Wieder einmal offenbart sich auf nac.today die perfide Doppelstrategie der Neuapostolischen Kirche: Nach außen hin freundlich, pädagogisch, liebevoll klingend – in Wirklichkeit aber eine subtil-gefährliche Anleitung zur religiösen Indoktrination. Die Autorin Maraike Finnern, ihres Zeichens Lehrerin, Schulseelsorgerin und Leiterin einer NAK-Arbeitsgruppe für Kinderunterricht, präsentiert hier eine pädagogische Mogelpackung:
Finnern setzt bei einem zutiefst menschlichen Lernprozess an: dem Umgehen mit Fehlern. Dass Menschen aus Irrtümern lernen können – das ist eine Binsenweisheit, die jeder Humanist unterschreiben würde. Aber anstatt diese Erfahrung in einem weltlichen, vernunftorientierten Kontext zu belassen, zwingt sie das Ganze in ein religiöses Korsett: Fehler sollen nicht mehr vor allem Anlass zu selbstkritischer Reflexion sein, sondern vor allem Anlass, sich „ehrlich zu Gott“ zu verhalten. Hier beginnt die Pseudologie: ein theologisches Konstrukt wird als naturgesetzliche Wahrheit ausgegeben.
Zentral ist das Gleichnis vom verlorenen Sohn – ein Text, der weder authentisch jesuanisch noch in seiner Botschaft widerspruchsfrei ist. Dass dieser literarische Kunstgriff aus dem Sondergut des Lukas, ein Produkt späthellenistischer Theologie, zum Beweis für die „bedingungslose Liebe Gottes“ stilisiert wird, ist exegetisch unhaltbar. Denn der biblische Gott, wie er im Alten Testament zu Dutzenden von Passagen auftritt, ist kein liebevoller Vater, sondern ein rachsüchtiger, blutrünstiger Stammesgott. Diese Spannung wird von Finnern einfach unterschlagen. Der naive Kinderglaube soll gepflegt, kritische Lektüre verhindert werden.
Besonders perfide ist die Rede von „liebevoller Korrektur“. Wer die religiöse Rhetorik kennt, weiß: Dahinter verbirgt sich eine lange Tradition von geistlicher Dressur – bis hin zu den „Hieben der Liebe“ oder der berüchtigten Schäfermetapher, in dem einem Lamm das Bein gebrochen wird, um „auf dem rechten Weg“ zu bleiben. Kinder sollen also lernen, dass erlittene Strafe, Einschränkung oder Demütigung im Kern „Liebe“ seien. Das ist Manipulation in Reinform – psychologische Umdeutung von Leid in „Gnade“.
Die angebotenen „Hilfen“ sind keine neutralen Erziehungstipps, sondern klare Werkzeuge der Einprägung:
Wer Kinder wirklich stärken will, muss sie in Wahrhaftigkeit, kritischem Denken und Eigenverantwortung erziehen – nicht in religiöser Abhängigkeit. Fehler sind Teil des Lernens, ohne göttliche Bevormundung. Liebe ist ein menschliches, kein metaphysisches Phänomen. Eine Pädagogik, die Kinder aufrichtig ernst nimmt, braucht keine unsichtbaren Götter, keine Gleichnisse, keine Schuld- und Bußrituale.
Der Artikel von Finnern ist kein Beitrag zur Erziehung, sondern ein Versuch, Kinder frühzeitig auf den religiösen Kurs der NAK zu trimmen. Wer so schreibt, betreibt keine „liebevolle Seelsorge“, sondern psychologische Manipulation. Es ist eine subtile, aber hochgefährliche Form geistiger Vereinnahmung, die im Kern nichts anderes bedeutet als: Erziehung zum Jesus-Zombie.