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Gärtner Gott und die            Tulpen der Ewigkeit

eine säkulare Antwort auf den nac.todayOstertext 2025 von Simon Heiniger

 

Simon Heiniger, Pressesprecher der Neuapostolischen Kirche und Kommunikationswissenschaftler (also professionell geübt im kunstvollen Verpacken von Glaubensnarrativen), hat pünktlich zu Ostern einen Beitrag auf nac.today veröffentlicht: „Im Garten der Neuschöpfung“ (- klick). Wer sich durch diese blumige Theologie kämpft, wird belohnt – nicht etwa mit Erkenntnis, sondern mit einem tiefen Blick in den religiösen Wunschmaschinenraum der NAK.

 

Was da im Brustton esoterischer Überzeugung als „Neuschöpfung“ präsentiert wird, ist eine elaborierte Fantasie, die zwischen Eden, Golgatha und einem sakralisierten Schrebergarten mäandert. Die Bibel, ohnehin schon ein Werk voller Mythen, Allegorien und Legenden, wird von Heiniger zum epischen Gartenbauprojekt Gottes uminterpretiert. Die Auferstehung Jesu – historisch ohnehin fragwürdig und theologisch eine Zumutung an jede aufgeklärte Vernunft – dient hier als Gießkanne der göttlichen Gnade, die über Lebende wie Tote gleichermaßen hinwegfließt. Wer da nicht blüht, ist selbst schuld.

 

Der Jesus des Neuen Testaments, dessen reale Existenz ernsthafte Historiker mit guten Gründen infrage stellen, wird von Heiniger nicht nur als der „neue Adam“ präsentiert, sondern gleich als der kosmische Gärtner, der das kaputte Paradies der Genesis wieder zum Erblühen bringt. Ein göttlicher Florist, der mit sanfter Stimme Maria Magdalena begegnet, aber eigentlich die ganze Welt umkrempeln will. Was wie ein Kapitel aus einem spirituellen Gartenratgeber klingt, wird im Artikel als „neue Wirklichkeit“ verkauft – mit allem, was das religiöse Herz begehrt: Licht, Hoffnung, Taufe, Versiegelung und am Ende sogar ein bisschen Pfingsten.

 

Dass bei alldem weder Vernunft noch Evidenz eine Rolle spielen, ist kaum überraschend. Heiniger arbeitet mit altbewährten Mitteln: poetischer Bildsprache, selektiver Bibelrezitation und einem durch und durch kreationistischen Weltbild, das sich jeder kritischen Betrachtung entzieht. Der Tod Jesu – eine juristische Hinrichtung durch römische Behörden – wird zum „kosmischen Ereignis“, die angebliche Auferstehung zur Schöpfung 2.0.

 

Aus säkularer Sicht könnte man es so zusammenfassen: Eine mythologisch ausgeschmückte Hinrichtung wird umgedeutet zur metaphysischen Metamorphose – mit dem Ziel, den Glauben an die Kirche als exklusiven Heilsvermittler zu stärken. Die klassische Strategie: Erst ein metaphysisches Problem erzeugen (Trennung von Gott), um dann die eigene Institution als einzige Lösung anzubieten (Wiedergeburt aus Wasser und Geist).

 

Dabei wäre es so einfach: Wer einmal tief durchatmet und den Gartenzaun der religiösen Fantasie hinter sich lässt, entdeckt die Schönheit der Welt, wie sie ist – ohne himmlische Gärtner, ohne Wunder, ohne eifersüchtige Götter oder sprechende Schlangen. Der Frühling braucht keine Auferstehungsgeschichte, um seine Kraft zu entfalten. Er ist einfach da – zuverlässig, zyklisch, natürlich. Kein Wunder, sondern Wirklichkeit.

 

Vielleicht ist das der eigentliche Skandal aus Sicht der Kirchenfunktionäre: dass Menschen fähig sind, sich an einem echten Garten zu erfreuen, ohne dafür erst einen theologischen Führerschein machen zu müssen. Dass wir als aufgeklärte Wesen in der Lage sind, Leben und Tod als Teil eines natürlichen Zyklus zu begreifen – nicht als Prüfstein für ein jenseitiges Belohnungssystem.

 

Und so bleibt Simon Heiniger am Ende das, was viele seiner Kolleg*innen sind: ein literarischer Landschaftsgärtner in eigener Sache. Seine Werkzeuge sind nicht Schaufel und Harke, sondern Versatzstücke biblischer Symbolik, mit denen er den Boden für eine Heilslehre bereitet, die den kritischen Blick scheut wie der Teufel das Weihwasser – oder der Gärtner das Unkraut.

 

Aber wer weiß – vielleicht wächst ja inmitten der frommen Beete doch noch ein kritisches Pflänzchen heran. Man muss es nur gießen. Mit Vernunft. Mit Wissenschaft. Mit Aufklärung.

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