... wir bringen Licht ins Dunkel!
... wir bringen Licht ins Dunkel!

Himmel und Hölle

Von der Urangst zur Drohkulisse und zur Lächerlichkeit

"Himmel und Hölle" - Zwei Begriffe, ein Thema... Eines das sich schon durch die regelmäßige Predigtpraxis – und  zwar nicht nur in Sondergemeinschaften und Sekten wie „Zeugen Jehovas“ oder „Neuapostolische Kirche“ – anbietet.  Nach wie vor werden daraus insbesondere für Kinder bedrohliche Szenarien entwickelt. Doch wie konnte es dazu kommen?

Ursprünge in der Frühzeit der Menschheit

Schon lange vor den ersten Hochkulturen entwickelten Menschen Vorstellungen von einer jenseitigen Welt. Archäologische Funde zeigen, dass Neandertaler und Homo sapiens ihre Toten bestatteten – teils mit Beigaben, Werkzeugen oder Schmuckstücken. Offensichtlich rechnete man damit, dass „irgendwo“ ein Weiterleben stattfindet.

 

Zwei Erfahrungsräume boten sich den Frühmenschen besonders an:

  • Der Himmel über ihnen – unerreichbar, voller Macht (Sonne, Mond, Sterne, Blitz, Donner, Regen). Was dort geschah, bestimmte ihr Leben. Es lag nahe, diesen Bereich als Sphäre der Götter zu deuten.
  • Der Untergrund – dunkel, bedrohlich, unheimlich. Höhlen, Erdspalten und Gräber wurden mit Tod, Schatten und Furcht verbunden.

So entstand ein universales Symbolsystem: oben = göttlich, hell, Leben; unten = dämonisch, dunkel, Tod. Dieses Muster finden wir bei fast allen frühen Kulturen: im mesopotamischen Anu-Himmel und der Unterwelt der Ereshkigal, in Ägyptens Jenseitsfahrten des Sonnengottes Ra, im griechischen Gegensatz von Olymp und Hades oder in den vedischen Vorstellungen von Svarga (Himmel) und Naraka (Unterwelt).

Himmel und Hölle in der Bibel

Die Bibel hat diese frühen Muster aufgenommen, aber keineswegs einheitlich.

  • Altes Testament:
    • „Himmel“ (hebräisch šāmajim) ist der Wohnort Gottes. Aber ein „Himmel für Gerechte“ taucht dort noch nicht auf.
    • Alle Toten kommen in den Scheol, einen schattenhaften Aufenthaltsort ohne Belohnung oder Strafe.
    • Erst spät, unter dem Einfluss persischer und babylonischer Religionen, entwickeln sich differenzierte Jenseitsvorstellungen. In Daniel 12 (ca. 2. Jh. v. Chr.) heißt es: „Viele, die im Staube schlafen, werden erwachen, die einen zum ewigen Leben, die anderen zur Schmach und ewigen Schande.“
  • Neues Testament:
    • Jesus spricht vom „Reich Gottes“, doch er meint weniger einen Ort „im Himmel“, sondern eine neue Wirklichkeit, die „mitten unter euch“ anbricht.
    • Das Wort „Hölle“ übersetzt meist Gehenna, ursprünglich das Tal Hinnom vor Jerusalem, wo man Müll verbrannte und wo früher Kinderopfer stattfanden. Aus diesem realen Ort wurde ein Bild für Gericht und Vernichtung.
    • Paulus und die Evangelisten verwenden „Himmel“ als Sphäre Gottes, ohne ihn detailreich auszumalen.
    • Die Johannesoffenbarung liefert dann die große Dramaturgie: das himmlische Jerusalem für die einen, der Feuersee für die anderen.

Theologische Ausschmückungen

Nach den neutestamentlichen Schriften begann eine fast grenzenlose Phantasietätigkeit:

  • Kirchenväter: griffen auf griechische Philosophie (Hades) und römisches Rechtsdenken zurück. Hölle wurde nun Strafort für Sünder, Himmel Ort der ewigen Schau Gottes.
  • Mittelalter: Das Jenseits wurde plastisch ausgemalt. Hölle mit Feuerqualen, Himmel als Paradiesgarten, dazwischen das Fegefeuer – ein theologisches Meisterstück zur Disziplinierung der Gläubigen und zur ökonomischen Ausbeutung (Ablasswesen).
  • Reformation: Luther und Calvin warfen Ballast über Bord, hielten aber am Himmel-Hölle-Dualismus fest.
  • Neuzeit: Aufklärung und moderne Theologie versuchten zu entmythologisieren. Doch Volksfrömmigkeit, Erweckungsbewegungen und fundamentalistische Kirchen halten bis heute an den alten Bildern fest.

Warum diese Vorstellungen bis heute wirken

  • Psychologische Macht: Die Bilder bedienen Urängste (Strafe, Untergang) und Ursehnsüchte (Geborgenheit, ewiges Leben).
  • Symbolische Tiefe: Himmel = oben, Hölle = unten – diese Metaphorik steckt tief in unserer Sprache und Kultur.
  • Institutionelle Interessen: Kirchen nutzten und nutzen diese Vorstellungen, um Loyalität zu sichern. Wer Heil und Verdammnis in der Hand hat, hält die Zügel straff.
  • Popkulturelle Dauerbrenner: Von Dantes „Göttlicher Komödie“ über Hieronymus Bosch bis Netflix – Himmel und Hölle sind unerschöpfliche Stoffquellen.

Kritische Bilanz

Himmel und Hölle sind keine „Offenbarungen Gottes“, sondern kulturelle Konstruktionen.
Sie speisen sich aus uralten Menschheitserfahrungen und wurden in der Bibel aufgenommen, später dramatisch ausgeschmückt und kirchlich instrumentalisiert.

 

Heute wissen wir:

  • Es gibt keine empirischen Hinweise auf jenseitige Belohnungs- oder Straforte.
  • Die Bilder von Himmel und Hölle spiegeln menschliche Hoffnungen und Ängste – nicht kosmische Realitäten.
  • Wer diese Vorstellungen heute noch wörtlich predigt, betreibt keine Seelsorge, sondern Manipulation mit archaischen Drohkulissen.

F A Z I T:

Die Rede von Himmel und Hölle erklärt mehr über die Bedürfnisse und Machtinteressen der Menschen als über die Wirklichkeit des Universums. Sie ist ein Stück Menschheitsmythologie – eindrucksvoll, manchmal poetisch, oft missbraucht.

 

Wer Freiheit und Vernunft ernst nimmt, darf sich von solchen Fabeln nicht länger einschüchtern lassen, sondern kann über sie lachen.

Diese Website hat einen enorm großen Umfang. Um bei der Suche nach bestimmten Inhalten schneller fündig zu werden, könnte eine seitenspezifische Google-Schlagwortsuche hilfreich sein:

letzte Updates:

27. September 2025

Sobald sich Menschen zusammenschließen – ob im Verein, im Staat oder in einer Kirche – entsteht eine Infrastruktur, die Geld und Arbeit erfordert. Das sind Beiträge, Gebühren oder Steuern, keine Opfer. Eine Spende kann Ausdruck freiwilliger Solidarität sein, aber sie ist nicht an Gott gerichtet. Wer hier mit „Opfer“ argumentiert, betreibt bewusste Irreführung.

25. Sep. 2025

20. Sep. 2025

google-site-verification: google629555f2699bf7ee.html

Auf "Null gesetzt"
am 01.01.2025

Druckversion | Sitemap
© Franz-Christian Schlangen