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Die Babylonische Gefangenschaft Geschichte o. Glaubensmärchen?

Was erzählt die Bibel?

Wenn man das Alte Testament aufschlägt, stößt man früher oder später auf ein zentrales Ereignis: die Babylonische Gefangenschaft. Damit ist eine Zeit gemeint, in der viele Menschen aus dem Königreich Juda – vor allem die Oberschicht – angeblich von den Babyloniern verschleppt und ins Exil nach Babylon (im heutigen Irak) gebracht wurden.

 

Besonders im Buch Daniel wird diese Zeit zu einer spannenden Kulisse für Geschichten mit hohem Unterhaltungswert:

  • Daniel und seine Freunde werden als kluge junge Männer aus dem Königshaus vorgestellt, die in Babylon eine Art Spezialausbildung durchlaufen.
  • Sie weigern sich, unreine Speisen zu essen und halten trotzdem eine Topform – ein Wunder, wie es die Bibel schildert.
  • Daniel deutet Träume des Königs Nebukadnezar, als hätte er einen direkten Draht zum Himmel.
  • In der berühmten Geschichte von der Feuerprobe überleben seine Freunde einen brennenden Ofen – weil ein Engel sie beschützt.
  • Später wird Daniel selbst in eine Löwengrube geworfen, kommt aber unversehrt wieder raus – erneut durch göttlichen Schutz.

Diese Geschichten sind dramatisch, märchenhaft und manchmal sogar witzig – aber sind sie historisch glaubwürdig?

Was sagen Historiker und Archäologen?

Tatsächlich gab es das babylonische Exil. Das ist gut belegt:

  • Im Jahr 586 v. Chr. zerstörten die Babylonier unter König Nebukadnezar II. Jerusalem, rissen den Tempel nieder und verschleppten Teile der Elite nach Babylon.
  • Dieses Exil dauerte mehrere Jahrzehnte – bis die Perser unter Kyrus dem Großen Babylon eroberten und den Exilanten die Rückkehr erlaubten (ca. 539 v. Chr.).

Aber jetzt kommt der Knackpunkt:


Das Buch Daniel wurde nicht zur Zeit des Exils geschrieben, sondern erst rund 400 Jahre später – nämlich im 2. Jahrhundert v. Chr., zur Zeit der sogenannten Makkabäer. Viele Fachleute sind sich einig: Das Buch benutzt die alte Exil-Zeit nur als Kulisse, um politische Botschaften für die eigene Gegenwart zu verpacken.

 

Daniel war also keine historische Figur, sondern eher ein literarisches Symbol für Treue zum eigenen Glauben in Zeiten von Unterdrückung. Die Visionen und angeblichen Vorhersagen im Buch Daniel wirken nur deshalb so treffsicher, weil sie nachträglich geschrieben wurden – ein bisschen wie wenn heute jemand einen Rückblick auf die Fußball-WM 2014 schreibt und dann so tut, als hätte er schon 500 Jahre vorher gewusst, dass Deutschland 7:1 gegen Brasilien gewinnt.

Warum das wichtig ist

Die biblische Darstellung vom babylonischen Exil ist kein objektiver Tatsachenbericht, sondern eine Mischung aus Erinnerung, Legende und politischer Botschaft. Geschichten wie die von Daniel in der Löwengrube zeigen weniger, was wirklich war, sondern vielmehr, was geglaubt werden sollte. Sie dienten der Ermutigung: „Wenn du an Gott festhältst, wird er dich beschützen – egal, wie schlimm es kommt.“

 

Für Menschen, die an Wunder glauben möchten, mag das tröstlich sein. Aber aus epistemologischer Sicht – also aus Sicht der Erkenntnistheorie – ist klar: Beweise für die Wundergeschichten gibt es nicht. Keine archäologische Spur von Daniel, keine Berichte über Engel in Feueröfen oder Löwengruben.

Fazit für kritische Köpfe

  • Die babylonische Gefangenschaft hat tatsächlich stattgefunden – das ist historisch belegt.
  • Die Geschichten im Buch Daniel sind literarisch spannend, aber historisch unglaubwürdig.
  • Sie wurden lange nach den angeblichen Ereignissen verfasst und benutzen das Exil als Bühne für glaubensstärkende Botschaften.
  • Wer ein naturwissenschaftliches Weltbild vertritt, sieht in diesen Geschichten keine Wunder, sondern Mythen mit moralischer Absicht.

Oder in einfachen Worten:
 

Die Daniel-Geschichten sind wie biblisches Theater,
aber leider kein Dokumentarfilm.

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