraktiken (nein – ich zähle hier keine auf) gelten als „Pfui“, und das nicht nur bei prüden Puritanern und lustfeindlichen Pietisten. Und gar Homophilie…? Da muss man sich ja der Sünde fürchten!

Und genau hier könnte das Problem sein, das viele Menschen mit gleichgeschlechtlich Liebenden haben: Ihre eigene erotische Phantasie, häufig unterfüttert von einer eigenen verdrängten (oder auch nur befürchteten) Homo- bzw. Bisexualität… So entsteht Homophobie.

Bilder wie dieses sind es, die die schmutzige Phantasie beflügeln. Und ich gebe zu: In diesem Genre gibt es Bilder, die nicht sehr ästhetisch sind. Die Vorstellung von zwei dicken alten Männern im erotischen Ringkampf z.B. würde auch ich als abturnend bezeichnen. Aber: Warum entstehen beim Anblick händchenhaltender Männer gleich solche Bilder in den Köpfen? Entwickelt gleich jeder beim Anblick eines händchenhaltenden Ehepaares – ich denke dabei besonders an ein älteres Ehepaar – auch ein derartiges Porno-Kopfkino?


Aus meiner Kindheit und Jugend weiß ich noch, dass die Eltern- und Großelterngeneration aus Kaiserzeit und Hitlerdiktatur stammende Inhalte vermittelt haben… Begriffe wie Ars…..ker, Hinterlader, Kotstecher o.ä. waren gängig. Und auch in meiner an sich für die Toleranz ihrer Bürger bekannten Heimatstadt Köln, hatten „schwul Keste (schwule Kisten)“ kein allzu hohes Ansehen. – Das hat sich allerdings indessen gründlich geändert – Köln gilt mittlerweile als Schwulen-Hauptstadt Deutschlands. Das „heilige Köln“ – ausgerechnet!


Wie auch immer… Homophilie, die Liebe von Menschen zu Menschen gleichen Geschlechts, wird immer automatisch mit körperlicher Liebe gleichgesetzt, der umgangssprachliche Begriff Homosexualität unterstützt das noch. Daraus entsteht dann auch das wesentliche Toleranzproblem von Religionsgemeinschaften. Nicht die Tatsache, dass Männer Männer lieben, oder Frauen Frauen ist das Problem, sondern die Tatsache, dass derartige Paare oder Gruppen Sex miteinander haben könnten: Die sogenannte praktizierte Homosexualität ist ein absolutes „no go“ bei den meisten Religionen. – Wir werden darauf zurückkommen, uns dabei aber auf einige christlichen Konfessionen/Denominationen beschränken. Ganz einfach deshalb, weil das Christentum die Lei(d/t)kultur in diesem unserem Lande ist.

 

Zunächst wollen wir noch einen Blick in die Gesamtgesellschaft werfen. Eigentlich war ich der Überzeugung, dass Homophobie abgehakt werden könnte. Mit zunehmender Säkularisierung wird unsere Gesellschaft immer toleranter und akzeptiert auch sexuelle Orientierungen die nicht der Durchschnittsnorm entsprechen – dachte ich. Und die wohlwollende Aufnahme des Coming-Out von Ex-Fußballprofi Thomas Hitzlsperger hat mich in meiner Annahme bestätigt.

 

Irren ist menschlich! Und bezüglich der Toleranz unserer Gesellschaft habe ich mich wohl gründlich geirrt, zumindest regionale Unterschiede nicht beachtet. Abweichungen scheint es zumindest im Südwesten der Bundesrepublik zu geben, zumindest werden Pläne der baden-württembergischen Landesregierung, Kinder und Jugendliche via Lehrplan über die Vielfalt sexueller Orientierungen zu informieren, äußerst kontrovers diskutiert. Und die Diskussionen schwappen deutlich über die Landesgrenzen Baden-Württembergs hinaus. Wer sich über das Für und Wider dieser Überlegungen informieren will, sollte sich unbedingt die „Menschen bei Maischberger“-Sendung vom 11.02.2014 anschauen:

Unter dem Titel „Homosexualität auf dem Lehrplan: Droht die ‚moralische Umerziehung‘?“ (- klick) debattiert ein illustres Panel-Discussion, darunter Deutschlands berühmteste Drag-Queen Olivia Jones und der evangelikale (G)Eiferer Hartmut Steeb, Generalsekretär der „Deutschen Evangelischen Allianz“, die Pläne des Kabinetts Kretschmann.

 

Das Video zur Sendung findet sich hier:    http://mediathek.daserste.de/sendungen_a-z/311210_menschen-bei-maischberger/19648186_homosexualitaet-auf-dem-lehrplan-droht-die-

 

Das die Auseinandersetzung aber nicht immer so gesittet abläuft, wie bei Sandra Maischbergers Podiums-Diskussion  zeigt ein Blick nach Stuttgart:

Das evangelikale Online-Magazin idea.de (- klick) berichtet über Demonstrationen besorgter Eltern gegen einen Bildungsplan der grün-roten Landesregierung, der vorsieht, dass in den Schuljahrgangsstufen 1-12 die Akzeptanz sexueller Vielfalt über die Lehrpläne gefördert werden soll. Die Demonstranten befürchten wohl, es käme zu einer „staatlich verordneten Frühsexualisierung“ und das fromme idea.de-Team berichtet des Breiten darüber, dass diese Demonstration von Linken, Grünen und Mitgliedern von Homosexuellen-Gruppen gestört worden sei. – Dabei würden die Eltern doch lediglich auf ihr grundgesetzlich verbrieftes Elternrecht zur Erziehung hinweisen, aber natürlich auch darauf, dass Themen wie Homosexualität, Bi- und Transsexualität im Unterricht die heterosexuelle Mehrheit in der Bevölkerung diskriminieren würde.

Nun ja, die pietistischen Schwaben… könnte man sagen. Aber vorher sollte man denn doch einen Blick in den Osten unserer Republik werfen… in das Sendegebiet des MDR. Dort haben wir es gewiss nicht mit einer christlich geprägten Gesellschaft zu tun, eher ist das Gegenteil der Fall. Und doch berichtet ein Beitrag des MDR-TV-Magazins Fakt (- klick) [siehe Bild links]von einem dubiosen Verein, den der ehemalige CDU-Landtagsabgeordneten Bernhard Ritter in Bennungen (Kreis Mansfeld-Südharz/Sachsen-Anhalt) gegründet hat:

 

Der Verein "Gesellschaft für Lebensorientierung" wird von führenden CDU-Politikern unterstützt, verbreitet unwissenschaftliche Thesen über den Ursprung von Homosexualität  und bietet Seminare an, in denen Homosexualität als psychische Krankheit bezeichnet wird.

Laut FAKT verwies der Grünen-Bundestagsabgeordnete Volker Beck darauf, „dass auch nach Einschätzung des Bundesfamilienministeriums ‚Homoheilungstherapien wissenschaftlicher Unsinn sind und dass sie ganz gefährliche Folgen für die Patienten haben können, die sich solchen Therapien aussetzen‘. Beck kritisierte zugleich, dass CDU-Politiker den Verein als Kuratoriumsmitglieder unterstützen. Das sei unverantwortlich.“

 

Zufall, dass ausgerechnet CDU-Politiker diesen Verein unterstützen? Mir fällt dabei prompt wieder ein, dass der Vorsitzende der CDU-Bundestagsfraktion, Volker Kauder, einer der bekanntesten Evangelikalen  in Deutschland ist.

Und von Evangelikal zum Thema Heilbarkeit von Homosexualität ist es nur ein Mausklick. Allerdings muss man einräumen, dass diese nach Ansicht von führenden Wissenschaftler auf diesem Gebiet falsche These, nicht durchgängig von allen evangelikalen Freikirchen vertreten wird. Vielmehr ist es so, dass wir bei den Freikirchen die gesamte denkbare Bandbreite von Möglichkeiten im Umgang mit Schwulen und Lesben finden. Je nach Gruppierung finden wir totale Ablehnung aber auch totale Tolerierung. Dennoch ist es auffallend, dass anders als in anderen Denominationen sich gerade bei den evangelikalen Gemeinschaften solche finden, in denen die Position vertreten wird, dass Homosexualität eine heilbare psychische Krankheit ist:

 

SPIEGEL-Online berichtet am 05.12.2012 unter dem Titel: „Staatsförderung für Homosexuellen-Therapie“ (- klick)über das Deutsche Institut für Jugend und Gesellschaft (DIJG) im hessischen Reichelsheim, eine Art Forschungszentrum des Vereins Offensive Junger Christen (OJC), dessen Leiterin, die Kinderärztin Christl Ruth Vonholdt, Homosexualität für heilbar hält.

 

Auch die Ökumenische Arbeitsgruppe Homosexuelle und Kirche (- klick) bezeichnet das Verhältnis zwischen Homosexuellen und Evangelikalen als schwierig, unter anderem deshalb, weil es evangelikale Strömungen gibt, die Homosexualität für heilbar halten. – Für jeden der sich generell über das Thema Homosexualität informieren möchte,  ist das hier verlinkede Referat Franz Kaerns  aus dem August 2008, sind aber auch die übrigen Contents der Homepage sehr zu empfehlen.

 

Am 16.04.2009 berichtet die WELT „Evangelikale wollen Schwule jetzt ‚heilen‘“ (- klick) dass mindestens zwei Teilnehmer an der Marburger Konferenz (Titel: „Psychotherapie und Seelsorge“) sich anheischig machten, Schwule zu therapieren.

 

Die website queer.de beklagt unter dem Artikel am 24.01.2013 unter dem Titel „Merkel würdigt evangelikale Homo-Heiler“ (- klick),dass ausgerechnet Michael Diener [Bild u.re.], Vorsitzender des Gnadauer Gemeinschaftsverbands und der Evangelischen Allianz ein Gratulationsschreiben von Bundeskanzlerin Angela Merkel zum125-jährigen Bestehen der evangelischen Gnadauer Gemeinschaftsverband erhalten hat.

 

Andererseits wies idea.de am 26.11.2013 unter dem Titel „HR-Beitrag ‚verleumdet‘ Evangelikale“ (- klick)den Vorwurf, evangelikale Organisationen wie Wüstenstrom (die auch bei der ökumenischen Arbeitsgruppe Homosexualität und Kirche ins Visier geraten sind) würden Homosexuelle diskriminieren und Homosexualität für heilbar halten in ungewohnt scharfem Ton als verleumderisch zurück.

[Anmerkung: Der Hessische Rundfunk hat Fehler in dem entsprechenden Beitrag eingeräumt, er ist auch online nicht mehr abrufbar]

Ist eine Trendwende in Sicht? Domradio.de zitiert in einem Beitrag zu „Hitzlspergers Austritt aus der Selbstverleugnung“ (- klick)vom 10.01.2014 Michael Diener, der bisher nicht als Freund der Homosexuellen in der Kirche galt wie folgt: Ich glaube, dass wir uns als Evangelikale grundsätzlich schwer tun mit allem Fremden, Andersartigen. Mich wundert, dass die Liebe Gottes, die uns doch so wichtig ist, oft zu lieblosem Verhalten führt.“ Töne, die hoffen lassen...

 

Auch der Pressesprecher der Evangelischen Kirche in Deutschland, Oberkirchenrat Reinhard Mawick wies mich bei einem Telefongespräch auf moderate und selbstkritische Töne des Vorsitzenden der Deutschen Evangelischen Allianz in dem Artikel „Die Sünden der Frommen“  im christlichen PRO-Medienmagazin (- klick) hin.

 

Erhellend in diesem Zusammenhang ist vielleicht auch ein Interview mit Michael Diener (- klick), das auf youTube veröffentlicht wird.

 

Es scheint also so zu sein, dass auch bei den evangelikalen Gruppierungen ein Umdenkprozess begonnen hat. – Aber was heißt eigentlich  a u c h  bei den evangelikalen Gruppierungen? Bis jetzt war ja nahezu ausschließlich von Evangelikalen die Rede… Aber natürlich haben wir uns auch bei weiteren christlichen Organisationen über deren Positionen zur Homosexualität erkundigt.

 

Bei der Römisch-Katholischen-Kirche haben wir das erzbischöfliche Ordinariat Freiburg kontaktiert, bei der Neuapostolischen Kirche das Sekretariat des Stammapostels und die Pressesprecherin der Gebietskirche Süddeutschland, bei der Kirche Jesu Christi der Heiligen der letzten Tage den stellvertretenden Direktor Öffentlichkeitsarbeit Europa, Dr. Ralf Grünke, und bei der Evangelischen Kirche Deutschland deren Pressesprecher, Reinhard Mawick.

Dabei haben wir jeweils die gleichen vier Fragen gestellt:

 

  1. Wie ist die Lehrmeinung Ihrer Kirche zum Thema Homosexualität?
  2. Wie sieht Ihre Kirche insbesondere die Pathogenese und die Frage  einer möglichen Heilbarkeit von Homosexualität?
  3. Wie ist in Ihrer Kirche die allgemeine Sprachregelung für den Umgang mit Schwulen und Lesben (haben Homosexuelle z.B. Zugang zu geistlichen Ämtern)?
  4. Wie steht Ihre Kirche zur gleichgeschlechtlichen Ehe?

 

Die Antworten, die (abgesehen von denen der EKD) zum Teil übereinstimmend waren, wurden unterschiedlich ausführlich beantwortet.

Das zentrale religiöse Heiligtum der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage: Der imposante Mormonen-Tempel in Salt Lake City im amerikanischen Bundesstaat Utah.

Am formalsten (und gründlichsten!) fielen die Antworten der Organisation aus, die viele gar nicht auf dem Radar haben, wenn es um christliche Kirchen  geht, nämlich die Mormonen (korrekt: Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage). Ralf Grünke anwortete wie folgt:

 

1. Wie ist die Lehrmeinung der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage zum Thema Homosexualität?

  • „Die Hinwendung zum eigenen Geschlecht geht mit tiefen Empfindungen einher – in seelischer, gesellschaftlicher wie auch körperlicher Hinsicht. Alle Kinder unseres himmlischen Vaters möchten lieben und geliebt werden.“ (Broschüre Gott liebt seine Kinder, 2007,http://www.lds.org/manual/god-loveth-his-children/001?lang=deu)
  • „Der Prophet Nephi aus dem Buch Mormon verlieh Gefühlen, die wir alle haben, Ausdruck, als er eingestand, dass er ‚die Bedeutung von allem‘ nicht wisse. Er bezeugte jedoch: ‚Ich weiß, dass [Gott] seine Kinder liebt.‘ (1 Nephi 11:17.) Gott liebt tatsächlich alle seine Kinder. Viele Fragen, so auch diejenigen, die sich auf die Hinwendung zum eigenen Geschlecht beziehen, können erst in der Zukunft oder im nächsten Leben beantwortet werden. Gott hat uns aber zu unserer Orientierung einfache, unwandelbare Wahrheiten offenbart. Er liebt alle seine Kinder, und weil er Sie liebt, können Sie ihm vertrauen.“ (Broschüre Gott liebt seine Kinder, 2007, http://www.lds.org/manual/god-loveth-his-children/001?lang=deu)

 

2. Wie sehen die Mormonen insbesondere die Pathogenese und die Frage  einer möglichen Heilbarkeit von Homosexualität?

  • „Die Kirche bezieht nicht Stellung zu den Ursachen solcher Anfälligkeiten und Neigungen, einschließlich der, sich zum eigenen Geschlecht hingezogen zu fühlen. Das sind wissenschaftliche Fragestellungen – ob etwas angeboren oder anerzogen ist –, dazu nimmt die Kirche nicht Stellung […] Überdies sind bei der Behandlung verschiedener seelischer Befindlichkeiten zum Teil sehr ungute Methoden angewandt worden. Überdosierung von Medikamenten bei Depressionen fällt einem dazu beispielsweise ein. Die zweifelhaften Therapieformen bei der Behandlung von Homosexualität haben zu einigen schwerwiegenden Missgriffen geführt, und das wird in Fachkreisen inzwischen auch eingeräumt.“ (Elder Dallin H. Oaks, Wie steht die Kirche zu homosexuellen Neigungen und zur gleichgeschlechtlichen Ehe?, 2006, http://www.presse-mormonen.de/artikel/interview-homosexuelle-neigungen)
  • „Fallstudien haben meines Erachtens gezeigt, dass es in einigen Fällen gelungen ist, dem Betroffenen bei der Änderung seiner sexuellen Ausrichtung zu helfen, in anderen Fällen aber nicht. Als Kirche jedoch, der es ja um den Menschen geht, richten wir unser Hauptaugenmerk nicht darauf. Uns geht es um all das andere.“ (Elder Lance B. Wickman, Wie steht die Kirche zu homosexuellen Neigungen und zur gleichgeschlechtlichen Ehe?, 2006, http://www.presse-mormonen.de/artikel/interview-homosexuelle-neigungen)


3. Wie ist die allgemeine Sprachregelung für den Umgang der Mormonen mit Schwulen und Lesben (haben Homosexuelle z.B. Zugang zu geistlichen Ämtern)?

  • „Sie sind ein Sohn oder eine Tochter Gottes, und wir wenden uns Ihnen von ganzem Herzen und mit aller Zuneigung zu. Auch wenn Sie sich gegenwärtig zum eigenen Geschlecht hingezogen fühlen, können Sie ein glückliches Leben führen, sittlich rein bleiben, in der Kirche Bedeutendes leisten, volle Gemeinschaft mit den anderen Heiligen genießen und am Ende alle Segnungen des ewigen Lebens empfangen.“ (Broschüre Gott liebt seine Kinder, 2007, http://www.lds.org/manual/god-loveth-his-children/001?lang=deu)
  • „Das heißt für mich, dass jemand mit diesen Neigungen, der sie unter Kontrolle hält oder, falls er ihnen nachgegeben hat, angemessen davon umgekehrt ist, das Recht hat, in der Kirche alles zu tun, was jedes alleinstehende Mitglied der Kirche tun kann. Es gibt einige wenige Berufungen, wie die des Bischofs, für die man verheiratet sein muss, aber das ist eher die Ausnahme. Jede Berufung als Lehrer oder Missionar kann von Alleinstehenden ausgeübt werden. Alle Menschen, die mit Versuchungen – Versuchungen jeglicher Art – zu kämpfen haben, sind zu dieser Art des Dienens willkommen, solange sie auf die rechte Weise kämpfen und so leben, dass sie für eine Berufung als Lehrer, Missionar oder etwas anderes in Frage kommen.“ (Elder Dallin H. Oaks, , 2006, http://www.presse-mormonen.de/artikel/interview-homosexuelle-neigungen)


4. Wie stehen die Mormonen zur gleichgeschlechtlichen Ehe?

  • „Wir, die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage, wenden uns voller Verständnis und mit allem Respekt denen zu, die sich zu Angehörigen des gleichen Geschlechts hingezogen fühlen. Wir sind uns dessen bewusst, dass dies zu großer Einsamkeit führen mag, aber dem, was vor dem Herrn recht ist, muss auch Rechnung getragen werden. Wir bestätigen den Grundsatz der Lehre, der auf heiligen Schriften beruht, dass die Ehe zwischen Mann und Frau im Plan des Schöpfers für die ewige Bestimmung seiner Kinder unverzichtbar ist. Die Zeugungskraft darf nur zwischen einem Mann und einer Frau angewandt werden, die rechtmäßig miteinander verheiratet sind.“ (Verlautbarung der Ersten Präsidentschaft, 2004, http://www.presse-mormonen.de/artikel/gleichgeschlechtliche-ehe)


Vielleicht interpretiere ich diese Aussagen falsch, aber mir scheint schon, dass man Dr. Grünkes Zitate so zusammenfassen kann, dass Homosexuelle bedauernswerte Opfer ihrer Veranlagung sind, denen man jede Unterstützung angedeihen lassen sollte, und denen jederzeit eine kirchliche Karriere offensteht… - jedenfalls solange sie nicht offen schwul leben (Frauen haben in der Hierarchie der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage sowieso keine Chance). Die Frage nach einer möglichen Heilbarkeit wird nicht ausdrücklich verneint, und eine Ehe unter gleichgeschlechtlichen Partnern scheint bei den Mormonen ausgeschlossen zu sein!

 

Kurz: Die Regel der Mormonen besagt: Was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß.

Das zentrale religiöse Heiligtum der Neuapostolischen Kirche in Süddeutschland: Das „Palazzo Protzo“ genannte Kirchengebäude der NAK-Gemeinde Karlsruhe Mitte

Und damit liegen die Mormonen ziemlich genau auf der gleichen Linie wie die Neuapostoliken…  Deren höchste geistliche Instanz, der sog. Stammapostel, Jean-Luc Schneider, ein Franzose mit Tätigkeitschwerpunkt in Afrika, hat mit der Beantwortung unserer Fragen seinen Pressesprecher Peter Johanning, ehrenamtlich auch in der NAK-Gebietskirche Nordrhein-Westfalen als Laienprediger im Bischofsrang tätig, beauftragt… - Und Peter Johanning hat in seiner uns hinlänglich bekannten arroganten Art und Weise die folgende „Dreisatz“-Antwort geschickt:

 

(Zitat) „Liebe Frau Tamm,


Stammapostel Schneider hat mich gebeten, Ihre Email zu beantworten. Unsere Haltung zum Thema Homosexualität ist auf unserer internationalen Webseite hinlänglich beschrieben. Bitte schauen Sie beispielsweise auf  http://www.nak.org/de/glaube-kirche/nak-von-a-bis-z/glossar/all/homosexualitaet/ .

 

Liebe Grüße,

Peter Johanning“ (Zitatende)

 

Diese Verlautbarung beantwortet aber eben unsere Fragen nicht korrekt, denn sie sagt lediglich:

  • Homosexualität

(Gleichgeschlechtliche Liebe )

 

Praktizierte Homosexualität heißt die Neuapostolische Kirche aufgrund der biblischen Grundlagen und der christlichen Tradition nicht gut. Ob und in welchem Umfang ein Mensch, der in seiner homosexuellen Veranlagung absolut festgelegt ist, durch das Praktizieren seiner Homosexualität Schuld gegenüber Gott auf sich lädt, liegt allein im Ermessen Gottes.

In diesem Zusammenhang wird ausdrücklich darauf hingewiesen, dass die sexuelle Veranlagung für die seelsorgerische Betreuung der Glaubensgeschwister keine Bedeutung hat.

Glaubensgeschwister, die Homosexualität praktizieren bzw. in einer homosexuellen Partnerschaft leben, können keine Amts- und Lehrtätigkeit in der Kirche ausüben.

 

Kein Wort zur Pathogenese und zur Frage einer möglichen Heilbarkeit von Homosexualität, aber auch kein Wort dazu, wie die Neuapostolische Kirche zur gleichgeschlechtlichen Ehe steht. Und in typisch neuapostolischer Fickfackerei drückt sich die NAK auch um eine klare Aussage zu der Überlegung, ob Homosexualität sündhaft sein könnte. Die Formulierung ob durch das Praktizieren seiner Homosexualität Schuld gegenüber Gott auf sich lädt, liegt allein im Ermessen Gottes räumt aber immerhin die Möglichkeit ein, dass es Sünde sein könnte.

 

Das widerspricht aber einer Aussage des sogenannten Bezirksapostels Armin Brinkmann, der in einer uns vorliegenden E-Mail an einen Kollegen in Österreich ausführte, Homosexualität sei für ihn eine sexuelle Disposition, die in der Schöpfungsstruktur zugelassen ist. – Und damit stimmt er im Prinzip unseren einleitenden Gedanken zu, denen zufolge die Praktizierung von Homosexualität allenfalls dann eine Sünde sein kann, wenn Strafrechtsvorschriften, wie sie in Deutschland(!!) gelten, verletzt werden. – (Da es Länder gibt, die praktizierte Homosexualität per se unter Strafe stellen, bitte ich, die kleine Einschränkung zu beachten.)

 

Was also nun? Sünde oder Gottes Wille? Denn Brinkmanns Formulierung „Homosexualität ist für mich eine sexuelle Disposition, die in der Schöpfungsstruktur zugelassen ist.“ bedeutet letztendlich nichts anderes, als dass es sich um Gottes Willen handelt.

 

Dass es seit 2011 in der NAK-Gebietskirche NRW/Deutschland nicht nur  eine Richtlinie „Segensgebet für eingetragene Partnerschaften“ (- klick) sondern auch Homo-Ehen gibt – in der NAK-Gemeinde Mechernich wurde vom zuständigen Bezirksevangelisten eine Schwulenhochzeit zelebriert, von einer weiteren Paarsegnung in Mettmann berichtet das Forum des Gay-Union e.V. (- klick) – scheint folgerichtig zu sein. Schade nur, dass die NAK es nicht über sich bringt, diesen Segen im gottesdienstlichen Rahmen unter die trinitarische Formel zu stellen!

 

Und es gibt in der NAK-NRWoffen homosexuell lebende Amtsträger [wobei ich einfach einmal die Tatsache, dass jemand ein Profil auf GayRomeo (- klick) unterhält, so interpretiere, dass er offen homosexuell lebt], mindestens zwei und die in exponierter Funktion, einer sogar im unmittelbaren Mitarbeiterbereich/Stab des Bezirksapostels.

 

Letzteres scheint in der NAK-Gebietskirche Süddeutschland undenkbar zu sein. Von dort liegt uns eine ausführlichere Stellungnahme der Kirchensprecherin Susanne Raible vor, die allerdings im Wesentlichen die unter dem von Johanning angeführten Weblink abrufbaren Positionen wiedergibt.

Immerhin erklärt Raible den Satz „Praktizierte Homosexualität heißt die Kirche aufgrund der biblischen Grundlagen und der christlichen Tradition nicht gut“ wie folgt:

 

(Zitat) „[…] Dort, wo die Heilige Schrift eine klare Aussage macht, verstehen wir neuapostolischen Christen sie für uns als bindend, insbesondere wenn die Autorität Jesu Christi dahinter steht. Findet sich jedoch keine eindeutige Aussage zu einem Themenkomplex, sieht es die Kirchenleitung als ihre Aufgabe, den Mitgliedern zu raten. So erklärt sich, wenn gesagt wird: ‚Die Kirche heißt dies und jenes nicht gut‘. […]“ (Zitatende)

 

Und das verstehe ich als „Da die Bibel keine eindeutige Antwort zu der Fragestellung liefert, raten wir vorsichtshalber ab“

 

Leider war auch von Raible keine klare Stellungnahme zur Frage der „Homo-Ehe“ zu bekommen.  Dafür hat sie die Frage nach Pathogenese und Heilbarkeit ganz klar beantwortet:

 

(Zitat) „[…]Homosexualität wird nicht als Krankheit (?!) verstanden, daher kann ich Ihnen zu „Heilung“ nichts sagen. […]“ (Zitatende)

 

Aus den wenigen uns jetzt vorliegenden Informationen lässt sich zumindest sagen, dass man als homosexuelles Mitglied der Neuapostolischen Kirche wohl Glück haben kann, aber auch im finsteren Mittelalter landen… je nachdem, in welcher Gebietskirche, bzw. welchem Apostelbereich man landet. So liberal es scheinbar in NRW zugeht, so finster sieht es unseren Informationen zufolge in Sachsen aus… Wir werden demnächst gesondert darüber berichten…

Für uns in diesem Zusammenhang sehr erstaunlich: Die Neuapostolische Kirche nimmt für sich in Anspruch, dass ihr Apostolat vom Heiligen Geist gelenkt sei. Wenn ich aber die unterschiedlichen Ansichten und Vorgehensweisen in den einzelnen Gebietskirchen bzw. Apostelbereichen sehe, scheint mir, dass der Heilige Geist durchaus sich einander widersprechende Auffassungen vertritt und entsprechend unterschiedlich lenkt…

 

[Lesetipp: Einen weiteren Einblick in die neuapostolische Doppelmoral bietet auch unser Newsblog vom 17.02.2014 „Die NAKIS und die Schwulen“ (- klick)]

 

Eine Gruppierung innerhalb der NAK sollten wir vielleicht noch erwähnen: Die Regenbogen-NAK (- klick), eine Gruppe von Schwulen, Lesben, Bi-und Transsexuellen innerhalb der Neuapostolischen Kirche, die zurzeit große Stücke auf sich hält und die auch kräftig die Werbetrommel für ihre Religionsgemeinschaft rührt. Allerdings spiegelt die Homepage dieser Organisation nichts von der Hoffnungsfreude wieder, die Mitglieder der Regenbogen-NAK auf Drittforen und Plattformen, wie facebook oder der NAK-eigenen Sektenplattform nacworld.net verbreiten.

 

Grund für diese gelegentlich zu spürende Euphorie dürfte die Tatsache sein, dass die NAK-Führung der Regenbogen-NAK eine Präsentationsplattform auf dem in diesem Jahr zum ersten Mal stattfindenden „Internationalen Kirchentag (IKT) der NAK“ zur Verfügung stellt. – Was die Verantwortlichen der Regenbogen-NAK dabei übersehen, ist die Tatsache, dass sie damit eine „Feigenblatt-Funktion“ für die Führungsfunktionäre der NAK und eine Unterstützung für deren in jüngster Zeit verstärktes Wording übernehmen.

 

Wir sind überzeugt davon, dass die NAK die Unterstützung nicht wirklich ernst meint. Vielmehr sind wir der Meinung, dass der Apostelverein NAKI e.V., Zürich, die Regenbogen-NAKler braucht, um im Buhlen um die Gunst der ACK-Verantwortlichen einen positiven Eindruck  zu machen und von den in Gottesdiensten überall in Deutschland immer noch zu hörenden reaktionären Ansichten abzulenken.

 

Kurz: Die Neuapostolische Kirche macht auch im Bereich Umgang mit Homosexualität auf uns keinen vertrauenerweckenden Eindruck.

Luftaufnahme des Freiburger Münsters [Erlaubnis des Urhebers zur Kopie, Verbreitung und Modifikation des Bildes unter den Bedingungen der GNU-Lizenz für freie Dokumentation liegt vor. Quelle und Original (- klick) ins Bild]

Wenig vertrauenerweckend erschien uns zunächst auch die relativ kurze Antwort der katholischen Kirche. Stellvertretend für die weltweit größte Glaubensgemeinschaft überhaupt (es gibt mehr Katholiken als es insgesamt Moslems gibt) haben wir uns, wie gesagt, an das Erzbistum Freiburg gewendet. Von dort hat uns Brigitte Thanner aus der Pressestelle des Erzbischöflichen Ordinariats die folgende Antwort geschickt:

 

(Zitat) „Sehr geehrter Herr Schlangen,

 

Ihr Schreiben vom 31. Januar haben wir erhalten.

 

Die Haltung der katholischen Kirche zum Themenkomplex ist bekannt.

 

Klar ist:

 

Die Liebe Gottes gilt allen Menschen – unabhängig von Alter, Geschlecht, Hautfarbe oder sexueller Orientierung.

Einzelheiten zur Praxis in der Erzdiözese Freiburg können Sie im Internet nachlesen:

 

http://www.seelsorgeamt-freiburg.de/html/ansprechpartner/pastoral_mit_homosexuellen_frauen_und_maenner.html?t=

 

Hier finden Sie zahlreiche Informationen und Möglichkeiten zum Download weiterführender Texte.

 

Mit freundlichen Grüßen

Brigitte Thanner“ (Zitatende)

 

Bei näherer Betrachtung entpuppte sich der angeführte Link aber als brauchbare Informationsquelle. Eine Informationsquelle freilich, die sehr wohl deutlich macht, dass auch innerhalb der RKK unterschiedliche Strömungen aktiv sind. Und in Freiburg scheint eine liberalere Strömung aktiv zu sein als andernorts – z.B. in der Erzdiözese Köln…

 

Grundsätzlich klar ist zunächst allerdings, dass „praktizierende Homosexuelle“ so, wie das offiziell auch in der NAK festgelegt ist, keinen Zugang zu einem geistlichen Amt haben. Dies allerdings nicht  deshalb, weil die Homosexualität ein Hindernis wäre, sondern weil praktizierte Sexualität generell ein Hemmnis ist, die notwendigen Weihen zu erhalten. Der Zölibat gilt für alle Männer in Weiheämtern der römisch-katholischen Kirche, egal ob homo oder hetero.

 

Ob das Erzbistum Freiburg auch in Sachen „Homo-Ehe“ fortschrittlicher denkt, als die RKK insgesamt, bleibt abzuwarten. Wir haben eine entsprechende gezielte Anfrage an das Seelsorgeamt des erzbischöflichen Ordinariats gerichtet.

Pastoralreferentin Dipl.-Theol. Simone Burster aus der Abteilung „Seelsorge mit homosexuellen Frauen und Männern“ hat uns von dort wie folgt geantwortet:

 

(Zitat) „Gelegentlich gibt es hier Anfragen zur liturgischen Begleitung homosexueller Paare. Wir verweisen dann an Ansprechpersonen in verschiedenen Dekanaten. Was daraus wird, verfolgen wir nicht weiter.  Im Rahmen der speziellen Gottesdienste finden m.W. keine Segnungen statt.“ (Zitatende)


Also gilt für uns bis auf weiteres das, was in bisher veröffentlichten Schriften ausgesagt wird:

 

(Zitat) „[...]

 

7. Die Kirche, die ihrem Herrn gehorsam ist, der sie gegründet und ihr das sakramentale Leben eingestiftet hat, feiert den göttlichen Plan der Liebe und der Leben schenkenden Vereinigung von Mann und Frau im Sakrament der Ehe. Einzig und allein in der Ehe kann der Gebrauch der Geschlechtskraft moralisch gut sein. Deshalb handelt eine Person, die sich homosexuell verhält, unmoralisch.

 

[…]

 

9. Auch innerhalb der Kirche hat sich eine Tendenz entwickelt, die, von Pressionsgruppen mit unterschiedlichen Namen und verschiedenem Umfang gebildet, den Eindruck zu erwecken sucht, als ob sie sämtliche homosexuelle Personen, die katholisch sind, vertreten würde. Tatsächlich sind jedoch ihre Anhänger zumeist auf jene Personen begrenzt, die entweder die Lehre der Kirche nicht kennen oder sie irgendwie zu untergraben suchen. Man versucht, auch solche homosexuelle Personen unter dem Schild der Katholischen zu sammeln, die keinerlei Absicht haben, ihr homosexuelles Verhalten aufzugeben. Eine der dabei verwendeten Taktiken besteht darin, im Ton des Protestes zu erklären, daß jede Art von Kritik oder Vorbehalt gegenüber homosexuellen Personen, ihrem Verhalten und ihrem Lebensstil lediglich Formen ungerechter Diskriminierung seien.

[…]

Die Kirche kann demgegenüber nicht ohne Sorge sein; deshalb hält sie an ihrer klaren Position diesbezüglich fest, die weder durch den Druck staatlicher Gesetzgebung noch durch den gegenwärtigen Trend geändert werden kann. Sie bemüht sich aufrichtig um die vielen Menschen, die sich von den Bewegungen zugunsten der Homosexualität nicht vertreten fühlen, und zugleich um diejenigen, die versucht sein könnten, an deren trügerische Propaganda zu glauben. Sie ist sich bewußt, daß die Ansicht, homosexuelles Tun sei dem geschlechtlichen Ausdruck ehelicher Liebe gleichwertig oder zumindest in gleicher Weise annehmbar, sich direkt auf die Auffassung auswirkt, welche die Gesellschaft von Natur und Rechten der Familie hat, und diese ernsthaft in Gefahr bringt. [...]“ (Zitatende)

  • Aus dem "Schreiben der Kongregation für die Glaubenslehre an die Bischöfe der katholischen Kirche über die Seelsorge für homosexuelle Personen" vom 1. Oktober 1986.

 

(Zitat) „[…]8. Im Gegensatz zur beständigen Lehre des kirchlichen Lehramtes und des sittlichen Empfindens des christlichen Volkes haben heute einige unter Berufung auf Beobachtungen psychologischer Natur damit begonnen, homosexuelle Beziehungen mit Nachsicht zu beurteilen, ja sie sogar völlig zu entschuldigen.

[…]

Sicher muss man sich bei der seelsorglichen Betreuung dieser homosexuellen Menschen mit Verständnis annehmen und sie in der Hoffnung bestärken, ihre persönlichen Schwierigkeiten und ihre soziale Absonderung zu überwinden. Ihre Schuldhaftigkeit wird mit Klugheit beurteilt werden. Es kann aber keine pastorale Methode angewandt werden, die diese Personen moralisch deswegen rechtfertigen würde, weil ihre Handlungen als mit ihrer persönlichen Verfassung übereinstimmend erachtet würden. Nach der objektiven sittlichen Ordnung sind homosexuelle Beziehungen Handlungen, die ihrer wesentlichen und unerlässlichen Zuordnung beraubt sind. Sie werden als die traurige Folge einer Verleugnung Gottes dargestellt.

Siehe:  Röm 1, 24-27: “Darum lieferte Gott sie durch die Begierden ihres Herzens der Unreinheit aus, so dass sie ihren Leib durch ihr eigenes Tun entehrten: sie vertauschten die Wahrheit Gottes mit der Lüge, sie beteten das Geschöpf an und verehrten es anstelle des Schöpfers - gepriesen ist er in Ewigkeit. Amen. Darum lieferte Gott sie entehrenden Leidenschaften aus: ihre Frauen vertauschten den natürlichen Verkehr mit dem widernatürlichen; ebenso gaben die Männer den natürlichen Verkehr mit der Frau auf und entbrannten in Begierde zueinander; Männer trieben mit Männern Unzucht und erhielten den gebührenden Lohn für ihre Verirrung”. Vgl. auch, was der hl. Paulus über die Knabenschänder in 1 Kor 6,10 und 1 Tim 1,10 sagt. […]“ (Zitatende)

  • Aus: Kongregation für die Glaubenslehre, Erklärung Persona Humana zu einigen Fragen der Sexualethik, vom 29. Dezember 1975; abgedruckt in: Johannes Stöhr (Hg.), Ehe und Familie im Lichte christlicher Spiritualität. Handbuch kirchlicher Texte, Band 1, Bamberg 2000 (Schriftenreihe der Gustav-Siewerth-Akademie), S. 340 f.

 

Ein „absoluter Hammer“ ist das folgende Zitat, welches auch klarstellt, wie frei Parlamentarier, die sich der katholischen Kirche zugehörig fühlen, bei ihren Entscheidungen sind:

 

(Zitat) „[…]

Wird der gesetzgebenden Versammlung zum ersten Mal ein Gesetzesentwurf zu Gunsten der rechtlichen Anerkennung homosexueller Lebensgemeinschaften vorgelegt, hat der katholische Parlamentarier die sittliche Pflicht, klar und öffentlich seinen Widerspruch zu äußern und gegen den Gesetzesentwurf zu votieren. Die eigene Stimme einem für das Gemeinwohl der Gesellschaft so schädlichen Gesetzestext zu geben, ist eine schwerwiegend unsittliche Handlung. […]“(Zitatende)

  • Aus der Verlautbarung „Ewägungen zu den Entwürfen einer rechtlichen Anerkennung der Lebensgemeinschaft zwischen homosexuellen Personen“ der Glaubenskongregation vom 3. Juni 2003.


Quelle für die drei letzten Zitate: www.kath-info.de/homo.html (- klick)

 

Erschreckend mittelalterlich, der sich ergebende Befund. Allerdings wissen Schwulen, Lesben, Bi-und Transsexuelle woran sie bei der Römisch-Katholischen-Kirche sind. Und wenn sie der Kirchenlehre des Katholizismus vertrauen, also gläubige Katholiken sind, müssen sie eben ihre Sexualität (und damit ihre Identität) unterdrücken und verleugnen.  Wie gut das geht??? …

Allerdings frage ich mich, wie sehr man einer Kirche vertrauen und deren Lehre glauben kann, die derartige menschengemachte mittelalterliche Positionen vertritt. Mit dem Willen Gottes jedenfalls scheint mir das alles nicht viel zu tun zu haben…

 

Wer gehört, wie ich, zu denjenigen, die sich bereits während des gesamten Menüs auf das Dessert freuen? Beim Schreiben dieses Beitrags ging es mir ähnlich…

EKD-Kirchenamt im Hannover [Bild vom Inhaber des © , Axel Hindemith, weltweit zur bedingungslosen Nutzung freigegeben… Quelle Und Original (- klick) ins Bild]

So unterschiedlich und teilweise auch hoffnungsfroh die Situationen von Homo- Bi- und Transexuellen in den verschiedenen christlichen Religionsgemeinschaften auch sein mögen, freier Umgang mit und Akzeptanz von sexueller Vielfalt liegt innerhalb der Kirchen weit hinter der Einstellung der zunehmend säkularen Gesamtgesellschaft zurück. Nur bei einer Religionsgemeinschaft in Deutschland ist das anders:

 

Käme ich noch einmal auf die Welt – in Deutschland, würde als homo-. bi- oder transsexuell geboren und würde mich im Laufe des Lebens dem Christentum zuwenden, dann käme für mich aus verschiedenen Gründen ausschließlich eine Dachorganisation in Frage: Die evangelische Kirche in Deutschland (EKD).

 

Zu den verschiedenen Gründen zählt für mich, dass meines Erachtens die EKD der jesuanischen Urlehre am Nächsten kommt. Aus allen als authentisch akzeptierten Überlieferungen in den Evangelien und Briefen der Apostel geht nämlich eindeutig hervor, dass Jesus von Nazareth nicht im Sinn hatte, eine Kirche zu gründen, schon gar nicht hatte er vor, eine patriarchal-hierarchische Amtskirche zu gründen. Vielmehr belegen die Überlieferungen sehr deutlich, dass Diskriminierung von Frauen und Minderheiten eine Erfindung der Kirche ist und nicht mit den Tatsachen des Lebens der jesuanischen Urgemeinschaft korrespondiert (immer vorausgesetzt, man akzeptiert Jesus von Nazareth als historische Person); und sie belegen, dass nicht eine vertikale Führungsstruktur vorherrschte, sondern dass das allgemeine Priestertum aller Gläubigen die Lebenswahrheit der jesuanischen Urgemeinde am ehesten wiederspiegelt.  – Wir brauchen das an dieser Stelle nicht zu vertiefen, denn diese Wahrheiten haben wir an mehreren Stellen auf unserer Website belegt.

 

Aus diesen Wahrheiten resultiert denn auch die föderale und demokratische Struktur der EKD, die eine der Voraussetzungen für den toleranten und lockeren Umgang von „Gottes Kindern“ miteinander ist. (Den Begriff Gottes Kinder habe ich bewusst gewählt, denn wenn ich der Bibel glaube, muss ich auch glauben, dass alle Menschen gleichberechtigte Gotteskinder sind). Ein Resultat der ziemlich unverkrampften evangelischen Kirchenlehre ist aber auch, dass Pastorinnen und Bischöfinnen  zum Einsatz kommen - auf Augenhöhe mit ihren männlichen Kollegen.

Ein bisschen von dieser Lockerheit kam auch rüber, nachdem ich die oben erwähnte Anfrage an die Pressestelle der Evangelischen Kirche in Deutschland gemailt hatte…

 

Es dauerte kaum 5 Minuten, dass unser Telefon klingelte… am Apparat war der Pressesprecher der EKD, Oberkirchenrat Mawick, der darum bat, kurzerhand einen Termin zu vereinbaren, bei dem man die Fragen im offenen Austausch in einem Telefongespräch erörtern könnte, statt lange formelle Briefe auszutauschen.

 

Allerdings wäre es vermutlich auch schwierig gewesen, die formellen Fragen allgemeinverbindlich für die EKD zu beantworten, deren 24 Millionen Mitglieder in 20 Landeskirchen organisiert sind. Denn anders als die NAK-Gebietskirchen, deren Führungsfunktionäre von dem Schweizer Apostelverein NAKI e.V., Zürich, eingesetzt und gesteuert werden, sind die evangelischen Landeskirchen tatsächlich rechtlich und theologisch selbstständig. Und die Evangelische Kirche kennt kein Lehramt!

 

Folglich würden unsere Fragen bei den evangelischen Landeskirchen durchaus unterschiedlich beantwortet werden, doch kann man sagen, dass die nachfolgend skizzierten Positionen, die sich im Gespräch mit Reinhard Mawick herauskristallisiert haben, zwischen den Landeskirchen weitgehend als Konsens betrachtet werden können:

 

Die biblische Quellenlage wird als eher „dünn“ betrachtet, wobei einschränkend zusätzlich davon ausgegangen wird, dass in diesen Texten eher Verwerfungen der damaligen Gesellschaften zum Ausdruck kommen. Von daher ist es ausgeschlossen, dass (praktizierte) Homosexualität als Sünde betrachtet werden könnte.

Folgerichtig ist die sexuelle Orientierung kein Hinderungsgrund für den Zugang zu einem Seelsorgeamt, es gibt in mehreren Landeskirchen Pfarrer, die in homosexuellen Partnerschaften/Ehen leben.  Und das gilt auch für Pfarrerinnen

 

Pfarrerin Untch aus München z.B.: Sie ist lesbisch und lebt seit 17 Jahren mit ihrer Frau zusammen, seit 2005 sind sie vor dem Gesetz verheiratet. Aus ihrer Homosexualität macht die Pfarrerin kein Geheimnis, und bisher [das war im Mai 2012] hatte niemand aus der Gemeinde ein Problem damit. „Pfarrerin Untch ist sehr beliebt“, sagt ein Gemeindemitglied. „Dass sie lesbisch ist, spielt für uns keine Rolle.“

Quelle:   http://www.welt.de/regionales/muenchen/article106285768/Wenn-die-Pfarrerin-eine-andere-Frau-liebt.html (- klick)

 

Oder das Beispiel der evangelischen Pfarrerin Eli Wolf, die in 2012 ein Kind mit ihrer Partnerin der nordrhein-westfälischen Staatssekretärin im Ministerium für Gesundheit und Emanzipation Marlis Bredehorst (Grüne) bekommen hat. Pfarrerin Wolf hat in ihrer Kirche nur Positives erfahren: „Die pure Freude!“

Quelle:   http://www.bild.de/news/inland/lesbisch/politikerin-und-pfarrerin-kriegen-baby-22660028.bild.html (- klick)

 

Sogar im konservativen Baden-Württemberg ist Homosexualität bei Pfarrerinne und Pfarrern kein Problem, wenn wir sehen, dass sich die lesbischen Pfarrerinnen und schwulen Pfarrer in den Evangelischen Landeskirchen in Baden und in Württemberg selbstbewusst in die Diskussion um die umstrittenen Leitprinzipien zur sexuelle Vielfalt im Bildungsplan 2015 des Landes Baden-Württemberg einbringen.

Quelle:    http://www.unserekirche.de/gesellschaft/aktuell/homosexualitaet-im-unterricht-sorgt-fuer-diskussionsstoff_10721.html (- klick)

 

Selbstverständlich ist die sogenannte „Homo-Ehe“ in der EKD kein Problem. Wo zwei Menschen sich in Liebe vereinen darf die Kirche den Segen Gottes nicht verweigern. Dennoch wird auch im teilweise innerhalb der EKD umstrittenen Familienpapier (- klick) die Rolle der „Hetero-Ehe“ als Keimzelle (im wahrsten Sinne des Wortes) der Gesellschaft eine Vorrangstellung eingeräumt.

Nach allem, was bis dahin zu erfahren war, ist denn auch klar, dass die Vorstellung, Homosexualität könnte in irgendeiner Weise heilbar sein, nicht zur evangelischen Denke gehört, vielmehr geht man mehrheitlich von einer nicht wandelbaren sexuellen Prägung aus.

 

Mein Fazit, nach Abwägung aller zur Verfügung stehenden Informationen: Wenn schon Christ, dann am besten evangelisch, erst recht dann, wenn man zur Minderheit der Schwulen. Lesben, Bisexuellen und Transsexuellen gehört – Punkt!

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