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Von königlich bis triebhaft

Der Esel in der Bibel

Was das Bild mit dem Esel zu tun hat? Wir werden sehen...

 

In der Bibel taucht der Esel oft (mindestens 77 mal) auf – mal als edles Reittier, mal als sprechendes Wunderwesen, mal als Symbol hemmungsloser Lust. Warum das so ist, lässt sich mit einem Blick auf Geschichte, Kultur und menschliche Vorstellungskraft ganz nüchtern erklären.

Ein Tier für alle Fälle

Esel waren in der Antike überall. Sie waren das „Auto“ der kleinen Leute – billig, robust, genügsam. Wer sich kein Pferd leisten konnte, hatte einen Esel. Und deshalb reisten in der Bibel viele mit Eseln: Josef und Maria nach Bethlehem (auch wenn das mit dem Esel bei Maria so gar nicht im Text steht – das wurde erst später dazu erzählt. Das gilt übrigens auch für die Krippendarstellung mit Ochs und Esel), oder Jesus beim Einzug in Jerusalem.

 

Dass er dort auf einem Esel reitet, ist kein Zufall: Das sollte den Propheten Sacharja erfüllen (Sacharja 9,9), der von einem „demütigen König auf einem Esel“ sprach. Ein bewusster PR-Trick, um zu zeigen: „Schaut her, ich bin der Friedenskönig, nicht der Kriegsherr auf dem Pferd.“

 

Die Frage ist nur: Hat Jesus, dessen tatsächliche Existenz als historische Figur nach wie vor umstritten ist, sich diesen PR-Trick seinerzeit selbst ausgedacht? Oder ist er (wie fast alles in den Evangelien) später erdacht worden?

Der sprechende Esel

In 4. Mose 22 begegnet uns ein ganz besonderer Esel: Bileams Eselin sieht einen Engel, den ihr Besitzer nicht sieht – und plötzlich fängt sie an zu reden. So etwas wirkt auf uns heute wie ein Märchen oder ein Trickfilm. Damals diente die Geschichte als Gleichnis: Der Esel ist klüger als der Mensch – eine spöttische Warnung an die Überheblichen. Das Tier hat „spirituelle“ Sicht, während der Mensch blind bleibt. Heute würden wir sagen: eine Fabel mit einer Moral, kein Tatsachenbericht.

Und dann das Gegenteil: Der triebhafte Esel

Ganz anders in Hesekiel 23,19-20. Dort ist von zwei „Hurentöchtern“ die Rede, ein derber Vergleich für zwei Städte (Samaria und Jerusalem), die sich angeblich von fremden Göttern „verführen“ ließen. Um diese Abkehr von ihrem Gott besonders drastisch darzustellen, bedient sich der Prophet einer sexuell anzüglichen Sprache. Er vergleicht das sexuelle Begehren dieser Städte mit dem der „Liebhaber, deren Penisse wie Eselspenisse sind und deren Samenerguss dem von Hengsten gleicht“. Klare Absicht: schockieren, abstoßen, entwürdigen.

 

Dass der Esel hier als Symbol ungezügelter Sexualität auftaucht, hat einen Grund: Schon im Altertum galt das Tier als besonders triebhaft – wohl, weil sein Paarungsverhalten auffällig sichtbar war. Solche Beobachtungen prägten das Bild des Tieres in Mythen und Geschichten. Die Bibel hat das einfach übernommen.

Fazit für kritische Köpfe:

Die Bibel erzählt keine Tierdokumentationen. Sie benutzt Tiere wie Schauspieler: Mal als Symbole für Klugheit, Demut oder göttliche Nähe – mal für Unvernunft, Trieb oder Sünde. Der Esel musste dabei besonders oft herhalten, weil er in der damaligen Lebenswelt so präsent war. Je nachdem, welche Botschaft die Autoren vermitteln wollten, bekam der Esel eine passende Rolle verpasst.

 

Heute wissen wir: Esel sind weder göttlich hellsichtig noch sexuell enthemmt – sie sind einfach Tiere mit bestimmten Eigenschaften, die wir mit moderner Biologie gut erklären können. Was man daraus mitnehmen kann? Geschichten sind oft Spiegel ihrer Zeit. Wer sie verstehen will, muss wissen, warum und wie sie erzählt wurden.

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