Die Bundesrepublik Deutschland nutzt seit 1949 ein Wahlverfahren, das Mehrheitswahl und Verhältniswahl miteinander kombiniert. Dieses Modell mag historisch begründet sein, doch im Jahr 2025 zeigt sich immer deutlicher, dass es demokratische Schwächen aufweist, die das Vertrauen der Bürger in das parlamentarische System unterminieren.
Es ist Zeit, die grundlegende Frage zu stellen:
„Warum leisten wir uns ein Parlament, das zu weniger als der Hälfte aus direkt gewählten Abgeordneten besteht – und zu mehr als der Hälfte aus Personen, die ausschließlich über Parteilisten legitimiert sind?“
Parteien bestimmen heute über Listenplätze fast vollständig, wer im Bundestag sitzt.
Damit wird der Wille der Wähler nur bedingt abgebildet, denn:
Das Ergebnis ist ein Parlament, das stärker Parteienparlament als Volksvertretung ist.
Ein reines Direktwahlsystem würde diese Struktur durchbrechen.
Der einzig relevante Souverän wäre dann wieder der Bürger des Wahlkreises.
Die Zweitstimme entscheidet über die Größe der Fraktionen – unabhängig davon, ob die gewählten Personen vor Ort überhaupt Zustimmung genießen.
So entsteht der paradox anmutende Befund der letzten Legislaturperiode:
Extremistische Parteien profitieren hiervon besonders:
Ihre Vertreter müssen sich keinem Wahlkreis stellen, sondern gelangen allein über interne Listenstrukturen ins Parlament.
Würde ausschließlich direkt gewählt, wäre deren Zahl deutlich geringer – weil die Mehrheit der Bürger in den Wahlkreisen diese Kandidaten nicht unterstützt.
Der Bundestag ist mittlerweile das zweitgrößte demokratisch gewählte Parlament der Welt.
Die jüngste Wahlrechtsreform löst dieses Problem nicht – im Gegenteil:
Ein rein direkt gewähltes Parlament wäre schlanker, kostengünstiger und klarer legitimiert.
Ein reines Direktwahlsystem stärkt:
Ein Bürger weiß genau, wer für ihn im Parlament sitzt – und wer im nächsten Wahltermin ersetzt werden sollte.
Das Mehrheitswahlsystem basiert auf einem anderen Demokratieverständnis als die Verhältniswahl.
Ziel ist nicht die proportionale Sitzverteilung nach Parteien, sondern die Bildung handlungsfähiger Mehrheiten und die klare Verantwortung einzelner Mandatsträger.
Zudem lässt sich der Effekt „unrepräsentierter Stimmen“ stark reduzieren, wenn die Zahl der Wahlkreise erhöht wird – etwa auf 450.
Regional stärker ausgeleuchtete Wahlkreise erhöhen die Chancen, dass auch kleinere politische Strömungen vertreten sind.
Ein direkt gewähltes Parlament würde:
Und vor allem:
Der Bürger hätte das letzte Wort – und nicht die Parteizentrale.
Ein Parlament, das vollständig aus direkt gewählten Abgeordneten besteht, wäre:
Deutschland benötigt kein hybrides Wahlrecht aus dem Jahr 1949
(das unter völlig anderen historischen Bedingungen entworfen wurde)
sondern ein modernes, einfaches, klares System
(das den Souverän – den Wähler – in den Mittelpunkt stellt)!