Die Erzählung von der Hochzeit zu Kana (Joh 2:1-12) mit der Verwandlung von Wasser zu Wein ist eine der bekanntesten biblischen Erzählungen. Und dies, obwohl sie ausschließlich im Evangelium nach Johannes überliefert ist.
Hier in diesem Rahmen bietet diese Erzählung eine faszinierende Grundlage für eine kritische Analyse. Sie ist nicht nur das erste sogenannte Wunder im Johannesevangelium, sondern auch ein Text voller Symbolik, theologischer Konstruktionen und redaktioneller Absichten. Hier eine Bewertung aus historisch-kritischer Perspektive:
Die Verwandlung von Wasser in Wein ist ein klassisches Beispiel für ein „Epiphanie-Wunder“, das in antiken religiösen Texten oft vorkommt. Solche Geschichten hatten weniger die Absicht, historische Ereignisse zu berichten, als eine tiefere symbolische oder theologische Botschaft zu vermitteln.
Die Platzierung dieses ausschließlich bei Johannes überlieferten Wunders an den Beginn der Lehrtätigkeit Jesu und die enge zeitliche Nähe zur Tempelreinigung wirft Fragen auf.
Die Geschichte soll weniger ein „historisches Ereignis“ schildern als tatsächlich die Identität Jesu theologisch verdeutlichen:
Die „Wasser-in-Wein“-Erzählung ist eine theologische Konstruktion des Verfassers des Johannes-Evangeliums, um Jesus als den Bringer einer besseren, göttlichen Ordnung darzustellen. Sie enthält symbolträchtige Bilder, die Juden und frühe Christen ansprachen, ist jedoch historisch unglaubwürdig. In einer rationalen, wissenschaftlich orientierten Weltanschauung lässt sich diese Geschichte als literarisches Kunstwerk bewerten, nicht als Tatsachenbericht. Sie verdeutlicht vor allem, wie die Evangelisten ihre Texte nutzten, um theologische Aussagen zu machen, anstatt historische Chroniken zu schreiben.