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Die sogenannte Weihnachtsgeschichte, wie sie in der christlichen Tradition erzählt wird, ist eine Zusammensetzung verschiedener Erzählungen aus den Evangelien nach Matthäus und Lukas. Beide Evangelien haben ihre eigene Version der Ereignisse rund um die Geburt von Jesus, die sich in vielen Punkten unterscheiden. Interessanterweise gibt es zwei andere Evangelien – Markus und Johannes – die überhaupt nichts über Jesu Geburt berichten. Das allein sollte uns schon stutzig machen: Wenn die Geburt so zentral wäre, warum schweigen dann zwei der vier Evangelisten darüber?

Die Erzählungen von Matthäus und Lukas

  • Matthäus beschreibt, wie Josef erfährt, dass Maria schwanger ist, obwohl sie keinen Mann "erkannt" hat – eine klare Anspielung auf die sogenannte Jungfrauengeburt. Hier taucht ein Engel auf, der Josef im Traum versichert, dass das Kind durch den Heiligen Geist gezeugt wurde. Matthäus verortet die Geburt in Betlehem, weil Jesus angeblich eine Prophezeiung erfüllen sollte, die im Alten Testament zu finden ist (Micha 5,1).

Danach wird die Geschichte mit großem Drama ausgeschmückt: Es kommen Sterndeuter (oft als die drei Könige interpretiert) aus dem Osten, um Jesus zu huldigen. Ein Stern führt sie zu ihm. Gleichzeitig wird berichtet, dass der König Herodes alle männlichen Säuglinge in Betlehem töten lässt, weil er Jesus als Bedrohung für seinen Thron sieht – der sogenannte Kindermord von Betlehem. Um diesem Massaker zu entkommen, flieht die Heilige Familie nach Ägypten.

  • Lukas erzählt eine ganz andere Geschichte. Hier steht die Rolle Marias im Mittelpunkt. Sie erfährt durch den Engel Gabriel von ihrer Schwangerschaft, bespricht diese Nachricht mit ihrer Cousine Elisabeth und begibt sich auf eine Reise zu ihr. Jesus wird in einem Stall geboren, weil Josef und Maria angeblich nach Betlehem reisen mussten, um an einer Volkszählung teilzunehmen. Dort habe es keinen Platz in einer Herberge gegeben. Hirten kommen, um dem neugeborenen Jesus zu huldigen, nachdem ihnen Engel die frohe Botschaft verkündet haben.

Widersprüche und Ungereimtheiten

Die beiden Geschichten sind auf den ersten Blick romantisch, doch sie passen kaum zusammen:

  • Geburtsort: Beide Evangelien setzen Jesus’ Geburt in Betlehem an, obwohl Jesus später als Nazarener bezeichnet wird. Offenbar sollte Jesus als Nachkomme Davids dargestellt werden, da dieser aus Betlehem stammte – eine Konstruktion, die alttestamentliche Prophezeiungen erfüllen soll.
  • Volkszählung: Die von Lukas beschriebene Volkszählung durch Kaiser Augustus hat historisch nie so stattgefunden. Es ist auch unlogisch, dass Menschen zur Registrierung in die Heimat ihrer Vorfahren reisen mussten.
  • Kindermord: Für den angeblichen Kindermord durch Herodes gibt es keinen historischen Nachweis. Kein anderer antiker Historiker, nicht einmal der jüdische Geschichtsschreiber Flavius Josephus, erwähnt dieses Ereignis.
  • Flucht nach Ägypten: Nur Matthäus berichtet davon. Lukas scheint keine Kenntnis von einer solchen Flucht zu haben, denn bei ihm kehrt die Familie einfach nach Nazareth zurück.

Die Kindheitsevangelien

Neben den kanonischen Evangelien gibt es sogenannte apokryphe Evangelien, die von den Kirchen nicht in die Bibel aufgenommen wurden. In einigen dieser Texte, wie dem Protoevangelium des Jakobus oder dem Kindheitsevangelium des Thomas, werden weitere Geschichten über die Geburt und Kindheit Jesu erzählt. Diese Schriften sind jedoch oft noch fantastischer:

  • Maria wird als eine fast übermenschliche Figur dargestellt, die selbst ein Wunderkind war.
  • Jesus zeigt bereits als Kind außergewöhnliche Fähigkeiten, zum Beispiel formt er aus Lehm Vögel, die dann lebendig werden.

Diese Texte verdeutlichen, wie stark die Frühzeit Jesu mit Mythen und Legenden ausgeschmückt wurde, um seine besondere Rolle zu betonen.

Analyse und Interpretation

Die Weihnachtsgeschichte ist alles andere als ein historischer Bericht! Vielmehr ist sie eine theologische Erfindung. Sie wurde so gestaltet, dass Jesus die Erwartungen an den Messias aus dem Alten Testament erfüllt. Das führt zu einer Vielzahl von Widersprüchen und Ungereimtheiten:

  • Die Autoren wollten Jesus sowohl als Mensch als auch als übernatürliche Figur darstellen. Das Konzept der Jungfrauengeburt und die Erscheinung von Engeln sollen seine göttliche Herkunft betonen.
  • Gleichzeitig wurde die Geschichte ausgeschmückt, um sie erzählerisch ansprechend und einprägsam zu machen. Kaum eine der erzählten Ereignisse hat eine historische Grundlage.

Mein Fazit:

Die Weihnachtsgeschichte mag für viele Menschen eine schöne Tradition sein, aber sie sollte nicht mit historischen Fakten verwechselt werden. Jugendliche sollten lernen, biblische Erzählungen kritisch zu hinterfragen. Warum wird die Geburt Jesu so stark betont, obwohl sie in der übrigen Bibel kaum eine Rolle spielt? Warum schweigen zwei der Evangelisten dazu?

 

Die Antwort liegt auf der Hand: Es ging den Autoren nicht um historische Genauigkeit, sondern darum, eine Geschichte zu schreiben, die ihren Glauben unterstützt. Wer die Fakten kennt, kann die Mythen als das erkennen, was sie sind: literarische Konstruktionen, die die religiösen Botschaften verstärken sollen. In einer modernen, wissenschaftlich geprägten Welt sollten wir uns von solchen Konstruktionen nicht blenden lassen, sondern die Tatsachen – und die dahinterliegenden Motive – erkennen.

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