... wir bringen Licht ins Dunkel!
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Noch bis ins vorige Jahrhundert wurde Mose sehr häufig als Verfasser des Pentateuchs bezeichnet, obwohl diese Aufassung seit dem Zeitalter der Aufklärung ab Beginn des 18. Jhdt. äußerst umstritten ist. Außerdem wurde Mose der 90. Psalm zugeschrieben.

 

Heute schließt ihn die Bibelwissenschaft als tatsächlichen Autor irgendwelcher biblischer Bücher aus. Und das ganz unabhängig von der Frage, ob Mose überhaupt als historische Persönlichkeit gelten kann.

 

Spoiler: Ist er nicht, wie wir hier sehen werden! Doch nun zunächst die Biographie des Mose, wie sie sich aus den biblischen Überlieferungen ergibt:

Die Geburt und Kindheit Moses

Die Mose-Geschichte beginnt im 2. Buch Mose (Exodus) mit der Schilderung seiner Geburt während der Unterdrückung der Israeliten in Ägypten. Der Pharao hatte befohlen, alle männlichen hebräischen Neugeborenen zu töten, um die Bevölkerung der Israeliten zu kontrollieren. Mose, ein hebräisches Kind, wird von seiner Mutter in einem Schilfkörbchen im Nil ausgesetzt, um sein Leben zu retten. Die Tochter des Pharaos findet ihn, adoptiert ihn und zieht ihn am ägyptischen Hof auf. Mose wächst somit als Hebräer in einer privilegierten, ägyptischen Umgebung auf, wobei seine Identität später zum zentralen Konflikt seines Lebens wird.

Flucht nach Midian

Nachdem Mose als junger Mann einen ägyptischen Aufseher erschlägt, der einen hebräischen Sklaven misshandelt, flüchtet er nach Midian, um der Strafe zu entgehen. Dort erbte er Zippora, die Tochter des Priesters Jethro, und wird Hirte.

Die Berufung am brennenden Dornbusch

Eines Tages erscheint Mose Gott in der Gestalt eines brennenden, aber nicht verbrennenden Dornbuschs. Gott offenbarte ihm mit dem Namen „Ich bin, der ich bin“ (JHWH) und beauftragt Mose, die Israeliten aus der ägyptischen Knechtschaft zu führen. Dieses Ereignis markiert den Beginn von Moses' Prophetenrolle.

Rückkehr nach Ägypten und        Konfrontation mit dem Pharao

Mose kehrt nach Ägypten zurück und fordert im Namen Gottes die Freilassung der Israeliten. Der Pharao weigerte sich wiederholt, woraufhin Gott zehn Plagen über Ägypten bringt. Schließlich gibt der Pharao nach, und Mose führt die Israeliten aus Ägypten in Richtung des „verheißenen Landes“.

Die Wüstenwanderung

Mose wird Anführer der Israeliten auf ihrer langen und beschwerlichen Wanderung durch die Wüste. Dabei vermittelt er zwischen Gott und dem Volk, das oft murrt und zweifelt. Am Berg Sinai erhält Mose die Zehn Gebote, die zentrale Grundlage der jüdisch-christlichen Ethik.

Der Tod Moses

Mose erreicht mit den Israeliten die Grenze des gelobten Landes, darf dieses jedoch selbst nicht betreten. Er stirbt im Alter von 120 Jahren auf dem Berg Nebo, wo Gott ihm noch einmal das Gelobte Land zeigt. Sein Grab bleibt unauffindbar.

Analyse und Interpretation                         der Mose-Geschichte

Symbolik und Bedeutung

Die Figur des Mose ist eine der zentralen Gestalten der Bibel und vereint prophetische, gesetzgeberische und führerische Funktionen. Er wird als der Vermittler zwischen Gott und seinem Volk dargestellt, dessen Aufgabe es ist, die göttlichen Gebote zu überbringen und die Israeliten in die Freiheit zu führen. Seine Lebensgeschichte ist voller archetypischer Motive: der bedrohte Retter, die Flucht in die Fremde, die Berufung durch eine höhere Macht und die Führung eines Volkes in die Freiheit.

 

Der brennende Dornbusch symbolisiert die göttliche Präsenz und die Offenbarung eines universellen Gottes, während die Zehn Gebote als Grundpfeiler einer göttlichen Moralordnung dienen. Moses‘ Rolle als Gesetzgeber erinnert stark an ähnliche Figuren anderer Kulturen, wie etwa den babylonischen König Hammurabi.

Historizität

Die historische Existenz von Mose ist äußerst umstritten. Es gibt keine archäologischen Beweise für Mose als historische Figur oder für die in der Bibel beschriebenen Ereignisse, wie etwa seine Adoption durch die Tochter des Pharaos, den brennenden Dornbusch oder die Plagen. Viele Forscher vermuten, dass die Mose-Erzählungen eine literarische Kompilation sind, die verschiedene ältere Mythen, Überlieferungen und religiöse Ideen zusammenführt.

  • Ägyptischer Kontext: Die Geschichte von Moses' Geburt und Aussetzung weist Parallelen zu anderen antiken Geschichten auf, wie der Legende von Sargon von Akkad, der ebenfalls in einem Körbchen auf einem Fluss ausgesetzt wurde. Dies deutet darauf hin, dass die Mose-Erzählung auf einem weitverbreiteten Erzählmotiv basiert.
  • Theologische Konstruktionen: Der brennende Dornbusch und die Offenbarung des göttlichen Namens scheinen weniger historische Ereignisse zu sein als theologische Konstruktionen, die die Einzigartigkeit und Universalität des jüdischen Gottes betonen sollen.
  • Propagandistische Funktion: Die Mose-Erzählungen dienen vermutlich dazu, die Identität und den Zusammenhalt des israelitischen Volkes in einer Zeit zu stärken, in der es politisch und kulturell um sein Überleben kämpft.

Wie ist diese Sage zu bewerten?

In der neueren historischen Forschung  wird die Figur Mose vorwiegend als idealisierter Gründer und Gesetzgeber eines Volkes verstanden, dessen Geschichte rückblickend geschrieben wurde, um die Legitimität der jüdischen Religion und der israelitischen Identität zu untermauern. Dabei spiegelt die Mose-Erzählung nicht nur religiöse, sondern auch politische und kulturelle Themen wider.

 

Unabhängig davon hat die Päpstliche Bibelkommission 1906 die traditionelle Auffassung bekräftigt, dass Mose den ganzen Pentateuch verfasst habe: Er habe das Werk zwar nicht unbedingt eigenhändig niedergeschrieben oder diktiert, aber das Werk der Schreiber autorisiert (De mosaica authentia Pentateuchi).

 

Aus wissenschaftlicher Sicht ist Mose weniger eine historische Person als viel mehr eine literarisch-theologische Projektion, die verschiedene Mythen und Traditionen miteinander verknüpft. Auf jeden Fall ist seine so entstandene Geschichte ein beeindruckendes Beispiel dafür, wie man konstruierte Erzählungen dazu verwenden kann, religiöse und/oder völkische Identitäten herzustellen sowie Glaubenssysteme zu formen.

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am 01.01.2025

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