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Der Jesus von jetzt

Pfingsten bei den Neuapostolischen – das ist wie Netflix für fromme Herzen: Einmal im Jahr wird der Stammapostel live gestreamt, als heiliger Influencer auf allen Kanälen. Und danach: Best-of-Wiederkäuen mit Bruder Rother, der aus der Predigt-Suppe die dicksten Stücke schöpft und samstags serviert – spirituell gegart, liebevoll aufgekocht, bis der Letzte spürt: Auch mein Magen braucht Erlösung.

 

In diesem Jahr ging es sogar nochmal heftiger zu. Nicht, weil sich die Dogmatik geändert hätte – Himmel nein! –, sondern weil Schneider himself sich so richtig in Fahrt redete. Der Heilige Geist – offenbar im Hochbetrieb – hatte ihm eine Zeitmaschine spendiert. Und so wurde aus der Hinleitung zur Feier des Abendmahls keine symbolische Erinnerung, sondern ein metaphysisches Live-Event mit direkter Herabkunft des Gekreuzigten:

 

„Der Gekreuzigte ist JETZT unter uns! [...] Er schaut DICH an und sagt: ‚Für DICH werde ich jetzt sterben!‘“

 

JETZT! Nicht vor knapp 2000 Jahren. JETZT. Für DICH. In dieser Kirche. Neben dem leicht schiefen Holzkreuz und dem Backoblatenwein aus dem Abendmahlskelch.

 

Nun könnte man sagen: Na gut, das ist halt bildhafte Sprache. Doch Schneider meint das ernst. Sein Jesus stirbt nicht nur einmal, sondern bei jedem Gottesdienst aufs Neue – eine Art sakrale Endlosschleife. So als hätte sich Christus mit dem Heiligen Geist zusammengetan, um als Dauerpraktikant im liturgischen Theaterdienst zu arbeiten. Die Botschaft: Vergiss Geschichte, jetzt ist immer!

 

Schneider spricht das nicht nur, er lebt es: Mit bebender Stimme, unterdrückt schluchzend vor Rührung, als müsse er gleich selbst ans Kreuz – wenn auch nur rhetorisch. Wer das nüchtern betrachtet, sieht nicht göttliche Tiefe, sondern ein tragikomisches Kammerspiel der Gefühlsethik. Man könnte lachen, wenn es nicht so viele gäbe, die weinend nicken.

 

Und dann ist da noch der „Wiederkommende“, der schon „so sicher wie jetzt da ist“. Theologisch ist das die Quadratur des Kreises. Logisch: ein Offenbarungskrampf. Und psychologisch? Eine meisterhafte Inszenierung geistlicher Kontrolle. Denn wer kommt schon auf die Idee, einem wiederkehrenden Christus abzusagen, der bereits jetzt in der Kirchenbank gegenübersitzt?

 

Was bleibt, ist die Erkenntnis: Der neuapostolische Jesus ist kein historischer Lehrer, sondern ein himmlischer Hausgeist, der sich in jedes Sakrament hineinphantomisiert. Und Schneider ist sein Chefsprecher, seine Stimme aus der Predigt-Wolke – mit leichtem Akzent, aber großem Sendungsbewusstsein.

 

Bruder Rother wird diese Szene vermutlich „berührend“ nennen. Andere nennen sowas: pastorale Performancekunst mit Hang zur Dogmenschizophrenie. Und für die ganz Frommen war’s vielleicht sogar der beste Beweis: Ja, der Heilige Geist ist da – und manchmal macht er Dinge, die sich ein nüchterner Mensch nicht mal auf LSD vorstellen würde.

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