Wir bringen Licht ins Dunkel
Wir bringen Licht ins Dunkel 

… und Können durch Wollen ersetzt wird

Von außen betrachtet könnte man ja meinen, Oliver Rütten, der fromme Prokurist aus dem Bischoff-Imperium, habe sich hingesetzt, um einen theologischen Essay zu verfassen.

Herausgekommen ist allerdings etwas, das ungefähr so viel an theologische Prosa erinnert wie ein Versicherungsvertrag an Poesie. Wer Rütten kennt, weiß:

 

Da wird weniger gedacht als geglaubt, und zwar mit Inbrunst und ohne Rückfahrkarte:

Schon der Titel „Wenn der Heiland (zweimal) erscheint“ verspricht mehr, als der Text halten kann – und zwar exakt das Doppelte von nichts. Rütten möchte uns weismachen, dass die Wiederkunft Christi nicht ein, sondern zwei Ereignisse sei: erst die Entrückung der sogenannten Brautgemeinde (eine Art göttlicher Junggesellinnenabschied), dann das Friedensreich auf Erden. Das klingt nach einem himmlischen Doppelpack, nach einem Gott mit Staffelvertrag bei Netflix.

 

Doch bevor man sich versieht, rutscht der Autor in jenes epistemologische Sumpfgebiet, in dem Glaube und Pseudowissen fröhlich Händchen halten, während die Vernunft mit einem Schild am Rand steht: „Zutritt verboten!“ Rütten hantiert mit Bibelzitaten, als seien sie Quittungen aus einer längst geschlossenen Theologiewerkstatt. Alles ist symbolisch, aber gleichzeitig wortwörtlich wahr. Offenbarung 12,5 wird kurzerhand in ein Gleichnis über „die Brautgemeinde“ verwandelt, als hätte Johannes auf Patmos heimlich Neuapostolische Katechismen im Voraus gelesen.

 

Es ist faszinierend, wie Rütten seine Zirkelschlüsse drechselt:

  • Die Apostel sind wichtig, weil der Katechismus es sagt.
  • Der Katechismus ist wahr, weil die Apostel es lehren.
  • Und das Ganze wird von einem Stammapostel abgenickt, weil … na ja, weil er eben Stammapostel ist.

Man nennt das in der Philosophie übrigens nicht „Logik“, sondern Selbstreferenz im geschlossenen System – oder in der Alltagssprache: Blase.

 

In Rüttens Welt ist die Bibel kein historisches Dokument, sondern ein Baukasten für innerkirchliche Mythologien. Die „Brautgemeinde“ wird entrückt, das „Kind“ aus der Offenbarung wird geboren, Satan wird gefesselt, und die Erde verwandelt sich in ein Friedensreich, in dem man das Evangelium endlich ohne Hindernisse predigen darf – als wäre mangelnde religiöse Werbefreiheit das eigentliche Problem dieser Welt.

 

Dazu kommt der unvermeidliche Auftritt des Apostolats, dieser theologisch inflationär überbewerteten Berufsgattung, die bei Rütten die gesamte Weltgeschichte beaufsichtigt, von der Entrückung bis zum letzten Kirchenkaffee. Man fragt sich unwillkürlich, wie das gehen soll: Christus auf der Wolke, die Apostel im Vorstand, und darunter das Fußvolk mit liturgischem Dauergrinsen.

 

Was Rütten als „Heilsgeschichte“ verkauft, ist in Wahrheit ein religiöser Baukasten aus Sekundärliteratur: Katechismuszitate, Bibelstellen, Stammapostel-Sprechblasen. Keine Spur von historisch-kritischem Denken, keine Differenzierung zwischen Mythos, Metapher und dogmatischer Erfindung. Nur das ewig gleiche Versprechen: „Bald kommt er wieder!“ – seit 2000 Jahren im Dauerabo, stets mit demselben Lieferproblem.

 

Am Ende steigert sich Rütten in eine Art Glaubens-Fitnessprogramm hinein: „Glaube, Gebet und Lebensführung verbinden sich zu ständiger Bereitschaft.“ – Wozu eigentlich? Zum Entrücktwerden? Oder zum nächsten Leitgedanken-Meeting im Verlag? Man weiß es nicht. Aber sicher ist: Diese Art Text entrückt vor allem eines – die Vernunft.

 

Zugegeben: Ich lese solche Rütten’schen Wortwülste mittlerweile mit einer Mischung aus Mitleid und Faszination. Da sitzt einer, der offenbar redlich glaubt, die Welt ließe sich mit Bibelversen und apostolischen Zitaten erklären, während die Realität längst auf einem anderen Kanal sendet.

Vielleicht sollte man ihm sagen:

 

Der Heiland muss gar nicht zweimal erscheinen. Einmal gesunder Menschenverstand würde schon reichen.

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letzte Updates:

07. November 2025

Oliver Rütten, NAKiger Verlags-Prokurist und selbsternannter Theologe, erklärt uns auf nac.today, warum Jesus gleich zwei Mal wiederkommen muss.
Ergebnis: ein wörtlich genommenes Bibelmärchen, gewürzt mit Katechismusresten und Stammapostelzitatensauce – serviert auf der Platte „Glaube = Wissen“.
Ich hab’s seziert: Es ist nicht Theologie. Es ist Wulst
:

05. Nov. 2025

04. Nov. 2025

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Auf "Null gesetzt"
am 01.01.2025

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