Der Artikel schildert einen „Gottesdienst“ des sog. Stammapostels Jean-Luc Schneider, dem obersten Chef der Neuapostolischen Kirche. Stattgefunden hat das Ganze am 2. Mai 2025 in Palanca/Luanda (Angola).
Rütten gibt den Inhalt dieser Predigt ohne kritische Distanz wieder, so, als wäre jeder Satz eine göttliche Offenbarung. Schaut man jedoch genauer hin, zeigt sich: Die Predigt ist ein Gemisch aus Widersprüchen, Missdeutungen und manipulativen Botschaften. Der Befund ist eindeutig: Schneiders Predigtstil ist zum Ende seiner Amtszeit immer mehr von Größenwahn geprägt
Schneider fordert, die Funktionsträger (von ihm großspurig „Geistliche“ genannt) sollten „dienen wie ein Sklave“ – also ohne Anerkennung, ohne Gegenleistung, aus purer Unterwerfung.
Einerseits sagt Schneider: Erwartet keine Belohnung, weder auf Erden noch im Himmel. Am Ende stellt er aber doch eine himmlische Belohnung in Aussicht: das „große Mahl im Himmel“, bei dem Jesus selbst dienen werde.
Schneider sagt: „Geistliche“ sollen „die rechte Speise zur rechten Zeit“ geben, und diese Speise sei das Evangelium.
Das ist typisch für die Methode, aus der Bibel das herauszulesen, was in die eigene Agenda passt.
Schneider betont: Auch ein Stammapostel komme nicht automatisch in den Himmel, selbst bei „toller Arbeit“. Heil gebe es nicht durch Ämter oder Werke.
Die aufgezählten Gefahren (Machtmissbrauch, Bereicherung, Heuchelei, Verurteilungswut) sind keine tiefen theologischen Einsichten, sondern Binsenweisheiten. Dass solche Selbstverständlichkeiten in einem angeblich „geistlich hochstehenden“ Gottesdienst verkündet werden, zeigt: Substanz fehlt.
Besonders zynisch ist, dass Schneider Heuchelei anprangert („wie die Gräber, außen weiß, innen voller Unrat“), während die NAK seit Jahrzehnten durch Intransparenz, Machtmissbrauch und systematische Schönfärberei auffällt.
Schneider sagt: „Unsere Arbeit ist nicht, zu richten und zu strafen, sondern zu lieben. Und wenn die Anvertrauten sich genug geliebt fühlen, werden sie sich schon ändern.“
Der Bericht zeigt deutlich:
Statt Orientierung oder Aufklärung bietet diese Predigt eine Mischung aus Drohung, Vertröstung und Manipulation. Wer nüchtern hinschaut, erkennt: Es ist nicht der „Geist Gottes“, der hier spricht, sondern die Rhetorik einer Organisation, die ihre Macht absichern will.