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Die EU: Ein schlafender Riese ...

... der nicht weiß, wie stark er ist!

Die Vorstellung von der Europäischen Union als „schlafendem Riesen“ ist in der sicherheitspolitischen Debatte längst zu einem festen Bild geworden. Sie bringt das zentrale Paradox Europas auf den Punkt: Auf der einen Seite steht eine gewaltige wirtschaftliche und industrielle Macht, auf der anderen Seite eine zersplitterte, nur begrenzt handlungsfähige militärische Struktur. Doch die geopolitischen Erschütterungen seit 2022 haben begonnen, diesen Riesen zu wecken – und das hat weitreichende Folgen, insbesondere für Russland und den Krieg in der Ukraine.

1. Potenzial und Versäumnisse Europas

Die EU verfügt über nahezu 18 Billionen Euro Wirtschaftsleistung und über eine Bevölkerung, die jene Russlands um ein Vielfaches übertrifft. Daraus ließe sich eine militärische Stärke ableiten, die weltweit nur wenige Konkurrenten hätte. Gleichzeitig hemmen zersplitterte Kommandostrukturen, unterschiedliche Ausrüstungen und ein Mangel an gemeinsamer strategischer Kultur die Schlagkraft erheblich.

 

Über Jahrzehnte genügte es, sich auf den Schutzschirm der USA und die NATO zu verlassen. Erst die Sorge vor einem teilweisen oder völligen Rückzug Washingtons – verstärkt durch Äußerungen Donald Trumps – führte vielen europäischen Regierungen vor Augen, wie riskant diese Abhängigkeit geworden ist.

2. Ein Kontinent im Aufwachprozess

Die EU hat begonnen, an einer eigenständigen Verteidigungsfähigkeit zu arbeiten. Zu den wichtigsten Schritten gehören:

  • Militärisches Schengen-Gebiet (bis 2027): Der Abbau bürokratischer Hürden und die Anpassung der Infrastruktur sollen ermöglichen, dass schweres Gerät innerhalb weniger Tage statt Monate verlegt werden kann.
  • Rapid Deployment Capacity (RDC): Eine schnelle Eingreiftruppe von 5.000 Soldaten soll bis 2025 einsatzbereit sein.
  • Beschleunigte Manöver und Mobilitätsübungen: Großübungen wie Quadriga 2025 oder MILEX 25 zeigen, wie ernst die EU und die NATO die Mobilität an der Ostflanke nehmen.
  • NATO-Reaktionskräfte: Die Allianz trainiert mit „fight tonight“-Standards, wie zuletzt bei Steadfast Dart 2025.

Aus diesen Entwicklungen ergibt sich ein klarer Zeitrahmen: Die volle Fähigkeit, Truppen schnell und effektiv an die Ostflanke zu verlegen, dürfte erst ab etwa 2027 erreicht sein.

3. Strategische Wirkung einer geeinten EU-Militärmacht

Was aber würde geschehen, wenn die EU heute oder in naher Zukunft mehrere Großverbände an ihrer Ostgrenze zusammenziehen würde – ähnlich wie Russland es vor dem Überfall auf die Ukraine getan hat?

 

Direkte Folgen für den Krieg in der Ukraine

  • Entlastung der ukrainischen Armee: Russland müsste erhebliche Ressourcen an der NATO-Grenze binden und könnte weniger Kräfte an der Front einsetzen.
  • Erhöhte Abschreckung: Eine geschlossene europäische Militärpräsenz würde Moskau signalisieren, dass ein Übergreifen des Konflikts auf EU-Territorium umgehend eine massive Gegenreaktion auslösen würde.
  • Eskalationshemmung: Russland würde Provokationen nahe der EU-Grenze vermeiden, um keinen Bündnisfall zu riskieren.

 

Indirekte und politische Auswirkungen

  • Bessere Logistik für die Ukraine: Ein funktionierendes „Militärisches Schengen“ würde Waffen- und Materiallieferungen beschleunigen und sicherer machen.
  • Stärkung des europäischen Zusammenhalts: Ein solcher Schritt wäre ein deutliches Zeichen europäischer Handlungsfähigkeit, insbesondere im Angesicht eines möglicherweise unzuverlässigen Washington.
  • Reaktionen Moskaus: Russland würde scharf zurückschießen – politisch, rhetorisch und durch eigene Manöver oder Cyberangriffe. Doch gerade diese nervöse Reaktion zeigt, wie wirksam Abschreckung wäre.

4. Europas historische Aufgabe

Es ist höchste Zeit, dass die EU ihre sicherheitspolitischen Hausaufgaben erledigt. Der Krieg in der Ukraine und die derzeitige Unzuverlässigkeit der USA wirken dabei wie ein Katalysator, der jahrzehntelange Trägheit aufbricht. Verteidigungsausgaben steigen, gemeinschaftliche Rüstungsprojekte werden – endlich – energischer verfolgt, und die Erkenntnis wächst, dass Europas Sicherheit nicht garantiert ist, wenn Europa nicht selbst handelt.

 

Ja, die Mühlen er europäischen Institutionen mahlen langsam. Doch der Druck ist so hoch wie seit dem Kalten Krieg nicht mehr. Das „Erwachen des schlafenden Riesen“ ist nicht nur eine Metapher, sondern eine sicherheitspolitische Notwendigkeit.

 

Wenn Europa sein Potenzial nutzt, verändert es die strategische Lage fundamental – zum Vorteil der Ukraine, zur Stabilisierung des Kontinents und zur Abschreckung eines revisionistischen Russlands.

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letzte Updates:

06. Dezember 2025

Nachdem wir auf das (in erster Linie von Deutschland verschuldete) Fehlverhalten Europs und insbesondere auf Angela Merkels historisches Versagen geblickt haben, folgt abschließend ein (hoffnungsvoller!) Blick in die Zukunft. Denn noch ist das Kind nicht in den Brunnen gefallen:

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Auf "Null gesetzt"
am 01.01.2025

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