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„Fußwaschung mit Schmutzwasser“

oder: Wie der Stammapostel                      das Denken reinigt

Eine Glosse zur sakralen Reinigungsfantasie des Jean-Luc Schneider
siehe hier: https://nac.today/fuse-reichen-waschen-aber-nicht/

Es begab sich aber zu der Zeit, da der Stammapostel aller Neuapostolischen Kirchen, Jean-Luc Schneider, am 30. März 2025 in Buenos Aires hinter das „Altar“ genannte Rednerpult trat, um die frohe Kunde einer sakralen Fußreinigung zu verkünden. Nicht etwa medizinisch-hygienisch – nein, rein herzmoralisch sollte es diesmal zugehen. Und was er da über Johannes 13 ausbreitete, war ein ganz besonderes Schaumbad: ein dogmatischer Seifenschaum, blubbernd aus der Tiefspüle kirchlicher Selbstvergewisserung.

 

„Jesus wusste, dass Gott alles in seine Hände gegeben hatte“,

 

verkündete der Stammapostel mit salbungsvoller Stimme. Eine bemerkenswerte Behauptung – immerhin steht der Satz so ähnlich nur (im Sinne von ‚ausschließlich‘) im Johannesevangelium, also in jenem esoterisch durchwirkten Textgeflecht, das Theologen seit jeher an der mangelnden Historizität verzweifeln lässt. Aber was soll’s, im neuapostolischen Himmel hängt die Plausibilität ohnehin nicht an kritischer Quellenanalyse, sondern an sakramental verbriefter Deutungshoheit.

 

Schneider hatte jedenfalls Großes vor: Die Fußwaschung als Multitool der Theologie. Drei Botschaften auf einmal? Kein Problem! Dienen, heiligen, erlösen – ein Waschgang, der alles kann. Vielleicht kommt demnächst noch das Sakrament der Schuhpolitur hinzu.

 

Doch damit nicht genug. Schneider ließ den Lappen kreisen und erklärte: Christus allein entscheidet, was „zum Heil notwendig“ ist – nicht das Gewissen, nicht das kritische Denken, nicht etwa eine historische Einsicht.
Man habe das zu akzeptieren, ob man es verstehe oder nicht. Glaub es einfach! – lautet die Devise. Das erinnert weniger an die „Freiheit eines Christenmenschen“, sondern eher an das Software-Update einer Glaubens-App:

 

„Willkommen in Version 13.5 – Fußwaschung jetzt mit eingebauter Gehorsamsprüfung!“

 

Wer dachte, das sei schon der Tiefpunkt dogmatischer Wassertiefe, wurde eines Besseren belehrt:

Judas nämlich – der notorische Abweichler – bekam zwar auch die Füße gewaschen, wurde aber nicht rein. Warum?

„Weil sein Herz nicht recht gesinnt war.“

Aha. Damit ist nun endgültig klargestellt: Der liebe Gott sortiert nicht nach Taten, sondern nach innerer Thermik. Heilsrelevant ist offenbar nicht das Verhalten, sondern die Gesinnung – allerdings nicht selbstbestimmt, sondern normiert im Licht der Amtskirche.

 

Und weil das theologische Schaumbad noch nicht dampfend genug war, wurde der Gemeinde auch noch ein ethischer Weichspüler eingeschenkt: Vergebung um der Imitation willen. Nicht weil der andere sie braucht, sondern weil „ich mich wie Jesus verhalten will“. Das hat was. Vergebung als Selbstinszenierung – nicht zur Versöhnung, sondern zur Glaubenstreue. Eine Art moralischer Selbstdarstellung auf himmlischem Laufsteg.

 

Das alles kulminiert in einem Schlussappell, der fast schon zynisch klingt:

 

„Jesus wird die Sünder nicht bestrafen. Sie haben sich selbst entschieden, nicht in das Reich Gottes einzutreten.“

 

Natürlich. Wie beim Selbstmord mit vorgehaltener Pistole. Der göttliche Retter steht da mit der Erlösungsspritze – aber wehe dem, der beim Spritzenblick zögert: der hat sich halt selbst verdammt. Die Hölle als Ausdruck persönlicher Unentschlossenheit.

Fazit:

Der Stammapostel hat’s mal wieder gründlich gemacht. Er hat den Jüngern die Füße gewaschen – und dem Denken den Stecker gezogen. Wer sich nach dieser Predigt immer noch fragt, warum es Aufklärung braucht, hat offenbar zu tief in den Weihekelch der Gewissheit geschaut.

 

Rein ist hier nur noch eines:

das ideologische Kalkül.

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