Eine gewisse Maraike Finnern hat sich auf der Plattform einer christlichen Sekte als Anleiterin für geistlichen Missbrauch an Kindern hervorgetan! Sie verkauft als einfache Erklärung, was in Wirklichkeit eine gezielte Beeinflussung ist. Ihr Text eignet sich aber hervorragend, um an einem echten Beispiel aufzuzeigen, wie Indoktrination funktioniert, ohne dass das Wort „Indoktrination“ fällt:
Der Text, den Ihr gleich kommentiert lesen werdet, stammt – wie erwähnt – aus einem kirchlichen Umfeld. Er tut so, als wolle er einfach erklären, wie die Bibel entstanden ist – aber dabei wird vieles weggelassen und einiges behauptet, was man gar nicht beweisen kann.
Ihr werdet sehen, wie bestimmte Bilder (z. B. Gott als Künstler, der Heilige Geist als Wind) dafür sorgen sollen, dass man bestimmte Glaubenssätze schluckt, ohne sie zu hinterfragen.
Diese Kommentierung soll Euch dabei helfen, das zu erkennen – und Euch nicht so leicht manipulieren zu lassen.
Denn: Wer denkt, fragt. Und wer fragt, ist frei.
„Die Bibel ist mehr als ein altes Buch – sie ist wie eine Schatztruhe voller Geschichten über Gott und die Menschen.“
Hier wird gleich zu Beginn ein emotional aufgeladenes Bild benutzt, um Kinder positiv zu stimmen. Die Aussage, die Bibel sei „mehr als ein altes Buch“, ist jedoch eine theologische Behauptung –
keine neutrale Beschreibung.
Die Metapher der „Schatztruhe“ legt nahe, dass ihr Inhalt wertvoll, wahr und bedeutungsvoll sei – ohne dass diese Wertung kritisch hinterfragt wird.
„Mit anschaulichen Bildern und einfachen Vergleichen erfahren Kinder, wie die Bibel entstanden ist und warum sie heute noch so wichtig ist.“
Die Formulierung „warum sie heute noch so wichtig ist“ verrät bereits das Ziel der Darstellung: Nicht Aufklärung, sondern Sinnstiftung im Dienste eines Glaubenssystems. Die Kinder „erfahren“ hier nicht, wie die Bibel tatsächlich entstand, sondern wie eine Kirche ihre Entstehung auslegt.
„Die Bibel ist also kein Buch, das von einer einzigen Person geschrieben wurde, sondern eine Sammlung von vielen verschiedenen Büchern, die von vielen unterschiedlichen Autoren stammen.“
Dieser Teil ist sachlich korrekt – die Bibel besteht aus vielen Textsammlungen und wurde über viele Jahrhunderte hinweg von unterschiedlichen Autoren (und Redaktionen) verfasst. Die Betonung auf „vielfältige Autoren“ suggeriert Offenheit – aber was folgt, relativiert diese Offenheit sofort wieder dogmatisch:
„Gott selbst ist der Urheber dieser Texte. Er hat sie aber nicht selbst geschrieben, sondern Menschen ausgesucht, die über ihre Erlebnisse mit ihm und sein Wirken in der Welt schreiben sollten.“
Hier beginnt der eigentliche Indoktrinationsakt:
Die Behauptung „Gott ist der Urheber“ ist eine theologische Setzung ohne jede empirische Grundlage. Sie wird Kindern als Tatsache präsentiert – ohne jede Differenzierung oder Relativierung.
Die Vorstellung, Gott „habe Menschen ausgesucht“, unterstellt eine gezielte göttliche Einflussnahme – eine Vorstellung, die wissenschaftlich unhaltbar ist und zudem die Autonomie der Verfasser
leugnet.
„Diese Menschen haben ihre eigenen Erfahrungen und Gefühle in die Texte einfließen lassen. Das heißt, die Bibeltexte tragen die Handschrift der Menschen, die sie aufgeschrieben haben – aber sie stammen in ihrem Kern von Gott.“
Hier wird eine geschickte Doppelstrategie sichtbar: Die Texte sind einerseits menschlich (also nachvollziehbar, historisch), andererseits göttlich (also unfehlbar, autoritativ). Das ist eine theologische Deutung, die Kinder nicht als Deutung, sondern als Wahrheit präsentiert bekommen.
Besonders problematisch: Der Begriff „im Kern von Gott“ bleibt vage – gerade so, dass Widersprüche, Grauzonen und Abweichungen ignoriert werden können.
„Stellt euch vor, Gott ist wie ein Künstler, der viele unterschiedliche Pinsel in der Hand hat. [...] Aber der Künstler ist derselbe, und am Ende entsteht ein großes, wunderschönes Bild.“
Diese Metapher soll die Illusion einer einheitlichen göttlichen Botschaft erzeugen, obwohl die Bibel faktisch aus vielen widersprüchlichen und historisch gewachsenen Texten besteht.
Das „wunderschöne Bild“ ist ein emotionaler Trigger – er ersetzt Analyse durch Ästhetisierung. So werden Kinder sanft auf eine gewollte Glaubenshaltung vorbereitet.
„Man kann den Heiligen Geist mit dem Wind vergleichen, der ein Segelschiff vorantreibt.“
Diese Metapher dient der Vorstellung göttlicher Inspiration. Sie unterläuft die historische Realität, dass biblische Texte oft politischen, sozialen und theologischen Interessen dienten – nicht
göttlichem Diktat.
Der Vergleich macht die Vorstellung eines unsichtbaren, steuernden Geistes plausibel – ein klares Beispiel religiöser Suggestion.
„Sie [die Autoren] haben nicht einfach ihre eigenen Ideen zu Papier gebracht, sondern wurden von Gott gelenkt, genau das zu schreiben, was er wollte.“
Hier wird aus Deutung Dogma. Der Gedanke, dass Gott „genau das wollte“, was geschrieben wurde, ist nicht nur spekulativ, sondern gefährlich: Er immunisiert die Bibel gegen Kritik.
Diese Aussage widerspricht zudem der Realität vieler widersprüchlicher, grausamer oder schlicht falscher Bibelstellen. Das aber wird Kindern verschwiegen.
„Gott will uns durch die Bibel zeigen, wer er ist, wie er die Welt sieht und was er von uns Menschen erwartet.“
Hier beginnt die moralische Belehrung – aus der Bibel wird ein Werkzeug zur Lenkung des Lebens gemacht. Es geht nicht mehr um Entstehung, sondern um Gehorsam:
Was „Gott von uns erwartet“ wird zum Maßstab – doch wer bestimmt, was dieser Gott will? Antwort: die Kirche.
„Die Bibel ist kein vollständiger Bericht über alles, was Gott jemals getan hat. Sie erzählt uns das, was für unser Leben und unseren Glauben wichtig ist.“
Eine Schutzbehauptung gegen offenkundige Lücken und Widersprüche. Dass es sich um eine willkürliche Textsammlung handelt, deren Inhalte jahrhundertelang kontrovers diskutiert wurden (Kanonisierung!), bleibt unerwähnt.
„Die Bibel ist also wie ein großer Kompass, der uns hilft, den richtigen Weg im Leben zu finden.“
Das ist keine neutrale Aussage, sondern ein normativer Anspruch: Die Bibel ist der Wegweiser – andere Formen moralischer Orientierung (Ethik, Philosophie, Wissenschaft) bleiben unerwähnt oder werden implizit ausgeschlossen.
„Gott spricht auch heute noch durch die Bibel zu uns, wenn wir sie lesen.“
Diese Aussage verankert die Idee göttlicher Gegenwart – eine spirituelle Behauptung, die Kindern keine Wahl lässt. Wer „nicht hört“, ist offenbar taub für Gott – ein stiller Mechanismus der Schuldzuweisung.
„Und je mehr wir uns mit der Bibel beschäftigen, desto besser verstehen wir, was Gott uns sagen möchte.“
Hier wird Verstehen mit Gehorsam verwechselt. „Besser verstehen“ heißt im kirchlichen Kontext meist: sich besser unterordnen. Die Möglichkeit, dass jemand die Bibel liest und daraus keine göttliche Stimme hört, wird systematisch ausgeschlossen.
Maraike Finnern reproduziert – wahrscheinlich im vollen Bewusstsein – im Auftrag der sog. „neuapostolischen Kirche“ ein dogmatisches Weltbild, das Kindern die Möglichkeit nimmt, sich auf der Basis von Wissen, Zweifel und Urteilsfähigkeit eine eigene Meinung zu bilden.
Indem sie eine fragwürdige Metaphorik mit pseudodidaktischen Elementen kombiniert, betreibt sie eine Form religiöser Einflussnahme, die in ihrer Wirkung nicht harmlos, sondern manipulativ ist.