... wir bringen Licht ins Dunkel!
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Die Versuchung Jesu in der Wüste findet sich in den Evangelien nach Markus, Matthäus und Lukas, allerdings mit unterschiedlichen Details:

  • Markus (Mk 1,12–13): Markus berichtet sehr knapp, dass der Geist Jesus in die Wüste führte, wo er 40 Tage lang blieb, vom Satan versucht wurde und mit wilden Tieren lebte, während Engel ihm diente.
  • Matthäus (Mt 4,1–11): Matthäus beschreibt, dass Jesus nach 40 Tagen fasten hungrig war. Der Teufel fordert ihn dreimal heraus: Erst soll er Steine ​​in Brot verwandeln, dann sich von der Tempelzinne stürzen, damit Engel ihn retten, und schließlich soll er sich vor dem Teufel niederwerfen, um alle Reiche der Welt zu erhalten. Jesus weist ihn jedes Mal mit einem Zitat aus der Schrift zurück.
  • Lukas (Lk 4,1–13): Lukas erzählt dieselbe letzte Geschichte wie Matthäus, tauscht aber die Reihenfolge der beiden Versuchungen (die Reiche der Welt kommt an zweiter Stelle, der Tempelsturz an dritter).

Im Johannes-Evangelium wird die Versuchung nicht erwähnt, obwohl andere Ereignisse aus Jesu Leben, wie die Taufe, thematisiert werden.

 

Werfen wir einen genaueren Blick auf diese Story:

Die erzählerische Funktion der Geschichte

Die Erzählung erfüllt mehrere Funktionen:

  • Sie zeigt Jesus als „wahren Sohn Gottes“, der den Verlockungen des Satans widersteht und seine göttliche Mission beibehält.
  • Die Zahl „40“ (Tage) erinnert an andere biblische Geschichten wie die 40 Jahre Israels in der Wüste oder die 40 Tage von Mose auf dem Berg Sinai. Damit wird eine Verbindung zwischen Jesus und zentralen Figuren der jüdischen Tradition hergestellt.

Die Quelle und die historische Frage

Die Erzählung wird auf die sogenannte Logienquelle „Q“ zurückgeführt – eine hypothetische Sammlung von Jesusworten, die den Evangelien von Matthäus und Lukas zugrunde liegen könnte. Historisch betrachtet ist das Problematischste die Frage nach der Überlieferung: Wenn Jesus wirklich allein war, wer hat die Geschichte dann weitergegeben? Kein Evangelium behauptet, Jesus habe diese Episode später seinen Jüngern erzählt.

Symbolik und Theologie

Die Geschichte ist weniger ein Bericht realer Ereignisse als eine theologisch durchdachte Erzählung:

  • Der „Satan“ symbolisiert die Gegenkraft zu Gottes Willen.
  • Die Versuchungen stehen für zentrale Herausforderungen im Leben: materielle Bedürfnisse (Brot), persönliche Sicherheit (Tempelsturz) und Macht (Reiche der Welt).
  • Antworten Jesu zeigen, dass er sich konsequent auf Gott verlässt und seinen göttlichen Auftrag über persönliche Interessen stellt.

Kommentar: Kann das wirklich passieren?

Wenn du, wie ich, ein naturwissenschaftliches Weltbild hast, fragst du dich sicher, wie realistisch diese Geschichte ist. Als Kind hätte ich gesagt: „Aber wenn niemand dabei war, wer hat das denn geschrieben?“ Gute Frage! Selbst wenn Jesus die Begebenheit seinen Jüngern später erzählt hätte, bleibt die Frage, ob sie wörtlich oder ausgeschmückt überliefert wurde.

 

Theologisch geht es hier eher um eine Botschaft als um einen Bericht. Die Versuchungsgeschichte will nicht beweisen, dass Jesus Steine ​​in Brot verwandeln konnte, sondern dass er sich von Macht und Verlockungen nicht abbringen lässt. In der Antike war es völlig normal, Geschichten mit Symbolik und theologischen Absichten zu erzählen.

 

Aus historisch-kritischer Sicht ist zu sagen, dass diese Erzählung wohl genutzt wurde, um das Bild Jesu zu formen und ihn in die Traditionen der jüdischen Geschichte einzupassen. – Sie stammt also eindeutig aus vor-paulinischer Zeit!

Möglicherweise ist die „Versuchungsgeschichte“ aber auch erst unter Einfluss des Paulus entstanden. Dann ist sie eine literarische Erfindung als religiöser Lehrtext.

 

Und die 40 Tage Fasten? Wenn du 40 Tage nichts isst, wird dein Körper extrem schwach. Denkst du, jemand könnte in so einem Zustand noch hitzige Diskussionen mit Satan führen? Wahrscheinlich eher nicht.

F a z i t:

Diese Erzählung ist kein Augenzeugenbericht, sondern eine symbolische Geschichte. Sie zeigt, wie die Anhänger des Weges (also die frühen Judenchristen) Jesus als überlegene, göttliche Figur inszenieren wollten. Wichtig ist, sich bewusst zu machen, dass biblische Geschichten oft mehr Legende als historische Realität sind. Als junger Mensch kannst du lernen, solche Texte kritisch zu hinterfragen und zwischen Symbolik und Realität zu unterscheiden – das macht einen echten Denker aus!

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