Es begab sich zu jener Zeit, als ein gewisser Andreas Rother, dienstlich in den oberen PR-Himmeln der Neuapostolischen Kirche angesiedelt, den digitalen Herold schlug: „Weitersagen erwünscht!“ Was für eine Freude – Offenheit, Transparenz, vielleicht gar ein Hauch von Demokratie? Nein, keine Sorge. So weit kommt’s nicht.
Denn wer den Text ganz liest – und das ist hier keine Selbstverständlichkeit –, merkt bald: Die Einladung zum Teilen kommt nicht ohne Fußnoten, Fußangeln und Fußfesseln.
Man dürfe, so heißt es, „gerne“ Inhalte der Seite nac.today verbreiten. Gratis. Sogar auf Papier! Welch epochale Geste! Doch bevor man nun euphorisch zur Druckerpresse greift oder den „Teilen“-Button im sozialen Netzwerk des geringsten Widerstands klickt, seien drei kleine Hinweise zu beachten. Wobei „klein“ hier eher bedeutet: juristisch fein gewürzte Kontrolle mit spirituellem Anstrich.
Da wäre erstens der Quellenhinweis: Keine Nachlässigkeit bitte. Der volle Titel ist zu nennen – „nac.today – Das Nachrichtenmagazin der Neuapostolischen Kirche International“. Das klingt nicht nur nach Qualität, das klingt vor allem nach Deutungshoheit.
Zweitens: Bilder? Vorsicht! Wer denkt, ein nettes Gruppenfoto aus dem Stammapostelgottesdienst sei frei verwendbar, verkenne die lizenzrechtliche Tiefenschärfe moderner Kirchenkommunikation. Agenturbilder sind tabu – außer man fragt vorher brav unter der angegebenen E-Mail-Adresse nach. Vielleicht wird einem ja vergeben.
Und drittens – das Herzstück apostolischer Copyright-Pastoral – Verändern ist Sünde! Wer das Wort des Kirchenportals anfasst, kürzt oder gar ironisch bricht, begeht eine Entstellung, wie sie das Urheberpersönlichkeitsrecht nur mit feuchten Augen dulden kann. Die Frohe Botschaft bitte nur im Originalton. Am besten unverändert, unkommentiert und unreflektiert. Kritisches Denken ist schließlich keine sakramentale Handlung.
So wirkt der Aufruf am Ende wie ein pädagogischer Spielplatz mit Zäunen, Wachhunden und Kontrollhäuschen. Teilen ja – aber bitte wie vorgeschrieben. Oder um es in kirchlicher Bildsprache zu sagen: Wer im Hause des Herrn mitreden will, möge seine Zunge zuvor an der Tür abgeben.
Die NAK zeigt hier, wie man Öffentlichkeit und Kontrollbedürfnis elegant miteinander verheiraten kann. Ein Spagat, den nur geistlich geschulte Kommunikationsprofis schaffen – mit freundlichem Lächeln, aber klarer Botschaft:
„Wir haben nichts zu verbergen. Solange du es genau so sagst, wie wir es meinen.“