Dr. theol. Markus Cromhout, Neuapostolischer Theologe und Evangelist, beweist mit seinem jüngsten Beitrag zur Homiletik-Reihe erneut, dass die Neuapostolische Kirche in Sachen Jugendbeeinflussung nichts dem Zufall überlässt. Seine Anleitung zur „Predigt an junge Menschen“ liest sich wie ein Handbuch zur religiösen Steuerung jugendlicher Identitätssuche – verpackt in einfühlsam klingende Phrasen über „Zugehörigkeit“, „Vertrauen“ und „Sinnsuche“.
Was Cromhout als Seelsorge tarnt, ist in Wirklichkeit eine rhetorisch geschliffene Methode zur Kanalisierung kindlicher und jugendlicher Sehnsüchte in das Korsett des apostolischen Weltbilds. Schon die diagnostische Ausgangslage – eine „chaotische Welt“, eine „verunsicherte Jugend“, „fehlende Orientierung“ – ist der altbewährte NAK-Rahmen:
Die Welt ist gefährlich, verwirrend, gottfern
Die Kirche aber bietet „Identität in Christus“ und „Bestimmung“.
Mit solcher Polarisierung wird ein künstlicher Bedarf geschaffen, den die Kirche dann selbst zu stillen vorgibt.
Cromhout bemerkt durchaus treffend, dass Jugendliche heute kritisch, digital vernetzt und misstrauisch gegenüber Autoritäten sind. Doch anstatt daraus echte Autonomie zu fördern, fordert er, diese Eigenschaften zu integrieren – sprich: sie in den Dienst kirchlicher Loyalität zu stellen. Wenn er schreibt, Geistliche müssten „überzeugende Gründe liefern, warum junge Menschen den Glauben und die aktive Beteiligung in der Kirche in den Mittelpunkt ihres Lebens stellen sollen“, wird klar: Es geht nicht um Erkenntnis, sondern um Einbindung, nicht um Selbstfindung, sondern um Selbstunterordnung.
Besonders durchsichtig ist Cromhouts Versuch, moderne Kommunikations formen – Memes, Videos, Social Media – als Vehikel für die kirchliche Einflussnahme zu instrumentalisieren. Er erkennt die Macht digitaler Narrative, will sie aber nutzen, um dogmatische Inhalte zu emotionalisieren. Mit dem Schlagwort „Predigt-Highlights“ wird eine Dauerbeschallung religiöser Botschaften empfohlen – ein Dauer-Tropf kirchlicher Sinnangebote im Gewand jugendlicher Medienkultur. Das ist keine Anpassung an die Moderne, sondern ein digitaler Feldzug gegen kritisches Denken.
Bezeichnend auch die rhetorische Volte am Schluss: Jugendliche sollen nicht als „Kirche der Zukunft“, sondern als „Kirche von heute“ begriffen werden. Das ist kein Kompliment, sondern ein taktisches Geständnis: Der Nachwuchs muss schon jetzt fest eingebunden werden, bevor kritische Reife einsetzt. Was Cromhout „Vertrauen und echte Beziehungen“ nennt, ist nichts anderes als die Rekrutierungsarbeit einer Organisation, die weiß, dass ihr Überleben von früh gebundenen Köpfen abhängt.
In der Sprache der Homiletik wird hier ein gefährlicher Cocktail serviert: psychologische Feinanalyse gepaart mit theologischer Vereinnahmung. Unter dem Deckmantel der Seelsorge entsteht eine Ideologie, die den Heranwachsenden die Antwort auf die Frage „Wer bin ich?“ gleich mitliefert:
Du bist, was die Kirche aus dir macht.
Wer das „Urteilsvermögen junger Menschen fördern“ will, muss sie zur Selbstreflexion und zum Zweifel ermutigen – nicht dazu, in alten Glaubenssystemen nach vorgefertigtem Sinn zu suchen.
Cromhouts Programm dagegen ist klassische Indoktrination im modernen Outfit:
gezielt, freundlich, aber zutiefst manipulierend.