Wieder einmal zeigt sich: Wenn nac.today die Predigten von Stammapostel Schneider nacherzählt, bekommt die Leserschaft nicht Erkenntnis, sondern ein Gemisch aus theologischen Nebelschwaden, kirchlicher Selbstüberhöhung und frei erfundenen „Dogmen“:
Das biblische Wort „Aber der Herr ist in seinem heiligen Tempel. Es sei stille vor ihm alle Welt!“ (Habakuk 2,20) bezieht sich eindeutig auf den Jerusalemer Tempel – ein heilsgeschichtlicher Ort
des Alten Testaments. Schneider jedoch biegt das kurzerhand um und erklärt: „Der Tempel ist die Kirche Christi.“
Das ist keine Exegese, sondern schlicht Eisegese: der Text wird nicht ausgelegt, sondern zurechtgebogen. Historisch-kritisch ist völlig klar: Habakuk spricht vom Tempel in Jerusalem, nicht von einer
neuapostolischen Veranstaltungshalle in Kinshasa.
Schneider behauptet, Jesus habe drei Sakramente gestiftet: (Wasser-)Taufe, Geistestaufe (sprich: neuapostolische „Versiegelung“) und Abendmahl. – Wer die Evangelien kennt, weiß:
Der Gipfel der Anmaßung: Jesus habe angeblich das Fundament auf den „Petrusdienst“ gestellt – und das sei heute das neuapostolische Stammapostelamt. Hier wird eine zweitausend Jahre alte Metapher („Petrus der Fels“) schamlos zur kirchlichen Machtlegitimation missbraucht. Historisch gibt es keinen Faden, der von Petrus zu Jean-Luc Schneider führt.
Die Aufforderung zur „Stille“ klingt spirituell – in Wirklichkeit geht es darum, Kritik abzuwürgen. Wer schweigt, hinterfragt nicht. Wer schweigt, ordnet sich. So wird aus „Besinnung“ ein Machtinstrument: Die Gemeinde soll nicht prüfen, sondern gehorchen.
Ständig betont Schneider: „Es ist nicht Menschenwerk, es ist Gottes Werk.“ – Das ist die älteste Ausrede jeder religiösen Institution. Wenn Fehler sichtbar werden, liegt es angeblich nicht an der Kirche, sondern sei „Werk Gottes“. Verantwortung wird abgeschoben – ein bequemes Geschäftsmodell.
Was in Kinshasa gepredigt wurde, ist kein Evangelium, sondern neuapostolische Dogmenakrobatik. Es zeigt: Die NAK lebt davon, alte Texte umzudeuten, eigene Lehren als göttlich zu verkaufen und Kritik im Mantel der „Stille“ zu ersticken.
Wer sich wirklich an den historischen Jesus und die Bibel halten will, muss solche Verdrehungen durchschauen. Und wer sich frei machen möchte, braucht keine „Momente der Stille“ in einer Inszenierung – sondern klare Gedanken, offene Diskussion und kritisches Denken.