1.1. Die Weihnachtsgeschichte: theologisch bedeutsam, historisch fragwürdig
Die biblische Erzählung der Geburt Jesu ist – historisch-kritisch betrachtet – kein Augenzeugenbericht, sondern ein theologisches Konstrukt der frühen Gemeinden.
Schon die zwei einzigen Quellen (Matthäus und Lukas) widersprechen sich fundamental:
Die Zeitangaben überlappen sich also um rund zehn Jahre nicht – ein klares Zeichen für literarische Fiktion und nicht historischen Bericht.
Dazu kommen typisch mythische Motive:
Die Weihnachtsgeschichte ist kein Bericht, sondern eine Legitimationsschöpfung: Sie soll Jesus in den Rahmen des jüdischen Messiasverständnisses rücken und gleichzeitig die römisch-hellenistische Welt ansprechen.
1.2. Warum Weihnachten am 25. Dezember liegt – und warum das mit Jesus nichts zu tun hat
Nicht die Geburt Jesu bestimmte das Datum, sondern die römische Religionspolitik des 3.–4. Jahrhunderts.
Der 25. Dezember war das Fest des:
Und dieser wiederum stand in langer Tradition indogermanischer Sonnenwend-Feiern.
Als das Christentum zur Staatsreligion erhoben wurde, übernahm man schlicht das bestehende Datum und füllte es mit neuer Bedeutung. Ein klassischer Fall religiöser Memetik: Ein altes Ritual wird mit neuer Ideologie überschrieben.
Mit Jesus hat dieses Datum historisch nichts zu tun.
Mit der Wintersonnenwende hingegen alles.
2.1. Die Wintersonnenwende: ein astronomischer Eckpunkt des Jahres
Die Ursache der Sonnenwende ist nüchtern und rein physikalisch:
Für Menschen, die im Norden lebten – in eisigen Wintern, mit Dunkelheit, Nahrungsmangel und existenzieller Bedrohung – war dieser Wendepunkt eine Überlebenssymbolik: Das Licht kehrt zurück.
Keine Engel, keine Götter, keine Geister. Nur Himmelsmechanik.
2.2. Jul, Sunnewende und die proto-indogermanische Tiefe
Lange vor Christentum oder römischem Sol-Kult feierten europäische Kulturen um die Sonnenwende herum Feste des Lichts:
Das Motiv ist immer dasselbe:
Die Sonne siegt über die Dunkelheit. Ein uraltes astronomisches Narrativ.
Der Tannenbaum, das immergrüne Geäst und der Lichterglanz symbolisieren den Triumph des Lebens über das Sterben, der Vegetation über den Winter.
Mit Bethlehem oder dem jüdischen Messias hat das nichts zu tun.
Um Weihnachten ranken sich viele mystische Figuren – christliche wie vorchristliche. Schaut man nüchtern hin, entlarvt sich alles als kulturelle Dichtung.
3.1. Das Christkind
Das „Christkind“, im 16. Jahrhundert von Luther als Alternative zum katholischen Nikolaus propagiert, ist:
Es ist einfach ein theologischer Weihnachtsmann-Ersatz, der kindliche Wünsche erfüllen soll. Eine pädagogisch-moralische Fiktion – mehr nicht.
3.2. Lucia – eine christlich übertünchte Lichtjungfrau
Der Lucia-Tag (13. Dezember, nach julianischem Kalender die frühere Sonnenwende) wurde:
Der Name verrät’s: lux = Licht
Die weiße Gewandung und der Kerzenkranz sind keine christlichen Symbole, sondern Relikte alter Lichtbräuche, die mit einer Heiligenfigur überklebt wurden.
3.3. Rauhnächte – Geister oder Wetterkunde?
Die Rauhnächte zwischen Weihnachten und Neujahr gelten vielerorts als magische Zeit mit:
Historisch-kritisch betrachtet sind sie:
Real erklären sie:
Es braucht keine Geister – nur Meteorologie und Neurobiologie.
Die Quintessenz:
In diesem Sinne dürfen Atheisten, Naturalisten, BRIGHTS und alle Menschen mit einem aufgeklärten Weltbild Weihnachten ohne jedes schlechte Gewissen feiern:
Nicht als christliches Dogma,
sondern als Fest des Lichts,
als Triumph der Naturgesetzlichkeit,
als Rückkehr der Sonne,
als archaische Freude über den kosmischen Neubeginn.
Ein Fest der Menschheit – nicht der Religion.