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Was ist eigentlich „Glaube“?

Für die meisten Menschen bedeutet er: etwas für wahr zu halten, was Eltern, Pfarrer oder heilige Schriften überliefert haben. Doch ist das wirklich „Glaube“ – oder nur erlerntes Fürwahrhalten?
Dieser Beitrag lädt dazu ein, den Unterschied zwischen belief und faith, zwischen Übernahme fremder Lehren und eigenem Erleben, genauer zu betrachten – und stellt die Frage: Wer glaubt wirklich, und wer wiederholt nur, was ihm beigebracht wurde?

Es gibt kein Gegenteil von Glaube

Nach Immanuel Kant ist der Glaube „ein subjektiv zureichendes, aber objektiv unzureichendes Fürwahrhalten“.
Meines Erachtens greift diese Definition zu kurz. Sie trifft zwar das, was der durchschnittliche deutsche Christ unter „Glauben“ versteht, bleibt aber analytisch unscharf. Ein Blick in den englischen Sprachraum hilft weiter: Dort unterscheidet man zwischen belief (Fürwahrhalten von Überliefertem) und faith (unbegründetes, subjektives Vertrauen).

"Belief" – der erlernte Glaube

Fragen wir einen Christen, woher sein Glaube stammt, hören wir fast immer: „Das habe ich von meinen Eltern erfahren … der Pfarrer lehrt es … es steht in der Bibel …“. Mit anderen Worten: Es handelt sich um übernommene Inhalte. Diese können nicht nur mit den Tatsachen unvereinbar sein, sie sind in der Regel auch nicht überprüfbar.

 

Damit befinden wir uns bei Kant: Belief ist subjektiv ausreichend, aber objektiv unbegründet. Wer ihn kritisch hinterfragt, erkennt schnell, dass er in Unwissenheit wurzelt. So erscheint jemandem, der nie von Abiogenese gehört hat, die Vorstellung unvorstellbar, dass Organisches aus Anorganischem hervorgegangen sein könnte. Er wird auf einem Schöpfer beharren – aus Mangel an Wissen.

"Faith" – der erlebte Glaube

Doch wie kommt Glaube überhaupt zu einem Menschen? Erkenntnistheoretisch betrachtet ist Glaube ein Fürwahrhalten eigener Wahrnehmungen, die ohne Zutun Dritter entstehen und sich rational nicht begründen lassen. Gemeint sind plötzliche Erfahrungen, die man als mystische Erlebnisse oder „lucide Intervalle“ beschreibt: Augenblicke, in denen sich das Gefühl einstellt, mit etwas Größerem verbunden zu sein.

 

Adolf Holl schildert in seinem Buch Mystik für Anfänger (1977) eine solche Erfahrung als Neunjähriger:

 

(Zitat) „[…] Ich erinnere mich an eine Morgenstunde in der Wohnung der Tante Rosa. Die Sonne schien und warf schräge Schatten in die Wolf-Dietrich-Straße. Ich stand am offenen Fenster, und der Geruch der frischen Luftvermischte sich in meiner Nase mit dem des Spirituskochers und dem Aroma des Kaffees.

In diesem Augenblick fühlte ich mich glücklich, und das ist der Grund, warum ich mich an ihn erinnere. Ich war 9 Jahre alt. Heute würde ich sagen: Ich hatte damals mein erstes mystisches Erlebnis. […]“ (Zitatende)

 

Die Sonne, der Duft von Kaffee, das offene Fenster – ein Moment des Glücks, den er später als „erstes mystisches Erlebnis“ deutete. Solche Erfahrungen kennen viele. Sie müssen nichts mit Gott zu tun haben, können aber religiös gedeutet werden.

 

Betrachtet man das Leben großer Mystiker – von Meister Eckhart bis zum Benediktiner David Steindl-Rast –, zeigt sich, dass deren „Glaube“ kaum etwas mit dem tradierten abrahamitischen Gottesbild gemein hat.

Glaubende und Fürwahrhaltende

Daraus folgt: Für 99,9 % der Angehörigen abrahamitischer Religionen – egal ob Papst, Oberrabbiner, Ayatollah oder Stammapostel – die ihr "glauben" nicht mystisch begründen können, gilt: Sie sind nicht Glaubende, sondern Fürwahrhaltende. Sie übernehmen tradierte Lehren, statt eigene mystische Erfahrungen zu machen, bzw. gemacht zu haben.

 

Gerade im Neuapostolizismus zeigt sich dies deutlich. Was dort als „Glaubenserlebnis“ ausgegeben wird, sind meist emotional gefärbte Alltagserlebnisse, die durch Erwartungshaltung überhöht und als „Wunder“ etikettiert werden. Die Mitglieder glauben nicht wirklich – sie halten nur für wahr, was ihnen von Kindesbeinen an eingeprägt wurde. Problematisch ist das vor allem deshalb, weil diese Inhalte mit einem absoluten Wahrheitsanspruch versehen sind, aus dem konkrete Handlungsanweisungen folgen.

Das Stichwort „Gott“

In der beobachtbaren Wirklichkeit gibt es keinerlei Hinweis auf mystische Wesenheiten. Insbesondere gibt es keinen stichhaltigen Grund, an den von Juden, Christen und Muslimen behaupteten Schöpfergott zu glauben. Warum also sollte man sich mit etwas befassen, für das es keine Existenzindizien gibt?

 

Und doch erklären Kirchenvertreter wie die Funktionäre des NAKI e.V., Zürich, Menschen wie mich zu „Ungläubigen“. Sie verlangen sogar den Beweis der Nichtexistenz ihres Gottes. Das ist absurd.

 

Es gibt ein Gegenteil von Fürwahrhalten – nämlich Fürunwahrhalten. Aber es gibt kein Gegenteil von Glaube. Begriffe wie „Ungläubiger“ oder „Atheist“ sind Kampfbegriffe religiöser Institutionen, um Andersdenkende zu diffamieren. Ich habe kein „Loch“, das gefüllt werden müsste. Mein naturalistisches Weltbild kommt ohne übernatürliche Elemente aus.

 

Wer also Gott behauptet, trägt die Beweislast. Das ist ein alter Rechtsgrundsatz: Unschuldig bis zum Beweis des Gegenteils. Niemand muss die Nichtexistenz eines nicht belegten Wesens beweisen – so wenig wie ein Angeklagter beweisen muss, dass er keinen Rauschgiftvorrat in seiner Küche versteckt hält.

Gibt es eine Restmöglichkeit?

Natürlich! Grundsätzlich ist alles denkbar; es gibt keine Grenzen der Phantasie... Vielleicht gibt es also eine wie auch immer geartete „höhere Wirklichkeit“?
Sollte das zutreffen, wird die Wissenschaft eines Tages Spuren davon finden. Aber dass diese Wirklichkeit identisch wäre mit dem Gott der Abrahamiten, ist – aufgrund des bisherigen Wissensstandes – ausgeschlossen.

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