... wir bringen Licht ins Dunkel!
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In der Bibel wimmelt es nur so von Propheten. Ihre Geschichten klingen beeindruckend: Sie sollen Botschaften direkt von Gott erhalten und diese an das Volk weitergegeben haben. Manche Propheten wie Jesaja, Jeremia oder Daniel werden in Christentum und Judentum sogar als unfehlbare Vermittler von Gottes Plan gefeiert. Besonders gern wird behauptet, sie hätten Jahrhunderte im Voraus präzise Ereignisse vorhergesagt – etwa die Geburt Jesu in Bethlehem. Aber wie viel Wahrheit steckt hinter diesen Geschichten? Sind Propheten wirklich Beweise für das Wirken eines Gottes? Lass uns einen genaueren Blick darauf werfen.

 

Zuerst ist es wichtig zu verstehen, was eine Prophetie überhaupt sein soll: Prophetien sind Vorhersagen über Ereignisse, die in der Zukunft passieren könnten. Diese Art der Vorhersage ist in vielen Religionen zu finden, aber die Bibel ist besonders bekannt für die Schriften ihrer Propheten, die als „Seher“ galten. Die Frage ist jetzt: Haben sie wirklich vorhergesehen, was später eingetreten ist, oder gibt es andere, weniger mystische Erklärungen?

Wer waren die biblischen Propheten?

Die Propheten der Bibel werden als Menschen beschrieben, die von Gott „gerufen“ wurden. Sie traten oft in schwierigen Zeiten auf, etwa wenn Israel in Kriegen verwickelt war oder religiöse und moralische Krisen herrschten. Ihre Aufgabe war es angeblich, das Volk Israel zur Umkehr zu bewegen, es zu warnen oder Hoffnung zu spenden.

 

Das machte manche Propheten weniger zu "Gottes Sprachrohr" als vielmehr zu  politischen Akteuren. Sie nutzten ihre „Visionen“, um Einfluss auf das Volk und die Könige zu nehmen. Ihre Botschaften dienten dazu, die Macht bestimmter Gruppen zu stärken oder Gegner zu diskreditieren. Propheten waren also nicht nur religiöse Figuren, sondern auch Strategen und Manipulatoren.

 

Zu den bekanntesten Propheten gehören:

  • Jesaja: Er soll den Messias vorausgesagt haben.
  • Jeremia: Bekannt als der „weinende Prophet“.
  • Daniel: Mit seinen Visionen wird er oft als „Prophet der Endzeit“ bezeichnet.
  • Hesekiel: Bekannt für seine seltsamen Visionen, wie das Tal der trockenen Gebeine.

Auf den ersten Blick wirken deren Geschichten gewaltig und inspirierend. Doch jetzt wird es spannend: Wie glaubwürdig sind sie wirklich?

Das Problem mit Prophetien

Ein großes Argument für die Bedeutung der Propheten ist die angebliche Erfüllung ihrer Vorhersagen. Viele Christen behaupten, dass die Prophetien des Alten Testaments im Neuen Testament Wirklichkeit wurden. In einer Reihe von Veröffentlichungen im Internet und auf dem Büchermarkt werden tatsächlich Zahlen genannt, die teils bis zu 3.000 Prophetien umfassen sollen, die angeblich präzise eingetroffen seien. Das bekannteste Beispiel ist die Geburtsgeschichte von Jesus, die in den Evangelien bewusst so abgefasst wurde, dass der Eindruck entsteht, Jesaja (Stammbaum und Jungfrauengeburt), Jeremia (das Knabenmassaker), Hosea (Rückkehr nach der Flucht nach Ägypten) und Micha (Geburtsort Bethlehem) hätten diese Ereignisse vorhergesagt.

 

Aber hier ist der Haken: Wenn man genauer hinschaut, merkt man schnell, dass diese „Erfüllungen“ oft nichts anderes sind als nachträglich angepasste Erzählungen. Die Autoren des Neuen Testaments kannten die Texte des Alten Testaments sehr gut. Sie haben Geschichten – wie die Geburt Jesu – oft so geschrieben, dass sie wie die Erfüllung von Prophetien wirken. Das nennt man rückwärtige Erfindung oder „Pseudoprophetie“.

 

Stellen wir uns vor, ein Prophet hätte vorhergesagt, dass „große Flüsse austrocknen werden und Völker hungern müssen.“ Nun, das klingt beeindruckend – bis man sich klar macht, dass Trockenheit und Hunger in der Geschichte der Menschheit immer wieder vorkamen.
Eine solche Vorhersage könnte zu fast jeder Zeit in vielen Teilen der Welt eintreffen. Das heißt, wenn man etwas vage formuliert, dann wird es irgendwann irgendwo schon „erfüllt“ erscheinen. Prophetien neigen oft dazu, in einer Form formuliert zu werden, die alles Mögliche bedeuten kann. – Da ist es dann auch nicht besonders schwierig, irgendwann eine „Erfüllung“ zu finden, die darauf passt.

 

Und schließlich gibt es da noch die Art der Prophetien, die so formuliert sind, dass sie allgemeine menschliche Wünsche oder Ängste ansprechen. Wenn ein Prophet sagt, dass „Friede auf Erden“ kommen wird, dann ist das eine wunderbare Vorstellung, die uns allen gefällt. Aber es ist nicht wirklich eine Vorhersage – es ist eher ein schöner Gedanke. So erfüllt sich eine Prophetie nicht automatisch, nur weil es ein kluger Kopf gesagt hat.

 

Zu dieser Art der Interpretation kommt noch hinzu, dass viele dieser „Erfüllungen“ nicht als direkte Vorhersage verstanden wurden, sondern eher als symbolische Aussagen, die viele mögliche Deutungen zulassen. Das bedeutet, dass der Text selbst keine klare, messbare Vorhersage trifft, sondern eher eine Botschaft vermittelt, die mit der Zeit unterschiedlich gedeutet werden kann

Waren Propheten echte Menschen?

Viele der Propheten waren wahrscheinlich historische Personen. Aber es gibt definitiv keine Beweise dafür, dass sie wirklich die übernatürlichen Dinge taten, die ihnen zugeschrieben werden. Oft wurden die Geschichten über sie Jahrhunderte später aufgeschrieben – also lange nach ihrem Tod.

 

Ein gutes Beispiel ist Daniel. Seine „Prophetien“ über kommende Reiche (z. B. Babylon, Persien, Griechenland) klingen auf den ersten Blick beeindruckend. Doch Historiker haben herausgefunden, dass das Buch Daniel erst geschrieben wurde, nachdem diese Ereignisse bereits passiert waren. Es handelt sich also um vorgeblich prophetische Geschichte, nicht um echte Vorhersagen.

Und was sagt die Wissenschaft?

Auch die historisch-kritische Forschung zeigt, dass die Prophetengeschichten nicht übernatürlich sind, sondern menschlich – und zwar in jeder Hinsicht. Heinz-Werner Kubitza beschreibt in seinem Buch „Der Glaubenswahn“, dass die Bibelautoren die Propheten idealisierten und viele Ereignisse dramatisierten, um ihre Religion zu stärken. Die sogenannte Prophetenverklärung diente dazu, dem Glauben eine besondere Autorität zu verleihen.

 

Zu ihrer Zeit „galten die Propheten zumeist nichts im eigenen Land“. Vielmehr wurden sie von ihren Zeitgenossen als Spinner und Verrückte betrachtet. Ich zitiere aus dem Buch „Der Glaubenswahn“  von Dr. theol. Heinz-Werner Kubitza [Details bei „Bücher für Erwachsene“ (klick)]:

 

„[…] Propheten haftete schon in der Antike der Nimbus des Verrückten und Verdrehten an. Sie traten als Extatiker auf und erregten Aufsehen. Die Verrücktheiten wurden, vielleicht ähnlich wie in heutigen Pfingstkirchen-Gemeinden, als besondere Gottespräsenz interpretiert. „Der Prophet ist ein Narr, der Mann, der den Geist hat, ist verrückt [meschugge]“, heißt es schon beim Propheten Hosea (9:7) Komma und er gibt damit offenbar verbreitete Meinungen über diesen Berufsstand wieder. Der Prophet Elisa wird des Öfteren direkt als „dieser Verrückte“ bezeichnet, so etwa in 2. Könige 9:11. Während der (unhistorischen) Wüstenwanderung wird von den Ältesten des Volkes berichtet, die sich plötzlich wie Propheten gebärden, dass sogar Josua darum bittet Mose möge dies abstellen. Zuweilen zeigen Propheten ihre Gottes-Nähe durch lautes Gebrüll an, was ähnlich sinnvoll ist wie die aus dem Neuen Testament bekannte Zungenrede, das Stammeln in unverständlichen Worten. Auch als König David vor der Bundeslade ekstatisch tanzt, rümpft seine Frau die Nase, ob dieser Verrücktheiten und schämt sich für ihren Mann. Schon vorher hatte König Saul Kontakte zu einer Prophetengemeinschaft, deren Ekstase offenbar mit einer Nacktheit in Gruppen zusammenhängt. Natürlich nur Männer.
[…]
Sie waren schon etwas seltsam die Menschen, die sich selbst für Propheten hielten. Inwiefern sie tatsächlich „abgedreht“ waren oder nur so taten weil man dies offenbar von ihnen erwartete, lässt sich schwer sagen. […]“

 

Es lohnt sich, das Buch ganz zu lesen. Dann erfährt man auch, wieso ein Prophet lange Zeit mit nacktem Hintern durch die Gegend gelaufen ist, ein anderer tagelang um einen Ziegelstein geschlichen ist, um ihn zu belagern, und wieder ein anderer seinen Kindern die Namen „Eilebeute“ und „Raschgeraubt“ gab…

Fazit: Mythen statt Magie

Die biblischen Propheten waren keine magischen Wahrsager, die Zukunftsvisionen von einem Gott erhielten. Vielmehr waren sie Menschen ihrer Zeit, die mit Sprache, Symbolen und Manipulation versuchten, ihre Botschaften zu verbreiten. Ihre „Prophetien“ sind oft nichts weiter als kluge Rückprojektionen oder Legenden.

 

Für uns heute sollte klar sein:
Es gibt keinen Grund, die Geschichten der Propheten als Beweise für übernatürliche Eingriffe zu sehen. Viel interessanter ist, was sie über die Kultur, Politik und Gesellschaft ihrer Zeit verraten. Fakten statt Fabeln – das hilft, die Bibel als das zu verstehen, was sie ist: Ein spannendes Buch, aber kein göttliches Werk.

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am 01.01.2025

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