In den biblischen Überlieferungen erscheint König David im romantisch verklärten Bild eines zarten Hirtenknaben, der nach der Wahl Gottes zum König gesalbt wurde und als kleiner Flöten- oder Psalterspieler am Königshof weilt. Und eben als solch zarter Hirtenknabe hat er dann „mit einer List“ den „Riesen Goliath“ getötet… - So ungefähr jedenfalls.
Aus religiöser Sicht ist König David eine der zentralen Figuren des Judentums, Christentums und Islams. In der jüdischen Tradition gilt er als der bedeutendste König Israels, als Vorbild für Gerechtigkeit und als Verfasser vieler Psalmen. Im Christentum wird er als direkter Vorfahre Jesu betrachtet, während er im Islam als Prophet verehrt wird.
Im Tanach (dem Alten Testament der Bibel) wird David als von Gott auserwählter König beschrieben, der das Volk Israel vereinte und Jerusalem zur religiösen und politischen Hauptstadt machte. Seine Herrschaft steht für die Erfüllung göttlicher Verheißungen und für den Bund zwischen Gott und Israel. Besonders der „Davidische Bund“ (2. Samuel 7) ist theologisch bedeutsam: Gott verspricht, dass Davids Nachkommen auf ewig herrschen werden – eine Verheißung, die im Christentum auf Jesus gedeutet wird.
Die Psalmen, die David zugeschrieben werden, prägen das jüdische und christliche Gebet bis heute. Sie spiegeln die ganze Bandbreite menschlicher Emotionen breiter – von tiefem Vertrauen in Gott bis hin zu Klage und Reue. Letzteres ist besonders wichtig, da David trotz seiner moralischen Verfehlungen (z. B. die Affäre mit Batseba) als Vorbild für Reue und göttliche Gnade gilt.
Im Islam (im Koran als „Dawud“ bekannt) ist David ein Prophet und gerechter Herrscher, dem die Weisheit und das Psalmenbuch (Zabur) gegeben wurden. Er wird für seine Frömmigkeit, seine Gerechtigkeit und seine Fähigkeit, Recht zu sprechen, geschätzt.
Zusammenfassend ist König David eine religiöse Schlüsselfigur, die als Symbol für Gottes Erwählung, göttliche Gnade und die Verbindung zwischen Mensch und Gott dient. Seine Bedeutung reicht über das Judentum hinaus und beeinflusst auch christliche und islamische Glaubensvorstellungen.
Aber: Was, wenn diese Vorstellung falsch ist?
Tatsächlich ist die Biographie von König David nur schwer zu rekonstruieren. Außer den biblischen Erzählungen, die sich oft genug als reine Fantasy erweisen, haben wir nur wenige Hinweise auf seine Existenz. Die bekannteste außerbiblische Quelle ist die Tel-Dan-Stele (9. Jhdt. v.Chr.), die eine „Beit David“ („Haus Davids“) erwähnt. Dies deutet darauf hin, dass es eine historische Figur namens David gegeben haben könnte, die als Gründer einer Dynastie galt. Doch wer genau dieser David war, ist unklar.
Die Bibel zeichnet das Bild eines idealisierten Helden, dessen Lebensgeschichte von späteren Theologen und Geschichtsschreibern stark überarbeitet wurde. In den Samuelbüchern und den Königsbüchern erscheint David als:
Viele dieser Elemente haben eher einen theologischen als einen historischen Zweck. Sie sollten David als idealisierten König darstellen, dessen Dynastie – aus theologischer Sicht – von Gott selbst legitimiert wurde.
* W E N N * David eine historische Person war, dann vermutlich:
David war – falls er existiert hat – eher ein harter Krieger als ein zarter Psalterspieler. Die biblische Erzählung überhöht ihn aus religiösen und politischen Gründen. Archäologische Beweise für ein großes Davidisches Reich fehlen, aber es ist gut möglich, dass er ein lokaler Herrscher oder Warlord war, der sich durch geschickte Kriegsführung und politische Allianzen an die Macht brachte. Seine Biographie wurde im Laufe der Zeit idealisiert, um das Königtum Israels zu legitimieren.
Und jetzt kommen wir zurück auf die Frage „Was wäre, wenn“… Nämlich, wenn die historisch-wissenschaftlichen Erkenntnisse von den Religionen anerkannt würden? Würden die Fakten akzeptiert, hätte das weitreichende Folgen:
Der davidische Bund, die Legitimation Jesu als „Sohn Davids“ im Christentum und sogar die islamische Vorstellung von David als Prophet müssten komplett ad acta gelegt werden. Das würde zentrale Glaubensüberzeugungen als falsch entlarven – ein Szenario, das für abrahamitische Religionen absolut und definitiv nicht akzeptabel ist.
Religion und Wahrheit sind einander fremde Welten!