... wir bringen Licht ins Dunkel!
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Im Christentum unserer Zeit spielen die kanonischen Evangelien, die Apostelgeschichte und die Offenbarung eine zentrale Rolle. Im ausgehenden ersten und frühen zweiten Jahrhundert existierten jedoch eine ganze Reihe von Evangelien für alle möglichen frühchristlichen Richtungen und Strömungen, die je nach Gemeinde hoch im Kurs standen.

 

Erst ab Mitte des zweiten Jahrhunderts christlicher Zeitrechnung begannen die wichtigsten Bischöfe (das waren die noch von den Aposteln eingesetzten regionalen Stellvertreter des Apostolats und deren Nachfolger) in Konzilen darüber zu befinden, welche Schriften als göttlich inspiriert gelten können, und welche eben nicht – also apokryph sind.

 

Doch wie sind diese Texte entstanden, was war ihre Absicht, und was können wir heute über ihre Inhalte sagen? Hier erfährst Du, was diese Schriften ausmacht – ohne mystische Verklärung, sondern verständlich und mit einem kritischen Blick auf die Fakten.

nicht kanonische Evangelien

Neben den vier kanonischen Evangelien gab es – wie gesagt – eine Vielzahl anderer Evangelien, die im frühen Christentum kursierten. Eines der bekanntesten ist das Thomas-Evangelium, das vermutlich älter ist als einige kanonische Texte:

  • Entstehung: Das Thomas-Evangelium könnte bereits um die Mitte des 1. Jahrhunderts entstanden sein und enthält 114 Aussprüche Jesu.
  • Besonderheit: Im Gegensatz zu den kanonischen Evangelien erzählt es keine Geschichten über Jesu Leben, Tod oder Auferstehung, sondern konzentriert sich auf seine Lehren.
  • Theologische Ausrichtung: Es zeigt eine mystisch-philosophische Sichtweise und betont die Selbsterkenntnis als Weg zur Erlösung.

Bedeutung der nicht kanonischen Evangelien

Diese Texte geben Einblick in die Vielfalt der frühen christlichen Traditionen und Glaubensvorstellungen. Sie zeigen, dass es keine einheitliche Lehre gab, sondern verschiedene Gemeinschaften unterschiedliche Aspekte von Jesus und seiner Botschaft betonten. Viele dieser Schriften wurden später als „apokryph“ abgelehnt, weil sie nicht mit den Lehren der aufstrebenden Großkirche übereinstimmten.

Die kanonischen Evangelien:

Theologie statt Biografie:

Die Evangelien nach Matthäus, Markus, Lukas und Johannes erzählen die Geschichte von Jesus – seiner Geburt, seinem Wirken, seinem Tod und seiner Auferstehung. Doch sie sind keine Augenzeugenberichte oder historische Biografien im heutigen Sinne. Ihre Verfasser wollten vor allem die Bedeutung von Jesus für die frühen christlichen Gemeinden hervorheben. Sie vermittelten jedoch nicht jesuanische sondern paulinische Lehre.

Ihr Gehalt an echten Jesuswörten ist äußerst gering!

Wichtige Fakten:

  • Theologische Absicht: Die Evangelien sind darauf ausgelegt, den Glauben zu stärken und eine bestimmte Botschaft zu vermitteln.
  • Anonyme Autoren: Die traditionellen Namen Matthäus, Markus, Lukas und Johannes wurden den Texten erst später zugeordnet.
  • Textveränderungen: Abschriften und redaktionelle Bearbeitungen führten zu Abweichungen und machen die Rekonstruktion eines „Originaltextes“ schwierig.

Die Entstehung der Evangelien

  1. Markus (ca. 70 n. Chr.): Das älteste Evangelium, entstanden kurz nach der Zerstörung Jerusalems. Markus zeigt Jesus als leidenden Messias und betont das kommende Gottesreich.
  2. Matthäus (ca. 80–90 n. Chr.): Für eine jüdische Leserschaft geschrieben, stellt Matthäus Jesus als Erfüllung alttestamentlicher Prophezeiungen dar. Seine bekannten Texte wie die Bergpredigt unterstreichen Jesu Rolle als Lehrer.
  3. Lukas (ca. 80–90 n. Chr.): Lukas richtet sich an eine gebildete, teils griechische Leserschaft. Er betont die universale Botschaft Jesu und hebt dessen Mitgefühl für Ausgegrenzte hervor. Sein Evangelium und die Apostelgeschichte bilden ein zweiteiliges Werk.
  4. Johannes (ca. 90–100 n. Chr.): Dieses Evangelium unterscheidet sich stark von den anderen. Es enthält lange (nicht authentische) Reden Jesu und eine symbolische Darstellung seiner Taten. Johannes beschreibt Jesus als Offenbarung Gottes.

Widersprüche und Absicht

Die Evangelien enthalten Unterschiede in Details wie Jesu Geburtsort, seiner Abstammung und den Ereignissen der Auferstehung. Das liegt daran, dass jede Gemeinschaft, für die diese Texte geschrieben wurden, eigene Fragen und Bedürfnisse hatte. Die Evangelien sind daher mehr als theologische Erklärungen zu verstehen, die bestimmte Glaubensvorstellungen vermitteln.

Die Apostelgeschichte

Der Beginn der Kirche

Die Apostelgeschichte wurde vom gleichen Autor wie das Lukasevangelium geschrieben. Sie schildert, wie die frühe christliche Gemeinschaft nach dem Tod Jesu wuchs, beleuchtet aber in erster Linie die Reisen des Apostels Paulus

Wichtige Themen:

  • Pfingsten: Der Heilige Geist kommt auf die Jünger herab und sie beginnen, in verschiedenen Sprachen zu sprechen.
  • Mission: Die Apostel, besonders Petrus und Paulus, verbreiten die Botschaft von Jesus.
  • Gemeinschaft: Die ersten Christen teilen alles miteinander und versuchen, in Einheit zu leben.

Historische Einschätzung:

Die Apostelgeschichte ist eine theologisch geprägte Darstellung der Anfänge des Christentums. Sie ist kein neutraler Bericht über historische Ereignisse, sondern betont den Erfolg und die Richtigkeit der christlichen Bewegung aus paulinischer Sicht.

Die Offenbarung des Johannes

Ein Blick in die Zukunft?

Die Offenbarung (auch Apokalypse genannt) wurde wahrscheinlich gegen Ende des 1. Jahrhunderts verfasst. Ihr Autor gibt sich als Johannes aus, doch ob dieser mit dem Verfasser des Evangeliums übereinstimmt, ist unklar.

 

Inhalt: Die Offenbarung beschreibt in symbolischen Bildern das Ende der Welt, das Gericht Gottes und das Kommen eines neuen Himmels und einer neuen Erde. Bekannte Bilder sind das Tier mit der Zahl 666 und das Neue Jerusalem.

 

Bedeutung: Die Offenbarung sollte Christen ermutigen, die in schwierigen Zeiten lebten. Sie ist kein „Zukunftsfahrplan“, sondern eine Ermutigung für die damalige Gemeinschaft, im Glauben stark zu bleiben.

 

Kritische Perspektive: Die Bildsprache der Offenbarung ist komplex und oft missverstanden worden. Historisch gesehen spiegelt sie die Situation der Christen unter römischer Verfolgung wider.

Zusammenfassung:

Die Evangelien, die Apostelgeschichte und die Offenbarung sind wichtige Zeugnisse der frühen christlichen Bewegung. Sie sind jedoch keine historischen Dokumente, sondern an die Menschen zu ihrer Entstehungszeit gerichtete theologische Texte, die den Glauben und die paulinische Botschaft von Jesus für ihre jeweilige Zeit vermitteln sollten.

Mit diesem Wissen kannst Du diese Schriften besser verstehen und sie kritisch hinterfragen.

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am 01.01.2025

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