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Das Weinwunder bei der Hochzeit

Die Erzählung von der Hochzeit zu Kana (Joh 2:1-12) mit der Verwandlung von Wasser zu Wein ist eine der bekanntesten biblischen Erzählungen. Und dies, obwohl sie ausschließlich im Evangelium nach Johannes überliefert ist.

 

Hier in diesem Rahmen bietet diese Erzählung eine faszinierende Grundlage für eine kritische Analyse.  Sie ist nicht nur das erste sogenannte Wunder im Johannesevangelium, sondern auch ein Text voller Symbolik, theologischer Konstruktionen und redaktioneller Absichten. Hier eine Bewertung aus historisch-kritischer Perspektive:

1. Historische Plausibilität

Die Verwandlung von Wasser in Wein ist ein klassisches Beispiel für ein „Epiphanie-Wunder“, das in antiken religiösen Texten oft vorkommt. Solche Geschichten hatten weniger die Absicht, historische Ereignisse zu berichten, als eine tiefere symbolische oder theologische Botschaft zu vermitteln.

  • Die einzige Quelle für dieses Ereignis ist das Johannesevangelium, das als das jüngste der Evangelien gilt und um das Jahr 90–100 n. Chr. Chr. entstanden sein dürfte. Es ist bekannt für seinen hohen theologischen und symbolischen Charakter. Historische Details scheinen hier oft zugunsten einer „höheren Wahrheit“ zurückzutreten.
  • Es gibt keine Bestätigung dieser Erzählung in den synoptischen Evangelien (Markus, Matthäus und Lukas), die früher entstanden sind. Dies wirft die Frage auf, ob diese Geschichte eine spätere literarische Konstruktion ist, die in den johanneischen Kontext eingefügt wurde.

2. Symbolik der Erzählung

  • Sechs Krüge für die rituelle Reinigung: Die Erwähnung von sechs steinernen Wasserkrügen ist kein Zufall. Im Judentum hatte Wasser für Reinigungsrituale eine zentrale Bedeutung. Die Umwandlung dieses Wassers in Wein könnte als Hinweis auf den Übergang von der jüdischen Tradition (Reinheit durch Wasser) hin zu einer neuen Ordnung (Wein als Symbol des kommenden messianischen Zeitalters oder des Neuen Bundes) verstanden werden.
  • Wein als Symbol: In der antiken Welt, besonders im Judentum und frühen Christentum, wurde Wein oft mit Freude, Fülle und dem messianischen Festmahl assoziiert. Jesus wird hier nicht nur als Wundertäter, sondern als Bringer des „besseren Weins“ dargestellt – eine theologische Aussage über seine Rolle als der Messias.
  • Die Zahl Sechs: Im jüdischen Denken war die Sieben eine Zahl der Vollständigkeit, während die Sechs unvollständige war. Dies könnte auf den unvollkommenen Zustand der alten Ordnung und die Vollkommenheit des neuen durch Jesus hindeuten.

3. Timing der Erzählung

Die Platzierung dieses ausschließlich bei Johannes überlieferten Wunders an den Beginn der Lehrtätigkeit Jesu und die enge zeitliche Nähe zur Tempelreinigung wirft Fragen auf.

  • Synoptische Abweichung: In den synoptischen Evangelien findet die Tempelreinigung am Ende von Jesu Wirken statt und wird mit der Eskalation der Konflikte mit der jüdischen Führungsschicht verknüpft. Im Johannesevangelium geschieht sie jedoch am Anfang, was eher ein theologisches Arrangement als ein historischer Ablauf sein dürfte.
  • Erzählfunktion: Johannes wird die Hochzeit zu Kana bewusst an den Anfang seiner Erzählung gesetzt haben, um Jesus als den Bringer der neuen göttlichen Ordnung und als jemanden mit einer einzigartigen Beziehung zu Gott vorzustellen.

4. Theologische Botschaft

Die Geschichte soll weniger ein „historisches Ereignis“ schildern als tatsächlich die Identität Jesu theologisch verdeutlichen:

  • Jesus handelt im Verborgenen, aber die Wirkung ist überwältigend – ein Motiv, das im Johannesevangelium häufig vorkommt.
  • Das „Beste“ kommt zuletzt: Das ist sicher eine Metapher für das Heil, das durch Jesus kommt, oder für die Überlegenheit des neuen Bundes gegenüber dem alten.

5. Kritik und Zweifel

  • Praktische Fragen: Warum sollte Jesus sein erstes Wunder dazu nutzen, Wein für eine Hochzeitsgesellschaft bereitzustellen? Es scheint, als würde die Geschichte keine größere moralische oder soziale Notlage lösen, was sie aus moderner Sicht trivial erscheinen lässt.
  • Legendäre Elemente: Die Geschichte ist mit den typischen Merkmalen einer Legende ausgestattet: eine private Feier, eine überschaubare Gruppe von Zeugen und ein Wunder, das weder groß verkündet noch in großem Stil dokumentiert wird.
  • Johanneische Redaktion: Da nirgends sonst darüber berichtet wird, ist davon auszugehen, dass die Geschichte erfunden wurde, um eine theologische Botschaft zu transportieren, ohne Rücksicht auf historische Genauigkeit.

F a z i t :

Die „Wasser-in-Wein“-Erzählung ist eine theologische Konstruktion des Verfassers des Johannes-Evangeliums, um Jesus als den Bringer einer besseren, göttlichen Ordnung darzustellen. Sie enthält symbolträchtige Bilder, die Juden und frühe Christen ansprachen, ist jedoch historisch unglaubwürdig. In einer rationalen, wissenschaftlich orientierten Weltanschauung lässt sich diese Geschichte als literarisches Kunstwerk bewerten, nicht als Tatsachenbericht. Sie verdeutlicht vor allem, wie die Evangelisten ihre Texte nutzten, um theologische Aussagen zu machen, anstatt historische Chroniken zu schreiben.

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