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„Botschaften aus dem Fischbauch“

Die Rückkehr des Moby Blubb

Eine Glosse von Canities-News zur neuapostolischen Tiefseetheologie vom 9. Februar 2025

Manchmal fragt man sich, ob die Kirchenleitungen sich noch trauen, morgens ohne Helm in den Spiegel zu schauen. Denn was da am 9. Februar 2025 in Heidenheim von Jean-Luc Schneider, dem Oberfisch im Becken der Neuapostolischen Kirche, gepredigt wurde, verdient durchaus das Prädikat „märchenhaft“ – im wörtlichsten wie im ironischsten Sinne.

 

Es geht – man ahnt es – um Jona. Jona, der renitente Prophet mit den Fluchttendenzen, der prompt von Gott einem Fisch zum Frühstück serviert wird. Keine Pointe, sondern Bibel. Oder besser: Erbauliche Legende mit pädagogischem Zeigefinger. Natürlich ist längst klar: Das Ganze ist biologisch, physikalisch, logisch und literarisch absurd. Aber was soll's? Jesus habe es geglaubt, sagt Schneider. Und weil Jesus daran glaubte, glaubt Schneider daran – und weil Schneider daran glaubt, sollen bitte schön auch alle anderen daran glauben. Argumentationslogik nach Art des Hauses: Hörensagen heiligt die Quelle.

 

„Wichtig ist nicht für uns, inwieweit das jetzt real ist oder nicht. Wichtig ist die Botschaft Gottes.“
So sagt der Stammapostel. Und damit ist offenbar alles gesagt.

 

Tatsächlich aber ist es bemerkenswert: Die Historizität Ninives – archäologisch gesichert – wird zum stillen Zeugen eines übernatürlichen Reisewegs durch Fisch-Innereien. Warum auch nicht? Wenn es irgendwo einen Wal gibt, dann muss es auch einen Jona gegeben haben. Und wenn Ninive existierte, dann ist die Bibel natürlich wortwörtlich wahr. Immerhin hat ja auch jemand Atlantis erwähnt, und das Mittelmeer hat Wasser – Case closed.

 

Wie praktisch, dass Schneider das Gleichnis auch noch als Lehrstück moralischer Pflichterfüllung umdeuten kann. Die Pointe: Gott hat dich gerettet – also sei brav und halt die Klappe. Zweifel? Zorn? Einwände? Ach was – Jona war ja auch zickig, und Gott hat ihn trotzdem gebraucht. Denn Gnade, das ist, wenn du etwas kriegst, was du nicht verdienst. Und die Kirche ist der Ort, an dem man dir regelmäßig erzählt, dass du es auch nie verdient hast.

 

Nebenbei: Wenn der Stammapostel ausführt, dass es „nicht umsonst“ sei, wenn man sich für das Gute einsetzt, dann meint er natürlich nicht etwa humanistische Eigenverantwortung. Sondern: Jesus will durch dich Gutes tun. Und wenn du dich nicht dafür hergibst, bist du eben wie Jona – uneinsichtig, trotzig und undankbar. Bekehr dich oder geh fischen.

 

Die tieferliegende Botschaft dieser Predigt aber bleibt: Realität ist relativ. Mythen sind pädagogisch wertvoll. Und wer dem Pfad des Hörensagens folgt, hat nichts zu befürchten – außer den Zorn Gottes, wenn er das nicht tut. Schließlich wurde der Fisch ja auch nicht gefragt, ob er überhaupt Prophetentransportdienste leisten will.

 

Die Story aus dem Fischbauch taugt also tatsächlich als Gleichnis. Nicht für göttliche Gnade, sondern für kirchliche Wirklichkeitsverweigerung. Für eine Theologie, die sagt: Wahrheit ist, was Jesus gesagt hat – oder was wir behaupten, dass Jesus es gesagt hätte. Kritisches Denken? Unnötig. Die Botschaft zählt. Die Verpackung darf getrost biologisch unmöglich, literarisch grotesk und logisch bizarr sein.

 

Fazit: Wer heute noch glaubt, dass Menschen in Fischen überleben können, hat entweder zu viel Jules Verne gelesen – oder zu viel nac.today.

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