Wir bringen Licht ins Dunkel
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Der blinde Andreas sieht doppelt

wenn Theologie Wissenschaft spielt

Zum UN-Welttag der Wissenschaft versuchte sich Andreas Rother (nac.today) an einer harmonischen Verbrüderung von Glaube und Wissenschaft – heraus kam ein Musterbeispiel neuapostolischer Begriffsakrobatik.


Sein Essay „Mit beiden Augen sehen“ ist eine raffinierte Pseudologie: Er gibt sich aufgeschlossen gegenüber der Wissenschaft, um sie im nächsten Atemzug als Dienerin des Glaubens zu vereinnahmen:

Der Placebo-Trick:
Wenn „Glauben“ plötzlich heilt

 

„Glauben hilft“, behauptet Rother – „wissenschaftlich bewiesen“.
 

Er verweist auf die Placebo-Forschung, verschweigt aber, dass dort Erwartungshaltung gemeint ist, nicht Glaubensbekenntnis:


Der Patient glaubt an die Tablette, nicht an einen Gott.
 

Ein klassischer Kategorienfehler – und zugleich ein rhetorischer Taschenspielertrick: Man tauscht still das Wortfeld und tut so, als hätte die Psychologie den theologischen Glauben rehabilitiert.

 

Schrödingers Katze als Kirchenkater

 

Dann greift Rother in die Esoterikkiste:

 

„Das Bewusstsein bestimmt das Sein – spätestens seit Schrödingers Katze.“

 

Wer das so schreibt, hat den Witz des Experiments nicht verstanden!


Schrödinger wollte zeigen, wie paradox die Vorstellung ist, dass Bewusstsein die Materie formt.
 

Rother macht aus der Parodie eine Predigt. - Das ist, als würde man eine Satire über Alchemie als Beweis für den Stein der Weisen zitieren.

 

Heilige Autoritäten auf Abruf

 

Max Planck und Werner Heisenberg müssen als Kronzeugen herhalten.
Beide haben das Wort „Gott“ metaphorisch verwendet – als Chiffre für das Unbegreifliche, nicht für das Bibelwesen der Neuapostolischen Welt.


Rother aber deutet ihre philosophischen Reflexionen zu theologischen Bekenntnissen um. Damit begeht er den ältesten intellektuellen Taschendiebstahl der Religionsgeschichte:


Autoritäten aus der Wissenschaft werden nachträglich getauft.

 

Vom Strohmann zum Scheinriesen

 

„Ultra-Materialisten hier, Extrem-Kreationisten dort“ – Rother konstruiert die Extreme, um sich selbst als klugen Vermittler zu inszenieren.


Doch diese „Mitte“ ist eine theologische Fata Morgana.


Denn während die Wissenschaft methodisch prüft, ob etwas wahr ist, entscheidet Religion dogmatisch, dass etwas wahr sein muss.


Das eine ist Erkenntnisarbeit, das andere Überzeugungsarbeit. - Beide „gleichrangig“ zu nennen, ist - vorsichtig ausgedrückt - intellektuelle Schönfärberei.

 

Vernunft als Leihgabe Gottes

 

Spätestens wenn Rother schreibt, Gott habe dem Menschen die Vernunft gegeben, ist die Tarnung dahin.


Er erlaubt der Wissenschaft, zu denken, aber lediglich innerhalb der göttlich gezogenen Linien.


Das nennt man nicht Versöhnung, sondern Domestizierung der Vernunft:
Der fromme Hirte bleibt Herr über seine Schafe – auch über die, die Mikroskope benutzen.

 

Der „God of the gaps“ feiert Auferstehung

 

Heisenbergs Unschärferelation, Gödels Unvollständigkeitssatz, Poppers Falsifikationismus – alles hochkomplexe Reflexionen über die Grenzen formaler Systeme...


Rother liest sie als Einladung zur Mystik. - Doch das Gegenteil ist richtig:

 

Diese Theorien zeigen, dass Wissen sich selbst kritisch begrenzt, ohne Lücken mit Mythen zu stopfen. Rother aber greift gierig in jedes Erkenntnisloch und ruft hinein:

„Da sitzt er, der liebe Gott!“ ?‍♂️

 

Einstein, der unfreiwillige Kronzeuge

 

Und am Ende, fast rituell, wird Einstein zitiert:

„Wissenschaft ohne Religion ist lahm, Religion ohne Wissenschaft ist blind.“


Nur, dass Einstein ausdrücklich Spinozas Gott meinte – nicht den der Altarbilder.


Er sprach von der Ehrfurcht vor der Ordnung der Natur, nicht von Anbetung.
Wer das unterschlägt, fälscht nicht nur Zitate, sondern ganze Weltbilder.

 

Fazit: Ein Auge schielt, das andere tränt

 

Rothers „Mit beiden Augen sehen“ ist in Wahrheit ein Zwinkern mit dem frommen Auge und ein Blinzeln mit dem halbgeschlossenen der Wissenschaft.
Es ist die uralte Taktik religiöser Autoritäten:

 

Man leiht sich den Glanz der Aufklärung, um das Dunkel neu zu illuminieren! 

 

Das Ergebnis:

viel Licht, aber keine Erkenntnis.

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letzte Updates:

11. November 2025

NAK-Autor Rother will „mit beiden Augen sehen“ – und schaut doch nur mit dem frommen.
Er verwechselt Placebo mit Glauben, zitiert Physiker falsch und macht aus Schrödingers Katze einen Kirchenkater.
Ein Lehrstück religiöser Rhetorik: viel Licht, kein Wissen.

Mehr dazu hier:

07.Nov.2025

04. Nov. 2025

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am 01.01.2025

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