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12. Mai 2020 - 08:11 Uhr (fcs)

Der Amtsanspruch des NAK-Apostolats

(dumm geboren und nichts dazugelernt)

Foto: rupbilder - stock.adobe.com

Ich habe bereits mehrfach auf die Simplizität der neuapostolischen Kirchenlehre, des Neuapostolizismus, hingewiesen und die geringe Intellektualität seiner leitenden Verkünder bemängelt.

Dies eingedenk, nimmt es natürlich nicht wunder, dass die NAKigen Defizite auch im neuapostolischen Amtsverständnis und dessen Kommunikation deutlich wird:

 

Beginnend unter https://nac.today/de/158033/728788 verbreitet sich der [...] Andreas Rother in sage und schreibe 15 (in Worten: fünfzehn!!) Folgen auf nac.today, DEM Fakenewsmagazin des Apostelvereins NAKI e.V., Zürich, über das „dreigeteilte Amt“ um es mit allerlei unsinnigen Herleitungen und viel leerem Geschwafel jesuanisch zu begründen.

 

Dass der NAK-Apostolat jedweder Legitimation - egal ob nun ob jesuanisch oder lediglich allgemein biblisch begründet – entbehrt, hatte ich ja bereits in meinem Video „Welche Legitimation hat der NAK Apostolat“ unter https://www.youtube.com/watch?v=DppH9mILp4s ausführlich dargelegt.

Also könnte ich es mir jetzt einfach machen und mich mit der Feststellung begnügen, dass, da die Ämter innerhalb der NAKn aus dem unlegitimierten NAK-Apostolat hervorgehen, sämtliche NAK-Amtsträger ebenfalls jeglicher Legitimation entbehren.

 

Nur: Das alleine ist es ja nicht! – Die Kirchenmitglieder könnten schließlich zu Recht sagen: Da wir Apostolat und Kirchenamt als legitim akzeptieren, besitzt beides eine für uns hinreichende Legitimation…

 

Es stellt sich also die Frage, warum die Kirchenmitglieder die ihnen vorgesetzten Ämter als legitim akzeptieren. Würde man sie fragen, bekäme man die Antwort, das ergäbe sich aus dem Glaubensbekenntnis der Neuapostolischen Kirchen in welchem der Glaube an den Apostolat auf gleicher Höhe wie der Glaube an Gott, Jesus Christus und Heiligen Geist als Dogma festgeschrieben ist.

 

Nun hat das, was die Neuapostolischen Christen als „Glaube“ bekennen, nichts mit Glaube zu tun! Sie halten lediglich für wahr, was ihnen als Tatsache vermittelt wird.

Wir müssen das hier nicht weiter vertiefen. In meinen beiden Videos „Wie definiert man Glaube“ unter https://www.youtube.com/watch?v=icUFIUaFueM sowie „Glaubensbekundung ./. Tatsachenbehauptung“ unter https://www.youtube.com/watch?v=tZQ8qQx1HFE habe ich (nach meinem Verständnis ausführlich) dargelegt, was der Unterschied zwischen „Glaube“ und simplem „Fürwahrhalten“ ist.

 

Jetzt könnte ich ein weiteres – notwendigerweise über Gebühr langes – Video aufnehmen, um den Neuapostolischen Kirchen nachzuweisen, dass ihr Verständnis vom dreigeteilten Amt weder allgemein biblisch noch explizit jesuanisch begründet ist. Tatsächlich geht es nämlich auf die Übernahme der fadenscheinigen Begründungen für machtpolitische Entwicklungen im 3. Jhdt. nach der Zeitenwende zurück.

Und um das zu belegen, muss ich mir nicht den Mund fusslig reden, sondern ich lasse hier folgend in einem Großzitat einen ausgewiesenen Kenner der älteren Kirchengeschichte zu Wort kommen.

 

Viel Text, ich weiß… - Aber es lohnt sich, zu lesen. – Und nicht nur den Text dieses Zitats, sondern auch das ganze Buch, dem das Großzitat entnommen ist. Titel und ISBN folgen am Ende des Textes als Quellenangabe. Und nun „viel Lesevergnügen“:

Der Autor, Christoph Markschies Christoph Markschies (hier auf der Frankfurter Buchmesse 2017), geb. 1962, ist Professor für Ältere Kirchengeschichte an der Humboldt-Universität zu Berlin und Mitglied der Berlin-Brandenburgischen und der Heidelberger Akad

Die kirchlichen Ämter

 

Wieso entwickelt sich überhaupt eine kirchliche Ämterhierarchie? Diese Frage stellt sich nicht nur dem neuzeitlichen, womöglich protestantischen und also eher amtskritischen Historiker. Im «Arzneikasten gegen die Häresien», einem antihäretischen Kompendium, das der Bischof der Stadt Salamis auf Zypern, Epiphanius, zwischen 374 und 377 zusammensammelte, wird über eine heute nahezu völlig vergessene Gruppe aus dem Pontus berichtet – über Theologen, die man im vierten Jahrhundert (historisch falsch) auf den alexandrinischen Presbyter Arius zurückführte, der 325 n. Chr. auf dem Konzil von Nizäa verurteilt worden war und nach einem Widerruf seiner Position 336 verstorben war.

Epiphanius nannte diese Gruppe nach einem gewissen Priester Aërius «Aërianer» und teilte aus ihren Schriften bemerkenswerte wörtliche Zitate mit. Möglicherweise stammen sie von Aërius selbst:

«Was ist ein Bischof mehr wert gegenüber einem Presbyter? Jener unterscheidet sich in keinem Punkte von diesem. Es besteht eine (einzige) Ordnung, eine Ehre, eine Würdigkeit. Der Bischof legt die Hände auf (z. B. im Rahmen der Ordination, C. M.), in gleicher Weise auch der Priester. Der Bischof tauft, in gleicher Weise auch der Priester. Der Bischof hält den Gottesdienst, und der Priester in derselben Weise. Es sitzt der Bischof auf dem Thron, es sitzt auch der Priester.»

Im vierten Jahrhundert konnte man wohl mit kaum einer These die Wirklichkeit der verfaßten Kirche schärfer angreifen als mit dieser Frage.

 

Bischof Epiphanius, der ein eifriger (um nicht zu sagen eifernder) Ketzerbekämpfer war, reagierte auch entsprechend scharf und wies diese im vierten Jahrhundert ungewöhnliche Kritik am Vorrang des bischöflichen Amtes mit einem etwas gehässigen, aber gewöhnlichen literarischen Motiv der Polemik gegen Ketzer zurück: Aërius habe diese «verrückte Theorie» entwickelt, weil er selbst gern Bischof geworden wäre, aber bei der Wahl einem Freund unterlegen sei.

Gleichzeitig überlieferte der zypriotische Bischof aber auch die historische Argumentation, mit der Aërius offenbar seine Fragen und Thesen untermauerte. Er wies nämlich darauf hin, daß der Apostel Paulus nur «Presbytern und Diakonen», aber nicht Bischöfen geschrieben habe – das trifft zu, wenn man in Phil 1,1 unter «Episkopen und Diakonen» noch nicht das spätere Bischofsamt versteht. Mit ihrer exegetisch-historischen Argumentation gegen Ehrenvorrang und höhere liturgische Kompetenz des bischöflichen Amtes kamen Aërius und die Aërianer freilich recht spät, denn die dreistufige Hierarchie von Bischof, Presbytern/Priestern und Diakonen war nach dem gegenwärtigen allgemeinen Forschungskonsens in der zweiten Hälfte des zweiten Jahrhunderts im wesentlichen ausgebildet.

 

Spätestens zu Anfang des dritten Jahrhunderts stand an der Spitze jeder christlichen Gemeinde ein einziger Bischof, daneben existierten Presbyter und Diakone, und kaum jemand zweifelte daran, daß diese Ordnung richtig war, dem göttlichen Willen entsprach und mit der Tradition der Apostel übereinstimmte.

Insofern wirken die Aërianer wie ein Solitär, der ex post eine Entwicklung in Frage stellte, die selbst als Entwicklung kaum mehr jemandem bewußt war.

 

Erst die spätmittelalterliche und neuzeitliche Kirchenkritik (teilweise auch innerhalb der Kirche) hat das historische und theologische Problem dieser Entwicklung wieder schärfer in den Blick genommen; die bekannteste und zugleich griffigste Formulierung stammt von dem 1940 in der Exkommunikation verstorbenen französischen Reformkatholiken Alfred Loisy:

«Jesus annonçait le royaume, et c’est l’église qui est venue.» [sgm.: Jesus verkündete das (Kommen des) Königreichs (Gottes) und es war die Kirche, die kam.]

 

Ob zwischen dieser Kirche und der Verkündigung Jesu, Kontinuität mindestens in Form eines «inneren geistigen Bandes» besteht, ist ohnehin immer wieder umstritten. Die historische Nachzeichnung der Entstehung eines hierarchisch gegliederten Amtes wirkt wie die Nagelprobe für alle Thesen zu diesem Thema und ist selbstverständlich in besonderem Maße abhängig von dem jeweiligen religiösen Standort dessen, der diese Aufgabe unternimmt.

 

Zunächst einmal ist die Tatsache erstaunlich, daß etwa hundertfünfzig Jahre nach Jesus und den noch von ihm selbst berufenen Menschen solche Strukturen schon ausgebildet sind. Denn während der Lebenszeit Jesu gab es ja keine gegliederte kirchliche Organisation, die horizontal in einer Verschiedenheit von bestimmten Diensten und vertikal als hierarchische Über- beziehungsweise Unterordnung dieser Dienste ausdifferenziert war. - Trotzdem handelte es sich bei der «Jesus-Bewegung» nicht um einen amorphen anarchischen Volkshaufen, der dem Meister durch Galiläa nachzog.

 

Jesus von Nazareth sammelte aus seiner erheblich größeren Anhängerschar (Lk 8,2 f.) um sich einen Kreis von zwölf Aposteln als eine Art von innerem Kern der Bewegung, wohl als Symbol des endzeitlichen Israel der zwölf Stämme, zu dessen Sammlung er sich gerufen glaubte (Mt 19, 28). Eine nachösterliche Entstehung dieser Führungsgruppe ist wohl behauptet worden, aber doch nicht wahrscheinlich.

Für die «Ordnung» dieses inneren Kreises spielte der Begriff des «Dienstes» eine zentrale Rolle: «Wer groß sein will unter euch, der soll euer Diener sein, und wer unter euch der erste sein will, der soll aller Sklave sein» (Mk 10,43 f.).

 

Diese Ordnung eines inneren Zwölferkreises, verstanden als Dienstgemeinschaft, blieb nach der Hinrichtung Jesu lediglich eine kurze Zeit lang in groben Zügen bewahrt. Schnell hoben sich aus dieser Gruppe einzelne Gestalten heraus.

Der Apostel Paulus wollte bei seinem ersten Jerusalembesuch (ca. 35/36 n. Chr.) Kephas (gräzisiert: Petrus) kennenlernen, und schon bei den gewöhnlich als «Apostelkonzil» bezeichneten Verhandlungen (ca. 48 n. Chr.) hatte er es nur noch mit einem Dreier-Gremium, bestehend aus Jakobus, dem Bruder Jesu, Simon Kephas/Petrus und dem Zebedaiden Johannes, zu tun.

Dieses Gremium (Paulus nennt sie «die Angesehenen» und «die Säulen»: (Gal 2,6 u. 9) und nicht mehr der Zwölferkreis bildete also nicht einmal zwanzig Jahre nach dem Tode Jesu den inneren Kern, aber wohl auch schon die hierarchische Spitze der Jerusalemer Gemeinde.

 

Diese Umordnung war offenbar wesentlich bedingt durch den besonderen Rang, den man den sogenannten «Auferstehungszeugen» (1Kor 15,5–9) zuwies. Dieser relativ schnelle Umbruch in der Gemeindeleitung nach Jesu Kreuzigung zeigt aber auch, wie stark die Organisationsform der frühesten Gemeinde von der charismatischen Persönlichkeit Jesu bestimmt gewesen war; die relativ weitgehende Freiheit von allen Bindungen bürgerlicher Existenz implizierte natürlich auch eine eher institutionenkritische Haltung.

 

Mit dem Tode Jesu und dem offensichtlichen Ausbleiben des selbstverständlich erwarteten nahen Weltendes fehlte aber ein wichtiger Impuls für ein missionarisches Wanderleben und seine institutionenkritischen Züge.

Die Tatsache, daß dann in der Jerusalemer Gemeindeleitung auch leibliche Verwandte Jesu eine Rolle spielten, obwohl dieser doch zu Lebzeiten eine recht kritische Haltung zu seiner Familie eingenommen hatte, stellte ein normales Akkulturationsphänomen (hier in das orientalische Clan-Wesen) dar.

 

Die Ausbildung von hierarchischen Strukturen erfolgte trotzdem nicht überall mit gleicher Schnelligkeit. Die erste Kirchenordnung aus dem zweiten Jahrhundert enthielt noch Bestimmungen für [Apostel als] Wanderpropheten – also für eine der Urgemeinde relativ nahe Form christlicher Existenz.

Allerdings ist die Tendenz des Textes schon kritisch: «Jeder Apostel, der zu euch kommt, soll wie der Herr aufgenommen werden. Er soll aber nicht länger als einen Tag bleiben; wenn es jedoch nötig ist, auch noch einen zweiten; wenn er aber drei (Tage) bleibt, ist er ein Pseudoprophet. Bei der Abreise soll der Apostel nichts annehmen außer Brot, bis er übernachtet. Wenn er Geld fordert, ist er ein Pseudoprophet.»

Man fürchtete also eher Betrüger, als daß man auf ehrlich meinende christliche Missionare und Reisende zu hoffen wagte. Wieviel Geld man auf einer solchen religiös motivierten Wanderschaft verdienen konnte, zeigt die inschriftliche Nachricht von einem Sklaven der syrischen Göttin aus Kafr-Hauwar am Fuße des Hermon-Gebirges, der von jeder seiner Bettelfahrten siebzig Bettelsäcke mitgebracht haben will.

Jedenfalls ist auffällig, daß die prophetisch-charismatische Ordnung der Urgemeinde im syrischen Raum noch eine ganze Weile den Tod Jesu überlebte.

 

Eine der einschneidendsten Veränderungen des frühen Christentums dürfte der Wandel von einer eher ländlich geprägten Bewegung zu einer ausgesprochen städtischen Religion gewesen sein.

In diesen größeren und kleineren Städten und Kommunen gab es selbstverständlich hierarchisch gegliederte Ämter, gab es allerlei berufsständische Organisationen und Vereine (beispielsweise Bestattungsvereine).

 

In dieser Umwelt etablierte sich nun das Christentum, ihm strömten Menschen zu, denen solche hierarchischen Strukturen vollkommen selbstverständlich waren. Die christlichen Gemeinden entwickelten zunächst eine Verfassungsordnung, die im Prinzip der solcher Vereine ähnelte und schließlich fast eine «Stadt in der Stadt» bildete – und seit dem dritten Jahrhundert auch zunehmend Aufgaben der städtischen Verwaltungen übernahm (etwa die der Armenversorgung).

 

Da man sich einmal auf diesen Weg eingelassen hatte, überrascht es nicht, daß die Gemeinden schließlich die Provinzialverfassungen rezipierten, übergemeindliche Strukturen einrichteten und im vierten Jahrhundert auch reichsweite Kommunikationsstrukturen schufen, «immer halb negierend, halb zustimmend».

Die Verfassungsform, die nun ihren Siegeszug antrat, wird gewöhnlich «Presbyterialverfassung» genannt; sie stammte ursprünglich aus Palästina. Schon in den vierziger Jahren gab es, wie die Apostelgeschichte zeigt, in der Jerusalemer Gemeinde nach jüdischem Modell einen Ältestenrat («presbyterion» – ein Terminus, der übrigens auch im griechischen Vereinswesen belegt ist).

 

Die von Paulus gegründeten oder dominierten Missionsgemeinden kannten diese Verfassung zunächst allerdings nicht, sondern folgten noch dem charismatischen Modell der Urgemeinde – in freilich variierter Form.

In den unbestritten echten Paulinen ist von Presbytern nirgends die Rede, obwohl es auch in den paulinischen Gemeinden nicht an einer Ordnung und bestimmten Ämtern fehlt.

 

Die Gemeinde ist bei Paulus also nicht als eine wie immer verfaßte, gestufte oder geschichtete Organisation gesehen, sondern als ein einheitlicher, lebendiger Kosmos freier geistlicher Gaben, die einander dienen und ergänzen, deren Träger sich aber niemals übereinander erheben oder gegeneinander verschließen können.

Gleichwohl werden im Präskript des paulinischen Philipperbriefes erstmals zwei für die weitere Entwicklung zentrale «Ämter» mit Begriffen gekennzeichnet: «Episkopen und Diakone».

 

Der Titel «Episkopen» als Amtsbezeichnung stellt keine christliche Erfindung dar; in Athen wurden durch Los Episkopen bestimmt, die in den unterworfenen Städten des delisch-attischen Seebundes Statthalterfunktionen ausübten; auch in den Vereinen der Kaiserzeit tritt der Titel (ohne einheitliche feste Abgrenzung eines Amtes) auf.

Bemerkenswerterweise begegnet der Titel «Episkopen» in dieser Frühzeit nur im Plural – unter anderem deswegen hat sich die Konvention ausgebildet, bis zur Entstehung der auf jeweils einen gemeindeleiten en Bischof («episkopos») konzentrierten Gemeindeverfassungen im zweiten Jahrhundert ein und dasselbe griechische Wort «episkopos» noch mit «episkope» (und nicht mit «Bischof») zu übersetzen, um den Unterschied deutlich zu machen: Im einen Fall handelt es sich um ein gemeindliches Amt unter anderen, im anderen Fall um das Amt der Gemeindeleitung.

 

Die Episkopen der Frühzeit wurden – wie im Judentum beispielsweise bei Rabbinen üblich – durch Handauflegung ins Amt gesetzt; sie zeichneten sich offenbar durch eine besondere Verwaltungsgabe aus (1Kor 12,28 f.) und stellten damals noch eine Untergruppe der Presbyter dar.

Das «Diakonenamt» dürfte sich, wie schon der griechische Begriff «diakonos» zeigt, aus dem Tischdienst entwickelt haben; die Versorgung der Armen in der Gemeinde wird in ihr «Ressort» gefallen sein – jedenfalls hätte dies der Jerusalemer Praxis entsprochen (Apg 6,1–7).

 

Die Amts- und Verfassungsstruktur, die sich im zweiten Jahrhundert durchsetzte, bestand aus einer Kombination des Jerusalemer Modells presbyterialer Ordnung und des eher heidenchristlichen Modells paulinischer Missionsgemeinden. Das erste Zeugnis für diese Verfassungsverhältnisse ist ein offizielles Schreiben der römischen an die korinthische Gemeinde vom Ende des ersten Jahrhunderts.

Aus diesem Brief läßt sich erkennen, daß es in Korinth nun ebenfalls Presbyter, daneben oder eher darüber aber auch «die Leitenden» (griechisch «hegoumenoi»: 1Clem 1,3) gab. Sie wurden auch als «Episkopen» und «Diakone» bezeichnet (42,4 f.; 44,1/4) – und die Funktion der «Episkope» war eine wesentlich kultische.

 

Interessanterweise führten die römischen Absender des Briefes diese Ordnung theologisch auf eine (historisch natürlich unzutreffende) Linie zurück, die von Gott Vater über Christus zu den Aposteln führt: Diese hätten die ersten Episkopen und Diakone eingesetzt und Anweisung gegeben, daß nach deren Tod «andere erprobte Männer deren Dienst übernehmen sollten» (1Clem 44,2).

Die Einsetzung dieser viri probati sollte nun durch «andere angesehene Männer unter Zustimmung der gesamten Gemeinde» auf Lebenszeit erfolgen. Deswegen protestierte die römische Gemeinde mit ihrem Brief auch gegen die Absetzung von Amtsträgern in Korinth. Terminologie und Vorstellungen des Briefes entsprechen sehr stark dem hellenistischen Amtsstil, wie er beispielsweise in den Urkunden über Beamteneinsetzung und Beamtenehrung auftritt; allerdings wird im Brief auch eine Kontinuität zu den alttestamentlichen Kultuseinrichtungen hergestellt.

 

Das Schreiben der römischen Gemeinde dokumentiert, daß sich in den städtischen Gemeinden ein «Amt» im Sinne einer «rechtlich eindeutig festgelegten und gesellschaftlich anerkannten Führungsstelle mit Hoheitsrechten und Machtmitteln»78 entwickelt hatte; nicht zufällig findet sich hier auch der erste Beleg für die terminologische Unterscheidung zwischen Priestern und «Laien» (1Clem 40,5).

Seit Ende des zweiten Jahrhunderts, nämlich zuerst bei Clemens, Tertullian und Origenes, begegnete dann auch der komplementäre griechische Begriff Klerus («kleros») für die liturgischen Ämter, der eigentlich «Los» bedeutet; offenbar meinte man damit die vom Bischof ausgewählten Personen seines Mitarbeiterkreises. Allerdings fällt auf, daß die Begriffe «Priestertum» und «Priester» («hierateuma» und «hiereus») in diesen Zusammenhängen zunächst noch kaum fallen.

 

Die christlichen Gemeinden wollten sich vom paganen Kult, den sie als Götzendienst verstanden, energisch (und eben auch: terminologisch) abgrenzen. Gleichwohl verweist der Titel «Presbyter» schon auf ein Amt, das religionsphänomenologisch betrachtet als «Priesteramt» anzusprechen wäre; man kann daher das griechische Wort «Presbyter» («presbyteros») spätestens im vierten Jahrhundert mit dem deutschen Wort «Priester» wiedergeben, da es dann auch explizit als Synonym zum entsprechenden griechischen Begriff gebraucht wird.

 

Ganz offenbar wurden römische wie korinthische Gemeinde zu dieser Zeit noch kollegial geleitet; die Spezialisierung von Ämtern – so scheint es einen besonders für die Außenbeziehungen zuständigen Amtsträger gegeben zu haben – begründete keine Hierarchie oder Subordination von Personen des Gemeindeleitungskollektivs.

Daher stellte die Propagierung des sogenannten «Monepiskopates» durch Briefe an kleinasiatische Gemeinden einen mindestens ebenso entscheidenden Umbruch in der Verfassungswirklichkeit der antiken Christenheit dar.

 

«Monepiskopat» bezeichnet mit dem griechischen Wort für «einzig, allein» («monos») die Tatsache, daß nun ein einziger Bischof die Gemeinde leitet – der früher übliche Ausdruck «monarchischer Episkopat» trägt unpassenderweise Verhältnisse des dritten und vierten Jahrhunderts in das zweite ein.

Niemand beansprucht in dieser frühen Zeit monarchische Herrschaft über die Presbyter, die keinen Platz mehr für die Mitarbeit von Presbytern und Diakonen an der Leitung der Gemeinde läßt. Außerdem war der Umfang dieser Herrschaft nicht sehr groß. - Gregor der Wundertäter wurde Mitte des dritten Jahrhunderts Bischof in einer Stadt mit siebzehn Christen.

Ignatius (oder der anonyme Autor, der später unter seinem Namen schrieb) jedenfalls bemühte sich mit großer Energie, dieses Modell des Monepiskopats den Gemeinden, an die er schrieb, einzuschärfen.

 

Höchstwahrscheinlich darf man diese Intensität als Hinweis darauf nehmen, daß die von ihm empfohlene Verfassungsordnung an diesen Orten nicht in Geltung stand und ihre Einführung auch nicht erwogen wurde:

«Denn wenn ihr euch dem Bischof unterordnet wie Jesus Christus, scheint ihr mir nicht nach der Art der Menschen zu leben, sondern nach Jesus Christus (. . .). Ganz ebenso sollen alle den Diakonen Ehrfurcht erweisen wie Jesus Christus, ebenso auch dem Bischof als Abbild des Vaters und den Presbytern als Ratsversammlungen Gottes und als Bund der Apostel.

[…]

Folgt alle dem Bischof, wie Jesus Christus dem Vater, und dem Presbyterium wie den Aposteln; die Diakone aber achtet wie Gottes Gebot. Keiner soll etwas von den kirchlichen Dingen ohne den Bischof tun. Jede Eucharistiefeier gelte als zuverlässig, die unter dem Bischof oder einem von ihm Beauftragten stattfindet. Wo der Bischof erscheint, soll die Gemeinde sein, wie da, wo Jesus Christus ist, die katholische Kirche (es handelt sich übrigens um den ersten Beleg dieser Verbindung). Ohne Bischof darf man weder taufen noch das Liebesmahl halten; was aber jener für gut findet, das ist auch Gott wohlgefällig, auf daß alles, was ihr tut, sicher und zuverlässig sei.»

 

Ob die hier zugrundegelegte Typologie, die Gott mit dem Bischof und die Apostel mit dem Presbyterium zusammenbringt, diese energischen Propagierungen des Monepiskopates initiiert, unterstützt oder nur nachträglich legitimiert hat, läßt sich nicht mehr mit Sicherheit entscheiden.

Da Ignatius aber gleichzeitig den Dienstcharakter des Bischofsamtes betonte, darf man aus dem Brief auch keinen vollkommenen Solitär innerhalb der Amtsentwicklung machen. Für die Erklärung der Entwicklung weg von der Kollegialverfassung gibt es mangels weiterer Quellen nur Hypothesen:

 

Die einen verweisen auf natürliche Entwicklungen innerhalb von kollegial strukturierten Organen,83 die anderen auf die Notwendigkeit, häretischen Bewegungen im zweiten Jahrhundert eine mit ganzer Autorität sprechende Führungsgestalt entgegenzustellen.

Jüngst ist auch die Vorstellung von der Gemeinde als einem «Haus Gottes» herangezogen worden. Dem antiken Haushalt pflegte ein souverän agierender Hausvorstand in Gestalt des Hausherren vorzustehen, so daß im Rahmen dieses Kirchenbildes die Entwicklung zu einem Monepiskopat konsequent wäre. Die antike Christenheit selbst hat das Phänomen der Entwicklung kaum wahrgenommen und daher nur sehr selten Erklärungen zu bieten versucht.

 

Der antiochenische Theologe Theodor, Ende des vierten Jahrhunderts Bischof im kilikischen Mopsuestia, schrieb:

«Der Apostel Paulus hat in 1Tim 3 (hier sind nur Episkopen und Diakone genannt, C. M.) die Presbyter nicht vergessen, sondern dieselben Amtspersonen führten am Anfang sowohl den Namen ‹Presbyter› als auch den Namen ‹Bischof‹. Die aber, welche die Vollmacht der Weihe (von Amtsträgern durch Handauflegung, C. M.) besaßen und jetzt ‹Bischöfe› heißen, standen nicht einer Kirche, sondern einer ganzen Provinz vor und führten den Namen ‹Apostel›.

[…]

Somit waren in jener alten Zeit die, die jetzt ‹Bischöfe› heißen, für eine ganze Provinz das, was jetzt für eine einzelne Stadt und ein einzelnes Dorfgebiet die (zu Bischöfen) Geweihten sind. So beschaffen war in jener Zeit die kirchliche Verfassung. Als sich aber die Religion mächtig ausgeweitet hatte und nicht nur Städte, sondern auch Dörfer mit Gläubigen füllte, die seligen Apostel aber gestorben waren, da kamen die, welche danach zur Leitung des Ganzen (sc. der ganzen Provinz) bestellt wurden, jenen Früheren nicht mehr gleich; auch vermochten sie nicht das Zeugnis durch Wundergaben wie jene für sich geltend zu machen.

[…]

Daher empfanden sie es als eine Last, den Namen ‹Apostel› zu führen; die anderen Bezeichnungen aber verteilten sie: Den Namen ‹Presbyter› überließen sie den Presbytern, den ‹Bischof› wiesen sie dem zu, der zu weihen befugt sein sollte, so daß er nun mit der Leitung des Ganzen betraut wäre.»

 

In Rom begann sich diese Form des Monepiskopats etwa ab der Mitte des zweiten Jahrhunderts zu etablieren; der mit den Beziehungen zu den auswärtigen Gemeinden betraute Presbyter gewann einen deutlichen Bekanntheits- und Autoritätsvorsprung vor seinen Kollegen. Eingeführt war jene Form spätestens im Jahre 189 n. Chr., und ein nicht unwichtiges Zeichen für sie stellte die Einführung einer Datierung nach Bischöfen dar.

Diese Chronologie wurde durch die Aufstellung von Bischofslisten ermöglicht, die durch lückenlose Kataloge die neue Verfassungsordnung in die apostolische Frühzeit zurückprojizierten. In diese Zeit datiert wahrscheinlich auch der Umbruch im Verständnis des Begriffes «Presbyter», der nun auch sprachlich zum Synonym für den Ausdruck «Priester» wird.

 

Im Westen spricht Tertullian schon ungeniert von «priesterlichen Aufgaben» und nennt den Bischof «den höchsten Priester». Die eucharistische Handlung wird als «Opfer» bezeichnet, und der Altar heißt Opferstätte («thysiasterion»). Das ursprüngliche Ältestenamt hatte sich also deutlich in ein Priesteramt verwandelt; das frühere Ehrenamt war klerikalisiert worden, und der Abstand zwischen der Gemeinde und kirchlichem Amt, zwischen den Priestern und Laien hatte sich deutlich vergrößert.

 

Ein Grund für diesen Wandel des Presbyterbildes und zugleich ein weiteres Moment der Stabilisierung des Monepiskopates dürfte die vor allem im Westen übliche Variante des östlichen, von Ignatius propagierten typologischen Verhältnisses zwischen Christus und dem Bischof gewesen sein, das Modell der «Stellvertretung».

Man bezeichnet es nach der lateinischen Vokabel für einen Stellvertreter (vicarius) als «Vikariatsidee». Christus, so wurde gelehrt, habe Gemeindevorsteher als Nachfolger der Apostel eingesetzt, und so amtiere der Bischof (und in seiner Vertretung der Priester) als apostolischer Stellvertreter beziehungsweise Amtsnachfolger.

 

Besonders der karthagische Bischof Cyprian hat sich in der Mitte des dritten Jahrhunderts für solche Konzeptionen stark gemacht. Aus dem lukanischen «Wer euch hört, hört mich» (Lk 10,16) folgerte er:

«Der Bischof ist in der Kirche und die Kirche in dem Bischof; wer nicht mit dem Bischof ist, ist nicht in der Kirche.»

Und auf einer Synode des Jahres 256 in Karthago, der Cyprian vorstand, erklärte ein anderer Bischof (namens Clarus aus Mascula, heute Khenchela/Algerien) auf genau derselben Linie:

«Die Meinung unseres Herrn Jesus Christus ist eindeutig, er sandte seine Apostel aus und übertrug ihnen allein die Vollmacht, die ihm vom Vater gegeben war. Ihre Nachfolger sind wir, die wir mit gleicher Vollmacht die Kirche des Herrn lenken und auf den Glauben der Glaubenden hin taufen.»

 

Es verwundert, daß – sehen wir einmal von den Aërianern und mehrheitskirchenkritischen Bewegungen wie den Gnostikern ab – kaum Nachrichten über Widerstand gegen die Einführung dieser episkopalen Verfassungsordnung überliefert sind. Ein gewisser Schlußpunkt bei der Entwicklung des Amtes war schon im dritten Jahrhundert erreicht, wie die «Apostolische Tradition» zeigt.

 

Es ist umstritten, ob diese Schrift stadtrömische Verhältnisse beschreibt oder nicht vielmehr den Brauch der alexandrinischen Kirche im Blick hat. Sicher ist nur ihre Datierung vor den großen Verfolgungen in der Mitte des dritten Jahrhunderts. In diesem Text wird nun klar zwischen Klerikern und Laien geschieden, ferner zwischen einem höheren und einem niederen Klerus.

 

Der höhere Klerikerstand teilte sich in Bischof, Presbyter und Diakone – diese gelangten durch Handauflegung und ein Gebet um den heiligen Geist in ihr Amt.

Nicht ganz zufällig beginnt die Schrift unmittelbar nach der Vorrede mit den Bestimmungen über die Bischöfe. Um die Mitte des dritten Jahrhunderts kam als Bischofskandidat im Grunde nur noch in Frage, wer sich durch die kirchliche Ämterlaufbahn bereits empfohlen hatte – entsprechend wurden Abweichungen wie die Wahl eines Laien, die trotzdem noch vorkamen, besonders hervorgehoben.

 

Bischöfe wurden zunächst vom ganzen Volk gewählt, an der Wahl waren aber auch einige Bischöfe der Nachbargemeinden und das Presbyterium beteiligt. Die «Apostolische Tradition» bestimmte:

«Zum Bischof soll eingesetzt werden, wer vom ganzen Volk gewählt wurde und wer untadelig ist. Sobald er vorgeschlagen ist und alle zugestimmt haben, soll sich das Volk am Sonntag mit dem Presbyterium und den anwesenden Bischöfen versammeln. Unter Zustimmung aller sollen diese dem Kandidaten die Hände auflegen, und das Presbyterium soll still dabeistehen.»

Die genaue Wahlprozedur ist kaum mehr zu rekonstruieren, aber das «demokratische» Element der Volkswahl wurde von der erforderlichen Bestätigung der Wahl durch Handauflegung der Bischöfe umliegender Kirchen faktisch begrenzt.

 

Die Begrenzung wurde jedoch theologisch begründet: Die Handauflegung sollte dem Kandidaten den göttlichen Geist vermitteln, dessen Weitergabe man in einer Wahlprozedur nicht sichergestellt glaubte. An einem Sonntag wurde der Bischof geweiht; die Handauflegung der anderen Bischöfe (die die Gemeinschaft der Kirchen repräsentierten) ließ die Wahl gültig werden.

Presbyterium und Gemeinde beteten in der Stille um die Herabkunft des heiligen Geistes, standen aber schweigend («epikletisches Schweigen») am Rande der Zeremonie. Im Ordinationsgebet wurde Gott um die Gabe des Geistes gebeten, und dann fuhr man fort:

«Laß, Vater […], deinen Diener, den du zum Bischofsamt erwählt hast, deine heilige Herde weiden und als Hohepriester dir ohne Tadel Tag und Nacht dienen. Er möge unablässig dein Angesicht gnädig stimmen und die Gaben deiner heiligen Kirche darbringen. Gib ihm die Vollmacht (. . .), gemäß deiner Weisung Sünden nachzulassen, gemäß deiner Anordnung die Ämter zu vergeben und (. . .) von jeder Fessel zu lösen».

 

Demgegenüber wird in der erwähnten Kirchenordnung wesentlich kürzer berichtet, wie die Mitglieder des Presbyterkollegiums zu weihen sind. Auch ihr Weihegebet fällt kürzer aus. Die Presbyter halfen dem Bischof bei einzelnen liturgischen Vollzügen, sprachen zum Beispiel das Dankgebet bei der Eucharistie mit.

Presbyter und Diakone sollten sich täglich an einem bezeichneten Orte einfinden, um die Gemeinde zu lehren.

 

Der Diakon schließlich wurde nicht zum Priesteramt geweiht, sondern zum Dienst für den Bischof. Dieser Unterschied bildete sich in der Weihe ab; die Presbyter wurden durch den Bischof und die übrigen Presbyter geweiht, der Diakon durch den Bischof allein.

 

Darunter ordnet die «Apostolische Tradition» als weitere Ämter eines «niederen Klerus» die «Bekenner», Gemeinde-Witwen, Lektoren (sie werden ohne Weihe durch Übergabe des Buches eingesetzt), Jungfrauen, Subdiakone und Menschen, die die Gabe der Heilung besitzen.

Den Inhabern dieser Ämter wurde «die Hand nicht aufgelegt», sie wurden also nicht geweiht und sind damit von den Vertretern des «höheren Klerus» deutlich abgegrenzt.

 

Die alte pneumatisch-charismatische Auffassung des Amtes, wie sie die Struktur der paulinischen Missionsgemeinden geprägt hatte und ein Erbe der Urgemeinde und des historischen Jesus darstellte, ist selbst auf dieser entfalteten hierarchischen Stufe der Entwicklung des christlichen Amtes noch in Resten erhalten geblieben.

Das zeigen vor allem die für alle drei höheren Ämter (Bischof, Presbyter/Priester, Diakon) ausführlich mitgeteilten Weihegebete, in denen stets der heilige Geist um seinen Beistand für den Amtsträger angerufen wird.

 

Auffällig ist, daß für die Frauen hier zwei Substitut-Ämter (Gemeinde-Witwe bzw. Jungfrau) reserviert wurden, da ihnen das dreifach gegliederte Amt der Mehrheitskirche verschlossen war. Es ist vor allem jüngst darauf aufmerksam gemacht worden, daß in der urchristlichen Epoche durchaus noch Frauen als dominierende Figuren von Hauskirchen (z. B. Phöbe in Kenchreae: Röm 16,1 oder Lydia in Philippi: Apg 17,15.40) und als Inhaber kirchlicher Ämter wie dem des Diakonats (vgl. Röm 16,7 und die Diskussion über das Geschlecht von Iounias) denkbar waren, weil dies ihrer Stellung in den Haushalten dieser Zeit entsprach.

Überhaupt zeigt sich an diesem Punkt die tiefe Abhängigkeit der christlichen Theologie der Antike von dem gesellschaftlich und sozial konstruierten Frauenbild vor allem der Mittelschicht.

Öffentliche priesterliche Funktionen im eigentlichen Sinne übten Frauen nur in einigen Gruppen am Rande der Kirche aus. Innerhalb der Mehrheitskirche wurde der Ausschluß der Frauen vom dreigliedrigen Amt nicht einmal begründet, was auf eine Selbstverständlichkeit hindeutet.

 

Auch im Jerusalemer Tempel amtierten keine Frauen als Priester. Interessanterweise gab es aber Versuche, die erwähnten Substitutämter, vor allem das Witwenamt, aufzuwerten. So haben nach dem Zeugnis einer syrischen Kirchenordnung aus dem dritten Jahrhundert offenbar Witwen im Rahmen der Bekehrung von Nichtchristen theologisch gelehrt, kleinere liturgische Handlungen selbständig durchgeführt (Gebet und Handauflegung), vielleicht sogar getauft.

Der Autor der Kirchenordnung versuchte allerdings, diese Praxis als Mißbrauch zu bekämpfen und solche Frauen überhaupt auf häusliche Tätigkeiten zu beschränken; dazu diffamierte er öffentliches Auftreten von Frauen: «Eine Witwe soll nicht herumrennen und zwischen den Häusern hin- und herwandern.»

 

Auch die Laien sind als Gemeindeglieder natürlich keine quantité négligeable gewesen; ihre Bezeichnung als «Volk» (lateinisch: plebs) war wohl nicht abwertend gemeint.

Welche Bedeutung Laien zumindest theoretisch noch innehatten, zeigte sich am Verfahren der Bischofswahl, für die die Akklamation des «Volkes» durch den Ruf «Würdig» («axios») vonnöten war.

 

Ein interessantes Zeugnis für die entfaltete Amtstheologie des vierten Jahrhunderts findet sich in einer Schrift des Johannes Chrysostomus, die er möglicherweise vier Jahre nach seiner eigenen Priesterweihe um das Jahr 390 verfaßte: «Über das Priesteramt».

Sie hat sowohl in der Antike als auch in der frühen Neuzeit beträchtliche Wirkungen entfaltet; man kann hier geradezu etwas anachronistisch von einem «Berufsbild» des Priesters sprechen.

 

Der Autor trug Vorstellungen über die persönlichen Voraussetzungen eines Priesters und die richtige Führung des Priesteramtes vor, die Allgemeingültigkeit beanspruchten. Er kontrastierte dieses «Berufsbild» mit einer wenig befriedigenden «Berufswirklichkeit» und verfaßte eine «Reformschrift», die die «Berufswirklichkeit» nach dem «Berufsbild» reformieren wollte. In dieses Amt wird man nach Chrysostomus eigentlich von Christus berufen, aber es bestehen zugleich hohe Anforderungen für die, die es anstreben: Seine Träger müssen, weil ihnen so viele Seelen anvertraut werden, sich hinsichtlich des Wertes ihrer Seele aus der Menge so hervorheben wie der Mensch aus der der Tiere.

«Als ob sie nämlich schon in den Himmel versetzt wären und die menschliche Natur abgelegt hätten und von unseren Leidenschaften erlöst seien, zu so einer großen Autorität wurden sie erhoben.»

Auf der Basis der Zwei-Stufen-Ethik – und somit asketisch-mönchischer Argumentation – forderte der Autor von den Amtsinhabern besondere Christusliebe und Selbsthingabe.

 

Seine Schrift stellte ein deutliches Votum gegen den massenhaften Eintritt dekurionaler städtischer Schichten in kirchliche Ämter dar, wie er sich schon im dritten Jahrhundert abzeichnete und zu einer Übernahme von ursprünglich kommunalen Aufgaben durch die Kirche führte. Wenn der Autor bei seinen Amtskollegen «Ehrsucht», «irdische Vergnügungen» und «Schmeichelei gegen die Reichen» geißelt, dann entlarvt er damit nur die psychologische Entartung des wohltätigen Verhaltens städtischer Oberschichten, die für ihre Spenden, etwa für religiöse und sportliche Feste, öffentliche Anerkennung erwarten durften.

Johannes Chrysostomus bestritt also implizit die Vergleichbarkeit dekurionaler und kirchlicher Aufgaben, indem er auf die anderen Voraussetzungen des geistlichen Amtes hinwies. Er hat dazu den ‹Beruf› des Priesters in einem sehr exklusiven Sinne definiert, sowohl hinsichtlich der besonderen Qualitäten derer, die ihn ausübten, als auch hinsichtlich der besonderen Merkmale dieses Berufes an sich:

«Das Priesteramt wird auf der Erde ausgeübt, aber es gehört doch zu den himmlischen Einrichtungen. Und das mit Recht. Denn kein Mensch, kein Engel, kein Erzengel, keine andere geschaffene Kraft, sondern der Paraklet (sc. der Heilige Geist) selbst hat diese Stufe eingerichtet und hat Menschen, die sich noch im Fleisch befinden, gewürdigt, den Dienst der Engel sichtbar zu machen.» Ohne dieses Amt können Christen «weder des Heils noch der verheißenen Güter teilhaftig werden»

 

Die Priester helfen in der Taufe zu neuem Leben und vermitteln in Eucharistie und Sündenvergebung das Heil. Daher verdienen sie, von anderen weltlichen Berufen kategorial geschieden, mehr Ehrfurcht als Magistrate und Könige.

 

Die Schrift des Chrysostomus stellt aber nicht nur ein Zeugnis der «Erneuerung des kirchlichen Amtes im vierten Jahrhundert» dar, sondern zugleich ein hochinteressantes Dokument der Rezeption paulinischer (und deuteropaulinischer) Theologie.

Paulus ist das ideale Vorbild des rechten Priesters durch seine übergroße Hingabe und Opferbereitschaft: «Niemand hat mehr als Paulus Christus geliebt, niemand hat größeren Eifer gezeigt, keiner ist größerer Gnade gewürdigt worden.»

 

Die Amtstheologie des Autors entspricht der Amtstheologie der Pastoralbriefe, die sich selbst als paulinische Schultradition verstehen; die Ratschläge zur Methodik der Amtsführung greifen schließlich auf den historischen Paulus zurück, der in großer missionarischer Sensibilität (vgl. 1Kor 9,20) und zugleich großer kirchenleitender Strenge (ebd. 5,5) seine Gemeinden führte.

Von daher erklären sich die starken seelsorgerlichen Töne und Impulse der Schrift, die die massierte Amtstheologie vor Einseitigkeit bewahren.

 

Es sei, so Chrysostomus beispielsweise, nicht erlaubt, «mit Gewalt die Fehler der Sünder bessern zu wollen», anstelle der Strenge solle Überredung stehen. Neben den Taten müsse die Einstellung ihrer Täter berücksichtigt werden.

In diese sehr deutliche Tendenz zur Unterscheidung des priesterlichen Amtes von dem Stand des Laien läßt sich ebenfalls die Forderung einordnen, daß Priester nicht mehr heiraten dürfen, also zölibatär leben sollen.

Priesterliche Sexualität wurde als Verunreinigung und Makel für die Reinheit der Opferhandlung empfunden.

 

Der Ausdruck caelibatus, eheloser Stand, selbst bezeichnete seit der frühen Kaiserzeit eigentlich eine moralisch verwerfliche Verweigerung gegenüber der Staatsbürgerpflicht der Kinderzeugung. Das konnte seit republikanischer Zeit in einem Sittengerichtsverfahren mit der Ehrlosigkeitserklärung enden, unter Augustus wurden die Strafen noch verschärft.

Die kirchliche Forderung nach dem Zölibat der Priester bildete sich im Laufe des dritten Jahrhunderts, zunächst als Minderheitsmeinung, aus. Auch hier wird man wieder den Einfluß der stetig anwachsenden asketischen Bewegungen nicht zu gering veranschlagen dürfen.

 

In Rom protestierte bereits in den ersten Jahren des dritten Jahrhunderts ein Theologe gegen verheiratete Priester; aber noch die Synode von Elvira zu Beginn des vierten Jahrhunderts rechnete mit verheirateten Amtsträgern.

Sie untersagte nur den «Bischöfen, Priestern und Diakonen und (überhaupt) allen Klerikern, die eine Funktion im (Altar-)Dienst haben, […] mit ihren Frauen zu verkehren und Kinder zu zeugen; wer es dennoch tut, soll der Klerikerwürde verlustig gehen».

Dagegen verbot das erste reichsweite Konzil von Nizäa (325 n. Chr.), daß schon zölibatär lebende Bischöfe, Presbyter und Diakone eine fremde Jungfrau bei sich haben dürften, «außer es sei etwa eine Mutter oder (leibliche) Schwester (. . .) oder sonst irgendeine Person, bei der aller Verdacht entfällt».

 

Es entsprach dieser Entwicklung, wenn seit Konstantin alle strengen paganen Gesetze gegen den Zölibat aufgehoben worden sind. Das geschah offensichtlich mindestens auch in Rücksicht auf diejenigen Christen, die ehelos lebten – so jedenfalls referiert der palästinische Bischof Eusebius die Motivation des Kaisers:

«Andere seien dagegen ohne Kinder geblieben, nicht weil sie keine Kinder hinterlassen wollten, sondern aus Abneigung gegenüber jedem Verkehr mit Frauen, die ihrer überaus heftigen Liebe zur Weisheit entsprungen sei. Eine heilige und vollkommene Jungfräulichkeit aber suchten Frauen, die sich ganz dem Dienste Gottes geweiht und einem reinen und ganz heiligen Leben an Leib und Seele hingegeben hätten. Müsse man denn das für strafwürdig und nicht vielmehr für bewunderungs und lobenswert halten?»

 

Der Pflichtzölibat als Voraussetzung jeder Priesterweihe ist eine mittelalterliche Einrichtung; allerdings rechnete beispielsweise ein Kanon einer Synode des ausgehenden vierten Jahrhunderts mit Gemeindemitgliedern, die die Eucharistie nicht aus den Händen von verheirateten Priestern empfangen wollten. Auf jener Synode wurde diese Position aber noch anathematisiert.

 

Auch hinsichtlich ihrer Kleidung und Haartracht unterschieden sich die Kleriker im vierten Jahrhundert noch kaum von den Laien, wie man am berühmten Mosaikportrait des Mailänder Bischofs Ambrosius sehen kann, das sich noch heute in der Kapelle San Vittore in Ciel d’Oro in unmittelbarer Nähe des Bischofsgrabes befindet.

Der Bischof trägt eine weiße Tunika mit breiten Ärmeln, auf denen sich zwei blaue Streifen befinden, darunter – wie man am Handgelenk deutlich sehen kann – eine weitere Tunika (die tunica interior) mit engeren Ärmeln. Der linke Arm trägt den Bausch eines bequemen Purpurmantels, der paenula, auf der sich ein goldenes Kreuz befindet. Es stellt neben der Stola, dem schmalen Leinenstreifen um den Hals, das einzige Zeichen geistlicher Würde dar. Ambrosius trägt vermutlich noch keine Tonsur, die Gestalt seiner Frisur ist vielmehr auf beginnenden Haarausfall zurückzuführen.

 

Ansonsten tritt dem Betrachter auf dem Mosaik ein etwas hagerer Aristokrat des ausgehenden vierten Jahrhunderts entgegen. Entsprechend hat man auch vermutet, daß die Vorlage dieses bald nach dem Tod des Bischofs im Jahre 397 n. Chr. entstandenen Portraits ein Bildnis aus seiner dem kirchlichen Amt vorangehenden Zeit als Statthalter der Provinz Liguria-Emilia darstellte. Die mittelalterliche Tonsur des Haupthaares war noch nicht üblich, im Gegenteil:

Damit man christliche Priester nicht mit den Verehrern der Isis und des Sarapis verwechseln konnte, sollten Priester ihr Haar so lang wachsen lassen, bis die (Kopf-)Haut bedeckt sei.“ (Zitatende)

Quelle:

  • Christoph Markschies; „DAS ANTIKE CHRISTENTUM - Frömmigkeit · Lebensformen · Institutionen“; ersch. 2006 bei Verlag C. H. Beck oHG, München; ISBN-13: 978 3 406 54108 7; Seiten 296 – 212

https://www.buch7.de/produkt/das-antike-christentum-christoph-markschies/1027564251?ean=9783406702297

 

17. November 2019 - 07:56 Uhr (fcs)

Stichwort „Eigenverantwortung“

(aus Sicht eines an JHWH glaubenden Christen)

Vorab bitte ich meine Freunde um Entschuldigung für das evtl. beim Lesen einsetzende Entsetzen. – Der folgende Text richtet sich ausschließlich an (neuapostolische) Christen, und berücksichtigt für diesen Personenkreis verbindliche Texte. Er berücksichtigt ausschließlich abrahamitische Überzeugungen, die sich nicht mit den meinen decken…


Um geltende Kirchenlehre aus christlicher Sicht zu widerlegen, kommen atheistische Positionen nun einmal nicht infrage. Zum Glück kenne ich aber auch die christliche Lehre in- und auswendig... ;-) – Und damit nun in medias res:

Der Legalienstreit... Die Zurechtweisung des Petrus durch Paulus // Bildquelle: https://katholischglauben.info/der-legalienstreit-zurechtweisung-des-petrus/

Christen sind davon überzeugt, dass JHWH – der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs – der Schöpfer alles Seienden ist:

 

„Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort. Dasselbe war im Anfang bei Gott. Alle Dinge sind durch dasselbe gemacht, und ohne dasselbe ist nichts gemacht, was gemacht ist.“

vgl. Johannes 1, 1

 

Von diesem Gott heißt es, er sei …

  • … sowohl transzendent als auch immanent, sowie ewig allgegenwärtig (ubiquitär). Dementsprechend ist er stets und ständig zeitungebunden, also zu allen Zeiten gleichzeitig, allumfassend präsent (omnipräsent).
  • ... allmächtig (ominpotent). Er könne alles, also auch in den Lauf der Welt eingreifen und dabei gegen die Naturgesetze verstoßen (Wundertätigkeit). Er könne jedoch nicht widersprüchlich handeln, also seinen Willen ändern oder gegen seinen eigenen Willen verstoßen.
  • … allwissend (omniszient). Er wisse also tatsächlich alle überhaupt wissbaren Sachverhalte, was eine logische Konsequenz der Allmacht wäre. Denn, wie Gerhard Streminger es formuliert, ein Wesen, dem es an Wissen fehlt, fehlt es auch an Macht. Ist ein Wesen hingegen allmächtig, so ist es auch allwissend.    (vgl. http://www.gkpn.de/theodizee.html)
  • … immateriell, unsichtbar und unergründlich – das heißt, dem Wissen der Menschen nicht zugänglich.

 

Gleichwohl hat er den Heiligen Schriften der Juden, Christen und Moslems zufolge einigen Menschen seinen Willen kundgetan. Er hat in göttlichen Geboten und Ausführungs-Bestimmungen (siehe 3. Buch Mose) dezidiert festgelegt, wie die Menschen sich zu verhalten haben um gottwohlgefällig zu leben, und was sie zu erwarten haben, wenn sie gegen seinen Willen verstoßen.

 

Ob der einzelne Mensch nun dem göttlichen Willen folgt, oder ob er lieber gegen den Willen Gottes verstößt, hat er den judäo-christlichen Büchern zufolge unter den freien Willen des Menschen gestellt.

Das jedenfalls geht aus dem 5. Mose hervor:

 

„Siehe, ich lege dir heute das Leben und das Gute vor, den Tod und das Böse. Dies ist's, was ich dir heute gebiete: dass du den HERRN, deinen Gott, liebst und wandelst in seinen Wegen und seine Gebote, Gesetze und Rechte hältst, so wirst du leben und dich mehren, und der HERR, dein Gott, wird dich segnen in dem Lande, in das du ziehst, es einzunehmen. Wendet sich aber dein Herz und du gehorchst nicht, sondern lässt dich verführen, dass du andere Götter anbetest und ihnen dienst, so verkünde ich euch heute, dass ihr umkommen und nicht lange in dem Lande bleiben werdet, in das du über den Jordan ziehst, es einzunehmen. Ich nehme Himmel und Erde heute über euch zu Zeugen: Ich habe euch Leben und Tod, Segen und Fluch vorgelegt, dass du das Leben erwählst und am Leben bleibst, du und deine Nachkommen […]“

vgl. 5. Mose 30, 15-19

 

Aus dem den Menschen von Gott gegebenen freien Willen, ergibt sich denn auch, dass der Mensch selbst für sein Handeln verantwortlich ist. – Obwohl er durch die oben aufgezählten Attribute Gottes einem vorgegebenen Weg folgt, gilt:

 

Der Mensch besitzt den biblischen Überlieferungen zufolge eine gottgegebene Eigenverantwortung!

 

Da fragt man sich natürlich, wie Peter Johanning, eine der Hofschranzen des Chef-Laienpredigers aller neuapostolischen Kirchen weltweit, des sogenannten Stammapostels, dazu kommt, einen Menschen zum „Vater der Eigenverantwortung“ zu erheben. Er schreibt in nac.today, dem Fakenewsmagazin des Züricher Apostelvereins „Neuapostolische Kirche international (NAKI) e.V.“ über den heute vor 25 Jahren gestorbenen StAp i.R. Hans Urwyler:

 

(Zitat) „[…] Vor allem als Vater der „Eigenverantwortung“ hat er sich in die Geschichtsbücher der Neuapostolischen Kirche eingeschrieben. Zunächst ging es lediglich darum, Homosexuellen und nichtehelichen Zusammenlebenden nicht die Zulassung zum Heiligen Abendmahl zu verwehren. Doch das entwickelte sich zum Anfang vom Ende offizieller Bevormundungen durch Kirchenvertreter im privaten Lebensbereich der Mitglieder. […]“ (Zitatende)

vgl.: https://nac.today/de/157547/685378

 

Verstehen die Neuapostoliken unter „Eigenverantwortung“ etwas anderes als die übrige Christenheit? – Dann sollte der NA-Katechismus darüber Auskunft geben können.

Blättert man aber nach, stellt man fest, dass das Stichwort „Eigenverantwortung“! lediglich zweimal im Katechismus der NAK vorkommt… Ich zitiere:

 

4.3.1 - Sünde

 

Sünde ist alles, was dem Willen Gottes entgegensteht und Gottes Wesen zuwiderläuft. […]

 

Weder das Alte noch das Neue Testament enthalten eine in sich geschlossene „Sündenlehre“ oder einen systematischen, vollständigen „Sündenkatalog“.

 

Immer setzt Gott selbst das Recht durch die Offenbarung seines Willens. Dem Menschen ist geboten, nach Gottes Willen zu fragen und zu handeln. Alle Worte, Taten und zielgerichteten Gedanken, die gegen Gottes Willen und Wesen stehen, sind Sünden, ebenso willentliches Unterlassen von Gutem (Jak 4,17).

 

Die Heilige Schrift bezeichnet als „Sünde“ den Verstoß gegen die Zehn Gebote (2Mo 20,20), das Brechen Gott gegebener Gelübde (5Mo 23,22), das Verweigern des Glaubens an Christus (Joh 16,9) sowie Geiz, Neid und Vergleichbares.

 

Ausschlaggebend bei der Frage, ob etwas Sünde ist oder nicht, ist ausschließlich der göttliche Wille, wie er aus der Heiligen Schrift erkennbar ist, wie er dem Sinn und Geist des Evangeliums Christi entspricht und wie er durch den Heiligen Geist geoffenbart wird. Keinesfalls darf der Mensch eigenständig festlegen, was Sünde ist.

 

Jeder ist in seinen Lebensumständen Gott und sich selbst gegenüber verantwortlich, trägt also Eigenverantwortung.

 

Soweit ist das folgerichtig und deckt sich mit den vor dem Zitat stehenden Erörterungen. Die zweite Erwähnung folgt unter

 

„12.4.3 - Seelsorgebesuch

 

Jedem neuapostolischen Christen wird eine persönliche seelsorgerische Betreuung angeboten.

 

[…]

 

Bei der Betreuung der Glaubensgeschwister steht das Bemühen im Vordergrund, die Liebe zu Gott und seinem Werk zu vertiefen, das Glaubensleben zu fördern und die Erkenntnis über Gottes Heilswirken zu vermehren. Vornehmlich geschieht es dadurch, dass ein Gedankenaustausch über Glaubensfragen stattfindet.

 

Den Gläubigen wird besondere Zuwendung in allen Lebensverhältnissen zuteil, indem die Amtsträger sie im Seelsorgebesuch in ihren Sorgen und Fragen begleiten. So wird das Vertrauensverhältnis zwischen Seelsorger und Gläubigen gefestigt. Inwieweit die Glaubensgeschwister nach den gegebenen Ratschlägen handeln, bleibt ihnen überlassen. Die dem Einzelnen obliegende Eigenverantwortung wird respektiert und gefördert. Selbstverständlich erfolgen Seelsorgebesuche nicht gegen den Willen der Glaubensgeschwister. […] (Zitatende)

 

Und an dieser Stelle wird es spannend: Mit der „neuapostolischen Eigenverantwortung“ sollen die NAK-Funktionäre also von ihrer Verantwortung vor Gott freigestellt werden.

So verstehen sich auch die Einträge im wiki der 5. Kolonne der NAK, dem „Netzwerk Apostolische Geschichte (NAG) e.V.“:

 

(Zitat) „[…] Die 1997 unter Richard Fehr erarbeiteten ‚Hausregeln für die Mitglieder der Neuapostolischen Kirche‘ halten im Kapitel ‚Der neuapostolische Christ in Ehe, Familie, Gemeinde und Gesellschaft‘ fest:

 

„Unter Eigenverantwortung verstehen wir die Verantwortlichkeit des Menschen für sein Tun und Lassen vor Gott und vor sich selbst. Mit dem Recht der freien Willensentscheidung verbunden ist die Pflicht des Menschen, Gott Rechenschaft abzulegen. Zwar kann jeder sein Tun und Lassen frei bestimmen; dies heißt aber nicht, dass er auch selbst entscheiden kann, was Sünde ist und was nicht. Durch die Belehrung aus dem Heiligen Geist wächst die Erkenntnis, wie man handeln muss, um Gottes Wohlgefallen auf sich zu ziehen. Jeder neuapostolische Christ besitzt das Recht, sich mit all seinen Sorgen an die Amtsträger zu wenden und um Rat und Fürbitte nachzusuchen. Das Handeln nach empfangenem Rat enthebt den Einzelnen aber nicht seiner Verantwortung.“

[…]

In den Richtlinien für die Amtsträger der Neuapostolischen Kirche aus 1993 steht auf Seite 109 unter Punkt 6.11:

 

Eigenverantwortung

Wir belehren und beraten die uns anvertrauten Seelen im Sinne der Jesulehre. Es geht nicht darum, die Geschwister zu bemuttern oder gar zu bevormunden.

Jeder neuapostolische Christ hat seinen freien Willen und demzufolge auch die dazu gehörige Eigenverantwortung.

Aufgabe des Amtsträgers ist, den zu betreuenden Geschwistern den Willen Gottes kundzutun.

Auch bei besonderen Fällen wollen wir uns nicht verächtlich äußern, sondern den Betroffenen aus den Geist Christi heraus den Weg zur Hilfe anzeigen. […]“ (Zitatende)

vgl.: http://www.apostolische-geschichte.de/wiki/index.php?title=Eigenverantwortung

 

Wir haben es also mit den Regeln zu tun, die Urwylers Amtsnachfolger Richard Fehr zu dessen Freigrasungsgedanken geführt haben:

 

(Zitat) „[…] lm Kreis der Bezirksapostel habe ich dann gesagt: den schmalen Weg müssen wir gehen, dabei bleibt es. Aber er ist so eng geworden. Nehmt nun die Hacke in die Hand und graset rechts und links all das weg, was zugewachsen ist. Durch menschliche Regeln und Gebötlein wurde der schmale Weg noch schmaler gemacht. Wenn das überflüssige Gras alles weg ist, ist der schmale Weg breit genug. Zum Beispiel: wer damals einen Fernseher hatte, ins Kino ging oder einen Bart trug, bekam kein Amt! Es gab ziemlich viele solcher Auswüchse. Das war nicht Gottes Weg. Wenn das damals anders gewesen wäre, hätten wir jetzt 15 und nicht nur 11 Millionen Geschwister. […]“ (Zitatende)

Quelle: (w.v.) / vgl. auch Richard Fehr „Betrachtungen eines Ruheständlers“, ersch. 2010 bei BoD, Norderstedt, ISBN 978-3-839-15312-3, Seite 155 ff („Problemchen“)

 

Leider hat Fehr dieses Thema nie in der neuapostolischen Öffentlichkeit abgehandelt, und die anderslautenden Festlegungen seiner Amtsvorgänger ad absurdum geführt. – Statt sich also von seinen Vorgängern zu distanzieren, hat Fehr stillschweigend die alten Regelungen nach und nach aufgeweicht. Heute fällt es schwer, einem jungen neuapostolischen Christen klar zu machen, dass es je anders war, und dass die anderslautenden Regeln aus dem vorigen Jahrhundert auch nie wirklich geändert wurden.

 

Wie hätten die auch geändert werden können, wenn bei der Frage, ob etwas Sünde ist oder nicht, ausschließlich der aus den Heiligen Schriften erkennbare Wille Gottes maßgeblich ist.

 

Das bedeutet aber auch, dass die Festlegungen im Buch Leviticus nicht aufgehoben werden können, dass also z.B. praktizierte Homosexualität usw. Sünde sind. [Übrigens ergibt sich daraus auch, dass die Teilnahme praktizierender Schwuler an der Eucharistie zu unterbinden ist, was aber ein eigenes Thema wäre]

 

Die Frage, die sich daraus ergibt ist: Wenn ein von Gott als Seelsorger auserkorener NAK-Amtsträger erkennt, dass ein Gotteskind sündigt und in Sünde lebt… kann er sich dann heraushalten? Ist er die Verantwortung dann durch die Eigenverantwortung des Sünders los?

Nein!

Dem steht nämlich ein glasklares Jesuswort entgegen:

 

(Zitat) „[…] Sündigt aber dein Bruder, so geh hin und weise ihn zurecht zwischen dir und ihm allein. Hört er auf dich, so hast du deinen Bruder gewonnen.

Hört er nicht auf dich, so nimm noch einen oder zwei zu dir, damit jede Sache durch zweier oder dreier Zeugen Mund bestätigt werde.

Hört er auf die nicht, so sage es der Gemeinde.

Hört er auch auf die Gemeinde nicht, so sei er für dich wie ein Heide und Zöllner. Wahrlich, ich sage euch: Alles, was ihr auf Erden binden werdet, soll auch im Himmel gebunden sein, und alles, was ihr auf Erden lösen werdet, soll auch im Himmel gelöst sein. […]“ (Zitatende)

vgl. Matthäus 18, 15-18

Wort des lebendigen Gottes!

Hat nun ein NAK-Stammapostel das Recht, dieses Wort außer Kraft zu setzen?

Das geistliche NAK-Amt

Bedeutungssteigerung durch Verschleierung des Banalen

Der aktuelle nac-today-Beitrag ist im Grunde genommen völlig bedeutungslos. Was die Ausübung eines Ehrenamtes für die Familie eines NAK-AT bedeutet, interessiert nämlich außerhalb der NAK-Amtsträgerschaft niemanden. Für das untertane Geschwist ist das Thema so wichtig, wie die Information, das in China ein Sack Reis umgefallen ist… POFF

 

Was also einige Partnerinnen von NAK- Amtsträgern, manche davon in Begleitung ihres Mannes, in einem Gesprächskreis während des Internationalen Jugendtages in Düsseldorf erörterten, interessiert (um es auf schwäbisch zu sagen) koi Sau…

 

Dass die nac-today-Redaktion dennoch einen Aufsatz von Rebbeka Siemionek zu diesem Thema veröffentlich hat, kann also nur bedeuten, dass es um eine Bedeutungssteigerung für das NAK-Amt geht.

Der Hintergrund ist klar: Immer weniger NAK-Mitglieder haben Lust, ihre Freizeit zugunsten des NAK-Apostolats zu opfern und sich dann auch noch von den NAKI-Mitgliedern, den sog. Aposteln, kujonieren zu lassen.

 

Interessanterweise kommt in diesem Aufsatz jedoch ein Zitat vor, das die Selbstüberhebung der NAK-Amtsträgerschaft exemplarisch verdeutlicht. Und dieses Zitat ist der Grund, warum ich trotz der Banalität von Siemioneks Aufsatz darauf eingehe:

 

  • Ein Gesprächsteilnehmer verdeutlichte: „Was stellen wir uns unter Segen vor? Das hebräische Wort für Segen ist ‚barak’, das bedeutet, mit heilsamer Kraft ausgestattet zu werden. Damit dieser Segen wirksam werden kann, muss Frau und Kindern jedoch Teilhabe ermöglicht werden.“

Quelle:  https://nac.today/de/158039/741350

 

Ein typisch neuapostolisches Predigtelement! Dieser Mensch wirft eine apodiktische Aussage in den Raum, und erhebt den Anspruch, dass diese Behauptung die Wahrheit sei, die ganze Wahrheit und nichts als die Wahrheit.

 

Tatsächlich handelt es sich jedoch lediglich um einen Teil der Wahrheit, die durch die Plattheit der Behauptung, durch das Verschweigen der weiteren Aspekte zu einer Lüge wird

 

Er hätte sagen müssen, dass er sich auf die alttestamentarische Bedeutung von „Segen“ (= Bracha, ברכה) bezieht.

Kleine Randbemerkung: Im Jiddichen heißt dieses Wort übrigens „Broche“ was im Deutschen zu „Bruch“ wurde, woraus sich der verballhornte Segensspruch „Hals- und Beinbruch“ entwickelte.

 

Was der Gesprächsteilnehmer nun meinte war wohl das hebräische תברך (barach = segnen) und das meint im alten Testament nach breitem wissenschaftlichen Konsens in der Tat „lebensfördernde Heilskraft / heilschaffende Kraft“ zu übertragen.

Solch ein Segen wurde wohl gemeinhin kniend empfangen, wodurch sich aus dem hebräischen Wort ברך = Knie das etymologisch eng verwandte Wort בירך = "Segen sprechen, Glück wünschen" entwickelte.

 

Und damit sind wir bei der neutestamentlichen also christlichen Bedeutung des Wortes Segen. Das deutsche Wort „Segen“ geht nämlich nicht auf das hebräische Wort zurück sondern bezieht sich auf das lateinische Wort „benedictio“, und das ist abgeleitet von dem aus „bene“ (= gut) und „dicere“ (= sagen) entstandenen „benedicere“. Es bedeutet also ursprünglich von jemandem gut zu sprechen, jemanden zu loben. Und daraus ist während der Entwicklung des im Laufe der Entstehung des Christentums geborenen Kirchenlateins die christliche Bedeutung des Wortes „Segen“ geworden: "Jemandem Gutes zusprechen oder auch Glück wünschen".

 

Vgl. zu den unterschiedlichen Bedeutungen des Wortes „Segen“ auch die Einträge im bibelwissenschaftlichen Lexikon:

Natürlich ist die volle Wahrheit bei weitem nicht so spektakulär wie die Behauptung, durch Segen werde man mit heilsamer oder auch heilsbringender Kraft ausgestattet. Und das bedeutet für die zum Segnen berechtigte Person, also für einen ordinierten Trägerin eines geistlichen Amtes eine erhebliche Machtfülle!

 

Welchen Schluss können wir nun in Bezug auf den zitierten NAK-Amtsträger folgern?

  • Hat der unbekannte Gesprächsteilnehmer in einem Akt der Selbstbeweihräucherung gelogen? Mehr zu scheinen als tatsächlich zu sein, ist ja typisch für den Neu-Apostolizismus.  -  Das würde allerdings voraussetzen, dass er die volle Wahrheit kannte.
  • Oder ist der zitierte Gesprächsteilnehmer ein typischer doktrinärer Halbgebildeter?  – So, wie z.B. der Mensch, der die Worte Legalität und Brutalität gehört hat und jetzt davon überzeugt ist, alles über Geflügelzucht zu wissen… ;-) - Das würde allerdings auch ein erhebliches Maß an Borniertheit voraussetzen.
  • Oder ist dieser Mensch lediglich ein typisches armes Opfer der NAK-Indoktrination? Er hält das, was ihm vom Kleinkindalter eingetrichtert wurde für die absolute Wahrheit. Dann ist es vermutlich so, dass er die von ihm vorgetragene Falschbehauptung einmal von einem seiner „Vorangänger“ gehört hat. Und weil Apostelmund ja aus NAK-Sicht grundsätzlich Wahrheit kundtut, hat er die Behauptung als unumstößliche Wahrheit übernommen…

Wir können in diesem speziellen Fall nur spekulieren…  Aber wir können etwas über die NAK-Amtsträgerschaft im Allgemeinen sagen:

 

Jeder von ihnen gehört in eine dieser drei Kategorien!

09. August 2019 - 05:06 Uhr (fcs)

Es gibt keine Legitimation für Ämter!

Jedenfalls nicht in den Neuapostolischen Kirchen...

Wenn Andreas Rother im Scheinwerferlicht steht, müsste sein Schatten eigentlich so aussehen...

„Welche Ämterordnung braucht die Kirche? Darauf liefert das Neue Testament jenseits des Apostolats keine eindeutige Antwort,“ tönt Rother in seiner aktuellen nac-today-Mär [siehe hier: https://nac.today/de/157547/729975] zur Legitimation des NAK-Amtsunwesens...

Das Problem: Auch auf die Frage nach der Legitimation des Neu-Apostolats gibt es im Neuen Testament keine Antwort.

 

Das hat sich bereits in den letzten Ausgaben des Rother-Geschreibsels zum Amtsunwesen der Neuapostolischen Kirchen herausgestellt...
Mag jeder die biblischen Quellen nachlesen: Er wird feststellen, dass Jesus zwar immer wieder Jünger vor sich her gesandt hat (und eben nicht lediglich zwölf von ihnen), das waren dann jeweils seine Sendboten oder Gesandten (griechisch:
ἀπόστολος apóstolos). Aber es lässt sich von keiner Textstelle herleiten, dass Jesus ein festes Amt installiert habe - schon gar nicht ein über seinen Tod hinaus gültiges.

 

Und selbst wenn das denn doch der Fall gewesen wäre, könnte sich die Neuapostolische Kirche schwerlich auf diese Amtsstiftung berufen, da ihr jegliche apostolische Sukzession fehlt, wie die Katholiken und Protestanten sie für sich jedoch nachweisen...

 

Rother hat also bereits im Teaser zu seiner Ausarbeitung gelogen! Das ist allerdings nichts Aufregendes... Wir haben ihm bei so ziemlich jeder seiner Arbeiten nachgewiesen, dass er ein Lügner ist. Warum also sollte es überraschen, dass er auch bei den Erläuterungen zum NAKigen Amtsunwesen lügt?

 

Im Gegenteil: Der gesamte Neuapostolizismus baut auf Lügen auf. Und würde man eine dieser Lügen aus dem Lehrgebäude entfernen, bräche es zusammen.
Den Aposteln und ihren Hofschranzen bleibt also gar nichts anderes übrig, als bloß nie die Wahrheit zu predigen, wenn sie die Quelle ihres Reichtums erhalten wollen.

 

Okay... Es gibt also keine Legitimation für den NAK-Apostolat. Und damit fehlt selbstredend auch die Legitimation für sämtlich anderen NAK-Rangstufen...

 

Und prompt greift Rother in die Trickkiste, um zu erklären, warum es diese Ämter eben doch gibt... Er beruft sich auf apokryphe Schriften wie die Didache und den Hirt des Hermas, sowie auf frühchristliche Schriften wie die Clemens-, Ignatius-, Polykarb- und Barnabas-Briefe.

 

Aber ist das legitim?

 

Nein! Ist es nicht! Wäre es so, dann müssten sich die NAKn als vom Katholizismus abgespaltene Sekte betrachten, die dessen Ämtertradition übernommen hat.

Die Neuapostoliken berufen sich jedoch auf eine auf der Urkirche beruhenden Gründung. Und damit sind sämtliche auf paulinischer oder nachpaulinischer Lehr- und Organisationsreform beruhenden Entwicklungen für sie tabu!

 

Und damit fällt Rothers gesamte Argumentation zusammen wie ein Kartenhaus!

 

Fakt ist: Wäre die Neuapostolische Kirche das, was sie zu sein vorgibt, nämlich das wiederaufgerichtete Gnaden- und Erlösungswerk Gottes, dürfte sie sich allenfalls auf authentische Jesusworte berufen und hätte allenfalls einen Klerus nach dem Vorbild der frühen Gemeinden der Anhänger des Weges...

 

Aber:

Dann wär's Essig mit dem in der jeweiligen Amstszeit

individuell angehäuften Reichtum der sog. Apostel...

25. Juli 2019 - 09:38 Uhr (fcs)

Aktive Vergebung der Sünden?

Oder doch lediglich Verkündung der Freisprache?

Ich kam ins Grübeln, als ich das „Monatsrundschreiben für alle Amtsträger [im] Bezirksapostelbereich Nord- und Ostdeutschland - 4. Jahrgang / August 2019 / Nr. 38“ vor mir liegen hatte… Auf Seite 3/3 ist mir nämlich eine Formulierung aufgefallen:

Da steht tatsächlich „Sündenvergebung“… Und das ist das aktive Vergeben der Sünden[i]. In den offiziellen Mitschriften zu den StAp-GD erscheint diese Formulierung jedoch so gut wie nicht mehr, es ist immer lediglich von der „Freisprache“ oder von der „Verkündung der Freisprache“ die Rede. Das ist aber ein passiver Vorgang. So, wie die Mitteilung über ein ergangenes Urteil die passive Information ist, das Sprechen des Urteils aber ein aktiver Vorgang.

 

Der Unterschied leuchtet unmittelbar ein: Die Mitteilung erfolgt durch eine Protokollbeamtin[ii] des Gerichts, das Sprechen des Urteils aber durch einen Richter. – Die Protokollbeamtin verkündet lediglich das Urteil, urteilt aber nicht selbst.

Und wenn von der Verkündung der Freisprache in einem Gottesdienst die Rede ist, ist der bzw. (im Protestantismus auch) die Verkündende vergleichbar mit der Protokollbeamtin, der von den Christen als Inkarnation ihres Gottes verehrte Jesus von Nazareth wäre dann der urteilende Richter.

 

Allerdings sind die Christen in diesem Punkt scheinbar gar nicht so sicher, da sie die christliche Trinität beim Thema Sündenvergebung noch einmal aufdröseln. Das wird besonders im katholischen Katechismus deutlich, wo es im Absatz 1441 (- klick) heißt

 

(Zitat) „Gott allein kann Sünden vergeben [Vgl. Mk 2,7]. Weil Jesus der Sohn Gottes ist, sagt er von sich, ‚dass der Menschensohn die Vollmacht hat, hier auf der Erde Sünden zu vergeben‘ (Mk 2,10). Er übt diese göttliche Vollmacht aus:

‚Deine Sünden sind dir vergeben!‘ (Mk 2,5; Lk 7,48). Mehr noch: kraft seiner göttlichen Autorität gibt er Menschen diese Vollmacht [Vgl. Joh 20, 21-23], damit sie diese in seinem Namen ausüben.“ (Zitatende)

 

Um das auf unser „Gerichtsbild“ zu übertragen: Gott wäre dann so etwas wie der Gesetzgeber, in dessen Namen die Vergebung der Sünden erfolgt. Die Vollmacht zur Sündenvergebung hat Gott an seine menschgewordene Teilidentität Christus übertragen, die also wie ein Richter im Namen des Gesetzgebers (des Volkes) urteilt.

 

So weit ist das alles noch nachvollziehbar, aber um sich selbst zu legitimieren, behauptet nun die katholische Kirche, der zum Urteilen bevollmächtigte habe seinerseits eine Generalvollmacht an Dritte ausgestellt.

Der Katholizismus beruft sich dabei auf Johannes 20, 21-23 und der Neuapostolizismus hat diese Lesart (wie wir sehen werden, aber nur scheinbar) übernommen. In dessen Katechismus heißt es nämlich unter 12.1.8.7:

 

(Zitat) Verkündigung und Vollmacht

Sündenvergebung muss verkündigt werden. Jesus hat einzelnen Menschen Sündenvergebung zugesprochen (u.a. Lk 7,48).

Die Sündenvergebung erfolgt durch die Freisprache, die Bevollmächtigte im Namen Jesu Christi verkündigen. Sie wird im Allgemeinen im Gottesdienst der ganzen Gemeinde verkündigt. Sie wirkt sich aber nur an dem aus, der sie im Glauben ergreift und die entsprechenden Voraussetzungen erfüllt.

Die Vollmacht, im Namen Jesu die Vergebung der Sünden zu verkündigen, liegt im Amt der Versöhnung, im Apostelamt (Joh 20,23). Die priesterlichen Amtsträger verkündigen im Auftrag des Apostels die Freisprache im Namen Jesu. Dies hat die gleiche Wirkung, wie wenn es der Apostel tut.“ (Zitatende)

Quelle: http://www.nak.org/de/katechismus/12-gottesdienst-segenshandlungen-und-seelsorge/121-gottesdienst/1218-vergebung-der-suenden-im-gottesdienst/12187-verkuendigung-und-vollmacht/

 

Schlecht abgeschrieben! – Der Katholizismus spricht lediglich von „Menschen“ im Allgemeinen, nicht aber von „Aposteln“ im Besonderen.

Der Katholizismus wäre damit nahe beim Protestantismus, der unter Berufung auf die Vorstellung des allgemeinen Priestertums aller Getauften[iii] eine notwendige Mittlerfunktion zwischen Mensch und Gott in Abrede stellt, und allen Getauften die Vollmacht zuerkennt, bei entsprechendem Verlangen Sündenvergebung zuzusprechen.

 

Nun ist es meines Erachtens ohnehin schwierig, eine Berufung auf ein spätes und noch dazu pseudepigraphes Evangelium zu akzeptieren. Der angebliche Johannes (wie der Verfasser dieses Evangeliums tatsächlich heißt, kann niemand verbindlich sagen) hat seine Erbauungsschrift erst zum Ende des ersten Jhdt. christlicher Zeitrechnung verfasst, etwa 30 bis 40 Jahre nach dem Tod des Sha’ul (lat.: Paulus) von Tarsus, dem eigentlichen Begründer der christlichen Lehre.

Und insofern ist es nachvollziehbar, dass der Protestantismus sich an den unmittelbar unter paulinischem Einfluss entstandenen Evangelien, den Synoptikern, orientiert.  Allerdings ist darin von einer Beauftragung von Menschen zur Sündenvergebung keine Rede!

 

Aber selbst dann, wenn man die Inhalte des Evangeliums nach Johannes, da es nun einmal zu den kanonischen Schriften zählt, so, wie es im Katholizismus und Neuapostolizismus der Fall ist, in die verbindliche Leere einbezieht, ist es schwierig in diesen Texten einen spezielle Vollmacht zur aktiven Sündenvergebung ausschließlich für einen Apostolat zu sehen. – Insofern widerspricht der Katholizismus dem Neuapostolizismus. Schauen wir uns die fragliche Passage im Evangelium nach Johannes doch einmal näher an:

 

(Zitat) Die Vollmacht der Jünger

19 Am Abend aber dieses ersten Tages der Woche, da die Jünger versammelt und die Türen verschlossen waren aus Furcht vor den Juden, kam Jesus und trat mitten unter sie und spricht zu ihnen: Friede sei mit euch!

20 Und als er das gesagt hatte, zeigte er ihnen die Hände und seine Seite. Da wurden die Jünger froh, dass sie den Herrn sahen.

21 Da sprach Jesus abermals zu ihnen: Friede sei mit euch! Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch.

22 Und als er das gesagt hatte, blies er sie an und spricht zu ihnen: Nehmt hin den Heiligen Geist!

23 Welchen ihr die Sünden erlasst, denen sind sie erlassen; welchen ihr sie behaltet, denen sind sie behalten.“ (Zitatende)

Quelle: https://www.bibleserver.com/text/LUT/Johannes20

 

Es fällt auf, dass lediglich von „Jüngern“ die Rede ist… Explizit von „den Zwölfen“ ist erst im nächsten Abschnitt die Rede, wo es um die Abwesenheit des Thomas geht. Bei der Bevollmächtigung ist aber nicht von 10/12 Anwesenden (Judas Ischariot war gem. Matthäus 27, 3-5 zum fraglichen Zeitpunkt bereits tot) die Rede, sondern von einer unbekannten Zahl an Jüngern.

Außerdem muss man diesen Abschnitt im Kontext zu anderen Texten im Johannesevangelium lesen, vor allem unter Berücksichtigung von Johannes 5:

 

(Zitat) „22 Denn der Vater richtet niemand, sondern hat alles Gericht dem Sohn übergeben,

23 damit alle den Sohn ehren, wie sie den Vater ehren. Wer den Sohn nicht ehrt, der ehrt den Vater nicht, der ihn gesandt hat.

24 Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer mein Wort hört und glaubt dem, der mich gesandt hat, der hat das ewige Leben und kommt nicht in das Gericht, sondern er ist vom Tode zum Leben hindurchgedrungen.“ (Zitatende)

Quelle: https://www.bibleserver.com/text/LUT/Johannes5

 

Aus den Johannes-Texten eine exklusive Beauftragung für den (neuapostolischen) Apostolat herzuleiten, ist demnach als Anmaßung zu betrachten. - Die kirchenoffiziellen Verlautbarer der neuapostolischen Kirche scheinen sich dieser Tatsache bewusst zu sein… Nur so ist nämlich zu verstehen, dass Texte mit Außenwirkung anders abgefasst sind, als Texte, die ausschließlich nach innen gerichtet sind.

 

Wir sehen hier also einmal mehr, dass die Öffentlichkeit über das wahre Wesen des Neuapostolizismus im Unklaren gelassen wird. Zwar stimmen die Neuapostolischen Kirchen in jüngerer Zeit nach außen hin immer häufiger auch dem Protestantismus zu, im Innenverhältnis vertreten sie aber einen exklusiveren Apostolizismus als es selbst die Katholiken tun. Und das wird im weiter oben zitierten Abschnitt 12.1.8.7 des NA-Katechismus deutlich.

 

Die Berufung auf Joh. 20 bedeutet bei aller Fragwürdigkeit allerdings keine exklusiv neuapostolische Vollmacht, da der Apostolat in allen christlichen Glaubensgemeinschaften mit einem in apostolischer Sukzession stehenden Episkopat vorhanden ist.

Und das ist auch beim protestantischen Episkopat der Fall, da die bei der Reformation zum Protestantismus gewechselten vormals katholischen Bischöfe das geordnete Ordinationsverfahren der Bischöfe durch Handauflegung und Gebet eines Weihebischofs (Konsekrator) und mindestens zwei weiteren Bischöfen (Co-Konsekratoren) fortgesetzt haben.

 

Ausdrücklich nicht der Fall ist das beim Apostolat der Neuapostolischen Kirchen… Für die Rufung John Bate Cardales, des ersten „Neu-Apostels“ gibt es jedenfalls keine unabhängigen überprüfbaren Belege. Es gibt ausschließlich das Zeugnis derjenigen drei Personen, die bei dem Vorgang zugegen waren. – Aber selbst wenn wir annehmen, bei der Rufung Cardales habe es sich um eine durch Christus selbst erfolgte Amtseinsetzung eines Apostel gehandelt, so fehlt es den Neuapostolischen Kirchen, die ja erst als Abspaltung einer von der KAG abgespaltenen Gemeinschaft, die wegen der Exkommunizierung durch die KAG-Apostel ihrerseits nicht in neu-apostolischer Sukzession stand, entstanden ist, an einer entsprechenden Legitimation.

Vgl. dazu: Franz-Christian Schlangen „N A K ?? – Was ist das?“ ersch. 2019 bei BoD, Norderstedt, ISBN-13: 9783749448166, Seiten 44 – 84 (- klick)

 

Womit wir wieder bei dem krausen Monatsrundschreiben wären:

Es ist reine Augenwischerei!  Augenwischerei und Anmaßung!

Apostel haben keine besondere Vollmacht zur Sündenvergebung. Und insofern müsste die korrekte Formulierung „Verkündung der Freisprache“ heißen, wie es auch in den Außendarstellungen der Neuapostolischen Kirchen der Fall ist.

 


[i] Ich gehe hier nicht auf das aus atheistischer Sicht unsinnige Thema „Sünde“ ein… Wir sind uns darin einig, dass es so etwas wie eine Sünde im religiösen Sinn nicht geben kann. Für jetzt und hier geht es mir lediglich darum, wie die christliche Antwort auf die apostolische Frage der Sündenvergebung ausfallen mag.

[ii] Der besseren Lesbarkeit wegen bediene ich mich im gesamten Text der jew. gängigeren Bezeichnung ohne Rücksicht auf den Genderismus. Das jeweils andere Geschlecht mag sich bitte mit angesprochen fühlen bzw. mitbezeichnet sehen.

[iii] Der Katholizismus stimmt dem Protestantismus seit der Dogmatischen Konstitution des Zweiten Vatikanischen Konzils über die Kirche Lumen Gentium 1964 in der Frage des „gemeinsamen Priestertums der Gläubigen“ grundsätzlich zu. Allerdings trennt er das hierarchische Priestertum als „dem Wesen und nicht bloß dem Grade nach unterschiedlich“ (Lumen Gentium, 10) davon ab.

31. Januar 2019 - 05:27 Uhr (fcs)

Wer hat noch Verständnis ...

... für das Gewese um das Amtsverständnis?

Dieser Beitrag hier wurde zuerst in der facebook-Gruppe "Klartext" veröffentlicht und dann auf unserer facebook-Seite "CANITIES-News".
 
Weil ich finde, dass es dabei eben auch um den völlig unlegitimierten Neu-Apostolat der neuapostolischen Kirchen geht, teile ich ihn auch hierher:

Bildquelle: Juergen Jotzo / pixelio.de

 

" W I R R W A R R "...

 

... nennt der Urheber das hier angehängte Bild. Und ich finde, es ist passend, zu dem, was die Neuapostoliken derzeit um ihr "neues" Amtsverständnis anzetteln...

 

Haben die sonst nix zu berichten aus ihrem Augiasstall?

 

Die sog. Reform des Amtsverständnisses ist doch für jeden Menschen mit normalem Denkvermögen leicht nachzuvollziehen.

 

Nicht so gut zu verstehen ist allerdings, was der Schwachsinn soll! - Ich meine... es wäre ja - wenn schon - doch eigentlich sinnvoll gewesen, sämtliche sog. Ämter innerhalb der drei Amtsstufen ABZUSCHAFFEN:


"Ab sofort gibt es ausschließlich noch Diakone/Vikare, Priester und Bischöfe."

Das Apostelamt wird als unbiblisch (Apostel waren schließlich ausschließlich die von Jesus selbst ausgesandten Kerle; Sha'ul von Tarsus war so gesehen ein Hochstapler) ebenso abgeschafft, wie die Zwischen-Rangstufen...

 

Pro Gemeinde gibt es lediglich noch einen Priester, der seinen Job hauptamtlich durchführt (alle anderen AT sind Diakone/Vikare); aus den Reihen der Priester werden die Bezirksvorsteher ernannt; aus den Bezirksvorstehern werden dann die Kandidaten für eine Ordination zum Bischof ausgewählt.
Aus den Bischöfen werden die Kandidaten für die Erz- (oder Bezirks-) bischofsposition ausgewählt, die ihrerseits dann den Neuapostolikenpapst wählen.

 

Die Betonung liegt allerdings auf "WÄHLEN"!

 

Denn keine andere christliche Glaubensgemeinschaft wird so diktatorisch geleitet, wie die NAKn...

 

Überall sonst ist es so, dass die Gemeinde (vertreten durch ihre gewählten Gemeindeältesten bzw. ihren gewählten Gemeinderat) aussucht, wer ihr Priester (meinethalben auch Pastor bzw. Hirte) wird. Die so gewählten Priester wählen aus ihren Reihen den Bezirksvorsteher (bzw. Dekan oder Superintendenten).

Wer von diesen dann allerdings Bischof wird, sollte eine Synode bestimmen. - Und ein Bischofs-Synod sollte bestimmen, wer NAK-Papst wird...

 

So - und nur so hätte eine Reform Sinn. Und so - und nur so würde auch der typisch neuapostolische Segenslinien-Klüngel beendet werden, wie wir ihn zuletzt am Niederrhein mit dem sog. Bezirksevangelisten Storck, einem Sohn des Bezirksapostels erlebt haben.

Aber so - und nur so bestünde auch die Chance, das Handeln der Kirchenführungen zu kontroliieren. - Nur so würde die Selbstherrlichkeit und die Selbstbedienungsmentalität der NAKI e.V. - Mitglieder beendet!

 

Der Wirrwarr, den der NAKI e.V. samt seinen Hofschranzen und Schreiberlingen rund um das angeblich neue Amtsverständnis anrichtet, ist jedoch nicht mehr nachvollziehbar.

Lest einmal auf „nac.today – *D E M* Fakenewsmagazin der Neuadiabolischen Knilche international” unter https://nac.today/de/158036/669514, was diese Scharlatane sich alles ausgedacht haben, um das Kirchenvolk zu veralbern...

 

Jetzt sollen sich die "Ämter und Glieder" gar einen einstündigen Videovortrag von Jean-Luc Schneider mit seinem egozentrischen, dramatisch-theatralischen, manipulativen und extravertierten Gehabe (das deutet übrigens alles auf eine behandlungsbedürftige histrionische Persönlichkeitsstörung hin) antun.

 

Meine Vermutung: Die subalternen Ämter und die Glieder sollen durch das angerichtete Wirrwarr vom immer stärker aus dem Augiasstall der Kirchenleitung(en) dringenden Mief abgelenkt werden.

23. Mai 2018 - 06:42 Uhr

Hörensagen über Hörensagen

Was NAK-Apostel verbreiten ist völlig irrelevant!

Der links im Bild dargestellte Mensch ist der am 01.12.‘69  geborene Joseph Opemba Ekhuya, seines Zeichens Herr über die NAK-Provinz Ostafrika (= Kenia, Süd-Sudan, Tansania und Uganda). Er lässt sich Bezirksapostel nennen, ist als so etwas wie ein römisch-katholischer Erzbischof, nur eben, dass die NAK (bezogen auf den Stand 2015) um den Divisor 144,55 kleiner ist, als die Römisch-Katholische-Kirche…

 

 

Zum besseren Verständnis für unsere Leser noch ein paar weitere Anmerkungen zum NAK-Apostelamt:

 

Die sich „Apostel“ nennen lassenden Führungsfunktionäre der sog. Neuapostolischen Kirche betrachten sich (gemäß NAK-Katechismus) als direkte Amtsnachfolger der Apostel des Neuen Testaments. Ihr Oberhaupt (er lässt sich Stammapostel nennen, ist also so etwas wie der Capo di tutti i capi) versteht sich (auch das gemäß NAK-Katechismus) als Stellvertreter Christi auf Erden und sprechender Mund Gottes. Dem Credo der Neuapostoliken zufolge sind ausschließlich Apostel berechtigt, Geistliche zu ordinieren – Apostel können demzufolge ausschließlich vom jeweiligen Stammapostel ordiniert werden.

Das heißt, dass auch das Oberhaupt der um den Faktor 144,55 größeren RKK vom NAK-Oberhaupt ordiniert werden muss, wenn er ein geistliches Amt ausüben will…

 

So und nun wieder zu Ekhuya, der nach neuapostolischem Selbstverständnis der höchstrangige christliche Geistliche in seinem Amtsgebiet ist, weltweit einer von 16 dieser NAK-Provinzbosse…

Sollte man von einem sich auf derart hohem Sockel stehenden Menschen nicht erwarten können, dass er seinen Sockel auf ein festes Fundament stellt? – Im Falle Ekhuyas müsste man also Bibelkenntnisse voraussetzen. Und wenn dieser Apostel eine Epistel verfasst, sollte die doch Hand und Fuß haben…

 

Wenn man jedoch davon ausgeht, ist man bei der Epistel, die dieser Herr Ekhuya verfasst und gestern unter http://nac.today/de/158033/577707 (- klick) auf „nac.today – DEM Fakenews-Magazin der Neuapostolischen Kirche International” verbreiten lassen hat, einigermaßen erschüttert!

Er führt seine Herleitungen auf einen ebenfalls selbst ernannten Apostel zurück, den Erfinder der heute „christlich“ genannten paulinischen Theologie, also den Judengriechen Sha’ul (= lat. Paulus) von Tarsus. Und als Quellen für seine Paulus-Zitate nennt Ekhuya durchweg den 2. Timotheusbrief, lediglich an einer Stelle (wo es um die brüderliche Liebe geht) bezieht er sich auf den 1. Johannesbrief…

 

Als christlicher Geistlicher sollte er aber wissen, dass der 2. Timotheusbrief (wie die beiden anderen Pastoralbriefe auch) überhaupt nicht auf Sha’ul zurückgehen. Und ob die beiden Johannesbriefe auf den Verfasser des Johannes-Evangeliums zurückgehen ist höchst umstritten – wobei anzumerken ist, dass der Verfasser des Johannes-Evangeliums nicht mit dem Jesusjünger Johannes identisch ist. Da diese Informationen auch in zitierfähigen Enzyklopädien (z.B. „Encyclopedia Britannica“ oder „Großer Brockhaus“) nachzuschlagen sind, handelt es sich im Prinzip um Allgemeinwissen.

 

Für das, was Ekhuya an Verhaltensweisen in seiner Epistel fordert, hat er also keine wirkliche Grundlage, da bereits seine Quellen nicht authentisch sind.

Wohlverstanden: Die von ihm zitierten Pseudepigraphen liefern uns einen guten Einblick in das Gemeindeleben zum Ende des 1. Jahrhunderts christlicher Zeitrechnung. Insofern sind sie kirchenhistorisch von Bedeutung. – Es sind jedoch keine „lehramtlichen“ Schreiben eines tatsächlich von Jesus autorisierten Führers der Anhänger des Weges (so nannten sich die Angehörigen der sog. Urkirche). Wobei Sha’ul von Tarsus sowieso nicht zu den von Jesus autorisierten Führern seiner Anhängerschaft gehörte. – Das hat er aber mit den sich Apostel nennen lassenden Führungsfunktionären der sog. Neuapostolischen Kirche gemeinsam…

 

Und weil das so ist, hätte Ekhuya allenfalls sagen können: „Bitte verhaltet Euch so und so, weil dies und jenes in der Bibel steht.“ – Er hätte aber keinesfalls schreiben dürfen, dass, weil der Apostel Paulus dies oder jenes gesagt und nach eigenem Bericht erlebt habe, solle man sich so und so verhalten…“

 

Was bleibt ist der Eindruck von einem theologisch ungebildeten Scharlatan, der Hörensagen über Hörensagen verbreitet und daraus dann Durchhalte-Parolen strickt…

Man darf ihm kein Wort glauben!

04. Mai 2018 - 06:45 Uhr (fcs)

E I G E N V E R A N T W O R T U N G ?!

Bitte kurz innehalten und nachdenken…

„Gesù Cristo Buon Pastore (Christus als der gute Hirte)“ Anonymer römischer Maler - Mitte des 3. Jahrhunderts, Fresko - Cubiculo del Velatio - Priscilla-Katakomben, Rom // ©: public Domain // Quelle: (- klick ins Bild)

„Tu es Petrus et super hanc petram aedificabo ecclesiam meam …” (- klick), lässt der Gründer der Kirche Christi, Sha’ul (lat.: Paulus) von Tarsus den ursprünglichen Führer der Anhänger des Weges, den Wanderprediger Yeschuah von Nazareth sagen, und an anderer Stelle „pasce oves meas“ (- klick)

 

Für diejenigen, die die Inhalte der Bibel für Wahrheit halten, ist also unzweifelhaft, dass Christus die Verantwortung für seine Anhänger an den primus inter pares der biblischen Apostel, den Fischer Simon ben Jona übertragen hat. Das ist dasjenige Amt, das von den heutigen Neuapostoliken als „Stammapostel“ bezeichnet wird, laut Glaubensbekenntnis der Neuapostolischen Kirche der „Stellvertreter Christi auf Erden, also das Oberhaupt der Kirche Christi und sprechender Mund Gottes“.

 

So, wie ein Hirte für seine Herde verantwortlich ist, sie schützen und hüten und vor Schaden bewahren muss, ist also auch der NAK-Stammapostel unteilbar verantwortlich für alle Christen auf der Welt – mindestens aber für alle Neuapostoliken.

Und wie ein Hirte seine Schafe davor bewahren muss, sich in Gefahr zu begeben oder giftige Nahrung zu sich zu nehmen, ist also auch ein Stammapostel für die ihm anvertrauten Schafe verantwortlich… So wenig, wie ein Hirte seine Schafe in die Eigenverantwortung entlassen kann, kann ein Stammapostel seine Herde, alle Neuapostoliken weltweit nicht in die Eigenverantwortung entlassen. – Das (angebliche!) Wort Gottes in den biblischen Überlieferungen lässt das nicht zu!

 

Und nun wenden wir uns Sha’ul von Tarsus zu, auf den die christliche Theologie zurückgeht. Er war also das eigentliche Oberhaupt der Kirche Christi [so, wie in der NAK von heute eigentlich der Schattenmann Reinhard Kiefer das Oberhaupt der Neuapostolischen Kirche ist].

Auf ihn gehen die ältesten auf uns gekommenen Schriften des neuen Testaments zurück… Die älteste Schrift ist der etwa 48 n.Z. in Korinth verfasste 1. Thessalonicherbrief, gefolgt vom 1. Brief an die Gemeinde in Korinth, geschrieben ca. 54 n.Z. in Ephesos.

Und in diesem 1. Korintherbrief legt Sha’ul einige Gemeinderegeln fest, unter anderem im Kapitel 11 Regeln für die Feier der Eucharistie:

 

(Zitat) „[…] 26 Denn sooft ihr von diesem Brot esst und von dem Kelch trinkt, verkündigt ihr den Tod des Herrn, bis er kommt.

27 Wer also unwürdig von dem Brot isst oder von dem Kelch des Herrn trinkt, der wird schuldig sein am Leib und Blut des Herrn.

28 Der Mensch prüfe aber sich selbst, und so esse er von diesem Brot und trinke von diesem Kelch.

29 Denn wer isst und trinkt und nicht bedenkt, welcher Leib es ist, der isst und trinkt sich selber zum Gericht. […]“ (Zitatende)

Quelle: https://www.bibleserver.com/text/LUT/1.Korinther11%2C27

 

Unwürdiger Genuss der Eucharistie zieht also irgendwelche Strafen auf sich, birgt also eine Gefahr in sich. Und nun fragt sich, ob der verantwortliche Führer sagen kann:

„Aber macht nur, wie Ihr wollt – das ist euer Problem! Ihr seid selbst verantwortlich…“

 

Aus dem lt. biblischer Überlieferung an Petrus ergangenen Auftrag, wie ein Hirte zu handeln, ergibt sich, dass das in keinem Fall geht! Wenn also der Amtsnachfolger Petri eine Gefahr für die "Herde Christi oder auch für einzelne Schafe" sieht, so muss er alles in seiner Macht stehende tun, um sie vor dieser Gefahr zu schützen, notfalls eben auch durch Einsperren.

 

Und auch der Text aus dem 1. Korintherbrief gibt das nicht her! Der Vers 28 sagt nämlich lediglich, dass man sich beim Genuss der Eucharistie stets eingedenk sein soll, was man zu sich nimmt, weil eben auch die gedankenlose Teilnahme an der Eucharistie das Gericht (was auch immer das sein mag) nach sich zieht…

 

Wenn das Oberhaupt der Kirche Christi nun bestimmte Lebenssituationen, z.B. Paare, die ohne Trauschein oder in Scheidung leben oder gelebte Homosexualität, so einschätzt, dass die entsprechenden Gemeindemitglieder dadurch das Heilige Abendmahl unwürdig genießen, ist es seine Pflicht, Menschen in diesen Lebenssituationen von der Teilnahme am Heiligen Abendmahl auszunehmen!

Das ist seine Pflicht, und er trägt die Verantwortung! – Er kann diese Verantwortung nicht an die entsprechenden Mitglieder abgeben!

 

Und nun schauen wir uns einmal den aktuellen nac.today-Beitrag an:

 

„[…] So ist die Verantwortung über die Teilnahme der Geschwister am Heiligen Abendmahl nicht dem Stammapostel, den Aposteln und Amtsträgern zu übertragen; wir können über die Würdigkeit und Unwürdigkeit der Geschwister nicht entscheiden. Vielmehr ist jeder einzelne für sich selbst verantwortlich. […]“  Wird dort der 1986 amtierende NAK-Stammapostel Hans Samuel Urwyler zitiert.

Quelle: „nac.today – *D A S* Fakenews-Magazin der Neuapostolischen Kirche International” [http://nac.today/de/157547/579331 (- klick)]

 

Und DAS geht nun gar nicht!

Hier wird ein Frevel zur Tugend erhoben!

 

Wenn der Stammapostel der Überzeugung ist, Homosexuelle und Paare die in Scheidung lebten oder ohne Trauschein zusammen lebten, würden in Sünde leben, muss er sie vor den Folgen unwürdigen Abendmahlsgenusses schützen!

 

Er darf die Teilnahme an der Eucharistie nicht

in deren eigene Verantwortung übergeben!

 

Es ist natürlich etwas anderes, wenn der Stammapostel zu der Überzeugung gelangt, dass seine Amtsvorgänger sich in ihrer Einschätzung der entsprechenden Lebenssituationen geirrt haben, dass in diesen Situationen zu leben, keinesfalls sündhaft ist.

 

Aber dann muss er offen zugeben, dass seine

Amtsvorgänger die Unwahrheit gepredigt haben.

 

Da aber die Predigt nach neuapostolischem Verständnis durch den Heiligen Geist geweckt wird, sagt er damit eben, dass der Heilige Geist die Unwahrheit gepredigt hat.

 

Und da kommen wir dem ursprünglichen „Vater des Gedanken“ auf die Spur:

 

Urwyler stand vor dem Problem, dass der Mitgliederbestand stagnieren und sogar zurückgehen würde, wenn die Neuapostolische Kirche in ihren rigiden Vorstellungen, die von Krebs bis Streckeisen gepredigt wurden, verharren würde.

 

Die NAK musste anfangen, sich aus der Sektenecke zu entfernen, und die rigide Lehre von Urwylers Amtsvorgängern zu lockern. Natürlich konnte er aber nicht sagen, dass seine Amtsvorgänger die Unwahrheit gelehrt hätten – da sonst die gesamte Kirchenlehre der Beliebigkeit anheimgestellt worden wäre…

Denn: Wenn die Apostel früherer Jahre die Unwahrheit gelehrt haben, wer sagt denn, dass die Apostel von heute nicht auch die Unwahrheit lehren?!

 

Und so kam es zur Erfindung der Eigenverantwortung in der Ära Urwyler!

12. Januar 2018 - 07:20 Uhr (fcs)

Die sieben Todsünden

(in neuapostolischer Lesart)

Bild: Die Wollust… // Quelle: (- klick) ins Bild

Um es vorwegzunehmen: Wollust und Völlerei gehören bei den Neuapostoliken nicht zu den Todsünden… Ganz offensichtlich ist man also bemüht, den Mitgliedern ihren Spaß am Leben zu erhalten...

Vielleicht steckt aber auch ein wenig Eigennutz der NAKI e.V.-Mitglieder und ihrer Bediensteten dahinter: Wenn ich mir so manche Gestalt anschaue… die fette Wampe, die faunische Visage und den Specknacken… naja!

 

Auch sonst unterscheiden sich die von dem Betriebswirt und Laienprediger Jean-Luc („John-Lüg“) Schneider erfundenen „sieben Werke des Teufels“ von den sieben Hauptsünden (- klick), wie sie die Katholiken erfunden haben.

Das liegt daran, dass bei den Katholiken der Grundgedanke war, den Menschen vor den Folgen dieser Sünden zu bewahren, weil sie oft Wurzel weiterer Sünden seien.

Der Grundgedanke beim Neuapostoliken-Boss ist aber, seine Sekte vor den Folgen der von ihm erfundenen Sünden zu schützen:

 

Wer dem frönt, was der Schnix als die sieben Werke des Bösen bezeichnet, wird nämlich alsbald der Neuapostolikensekte den Rücken kehren. Die NAKn in Mittel- und Westeuropa können sich aber weiteren Mitgliederschwund nicht mehr leisten, und insbesondere in den Niederlanden (dort hat der sog. Stammapostel diese naklichen Todsünden nämlich propagiert) kann die NAK es sich nämlich nicht leisten, auch nur ein einziges weiteres Mitglied zu verlieren:

 

Seit der damalige Sektenboss, der promovierte Mathematiker und Laienprediger Wilhelm Leber (auch bekannt als „Dompteur der herumtobenden Schnecken“), die Geschicke der Neuapostolischen Kirche der Niederlande in die Hände der NRW-Neuapostolikenführung gelegt hat, ist denen das Kunststück gelungen, den Neuapostolizismus ausgerechnet in dem Land, von dem er seinen Ausgang genommen hat, auf fast „0“ einzudampfen!

Wer‘ nicht glaubt, sollte sich einmal in der fb-Gruppe „Klartext“ den von Michael Marzahn eingestellten „Gemeindeschließungs-Thread“ (- klick) zu Gemüte führen…

 

Man muss übrigens nicht einmal um die Ecke schauen, um zu verstehen, worum es dem von den im Lichtkegel des unheiligen NAK-Geistes verstrahlten NAK-Gehirnwäscheopfern herzlich geliebten Stammapostel geht. Es genügt, zu sehen, was er den sieben Todsünden entgegensetzt:

 

Er hätte ja zum Beispiel die vier vor gut 2.500 Jahren erstmals von Aischylos formulierten Grundtugenden (das Christentum nennt sie seit dem 4. Jhdt. christlicher Zeitrechnung „Kardinaltugenden“) nehmen können. Die werden übrigens auch im Judentum überliefert
[vgl. dazu Weisheit 8, 2 ff (- klick)]

 

Er pervertiert sogar das vom Gründer des Christentums, dem Griechenjuden Scha’ul (lat. Paulus) von Tarsus, formulierte Hohelied der Liebe. Außer Glaube und Hoffnung feiert Scha’ul darin das Ideal der Agápe, und erhebt mit ihr den Agapismus und den Altruismus (beides ist auch Bestandteil der Deontologischen Ethik bei Kant) zum Lebensprinzip.

Schneider hingegen – okay… große Geistesleistungen hat diesem Betriebswirt eh niemand zugetraut – verbleibt nicht nur bei der Philia, der Freundesliebe und Liebe auf Gegenseitigkeit, gegenseitiger Anerkennung und gegenseitigem Verstehen, sondern er stellt auch noch den Eigennutz in den Mittelpunkt:

 

Wenn Du dies oder jenes tust oder unterlässt,

dann tut oder unterlässt Gott dies oder jenes

 

Handeln aus Pflicht ist etwas völlig anderes! Und die Zusammenfassung von Schneiders ist alles andere als intelligent:

 

(Zitat) „[…] ‚Was der Teufel an uns machen will:

  • Er will unser Verhältnis gegenüber Gott zerstören,
  • er will unser Verhältnis zu den Menschen
  • und unser Verhältnis zu der Schöpfung stören
  • und er will uns in den Tod führen.

Mit der Hilfe Jesu Christi können wir diese Werke zerstören und

  • in einem wunderbaren Verhältnis im Glauben und Vertrauen, im Gehorsam und in der Demut Gott gegenüberstehen,
  • eine wunderbare Beziehung zum Nächsten haben durch die Liebe Gottes
  • und auch mit der Schöpfung in Respekt und Gottesfurcht sowie Wertschätzung dem Nächsten gegenüber umgehen.
  • Wir können die neue Kreatur in uns wachsen lassen, die keinen Tod kennt.‘“ (Zitatende)

Quelle: „nac.today – *D A S* Fakenews-Magazin der Neuapostolischen Kirche International (- klick)

 

Dabei sollte er doch gefälligst erst einmal erklären, woher er die Behauptung, der Teufel wolle dies oder jenes, überhaupt nimmt:


Gibt es eigentlich diesen Teufel überhaupt? – Wenn „Ja“, wo kommt der eigentlich her und wo steht das? – Wenn er, wie der Gott der Bibel, ein ewiges Wesen ist, wer sagt denn, dass nicht ER es ist, der es gut mit den Menschen meint, und Gott ist der wahre Bösewicht? – Ist er aber kein ewiges Wesen: Warum hat Gott diesen Teufel dann erschaffen? Streng logisch kann der Teufel dann ja ausschließlich ein Geschöpf Gottes sein, das den Willen Gottes erfüllt… Fragt sich also: Warum sollte Gott in seiner Allwissenheit, seiner Allmacht und seiner Allgegenwart einen derartigen Unsinn veranstaltet haben? – Die Übung ist so sinnlos wie ein Kropf, und kann eigentlich nur zu Gottes eigenem Vergnügen fabriziert worden sein.
Man könnte den Fragenkatalog beliebig erweitern und käme doch stets zur gleichen Kernfrage:

 

Ist Gott der Teufel? – Oder ist der Teufel Gott?

Sind beide verschiedene Aspekte EINER Wesenheit?

 

Derartige Fragen jucken das geistliche Oberhaupt aller Neuapostoliken weltweit freilich nicht! – Ihm geht es schließlich ausschließlich um den Gehorsam seiner Untertanen. Und darauf läuft auch das Fazit seiner kruden Gedanken hinaus:

 

„Ihr habt gefälligst die Scheuklappen aufzusetzen

und beharrlich schweigend euren Weg zu gehen,

immer brav den Zügeln und der Peitsche gehorchend“

 

Man muss es ihm nachsehen! Denn ihm und den anderen Mitgliedern des Apostelvereins NAKI e.V., Zürich, sowie dessen Bediensteten und sonstigen Hofschranzen der Neuapostel fehlt etwas ganz wesentliches:

 

Die sechs Vollkommenheiten (- klick)

03.12.2017 - 04:40 Uhr (fcs)

Quadratur des Kreises, ...

..., oder doch nur unverschämte Lügen?

Zur lesbaren Darstellung bitte die .pdf im Text aufrufen...

Moin-Moin... und schönen Sonntag in die Runde!

 

Mir ist da im Austausch mit den Freunden im NAK-kritischen Netzwerk eine Seite aus der NAK-Jugendzeitschrift „spirit“ (Ausg. 05/17)[1] in die Hände geraten… - Bitte seid so gut, und lest Euch diesen Spirit-Text einmal durch und helft mir. -  Ich verstehe da nämlich etwas nicht.


Also… ich meine unabhängig davon nicht, dass lt. Jean-Luc Schneider Stücker vier StAp die Unwahrheit gepredigt (und gebetet) haben, der fünfte dann klargestellt hat, dass 144.000 keine konkrete Zahl sei, aber erst der Siebte in der Reihe - also der Schnix - erklärt, dass es überhaupt wurscht sei, was da in der Offenbarung steht!


[1] Hier das Dokument als .pdf:

Ein Versuch, die NAK-Lehre zu verändern, ohne sie zu verändern?!
Das letzte Schaf.pdf
PDF-Dokument [1.3 MB]

Es geht mir darum:

Wo ist der Unterschied im Procedere? Denn: Wenn ich das letzte Lamm zubereiten will, muss ich es doch erst einmal in die Küche bekommen! – Ist also das, was Schneider, der theologische Blindgänger, da versucht, nur ein weiterer Schritt dahin, zu erklären, dass „der Herr noch lange nicht kommt“?

 

Und ich frage mich natürlich, ob die NAKideis wirklich so dumm sind, nicht zu merken, dass es unerheblich ist, ob der Herr nun kommt, wenn ich das letzte Schaf eingefangen habe, oder ob er erst dann kommt, wenn ich das letzte Schaf zubereitet habe... Er kommt jedenfalls nicht, bevor das letzte Schaf eingefangen worden ist.

 

Das dumme Argument scheint dem Oberhaupt der Christenheit (das ist der NAK-Stammapostel dem NAK-Glaubensbekenntnis und dem NAK-Katechismus zufolge doch… das Oberhaupt der gesamten Christenheit?) aber peinlich zu sein. Und wohl damit niemand auf die Idee kommt, diese Verarsche zu hinterfragen, weicht er sofort auf einen Nebenschauplatz aus (vielleicht aber auch nur, um damit zu prahlen, dass er Kant verstanden habe):

 

Es genügt JLS zufolge nicht, dass letzte Schaf einzufangen und zuzubereiten! - Wenn das nämlich aus den falschen Motiven geschieht, war‘s Essig mit der Übung! Man darf nicht einfach nur das letzte Schaf gefunden und versiegelt haben, nein - man muss das aus Liebe getan haben.

 

Und jetzt kommt der Oberhammer:

 

Wenn alle, die suchen und zubereiten wollen, das aus Liebe (zum Herrn und zu den Menschen) tun, DANN ist es soweit: Der Tag des Herrn ist da! Und zwar auch dann, wenn das letzte Schaf noch nicht gefunden ist.

 

Das geht aus den letzten drei Sätzen des Spirit-Artikels eindeutig hervor:

 

Wichtig sei ausschließlich die Tatsache, dass die Gottes- und Nächtenliebe groß genug ist... dass also die Gotteskinder die Bedingung mit dem letzten Schaf um Mitternacht aus den richtigen Motiven heraus erfüllen wollen! (Und zwar offensichtlich unabhängig davon, ob das Schaf nun in der Backröhre ist oder nicht)

 

Und prompt verstehe ich wieder etwas nicht:

 

Jeder einigermaßen in der Psychologie Bewanderte weiß, dass man WOLLEN erst einmal KÖNNEN muss! - Und der nächste Punkt ist, dass man zwar sagen kann, "ich möchte gerne glauben und lieben", dass man sogar sagen kann, dass man das WILL, aber zwischen Sagen und Tun klafft ein Spalt:

 

Man kann weder Liebe noch Glaube willentlich herbeiführen - es kommt einem zu oder eben nicht!

 

Aber was ist denn nun, wenn die Liebe nicht allen Gotteskindern zufällt??

 

Ist also - Gott bewahre! - die ganze Übung für die Katz? - Fast zweitausend Jahre hoffen auf die Wiederkunft fitu? Ich meine,  D A S  müsste der Schnix doch erst einmal erklären!

Ich fürchte nur, dass dieser Vollpfosten zu denjenigen Dummbratzen gehört, die nicht wissen, was sie denken, bevor sie hören, was sie reden...

 

Und damit noch ein kurzer Seitenblick auf das online-Käsblättle „nac.today“: Der Schnix seift laut „nac.today – *D E M* Fakenews-Magazin der Neuapostolischen Kirche International” (http://nac.today/de/158033/539847) ein paar NAK-Führungsfunktionäre und deren Nullchen nach allen Regeln der Kunst ein. – Es kann aber doch nicht sein, dass diesen Figuren der Widerspruch in der von ihrem herzlich geliebten Stammapostel verkündeten NAK-Lehre nicht auffällt!

 

Und schon stellt sich wieder eine Frage: Sind die alle bekloppt, oder sind das alles Gangster, wenn sie dem NAKI-Boss trotzdem zur Hand gehen?!

 

Noch mal: Schönen Sonntag @ all!

                                              - fcs -

02.08.2013 - (fcs)

Neuapostolisch? - Was is’n das?

Über eine irreleitende Anleitung zum Bekennen.

angeblich von "der Jugend" der NAK Berlin-Brandenburg entwickelt: Der "Leitfaden zum Bekennen"

Mit Groß-Events, hauptsächlich für die Zielgruppe der jungen Leute im Alter zwischen 14 und 30 Jahren will die NAK, das ist bereits in den letzten Jahren deutlich zu beobachten gewesen, den Mitgliederschwund und GD-Besucherrückgang gerade in dieser Altersgruppe aufhalten.
Jüngere Aktivitäten und Predigt-Schwerpunkte der Leitungs-Funktionäre belegen, dass darüber hinaus versucht wird, insbesondere die jüngeren Mitglieder zur Werbung von neuen Mitgliedern anzuregen. „Bekennen“ heißt das, im neuen Jargon der Kirche – früher hat man „Zeugnis bringen“ dazu gesagt.

 

In der Tat sind die Ereignisse, zu denen die jungen Leute bekennenderweise Gäste mit einladen könnten, so gestrickt, dass ihnen der fromme gottesdienstliche Charakter vollkommen abgeht. Erst auf den zweiten Blick ist zu erkennen, dass da eine sterbende „Kirche“ (Die neuapostolische Kirche war zu keinem Zeitpunkt eine Kirche im eigentlichen Sinn) um neue zahlende Mitglieder wirbt.

 

Klar ist allerdings, dass die bekennenden NAKler nicht drumherum kommen werden, gelegentlich Fragen nach dieser Kirche zu beantworten…

Aber - OhWeh! – was unsereins früher schon aus Kindergottesdienstzeiten, geschweige denn nach der Konfirmation (Klinkenputzen war seinerzeit nachgerade Pflicht für die NAK-Jugend), wie aus der Pistole geschossen beantworten konnte, scheint der NAK-Jugend von heute nicht mehr geläufig zu sein. Damit das mit dem „Bekennen“ aber trotzdem klappt, hat „die Jugend der Neuapostolischen Kirche von Berlin-Brandenburg“ jetzt einen kleinen Flyer entworfen, der im Internet heruntergeladen und ausgedruckt werden kann. Dieses Faltblatt soll die sogenannten FAQ zur NAK beantworten.

 

Beantwortet es diese Fragen? „Peifedeckel“ würde der Pfälzer antworten! Aus jeder angeblichen Antwort ergeben sich neue Fragen, die beantwortet werden wollen. Schauen wir uns doch die „Fragen und Antworten“ einmal an, und stellen die daraus resultierenden weiteren Fragen. Und natürlich beantworten wir diese weiteren Fragen auch gleich…  - Viel Spaß beim Lesen und Lernen!

 

  • Leitfaden – Wie erkläre ich meinen Glauben?

 

Auf die Aussage: „Ich gehe in die Kirche“ kommt häufig die Frage: „Bist du evangelisch oder katholisch?“ Die Antwort: „Ich bin neuapostolisch“ führt dann meistens zu vielen weiteren Fragen, bei denen euch dieser Leitfaden etwas helfen soll.

 

  • Neuapostolisch? Was ist denn das?

 

Wir sind eine apostolische Kirche, d.h. wir haben Apostel[1], so wie es schon vor 2000 Jahren zur Zeit Jesu  war. Unsere Kirche ist weltweit verbreitet und  in  Deutschland sind wir die viertgrößte christliche Kirche (Quelle: http://www.remid.de/remid_info_zahlen.htm).

 

Stimmt das wirklich mit der „viertgrößten christlichen Kirche in Deutschland“? – Welche drei anderen sind denn die größeren? - Habt Ihr schon einmal davon gehört, dass alleine Baptisten und Mennoniten mit rd. 420.000 Mitgliedern (Tendenz steigend) deutlich größer sind, als die Neuapostolischen Kirchen mit nach eigenen Angaben aktuell noch 350.000 Mitgliedern (Tendenz stark fallend)?

 

Tatsache ist, dass die REMID-Zahlen nicht leicht zu durchschauen sind. Die verwirrende Auflistung ist geeignet, Informationssuchende auf eine falsche Fährte hinsichtlich der Kirchengrößen zu locken, die Listen laden regelrecht zur Manipulation ein. Zum Beispiel in der Form, wie es die Macher dieses Flyers getan haben, nämlich indem verschiedene Gruppierungen in einen Topf geworfen wurden.

 

Nach NAK-Zählart ist sie die viertgrößte Kirche nach Römisch-Katholischer-Kirche, den evangelischen Landeskirchen und der Orthodoxen Kirche. Hier werden die Orthodoxen Kirchen einfach zusammengerechnet, die evangelikalen Gemeinschaften aber getrennt bewertet. So geht das natürlich nicht, die Methode, die für die Evangelikalen angewendet wird, muss auch für die Orthodoxie gelten! Und wenn wir die orthodoxen Kirchen mit ihren insgesamt 1,5 Mio. Mitgliedern betrachten, müssen wir feststellen, dass alleine schon die griechisch-orthodoxe Kirche in Deutschland mit 450.000 Mitgliedern größer ist, als die NAK, die tatsächlich bereits jetzt auf den 5. Platz abrutscht. Und die nachgefragten Zahlen zu Mennoniten und Baptisten stimmen tatsächlich. Auch diese Gruppierung ist größer als die NAK. Ihr tut Euch also selbst einen Gefallen, liebe Bekennende, wenn Ihr das Größenargument vernachlässigt. Denn tatsächlich kann man auch die NAK als Größe unter den christlichen Glaubensgemeinschaften vernachlässigen.

 

Fakt ist: Die Neuapostolische Kirche ist allenfalls die fünft- korrekt gerechnet eher die sechstgrößte christliche Glaubensgemeinschaft in Deutschland. Die Herausgeber des Flyers haben Euch belogen!

 

  • Und an was glaubt ihr in eurer Kirche? - Wo ist der Unterschied?

 

Die Grundlage für unseren Glauben ist die Bibel, wie sie Martin Luther übersetzt hat. Wir glauben also an den dreieinigen Gott – das heißt: Vater, Sohn und Heiligen Geist.


[1] Apostel bedeutet: Gesandter oder Botschafter an Christi statt.

Gezielt eingesetzt,um einen Wettbewerb um die Höhe des "Opfers"? Die Mitgliederstatistik der NAK-NRW
  • Aber das glauben doch die Anderen auch?

 

Stimmt – wir haben natürlich sehr viele Gemeinsamkeiten. Immerhin sind wir ja eine christliche Kirche und da steht Jesus Christus im Mittelpunkt.

 

Unterschiede gibt es sicherlich im Ablauf der Gottesdienste oder darin, dass bei uns keine Kirchensteuern  erhoben werden. Außerdem ist für uns das Apostelamt verbindlich, weil wir glauben, dass wir durch die Apostel den Heiligen Geist bekommen können.

 

Entspricht die Kirchensteuer, auch von der Höhe her (8-9% rel. z. EKSt), nicht biblischer Überlieferung? Und ist Euer angeblich freiwilliges Opfer (in den Predigten wird doch, wie man hört, regelrecht danach gegeiert) nicht  um ein vielfaches höher und beträgt 10% der Einkünfte?

 

Es stimmt leider, dass das Kirchensteuer-Argument allenfalls bei passiven Mitgliedern der „anderen“ Kirchen (soweit sie Körperschaften öffentlichen Rechts sind) zählt. Denn klar, bei Kirchen, die die sich aus freiwilligen Spenden finanzieren, wie z.B. die NAK, bekommen lediglich von den aktiven Mitgliedern Geld – Kirchensteuer wird aber weiter vom Lohn abgezogen, ob das betreffende Mitglied nun zur Kirche geht, oder nicht.

Von der Höhe her, solltet Ihr euch aber lieber nicht auf ein Gespräch einlassen – denn die Bemessungsgröße für die Kirchensteuer ist die Höhe der tatsächlichen Einkommensteuer (zuviel bezahlte Kirchensteuer wird z.B. mit dem Lohnsteuer-Jahresausgleich zurückgezahlt) – aber die NAK fordert von ihren Mitgliedern ein Opfer in Höhe von 10% der Bruttoeinkünfte! – Und das dieses Opfer nicht wirklich freiwillig ist, wenn durch Indoktrination bereits in Kindheit und frühester Jugend auf die Notwendigkeit des Opfers hingewiesen wird, liegt auf der Hand. – Und wenn eine NAK-Gebietskirche, wie die in NRW, nachgerade einen Wettbewerb im Opferaufkommen zwischen verschiedenen Ältestenbezirken durchführt, hat das schon etwas mit der Leistungsfreiwilligkeit von Verkaufsaußendienstlern gemeinsam. Oder wie anders ist eine Statistik zu bewerten, aus der klar lesbar ist, dass jedes Mitglied z.B. im Bezirk Bonn lediglich 186,23 €/Jahr opfert, im Bezirk Niederrhein dagegen 356,24 €/Jahr?

[Übrigens ergeben diese Zahlen auch, dass die Gebietskirche NRW lediglich noch  10,57% aktive Mitglieder hat- denn bei einem durchschnittlichen Jahreseinkommen von 19.682 €/Einw. hätte die NAK-NRW Opfereinnahmen in Höhe von mehr als 165 Mio. € generieren müssen. Oder sollten diese Zahlen etwas mit der Glaubwürdigkeit der von dieser Kirche herausgegebenen Zahlen sagen?]

Gerade CANITIES-News haben zum Thema „Freiwilligkeit des Opfers“ einige Beiträge veröffentlicht… (Lesen bildet weiter).

 

Fakt ist: Der Hinweis auf die Kirchensteuer geht sowas von granantenmäßig daneben, dass Ihr Euch den verkneifen solltet. Und die Verbindlichkeit des Apostelamtes ist, wie wir gleich aufzeigen definitiv kein Argument für eine Hinwendung zur NAK!

Wenn es ihn denn geben sollte, hat er gewiss nichts mit der NAK zu tun: Der HEILIGE GEIST
  • Und wofür braucht man den Heiligen Geist?

 

Na ja, durch ihn trägt man einen Teil Gottes in sich, man wird sozusagen zu einem Gotteskind. Die Spendung des Heiligen Geistes durch einen Apostel – wir sagen auch Versiegelung dazu – ist der nächste Schritt nach der Taufe. Taufe und Versiegelung sind übrigens zwei von drei Sakramenten (Heilige Handlungen), die es in unserer Kirche gibt. (Spendung: So nennt man es, wenn man den Heiligen Geist oder andere Sakramente bekommt).

 

Spendet der Apostel wirklich den Heiligen Geist? Wieso ist denn der Heilige Geist, nach Eurem eigenen Verständnis ja Teil der Gottheit, der Verfügbarkeit von Menschen unterworfen? Und wenn das stimmt, was bedeutet es denn „sozusagen“ ein  Gotteskind zu sein?  Sind nicht alle Getauften sowieso Gotteskinder? Und überhaupt: Ist es nicht so, dass in der katholischen Kirche mit der Firmung auch der Heilige Geist gespendet wird?

 

Mit dieser Argumentation werdet Ihr, wie die weiteren Fragen nahelegen, von Eurer Kirche aufs Glatteis geführt; denn tatsächlich ist der Heilige Geist, als Teil der Trinität nicht der Verfügbarkeit von Menschen unterworfen! Eure Apostel können also genausowenig wie Bischöfe anderer Kirchen den Heiligen Geist spenden. Was sie gemäß Eurer Lehre tun (ein Blick unter 8.3 des NAKatechismus hilft da weiter), ist die Gabe des Heiligen Geistes zu spenden. Und mit dieser Spendung der Gabe des Heiligen Geistes, so lehrt es Euer Katechismus, werdet Ihr angeblich zu einem Gotteskind mit Berufung zur Erstlingsschaft.

Und diese Versiegelung ist nichts NAK-eigentümliches… Sie entspricht tatsächlich dem, was in der Römisch-Katholischen-Kirche bei der Firmung geschieht. Der Einzige Unterschied ist, dass die Katholiken von „Kraft des Heiligen Geistes“ spricht und nicht von Gabe. Was die Katechismen über den Vorgang sagen ist jedenfalls absolut vergleichbar, und damit ist dann auch klar, dass der derzeit gültigen Lehre Eurer Kirche nach, zumindest die Katholiken genauso Gotteskinder mit Berufung zur Erstlingsschaft sind, wie Ihr es zu sein vorgebt.

 

Fakt ist: Die NAK kann sich in diesem Punkt nicht von der RKK abgrenzen. Da die RKK aber die wesentlich ältere Kirche ist, hat die NAK lediglich deren Lehre kopiert. Sie ist sozusagen ein Plagiat.

 

  • Welche Sakramente gibt es denn noch?

 

Das Heilige Abendmahl. - Während es in den Landeskirchen zwei bzw. sieben Sakramente gibt, kennen wir eben diese drei[1].

 

Dann nochmal die Frage nach der katholischen Kirche: Stimmt es denn nicht, dass die Firmung auch dort die Vollendung der Taufe ist und mit dieser und der Eucharistie (also dem Abendmahl) die „drei Sakramente der christlichen Initiation“ bildet? Wo ist denn da der Unterschied zu Euch?

 

Fakt ist: Wie schon beim vorherigen Punkt geklärt, gibt es keinen Unterschied zwischen RKK und NAK. Die RKK kennt zwar mehr Sakramente, aber eben diese drei gelten unter Berufung auch in der RKK unter Berufung auf Johannes als die „drei Sakramente der christlichen Initiation“…


[1] 1. Joh. 5,7-8: Denn drei sind, die das bezeugen: der Geist und das Wasser und das Blut; und die drei stimmen überein

Blick in meine ehemalige Heimat-Gemeinde während eines Apostel(!)-Gottesdienstes
  • Und wie muss man sich so einen Gottesdienst bei euch vorstellen?

 

Also, wir haben zweimal in der Woche Gottesdienst: sonntags und mittwochs. Bis auf ganz wenige Ausnahmen sind alle Amtsträger unserer Kirche ehrenamtlich tätig. Sie sind übrigens auch außerhalb der Gottesdienste für die Gemeindemitglieder da. Im Zentrum des Gottesdienstes steht die Predigt, die frei gehalten, also nicht vorformuliert oder abgelesen wird. Auch hier kommt der Heilige Geist wieder ins Spiel, der den Priestern die Anregung und Inspiration gibt, frei das Wort Gottes zu verkündigen. Daneben haben wir schöne Chöre und Musikgruppen, die den Gottesdienst umrahmen. Wir feiern auch in jedem Gottesdienst Heiliges Abendmahl. Am besten, du guckst dir das mal selbst an.

 

Stimmt das mit dem Heiligen Geist? – Wozu sind denn die Leitgedanken zum Gottesdienst da, in denen zentral für alle NAK-Funktionäre gleich die wichtigsten Punkte der Predigt vorgegeben werden, sodass der Predigende nur noch Füllmaterial liefern muss? Inwiefern ist das noch eine nicht vorformulierte Predigt, die durch den Heiligen Geist angeregt und inspiriert wird?

Ist es nicht wahr, dass die Chöre und Musikgruppen in den Gemeinden immer kleiner werden, dass manchmal gar kein Chor mehr zusammen zu bekommen ist? Stimmt es nicht, dass extra deswegen das Repertoire auf kleine Chöre mit nur drei Stimmen abgestellt ist?

 

Ich war etwa 60 Jahre neuapostolisch. Und ich weiß von keiner Zeit, in der nicht die Mär vom geistgewirkten Wort verbreitet worden ist. Allerdings waren fast alle erwachsenen Männer in meiner Familie sogenannte Amtsträger – deshalb weiß ich 100%ig genau, dass die sie vor den GD sehr intensiv mit dem Inhalt des damals so genannten Amtsblattes vertraut gemacht haben. Ganz logisch waren die Inhalte der Gottesdienste in verschiedenen Gemeinden, ja sogar verschiedenen Bezirken und Apostelbereichen vergleichbar. Und das wurde dann als Wirken des Heiligen Geistes verkauft, der über regionale Grenzen hinweg das gleiche Wort wirkt. Natürlich war der Inhalt des Amtsblatts streng geheim – nicht einmal die Gehülfinnen der AT, die sogenannten Nullchen, durften einen Blick hineinwerfen.

So wurde das Kirchenvolk über Jahrzehnte veräppelt… und wird es, wie wir den vorgegebenen Antworten entnehmen können, heute noch. Nur dass das Amtsblatt heute „Leitgedanken zum Gottesdienst heißt“

 

Fakt ist: Mit dem angeblichen Wirken des Heiligen Geistes ist es nicht weit her im angeblichen Werk des Herrn. Wie alles andere in der streng patriarchal-hierarchisch strukturierten NAK ist auch der wesentliche Inhalt der GD zentral vorgegeben. Der einzelne AT gibt dann je nach Begabung mehr oder weniger unterhaltsames Füllmaterial dazu.

Und über die Chöre und Musikgruppen in den meisten Gemeinden brauchen wir nun wirklich kein Wort zu verlieren.

 

  • Und was wird da so gepredigt? - Das wiederholt sich doch

 

Jeder Gottesdienst ist anders, auch wenn sich die Grundthemen aus der Bibel irgendwann wiederholen. Da wir glauben, dass Gott uns im Gottesdienst anspricht, bekommt solch eine Predigt aber meist eine sehr persönliche Note. Irgendwie kann man da fast immer etwas für sein eigenes Leben mitnehmen. Kurz: Meist ist das Ganze sehr lebendig und praktisch.

 

Ist das nicht sehr euphemistisch? Hast Du dich nicht auch schon darüber lustig gemacht, dass die meisten Prediger ein „Steckenpferd“ reiten, das sie immer und immer wieder satteln?

 

Die Predigten in den NAKn sind zentral vorgegeben, allerdings können charismatische Redner den vorgegebenen Leitgedanken dennoch Leben einhauchen und wenn sie einigermaßen intelligent sind (darauf achtet die NAK erst seit jüngerer Zeit – früher waren solche Gestalten wie der von nacworld bekannte Klaus Dieter K. gang und gäbe), schaffen sie es auch, einen Bezug zum realen Leben herzustellen.

 

Fakt ist: Ob der Gottesdienst wirklich lebendig und praktisch ist, hängt wesentlich von den in der jeweiligen Gemeinde zur Verfügung stehenden AT ab. Und für sein eigenes Leben kann man tatsächlich nur dann etwas mitnehmen, wenn man sich zu 100% den Kirchenlehren unterordnet.

 

  • Okay, aber wieso rennt ihr denn zweimal die Woche in die Kirche?

 

Also, im Gottesdienst können wir unseren Glauben praktisch erleben und er wird dort auch gestärkt[1]. Wenn wir beten und Fragen haben, merken wir, wie Gott bei uns ist. Das ist wie so eine Art Wegweisung. Wir fühlen uns dann sicher und bekommen auch immer wieder Tipps für unser Leben. Wir sind außerdem eine ganz tolle und lebendige Gemeinde – von jung bis alt ist alles dabei. Wir singen auch im Chor mit. Das macht uns Spaß und wir können damit unsere Dankbarkeit Gott gegenüber ausdrücken. Außerdem haben wir auch einige Freunde in der Kirche und besonders, wenn mehrere Jugendgruppen zusammenkommen, wird’s echt lustig.

 

Jetzt sei mal bitte ganz ehrlich: Wie oft hast Du im Gottesdienst gemerkt, dass Gott bei Dir war? Und hast Du dir in diesen Momenten noch nie vor Augen geführt, dass das eine durch den Besuch in einer Kirche mit dem feierlichen Drumrum sich selbst erfüllende Erwartungshaltung ist? – Welche Wegweisungen und Tipps für Dein Leben hast Du denn tatsächlich erhalten? Hast Du einmal ein paar Beispiele für mich?

Und Ihr seid eine tolle und lebendige Gemeinde?  Ist‘s nicht vielmehr so, dass die Gemeinde immer mehr schrumpft, und immer mehr Junge wegbleiben, sodass in den Gottesdiensten fast nur noch Alte dort versammelt sind? Stimmt es etwa nicht, dass immer mehr Gemeinden geschlossen werden bzw. mit anderen zusammengelegt, um den Eindruck von lebendigen Gemeinden mit einer gut durchmischten Altersstruktur zu erwecken – solange wenigstens, bis auch dort der Schrumpfungsprozess sichtbar wird?

 

Fakt ist: Wir können uns hier weitere Ausführungen sparen. Der Schrumpfungsprozess und seine Folgen sind unübersehbar. Im „Verkaufsgespräch“ einen anderen Eindruck erwecken zu wollen, wäre unredlich!


[1] Apostel Paulus sagt im Römer 10,17: „So kommt der Glaube aus der Predigt.“

  • Glaubt ihr an ein Leben nach dem Tod?

 

Ja, auf jeden Fall! Der Körper stirbt irgendwann – Seele und Geist sind aber unsterblich[1]. Deswegen gehen wir ja auch in die Kirche, weil wir glauben, dass nach dem Tod noch etwas passiert. Wir wollen eben einmal ewig bei Gott und nicht woanders sein. Wir glauben auch an das Wiederkommen Jesu Christi, denn Jesus hat vor seiner Kreuzigung  selbst gesagt:

„Und wenn ich hingehe, euch die Stätte zu bereiten, will ich wiederkommen und euch zu mir nehmen, damit ihr seid, wo ich bin“ (Joh. 14,3).

 

Wann das sein wird, wissen wir nicht. Jesus hat aber immer geraten, diesen Tag zu erwarten, also vorbereitet zu sein. Ein weiteres Merkmal unseres Glaubens ist übrigens auch, dass bereits Verstorbenen die Sakramente gespendet werden können.

Auch das haben wir uns nicht ausgedacht, sondern leiten es natürlich aus der Bibel ab, wo bereits vor 2000 Jahren Lebende für die Toten getauft wurden[2].

 

Das mit dem Leben nach dem Tod… glauben das nicht alle anderen Christen auch? Irrt Ihr Euch im Hinblick auf den unsterblichen Geist nicht genauso, wie Katholiken und Evangelen? Ist es nicht zwingend logisch, dass der Geist, also das Ich-Bewusstsein, da es eine Hervorbringung des Gehirns und damit materiell ist, mit dem Tod aufgelöst wird? Stimmt es denn wirklich, dass Jesus von Nazareth das mit dem Wiederkommen gesagt hat? Kannst Du mir einmal etwas über die Authentizität der Überlieferungen sagen?

Und zu den Sakramenten für Verstorbene… Hast Du ein paar belastbare biblische Quellen für diese Praxis? Wie viele authentische Hinweise in den Evangelien gibt es dafür, dass diese Praxis jesuanischer Lehre entspricht? Und ist es nicht wahr, dass der „Apostel“ Paulus sich im Prinzip selbst zum Apostel gemacht hat ohne Jesus nie kennengelernt zu haben? Stimmt es nicht, dass Paulus in 1. Kor. 15, 29 lediglich darauf abhebt, dass eine vergleichbare Praxis verschiedentlich ausgeübt wird, ohne dabei die Verbindlichkeit dieser Praxis festzustellen? Und selbst wenn er die Totentaufe zu verbindlicher Lehre erhoben hätte, was er nicht hat(!), wie kommt Ihr eigentlich darauf,  dass auch die Spendung weiterer Sakramente an Tote verbindlicher Lehre entspringt?

 

Die Vorstellung, der Mensch bestehe aus Leib, Seele und Geist geht zurück auf älteste biblische Überlieferungen. Dort heißt es, dass der Mensch sich aus Seele und Körper zusammensetzt. Der Geist als Unterscheidung zur Seele bezeichnet der biblischen Überlieferung nach aber nicht wirklich eine eigenständige Einheit, sondern ist als Sitz des Denkens lediglich ein Teil des nichtstofflichen Teils des Menschen, während mit Seele das Ich-Bewusstsein und der Bereich der Gefühle gemeint ist.

Und damit ist man überhaupt nicht weit von einigen Strömungen auch der moderneren Geist-Philosophie entfernt. Im Grunde müssen wir also von einer Zweiheit sprechen, statt von einer Dreiheit – ein Problem das auch bereits Platon im 5. Jhdt. v.Z. gewälzt hat (der möglicherweise auch die Bibelschreiber inspiriert hat). Wer sich tiefer in dessen Gedankengut einlesen will, mag sich mit Platons Philebos auseinandersetzen. Hier würde es den Rahmen sprengen, aber es entsteht derzeit ein umfangreicherer CANITIES-Beitrag zum Leib-Seele-Problem.

Für uns hier genügt (unter Verweis auf Descartes) ein kleiner Gedanke… Wir Menschen sind uns selber als eigene Persönlichkeit erst in dem Moment bewusst, wo wir meinend auf etwas Drittes gerichtet sind. Das Ich-Bewusstsein erfordert also das Denken, womit es ausgeschlossen ist, Seele und Geist als getrennte Einheiten zu betrachten – sie bilden eine komplexe Einheit. Der Mensch besteht auch den biblischen Überlieferungen zufolge also nicht aus drei sondern aus zwei Komponenten, wir bezeichnen sie als Körper-Geist-Einheit.

 

In einem nächsten Schritt müssen wir uns darüber klar werden, wie der Geist, der vereinfacht ausgedrückt der Träger des Ich-Bewusstseins ist, entsteht, um uns darüber im Klaren zu werden, ob das Ich nach dem Tod weiterexistiert. Ein weiteres hochkomplexes Thema, das ich hier nur mit einem Verweis auf die neuronalen Korrelate des Bewusstseins anreiße. Anders als bei anderen Theorien zur Seele-Leib-Problematik befinden sich die Theorien zu den neuronalen Korrelaten des Bewusstseins nicht mehr im ausschließlich philosophischen, also letztlich spekulativen, Stadium.
Die Gehirn-Forschung deckt nahezu täglich neue Erkenntnisse auf, die bei allen immer noch bestehenden philosophischen Problemen nahelegen, dass der Geist, das Bewusstsein Hervorbringungen des Gehirns sind. Und das bedeutet, dass es eine wesentliche höhere Wahrscheinlichkeit dafür gibt, dass das Ich-Bewusstsein, der Geist eines Menschen nach dessen Tod mit der Materie des Gehirns untergehen, als dafür, dass es nach dem Tod des Individuums weiterlebt. – Das einzige, was mit absoluter Sicherheit weiterlebt, ist die jedem Organismus, jeder lebenden Materie, ob nun Baum, Qualle, Mensch oder Kakerlake, innewohnende Lebensenergie, die es zur Nahrung für lebende Organismen macht. So gesehen lebt natürlich jedes Leben ewig, zumindest nach menschlichen Dimensionen, weil es immer wieder im ewigen Kreislauf der Natur aufgeht, solange unser Sonnensystem besteht – und danach wird es wohl als Lebenssame im Kosmos weiterexistieren.

 

Die Idee, jemand könnte als Geistwesen jenseits der Körperlichkeit weiterexistieren, ist zwar für die Hinterbliebenen tröstlich (oder auch bedrohlich, wenn ich an Figuren wie Adolf Hitler oder Johann Gottfried Bischoff denke), aber überholt. – Schließlich sind wir keine Steinzeitmenschen mehr.
Überholt sind damit aber auch alle Vorstellungen, die dem NAK-Jenseits-Hokuspokus zugrunde liegen. Die allerdings sind noch dazu weit hergeholt und lassen sich durch keinerlei authentische Überlieferungen begründen.

 

Fakt ist: Bei einer Diskussion über das Thema „Leben nach dem Tode“ kann man nicht mehr ehrlich sagen, es sei sicher, dass das Ich-Bewusstsein als Seele-Geist-Einheit in einem metaphysischen Raum, dem sogenannten „Jenseits“ weiterexistiert. Konnte man eigentlich nie – aber früher konnte man insofern noch daran glauben, als es kein besseres Wissen gab. Das hat sich erledigt, da Wissen und Glaube einander ausschließen.

Aber unabhängig davon, ob es ein Leben nach dem Tod gibt oder nicht, ist das Neuapostolische Jenseitsverständnis absoluter Humbug, der nicht einmal biblisch begründbar ist. [Siehe dazu auch die CANITIES-Beiträge „Spökenkiekerei und Gehirnwäsche“ vom 15.03.2013 „Blinde Blindenleiter oder bewusste Irreführung?“ vom 21.07.2013 beide zu finden weiter unten auf dieser Unterseite.

 

Deshalb: Lasst Eure Finger von diesem Thema liebe Bekenner… Der Schuss kann nach hinten losgehen!


[1] 1. Kor. 15,29: Was soll es sonst, dass sich einige für die Toten taufen lassen? Wenn die Toten gar nicht auferstehen, was lassen sie sich dann für sie taufen?


[2] 1: Joh. 5,24: Wer mein Wort hört und glaubt dem, der mich gesandt hat, der hat das ewige Leben…, er ist vom Tode zum Leben hindurchgedrungen. Joh. 11,25-26: Wer an mich glaubt, der wird leben, auch wenn er stirbt; und wer da lebt und glaubt an mich, der wird nimmermehr sterben.

Runde der sog. Albury-Apostel
  • Und wo kommen eure Apostel her? Schließlich sind  doch die letzten Apostel rund 100 Jahre n.Chr. gestorben.

 

Das geht auf die Zeit der sog. Erweckungsbewegung um 1832 in England und auch in Deutschland zurück. Damals kamen gläubige Christen unterschiedlicher Glaubensgemeinschaften zusammen, die überzeugt waren, dass es in den bestehenden Kirchen an etwas fehlt. Schließlich gab es damals seit langer Zeit keine Apostel mehr und die urkirchlichen Gaben aus dem Heiligen Geist waren verloren gegangen. Deshalb wollten sie um Apostel und neue Geistesgaben beten. In dieser Zeit entstanden dann Wunder, wie Heilungen von Kranken und Weissagungen. Gläubige Menschen wurden hierzu zeitweise vom Heiligen Geist ergriffen und waren dadurch zu übernatürlichen Taten fähig. Während dieser Ereignisse wurden die ersten Apostel durch prophetische Reden ins Amt gerufen. Heute leitet der Stammapostel als das höchste Amt zusammen mit den weltweit 357 (Stand: Mai 2013) Aposteln die Neuapostolische Kirche. Seine Stellung ist mit der des Apostels Petrus vor etwa 2000 Jahren vergleichbar (Mt.16, 18- 19; Katechismus S. 303).

 

Wie kommt Ihr darauf, dass in den bestehenden Kirchen etwas fehlt? Ist nicht die Römisch-Katholische-Kirche ebenfalls apostolisch? Hast Du schon einmal etwas davon gehört, dass deren leitende Ämter in apostolischer Sukzession stehen, sich nur nicht mehr Apostel genannt haben, weil sie diesen Titel den paarundsiebzig Jüngern vorbehalten hatten, die unmittelbar von Jesus ausgeschickt wurden? Wie wollt Ihr also die Behauptung begründen, dass die angeblichen urkirchlichen Gaben aus dem Heiligen Geist verloren waren? Nur weil sich die zweite Apostelgeneration einen anderen Namen gegeben hat?

 

Stimmt es wirklich, dass erst nach dem Beten um Apostel und neue Geistesgaben Wunder, wie Heilungen von Kranken und Weissagungen geschehen sind? Was sagt Ihr denn zu den Heiligen-Überlieferungen in anderen Kirchen? Inwiefern sind die dort überlieferten Wunder und Weissagungen anders, als die in der Zeit der Erweckungsbewegungen?

Woher wisst Ihr, dass die Apostel wirklich durch echte prophetische Reden ins Amt gerufen wurden? Kann es nicht sein, dass das ein abgekartetes Spiel war? – Und was haben Eure Apostel mit den damals ins Amt gerufenen Aposteln zu tun? Stimmt es nicht, dass Eure Kirche einer Sekte der Kirche der damals ins Amt gerufenen Apostel entstammt, dass sie gar nichts mit diesen „neuen“ Aposteln zu tun hat? Ist es nicht vielmehr so, dass die Sekte, aus der eure Kirche frühestens im Jahr 1878 hervorgegangen ist, eine Gemeinschaft von exkommunizierten Mitgliedern der ursprünglichen „neuen“ apostolischen Kirche war?

 

Und ist Euer Stammapostel tatsächlich ein „Primus inter Pares“, wie es der Apostel Petrus war?

 

Die sich aus den vorgegebenen Antworten neu ergebenden Fragen sagen eigentlich schon alles. Die katholischen Bischöfe z.B. sind aufgrund der Sukzession legitime Nachfolger der Apostel, sie nennen sich nur anders. Das neuapostolische Bischofsamt hat insofern auch gar nichts mit dem biblisch überlieferten Bischofsamt zu tun. Es ist lediglich erfunden worden, um das NAK-Apostolat aufzuwerten, quasi als Hilfsamt für den Apostel, ähnlich wie Timotheus für Paulus. Da aber durch die verschiedenen NAK-Apostolatsstufen die Apostel ja bereits Hilfsämter für die Bezirksapostel sind, kann das neuapostolische Bischofsamt eigentlich abgeschafft werden. Es hat seinen Sinn verloren!

 

Dafür, dass die Rufungen, aus denen dann die KAG bestand irgendetwas mit irgendeinem Wirken irgendeines Heiligen Geistes zu tun haben, gibt es nicht den geringsten Anhaltspunkt. Man könnte genauso gut sagen, dass es ein abgekartetes Spiel war. – Und selbst dann, wenn diese Rufungen echt gewesen sein sollten, gibt es nicht den geringsten Grund, zu glauben, die sog. Apostel, also die Führungsfunktionäre der NAKn hätten mit diesen etwas zu tun.

Trotz aller Geschichtsklitterung durch die NAK bleibt es eine Tatsache, dass sie nicht wirklich auf die Albury-Apostel zurückgeht, sondern dass sie aus einer Sekte der AcaM hervorgegangen ist. Auf der CANITIES-Unterseite zur NAK „das erlogene Jubiläum“ (- klick) finden sich genügend Informationen dazu.

 

Fakt ist: Bis zum Jahr 100 n.Z. sind nicht die letzten Apostel gestorben, wie es die NAK ihren Mitgliedern immer wieder einbläut, sondern lediglich die letzten Männer die sich selbst Apostel genannt haben. Ihre legitimen Nachfolger, die die gleichen Aufgaben und Privilegien hatten, wurden jeweils einfach als Bischof bezeichnet. – Selbst wenn man bereit wäre, den NAK-Aposteln eine Legitimation zuzusprechen, müsste man gleichzeitig feststellen, dass mindestens die katholischen Bischöfe die gleiche Legitimation haben.

Wenn das aber so ist, wie kann die NAK dann behaupten, die urkirchlichen Gaben aus dem Heiligen Geist seien verloren gewesen? Aus der NAK-Argumentation heraus ist die Notwendigkeit der Rufung neuer Apostel schlicht Quatsch! – Oder anders ausgedrückt: Das NAK-Apostolat ist Quatsch!

Fazit: Wenn heute ein NAK-Mitglied seinen Glauben bekennen will, dann sollte es auf solche Aussagen, wie sie der Flyer vorgibt, verzichten! Warum soll eine solche Argumentation denn auch nötig sein?

 

Wer es so toll findet, neuapostolisch zu sein, weil die Kirche so tolle Sachen bietet, der sagt: „Komm einfach mit und guck‘s Dir an. - Entweder es gefällt Dir, dann ist das okay, oder es gefällt Dir nicht, dann ist das auch okay.“ Seine Begeisterung wird anstecken und zumindest zu einem „Testbesuch“ animieren.

 

In der heutigen Gesellschaft wird kaum jemand die Lehre einer Gemeinschaft wie der NAK, die ja durchaus als „in der Gesellschaft angekommen“ gilt, hinterfragen. – Es interessiert schlicht niemanden. Wenn aber jemand Detailfragen stellt, wie dieser Flyer sie vorgaukelt, dann hat er sich schon vorher für Theologie interessiert, und der mutige Bekenner, der seine Antworten von dem Käseblättchen abliest, fällt mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit hinten runter…

 

Und ich bin sicher, die Macher wissen sehr genau, wie schwach dieses Papierstück ist, sie wissen, dass es nicht zur Werbung für die NAK geeignet ist. Der Flyer kann also ausschließlich einen Zweck haben: Den Mitgliedern, die an sich den lieben Gott einen guten Mann sein lassen, die NAK-Irrlehren wieder einmal nahezubringen.

Ergo: Es geht um Mitglieder-Manipulation – Punkt!

Für den Fall, dass jemand unterstellt, wir hätten die ursprünglichen Fragen und Antworten falsch oder sinnentstellt wiedergegeben, hier der Flyer zum Download und Prüfen!
Leitfaden_Flyer(1).pdf
PDF-Dokument [295.7 KB]

21.07.2013 - (bt)

Blinde Blindenleiter oder bewusste Irreführung?

Das neuapostolische Entschlafenenwesen

Einmal mehr wurden wir auf ein bemerkenswertes nacworld -Thema hingewiesen …..

Der erste Gedanken-Impuls: Ein Thema für die Kuriositäten Sammlung, das Abstrusitätenkabinett! - Aber dann bleibt einem das Lachen im Halse stecken …

 

Diejenigen, die solche Themen eröffnen bzw. kommentieren, haben sich das doch nicht aus Langeweile oder aus lauter Jux und Tollerei aus den Fingern gesogen!

Man muss sich das einmal vorstellen: Jemand, der krank ist und vor Schmerzen nicht schlafen kann, so, wie eben die Themenstellerin in besagtem nacworld-Blog, fühlt sich in der „Gebets-Verantwortung“ für Tote!? (erklärt sich aus den PDF unter diesem Beitrag)

 

Das ist es, was die NAK-Lehre aus Menschen macht, deren ganzes Denken von dem bestimmt wird, was die NAK ihnen an „Information“ zukommen lässt. – Information, die nicht wertneutral untersucht werden darf, sondern „im Glauben angenommen“ werden MUSS! Nirgendwo anders darf man nachfragen, keine andere Meinung einholen, denn nur in der NAK werden vom Heiligen Geist gewirkte Erkenntnisse vermittelt!

 

Und so ergeben sich aus dem Exklusivitätsdenken der NAK eben die Ideen, dass auch tote noch apostelversiegelt werden müssen, mit all dem „Drumherum-Gebastelten“, das dann eben zu den Aufgaben führt, die den NAK-Mitgliedern zugeteilt sind. Von alleine ist ja schließlich auch besagte Themenstellerin nicht auf die Idee gekommen, eine „Prominentenliste“ anzulegen:

 

Solange ich selber zurückdenken kann, wurden wir doch aufgefordert, uns zu überlegen, für welche Gruppen und einzelnen Menschen wir beten können/sollen! Und wie wichtig das auch heute noch genommen wird, sehen wir doch daran, dass es extra einen Vorbereitungsgottesdienst für den Entschlafenen-GD gibt, in dem alle auf ihre wichtige Aufgabe eingestimmt werden. Da werden auch immer wieder Vorschläge gemacht, wie man sich einerseits heiligen, andererseits von überall her Impulse annehmen soll.– Klassiker sind da die Familienalben, die Todesanzeigen der Gang über den städtischen Friedhof oder andere Gedenkstätten - wobei heute gerne Gruppenfeeling mit Werbewirksamkeit kombiniert wird und sich zu diesem Zweck die Jugend, möglichst mit einheitlichem NAK-T-Shirt; an einem Kriegerdenkmal versammelt und am besten auch noch eine Gesangsdarbietung möglich ist. Mittlerweile wirken die Inspirationen des Heiligen Geistes sogar durch das früher verpönte TV-Programm, wie die Einträge in besagtem nw-Blog belegen, durch das Buch, das einem plötzlich in die Hände fällt, die Schlagzeile in der Illustrierten… – ist doch klar, dass so ein Gebet für Promis dann naheliegt. und warum dann nicht gleich eine ganze Liste und eine Gemeinschaftsaktion? – Am schönsten wären dann natürlich noch ganz konkrete Erfolgsmeldungen!

 

Und bevor wir uns nun darüber lustig machen: So eine neue Erfindung ist das nicht!

 

(Zitat) „[…] Anfangs nannte man die Entschlafenen, die z. B. versiegelt werden sollten, namentlich. Am zweiten Ostertag 1874 wurde der Reformator Martin Luther versiegelt, am Himmelfahrtstag des gleichen Jahres auch Melanchthon, Zwingli, Calvin und andere bekannte historische Persönlichkeiten. Darüber schrieb Apostel Schwartz in De Herinnering unter anderem:

Auch er ist neuapostolisch: Philipp Melanchthon (16. Februar 1497 - 19. April 1560)

‚Und denkt euch nur, am Ende des Gottesdienstes kam eine Weissagung (doch ich habe sie noch nicht empfangen): ‚Ich, der Herr … gedenke heute an meinen Knecht Martin Luther, damit er zu meiner Braut gehöre. Mein Knecht Verkruisen, gehe zu meinem Knecht, dem Apostel, und lasse dich taufen für meinen Knecht Martin Luther. ‘ Mithin gehört Vater Luther fortan zu den Erstlingen und wohl zum Stamme Juda.‘

 

Bei Versiegelungen wurden Lebende und Entschlafene gezählt und entsprechende Statistiken im Herold, einem von Apostel Menkhoff herausgegebenen ‚Monatsblatt für wahrheitsliebende Christen‘, veröffentlicht.

 

Diese Angaben über die Anzahl der Entschlafenen, die in Gottesdiensten versiegelt wurden, setzt sich fort bis zum „Herold“ von Januar 1904 (Nr. 102). Auf Seite 5 dieser Nummer ist eine Statistik abgedruckt für das Jahr 1904. Aus dieser Statistik kann entnommen werden, daß weltweit 10177 Lebende versiegelt wurden und 2597 Entschlafene. […]“ (Zitatende)

Quelle: Ruf-Vita / Entschlafenenwesen (- klick)

 

Wenn man sich also lustig machen wollte, dann gewiss nicht über die letzten in der Kette der Irregeleiteten. Eher schon über die Absonderlichkeiten des Entschlafenenwesens, die die NAK im Laufe der Entwicklung hervorgebracht hat.

Hier allerdings ist schon die erste gezielt aufgebaute Hürde, oder besser gesagt eine Mauer, die den (Durch-)Blick schwierig gestaltet: Eine Mauer des Verschweigens der Widersprüchlichkeiten im Verlauf der Geschichte des Entschlafenenwesens.

Zu Recht bemerkt Thomas Ruf in seiner Ausarbeitung, dass Teile der früheren Praxis des Entschlafenenwesens (wie die Versiegelung der Reformatoren) in der offiziellen Geschichtsschreibung der NAK ausgeklammert werden und keinen Eingang in Lehr- und Geschichtsbücher finden, sodass man als gewöhnliches Kirchenmitglied nichts darüber erfährt. Und wie die Kirchenleitung heute dazu steht, bleibt ebenso im Dunkeln.

 

Das kann ich aus eigenem Erleben voll und ganz bestätigen: Obwohl ich in die NAK hineingewachsen bin, kontinuierlich an allen Unterrichten teilgenommen habe und auch später keine „Ausfallzeiten“ hatte, sondern sogar selber über viele Jahre Religionsunterricht erteilt habe, war mir nichts über die sich widersprechenden Lehraussagen bekannt. Darüber wird nämlich auch im Unterrichtsmaterial der Kirche nichts berichtet. Wohlweislich, denn das könnte Fragen aufwerfen, für die es keine vernünftigen Antworten gibt.

 

Selbst der theologische „Fachmann“ der NAK, Dr. Reinhard Kiefer, musste in seinem am 11. April 2000 im KOMM-Zentrum Düren gehaltenen theologischen Vortrag einräumen, dass zweifelsohne im Neuen Testament ein Entschlafenenwesen im von der NAK gelehrten Sinne nicht vorhanden sei. Es enthalte aber, so behauptet er, durchaus Implikationen, die zu seiner Entfaltung und Spezifizierung einladen und das sei in den letzten 120 Jahren geschehen Die gegenwärtige Praxis gehe wohl vom biblischen Text aus, doch werde sie eigentlich erst durch die Autorität des Apostelamts legitimiert, dessen Aufgabe es ja sei, das Evangelium sach- und zeitgemäß zu deuten, zu entfalten und zu predigen.

 

Siehe hierzu auch „was glauben“ (- klick)

 

Damit hat er der NAK bzw. deren „Aposteln“ natürlich die beliebte Universalvollmacht bescheinigt, auf Grund derer sie ja bekanntermaßen behaupten, in der Bibel auch zwischen den Zeilen auf neue Erkenntnisse stoßen zu können, die dann als Offenbarungen des Heiligen Geistes den Gläubigen verkündet werden.

 

Im Falle des Entschlafenenwesens findet die Verkündigung allerdings nicht besonders eindringlich oder mit ausgeprägter Redundanz statt. Und schon gar nicht im zusammenfassenden Rückblick auf die vorhergehenden Änderungen der Lehre und Praxis, denn das könnte dann selbst bei den nachfolgetrainierten NAK-Schäfchen einige stutzig werden lassen...

 

Der Heilige Geist führt von einer Erkenntnis in die andere, höhere? – Davon kann absolut nicht die Rede sein! Darum darf die Entwicklung des Entschlafenenwesens gar nicht zusammenhängend dargestellt werden und mit der Begründung, ein solches Vorhaben würde den zeitlichen Rahmen sprengen, verzichtet auch Kiefer in seinem Vortrag darauf.

Im Katechismus wird das Thema ebenfalls sparsam behandelt; Widersprüche im Entwicklungsverlauf werden gar nicht erst angesprochen.

 

Mit Sicherheit ist es kein Zufall, sondern gezielte Desinformation, dass der Begriff „Schlüsselgewalt“, der für das Entschlafenenwesen über Jahrzehnte und noch bis vor einigen Jahren von zentraler Bedeutung war, einfach unterschlagen wird! Dazu später noch im Einzelnen.

 

Man hofft wohl einfach darauf, dass die frühere Praxis des Aufschließens von Bereichen in der Ewigkeit möglichst schnell in Vergessenheit gerät. Und deshalb ist diese doch nicht unbedeutende Änderung auch kein Predigtinhalt, anscheinend nicht einmal Gegenstand intensiver Amtsträger-Belehrungen. Ich selber habe durchaus auch Priester getroffen, die darüber nicht Bescheid wussten oder es wieder vergessen hatten. Ist ja auch einigermaßen peinlich, dass die Stammapostel mit ihren guten Kontakten zum Heiligen Geist jahrzehntelang von einer Schlüsselgewalt Gebrauch gemacht haben, die es gar nicht gab, die auch gar nicht nötig war, weil es keine verschlossenen Bereiche gab, die aufgeschlossen werden mussten.

Schlicht nicht bemerkt - vielleicht wegen des intensiven Studiums der biblischen Zeilenzwischenräume!

 

Aber sehen wir einige der Änderungen der Reihe nach an:

 

Zunächst wurde auch in den apostolischen Gemeinden für Tote lediglich gebetet, erst ein totgeborenes Kind apostolischer Eltern 1872 war Anlass, über die Möglichkeit einer nachträglichen Versiegelung dieses Kindes nachzudenken und Apostel Schwartz begann mit der Spendung der Sakramente Taufe und Versiegelung unter Berufung auf 1. Kor. 15, 29 (- klick).

 

Im APWiki (- klick) heißt es dazu:

 

(Zitat) „[…] Erstmals eine besondere Bedeutung erhielt das Entschlafenenwesen für die Neuapostolische Kirche im Jahr 1874. Apostel Friedrich Wilhelm Schwarz führte damals mehrere Änderungen in Lehre und Liturgie ein, darunter auch die Sakramentspendung an Entschlafene, nachdem er lange Bibelsitzungen abgehalten hatte und über die Möglichkeit der Errettung eines todgeborenen Kindes von apostolischen Eltern nachdachte.

 

Zwar glaubte die junge apostolische Gemeinschaft (damals Allgemeine christliche apostolische Mission bzw. Apostolische Zending) schon vorher an Wirkung von Gebeten für Entschlafene, jedoch wurde die erste Sakramentspendung erst am Himmelfahrtstag 1874 für das o.g. Kind durchgeführt. Wenige Tage später kam in einem Gottesdienst eine sogenannte ‚Zungenrede‘, deren Inhalt lautete, die Reformatoren Melanchthon, Calvin, Zwingli, Stilling, Da Costa und Harms mit seiner Frau seien an jenem Tage zuvor versiegelt worden.

 

In der Anfangszeit spendete man ausschließlich die Sakramente nach vorheriger Weissagung und Nennung der Personen. Erst um 1908 entfiel die Namensnennung und man schloss alle verlangenden Seelen mit ein. […]“ (Zitatende)

 

Das Abendmahl für Entschlafene wurde erst 1886 eingeführt.

 

Ruf verweist im Weiteren auf eine 1898 von Stammapostel Krebs herausgegebene „Belehrung“, in der auch erstmals die Rede von schlüsseln im Zusammenhang mit Entschlafenen sei, in dem Sinne, dass den Aposteln die Schlüssel der Hölle und des Todes mit der Macht zum Auf- und Zuschließen gegeben sei.

Er hat die Berücksichtigung der Zeitzonen bedacht: Hans Samuel Urwyler (20. Februar 1925 - 17. November 1994)

Jedoch wird erstmalig in einem Entschlafenen-Gottesdienst im März 1959 öffentlich von dieser Schlüsselgewalt Gebrauch gemacht. In der Schrift „Das Entschlafenenwesen“ (- klick)werden die Worte von Stammapostel Bischoff wie folgt zitiert:

 

(Zitat) „[…] Im Namen Jesu, des Auferstandenen, schließe ich hierdurch zunächst die jenseitigen Bereiche auf, damit die bereiteten Seelen zum Altar des Herrn gelangen können. Den Engeln sei Auftrag gegeben, die Tore zu besetzen, damit kein Unreiner hindurchgehe. So wollest du, guter Vater, auch denen gnädig sein, die in Hoffnung gefangen gelegt sind, und wir bitten dich, daß du uns als Werkzeuge in deiner Hand vollendest, um den Seelen helfen zu können. […]“ (Zitatende)

 

Zur Erklärung dieser neuen Praxis äußert sich Stammapostel Bischoff in einem Rundschreiben vom 20. August 1959:

 

(Zitat) „[…] Jesus hat deshalb in weiser Voraussicht die Schlüsselgewalt in die Hände des jeweiligen Stammapostels gelegt, um entsprechend handeln zu können. Es hat lange Zeit gedauert, bis es dem Geist des Herrn möglich wurde, die Erkenntnis zu bewirken, daß die Schlüsselgewalt auch angewandt werden soll.

 

Die Dienste für die Entschlafenen wurden ja früher auch im Segen durchgeführt, aber da mußte der Herr Jesu die Tore auftun; denn er hat ja, wie wir in Offenbarung 1,18 lesen, die Schlüssel der Hölle und des Todes. Also er konnte aufschließen, wann er wollte. Dies war jedoch nicht seiner Anordnung entsprechend; denn die Arbeit an den Seelen der Lebenden und Entschlafenen sollte auf Erden geschehen. Dazu hatte er seine Apostel mit allem, was zur Erlösung an Menschenseelen erforderlich war, ausgerüstet. […]“ (Zitatende – Quelle wie vor)

 

Die Erklärung „… Es hat lange Zeit gedauert, bis es dem Geist des Herrn möglich wurde, die Erkenntnis zu bewirken, daß die Schlüsselgewalt auch angewandt werden soll. …“ muss nun den Gläubigen reichen. – In dem Stammapostel ist diese Erkenntnis „gewirkt worden“ und damit ist die neue Praxis ausreichend begründet. In der Folge wird die Schlüsselgewalt zu Beginn des Entschlafenen-Gottesdienstes eingesetzt und dadurch sind die Ewigkeitsbereiche für 24 Stunden aufgeschlossen.

 

Noch unter Stammapostel Urwyler wurde die Anwendung der Schlüsselgewalt so ernst genommen, dass er sich zu einer kleinen Änderung genötigt sah: Wegen der Zeitverschiebung in den verschiedenen Ländern verlegte er das Öffnen der Jenseits-Tore auf den vorhergehenden Abend !!

 

Eine Differenzierung des Begriffs der Schlüsselgewalt erfolgte durch Ausführungen in einer Ausgabe der Leitgedanken mit dem Titel „Die Schlüsselgewalt des Stammapostels“ von 1991. Dort heißt es:

 

(Zitat) „[…] Da auch den Toten das Evangelium verkündigt wird [1. Petrus 4, 5 (- klick)], gemäß Matthäus 16, 18 (- klick) Jesus im Himmel anerkennt, was auf Erden gelöst und gebunden wird, umfaßt die Schlüsselgewalt des ersten Knechtes Jesu auf Erden auch die Macht, den Gnade suchenden Seelen in der jenseitigen Welt die Tür zum Reich Christi zu öffnen. Die Einrichtung der Gottesdienste für die Entschlafenen zeugt davon.

 

Jesus hat die Schlüssel zum Tod und zur Hölle [Offenbarung 1, 18 (- klick)]). Ihm ist alle Gewalt im Himmel und auf Erden gegeben [Matthäus 28, 18 (- klick)]). Darum öffnet er in der jenseitigen Welt jenen Seelen, die auf Erlösung warten, die Bereiche (= Gefängnisse) und führt sie zu der Stätte der Hilfe, die auf Erden im Stammapostel und den Aposteln aufgerichtet ist.

 

Durch den Stammapostel wird ihnen kraft seines Amtes die Tür zum Reich Gottes geöffnet. Je nach ihrem Seelenzustand empfangen sie aus dem Apostelamt, das die Löse- und Bindegewalt zur Anwendung bringt, die Sakramente.

 

Das Öffnen der Gefängnisse ist Sache Jesu –

das Öffnen des Reiches Gottes obliegt dem Stammapostel. […]“ (Zitatende)

 

Nachzulesen hier (- klick)

Ob immer der passende Schlüssel zur nicht vorhandenen tür vorhanden war?

Zum besseren Verständnis(?!) wird in diesen Leitgedanken auch extra ein Gebet des Stammapostels wörtlich wiedergegeben:

 

(Zitat) „[…] Als Beispiel diene das Gebet des Stammapostels am Samstag, 30. 6. 1990, in Marseille/ Frankreich, in dem die Zugänge zum Altar geöffnet wurden:

 

‚Himmlischer und guter Vater, wir kommen abermals zu Dir in einem besonderen und heiligen Augenblick, wo ich als Knecht und Diener Gottes von den Schlüsseln Gebrauch machen will, die mir übertragen worden sind kraft des Amtes und Auftrages. So öffne ich nun im Namen Gottes des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes mit dem Schlüssel des Himmelreichs die Zugänge zum Hause und Werke Gottes. Ich öffne die Zugänge zum lebendigen Altar und damit zu der Quelle des Wortes und zu dem Ort, wo die Sakramente gespendet werden.

 

An allen Orten, wo morgen Entschlafenendienste sind, eine betende Gemeinde arbeitet und priesterliche Ämter wirken, da sei der Zugang geöffnet. Kein Teufel und kein Geist kann eine verlangende Seele abhalten, weil der Zugang geöffnet ist. Wir bitten Dich, Vater der Liebe, gib Deinen Engeldienst, daß diese Zugänge offenbleiben, bis alle Erlösungsarbeit getan ist. Mit dem Schlüssel des Himmelreichs öffne ich den Zugang zum Apostolat Jesu Christi. Über 200 Apostel Jesu Christi wirken auf Erden in so verschiedenen und vielen Ländern. Sie haben die Macht, zu lösen und zu binden, auf Erden und im Himmel. Mit dem Schlüssel des Himmelreichs sind die Zugänge zum Apostolat geöffnet.

Ja, wir freuen uns auch, alle unsere Lieben aus der Welt des Geistes willkommen zu heißen, die im Bereich der Erlösten sind, der Versiegelten und Wiedergeborenen. Mit dem Schlüssel des Himmelreichs ist auch ihnen der Zugang geöffnet ins Heiligtum, und sie seien uns willkommen.

 

Nun bitte ich Dich, Herr Jesus, unser Meister und Seelenbräutigam, öffne mit Deinen Schlüsseln, mit den Schlüsseln des Todes und der Hölle, alle Gefängnisse in jener Welt, all die vielen Bereiche. Einige können wir uns im Geiste vorstellen. Wie muß es aussehen im Bereich der Lügner, wo jeder den andern anlügt. Wie muß es sein im Bereich der Heuchler, wo gar nichts Ehrliches ist. Aber es gibt Hunderte, ja vielleicht Tausende solcher Bereiche. Du kennst sie, denn Dein Weg ging nach Deinem Opfer zuerst in die untersten Örter.

 

Und darum bitten wir Dich, öffne diese Bereiche, Türen und Tore, daß alle hinzutreten können zum Gnadenstuhl. Lege Dein Wohlgefallen auf die betende Gemeinde und auf die Arbeit der Apostel Jesu, und lege Deinen Segen auf alles, was wir tun.

 

Lieber Vater, wir bitten Dich nun, erhöre uns um Deines lieben Sohnes Willen. Amen.‘ […]“ (Zitatende / Quelle wie vor.)

 

Joooo… also… dieses Schlüsselwirrwarr krieg ich jetzt nicht sinnvoll auseinanderklamüsert. Ich wage mal zu behaupten, dass es der Mehrheit der Amtsträger der NAK ähnlich ging und sie diese Leitgedanken nicht zum Inhalt von Predigten und intensiven Belehrungen gemacht haben, an die ich mich erinnern würde, denn ich habe zu der Zeit treu „jede Stunde im Hause Gottes ausgekauft“ und war auch an der Thematik durchaus interessiert.

 

An die nächste Lehränderung erinnere ich mich jedoch genau: Wie bereits oben erwähnt, gab es zu meiner großen Verblüffung seit März 2001 plötzlich keine Schlüsselgewalt im bisherigen Sinne mehr – selbst der Begriff wurde praktisch abgeschafft, kurzerhand durch „Schlüsselvollmacht“ ersetzt und der Bezug zum Entschlafenenwesen wurde völlig aufgehoben!!!

 

Jetzt muss ich mal eine Zwischenbemerkung einschieben:

 

Als einfaches Geschwist bekommt man ja die Leitgedanken für Amtsträger nicht zu sehen und die Leitgedanken von 1991 habe ich bei dieser Recherche zum ersten Mal gelesen. Meiner entsprechenden Verwirrung habe ich ja schon Ausdruck verliehen – aber dann kam mir im Hinblick auf die 10 Jahre später erfolgte erneute und doch sehr radikale Änderung der spontane Gedanke, dass man den angerichteten Wirrwarr anscheinend niemandem wirklich erklären oder ernsthaft nahebringen konnte und deshalb vielleicht sein letztes heil in der Flucht, d.h. in dem Fall in der kompletten Abschaffung des Begriffes „Schlüsselgewalt“, gesucht und gefunden hat!

Von ihm stammten die letzten offiziellen Änderungen: Richard Fehr (15. Juli 1939 - 30. Juni 2013)

Und dann las ich die Leitgedanken -  Sondernummer 3 - März 2001 und war völlig sprachlos, wie Recht ich mit meiner Vermutung hatte!!!

 

Ganz offensichtlich hatte entweder der Heilige Geist bei diesem Thema nicht von einer Klarheit in die andere geführt. Zumindest aber bin ich nicht die Einzige, die mit dem Schlüsselwirrwarr der 1991er Leitgedanken nicht ganz klar kam, denn Fehr schreibt 2001 an die Amtsträger:

 

(Zitat) „[…] Seit Jahren gilt eine offizielle Lehraussage zum Thema Schlüsselgewalt (vgl. Sondernummer Leitgedanken von Januar 1991). Im Lauf der Zeit sind hierzu Fragen und Erklärungswünsche an mich herangetragen worden. Hier kurz die drei wichtigsten:

 

Warum wird die Schlüsselgewalt des Stammapostels hauptsächlich bezogen auf das Entschlafenenwesen? Und ist es notwendig, dass der Stammapostel im Zusammenhang mit den Gottesdiensten für Entschlafene die jenseitigen Bereiche aufschliesst?

 

Muss ich als Stammapostel den Herrn bitten, von seinen Schlüsseln, den Schlüsseln des Todes und der Hölle, zu jedem Gottesdienst für Entschlafene Gebrauch zu machen, damit die Bereiche in der jenseitigen Welt geöffnet werden? Sein einmaliges Opfer hat doch die Kluft überwunden, von der der Herr im Gleichnis vom reichen Mann und armen Lazarus spricht [vgl. Lukas 16,26 (- klick)]. […]“ (Zitatende / Quelle wie vor)

 

Das würde ich persönlich jetzt allerdings nicht als ergänzende Fragen zu Einzelheiten einer im Großen und Ganzen geklärten Sache ansehen!

 

Über die so offensichtlichen Widersprüche in der Vergangenheit geht Fehr dann ganz einfach hinweg indem er ganz knapp skizziert, dass auch das Verständnis der Schlüsselgewalt des Stammapostels in der NAK seine Geschichte habe:

 

(Zitat) „[…] Anfangs wurde die Schlüsselgewalt mit der Löse- und Bindegewalt gleichgesetzt, eine Befugnis, die alle Apostel vom Herrn erhalten haben.

 

Neben diesen Aspekt trat zur Zeit von Stammapostel Niehaus noch die Vorstellung, dass dem Stammapostelamt mit der Schlüsselgewalt die Fähigkeit zugeordnet sei, neue Erkenntnisse aufzuschliessen.

 

Die Anwendung der Schlüsselgewalt vor allem auf das Entschlafenenwesen geht auf Stammapostel Bischoff zurück. Seit 1958 bezog er sie auf das Öffnen der Gefängnisse in den jenseitigen Bereichen. […]“ (Zitatende / Quelle wie vor)

 

Wie gesagt: auf die Widersprüche geht Fehr hier mit keinem Wort ein, er enthält sich auch jeder Bewertung und umschifft diese Klippe dann mit dem für mich erstaunlichen Hinweis, dass die bis dahin geltende Auffassung gar nicht der hohen Erkenntnis des Stellvertreters Christi auf Erden entstammte, sondern:

 

(Zitat) „[…] Stammapostel Urwyler hat 1984 die Frage nach dem Aufschliessen der Bereiche in der Ewigkeit durch eine Arbeitsgruppe erörtern lassen. Deren Ergebnisse sind Grundlage zu der anfangs erwähnten offiziellen Stellungnahme aus dem Jahr 1991 geworden. Diese brachte insofern eine Präzisierung, als die Schlüsselgewalt des Stammapostels lediglich dem Öffnen der Zugänge zum Altar und zum Reich Gottes diente. […]“ (Zitatende / Quelle wie vor)

 

Mit der Inspiration einer ganzen Arbeitsgruppe hatte der Heilige Geist möglicherweise Schwierigkeiten. und zumindest indirekt gibt auch Fehr in den nächsten Sätzen zu, dass das Ergebnis gewissermaßen unbefriedigend zu nennen ist:

offene Türen braucht niemand aufzuschließen

(Zitat) „[…] Die Befunde aus der geschichtlichen Entwicklung und die zuvor gestellten Fragen machen Folgendes deutlich: Es muss grundsätzlich geklärt werden, was denn nun die Schlüsselgewalt vollumfänglich bedeutet. Dazu ist die sorgfältige Auswertung der Heiligen Schrift erforderlich. Erst dann ist eine befriedigende Festlegung zu diesem Themenbereich möglich, und erst dann können wir Folgerungen für die Praxis ziehen. […]“ (Zitatende / Quelle wie vor)

 

Im Weiteren verweist Fehr dann noch auf die nun folgenden Ausführungen in den Leitgedanken, diese allerdings sind dann nicht mehr, wie die einleitenden Sätze, von ihm unterzeichnet:

 

(Zitat) „[…] Die folgenden Ausführungen kommen diesem Bedürfnis nach. Sie ersetzen die bisherigen Lehraussagen und nehmen insofern Einfluss auf die Glaubenspraxis, als dass eine Feierstunde mit mir am Vortag des Gottesdienstes einen anderen Inhalt bekommt.

 

Euer

gez.: R. Fehr […]“ (Zitatende / Quelle wie vor)

 

Die einigermaßen umfangreichen Ausführungen mag der interessierte Leser selber aufrufen, ich beschränke mich hier darauf, den Abschnitt „Konsequenzen“ und die Schlussgedanken zu zitieren:

 

(Zitat) KONSEQUENZEN FÜR GLAUBENSLEHRE UND GLAUBENSPRAXIS

 

Bezüglich der bisherigen Glaubenslehre ergeben sich folgende Änderungen:

 

Wegen des umfassenden Begriffsinhalts sprechen wir nicht mehr von Schlüsselgewalt, sondern von Schlüsselvollmacht.

 

Für das Entschlafenenwesen ergibt sich: Die jenseitigen Bereiche sind durch das einmal gebrachte und ewig gültige Opfer Jesu Christi geöffnet. Sein Opfer macht jeder heilsverlangenden Seele den Zugang zur Erlösung frei.

 

Es besteht keine zwingende Notwendigkeit, die Zugänge zum Altar und zum Reich Gottes durch ein besonderes Gebet des Stammapostels vor einem Gottesdienst für Entschlafene aufzuschliessen.

 

Das Bedürfnis, aufgrund der ihm verliehenen Schlüsselvollmacht vor Gott zu treten, veranlasst den Stammapostel immer wieder, gezielt zu beten, wenn der Geist ihn dazu treibt. Das kann auch im Zusammenhang mit einer Feierstunde erfolgen, die dem Gottesdienst für Entschlafene vorausgeht.

 

SCHLUSSGEDANKE

 

Mit diesen sorgfältig aus der Heiligen Schrift entwickelten Gedanken müssen wir in gewisser Weise von traditioneller Lehre Abschied nehmen. Sie spiegeln das ernsthafte Bemühen wider, grössere Klarheit in einen Bereich hineinzubringen, der letztlich ein Mysterium bleibt. Die vertiefte Erkenntnis vermehrt die Sicherheit im Glauben und stärkt die Autorität des Stammapostelamtes.“ (Zitatende/Textende – Quelle wie vor)

 

… also mir fallen dazu wesentlich weniger zurückhaltende Schlussgedanken ein: Wie konnte auf einmal festgestellt werden, dass ein aufschließen der Bereiche nicht nötig ist, ohne dass auch nur die leiseste Verwunderung darüber geäußert wurde, dass über mehr als dreißig(!) Jahre hinweg die Stammapostel erfüllt vom Heiligen Geist und ihrem Sendungsauftrag aufgeschlossen und immer wieder aufgeschlossen haben, wo gar nichts aufzuschließen war? Und nochmal zur Erinnerung: Die Notwendigkeit des Aufschließens wurde von Bischoff ja ausdrücklich als eine vom Geist gewirkte Erkenntnis verkündet!


Und das Aufschließen haben ja auch alle ganz ernst und wichtig genommen – keineswegs als ein rituelles Relikt. Das zeigt sich z.B. daran, dass Urwyler schließlich zu der Erkenntnis kam, die Zeitverschiebung zu berücksichtigen:

(Zitat) „Am 6. Juli 1980 diente Stammapostel Urwyler in Frankfurt am Main. Innerhalb des Eingangsgebetes fand kein Öffnen der Jenseits-Tore statt, weil diese Handlung bereits am Abend zuvor erfolgt war. Die Worte des Stammapostels lauten wie folgt:

 

‚Jetzt muß ich euch etwas sagen. Plötzlich kommt das auf meine Seele. Ihr werdet vielleicht bemerkt haben, daß ich im Eingangsgebet nicht um die Öffnung der Tore für die Entschlafenen gebetet habe. Seid ganz getrost! Wir haben das gestern Abend im Kreis der Apostel getan. Der erste Entschlafenen-Gottesdienst zum heutigen Tag fand gestern Abend um 11 Uhr in Australien statt. (Als es bei uns 11 Uhr war, da hatten sie in Australien morgens, 9 Uhr.) Wir haben rechtzeitig vorher die Tore geöffnet, damit alle herausgehen können, die da willens sind, die Segnungen hinzunehmen. Das will ich euch noch sagen zur Beruhigung.‘ […]“ (Zitatende / Quelle wie vor, Seite 185)

 

… Und dann war doch eigentlich alles umsonst und vergebens, und womöglich nicht nur die ganze Aufschließerei. – Auf die geistgewirkten Erkenntnisse der höchsten Boten Gottes ist offenbar kein Verlass.

 

Das aber hat keineswegs zu mehr Bescheidenheit geführt! – Zwar verzichtet man im Katechismus wohlweislich darauf, die Erkenntniswirren der Vergangenheit zu erwähnen (der Begriff der Schlüsselgewalt wurde ja abgeschafft und muss deshalb trotz jahrzehntelangen Strapazierens nun gar nicht mehr aufgeführt werden), aber nichtsdestoweniger verkündet man in ungetrübtem Selbstbewusstsein und ohne jeden Selbstzweifel:

 

(Zitat) „[…] Den Auftrag Jesu, das Evangelium zu verkündigen, die Sünden zu vergeben und die Sakramente zu spenden, erfüllen die Apostel an Lebenden wie an Toten. Sie handeln an Christi statt und in seinem Namen. Wie Jesus Christus sein Opfer auf Erden brachte, so geschieht auch Heilsvermittlung durch die Apostel auf Erden. Da Sakramente stets eine sichtbare Seite haben, können sie auch nur im Bereich des Sichtbaren vollzogen werden. Die Wirkung der Sakramente als wesentliche Elemente der Heilsvermittlung ist für Lebende und Tote gleich. […]“ (Zitatende)

[NAK-Katechismus Art.  9.6.3 Heilsvermittlung an Verstorbene]

 

Das anzunehmen ist nur denen möglich, die es nicht anficht, dass das Entschlafenenwesen biblisch nicht begründbar ist! – Wer mit der Kraft des Heiligen Geistes zwischen den Bibelzeilen lesen kann, ist praktisch unangreifbar. Aber je weniger über die Widersprüche und Lehränderungen der Vergangenheit geredet wird, desto besser.

 

Noch besser, die lieben Geschwister sind intensiv anderweitig beschäftigt! Deshalb noch einmal zurück zu den Aufgaben der NAK-Mitglieder, ihrer Gebetsverantwortung, etc.

 

Der Katechismus ist diesbezüglich auch wieder äußerst sparsam:

 

(Zitat) „Neuapostolische Christen treten in Fürbitte für Entschlafene ein: Sie bitten den Herrn, er möge den Seelen helfen, die unerlöst in die jenseitige Welt gegangen sind.“

[Art. 9.6.1 des NAKatechismus „ Fürbitte“]

 

Die in der NAK übliche Praxis, bzw. die den NAK-Mitgliedern überall außerhalb des Katechismus immer wieder eindringlich nahegebrachte Lehre legt großes Gewicht auf die „Mitarbeit“ der Gläubigen: Schon lange vor dem Entschlafenen-Gottesdienst sollen sie sich von weltlichen dingen weitgehend fernhalten, sich einstimmen auf ihre große Aufgabe und aufnahmefähig sein für die Impulse aus der Ewigkeit! Ihre Fürbitte wird als außerordentlich wichtig angesehen, sie sollen Einladungen an ihnen bekannte und unbekannte Seelen richten, „in ziehender Liebe“ offenbar werden und damit quasi Überzeugungsarbeit leisten und die „in der Ewigkeit“ ebenfalls einladenden und „Zeugnis bringenden“ verstorbenen NAK-Mitglieder dadurch unterstützen. Dieser Glaube ist aktuell vorhanden und gerade im Zusammenhang mit dem Tod von StAp Fehr wurde mehrfach darauf verwiesen, dass dieser für die „Arbeit in den Bereichen der Ewigkeit dringend gebraucht würde“! Auch wenn NAK-Mitglieder schon in jungen Jahren sterben, ist es eine oft gehörte Erklärung, dass sie für die Arbeit in  den jenseitigen Bereichen gebraucht werden!

Zahlreich berichtet werden Erlebnisse und Träume, in denen sich Verstorbene „melden“, sich in Erinnerung bringen und das alles wird gedeutet als Bitten um Hilfe, Einladung, Fürbitte mit denen sich die Seelen an die lebenden NAK-Mitglieder wenden, denn nur diese Versiegelten können eine Hilfe für die Seelen sein.

 

Das alles ist höchst spekulativ, entbehrt jeder gesicherten Grundlage und ist dennoch allgemein bekanntes und gepflegtes Gedankengut in der NAK. Niemand stößt sich an den Ungereimtheiten und Widersprüchen und fragt sich z.B., wie es möglich ist, das „gebundene Seelen“ sich melden, „anklopfen“ und darum bitten, dass man ihrer gedenken möge. Und sind diese Seelen denn nicht ohnehin schon weit „fortgeschritten“, wenn sie in ihrer Erkenntnis soweit sind, dass sie Heil nur von neuapostolischen Fürbitten und im neuapostolischen Gottesdienst erwarten? Was fehlt denn dann noch?

Egal, die Lebenden sind wichtig, müssen vor dem Gottesdienst auf die Anregungen aus der jenseitigen Welt achten und dann im Entschlafenen-Gottesdienst Werkzeug und lebendige Brücke für die Seelen sein. Besonders müssen sie auch darauf achten, dass sie ihrerseits nicht durch mangelnde Vergebungsbereitschaft Seelen „binden“.

Auch hier ein offensichtlicher Widerspruch: Wenn zum einen vor dieser Gefahr eindringlich immer wieder gewarnt wurde, auf Nachfrage aber versichert wird, dass es ganz gewiss nicht sein kann, dass Gott zulässt, dass eine Seele aus diesem Grunde tatsächlich unerlöst bleiben muss … hmmm …

 

Auch auf die wichtige Aufgabe der Gottesdienst-Teilnehmer als „lebendige Brücke“ wird immer wieder hingewiesen, wirklich erklären kann man das nicht, aber die Lehrkräfte werden angehalten, das auch in den Unterrichten immer wieder zu vermitteln und wachzuhalten und so werden denn wegen der besseren Anschaulichkeit gerne Brücken aus Streichhölzchen gebastelt, wobei ein jedes Hölzchen eben das Gebet eines Gotteskindes darstellt.

 

Die Seelen halten sich zunächst (unsichtbar für die meisten Lebenden) in den einzelnen NAK-Kirchen auf (wenn z.B. der Diakon an der Tür wegen seiner falschen Herzenseinstellung ein Hindernis für die Seelen darstellt, kommen sie durch Fenster, so wurde berichtet). Am Ende des Gottesdienstes ziehen die Seelen dann dorthin, wo der für sie zuständige „Apostelaltar aufgerichtet“ ist – früher mit einer ausdrücklich ausgesprochenen Überweisung verbunden, mit Gebetsgeleit und Gesang, heute irgendwie ohne Überweisung, aber gefühlt doch irgendwie … Und ganz viele trauern noch dem Lied „Zehntausendmal zehntausend“ hinterher, das in vielen Gemeinden traditionell an der Stelle im Gottesdienstverlauf gesungen wurde, wenn die Seelen zum Apostel zogen… - Die Bewegung war spürbar und alle waren ganz ergriffen!

 

Und nach dem Entschlafenen-Gottesdienst ist vor dem Entschlafenen-Gottesdienst und der Auftrag an die Gläubigen lautet, auch weiterhin im Gebet für unerlöste Seelen einzutreten und aufmerksam auf Hinweise aus dem Jenseits zu achten, damit nur ja niemand vergessen wird – und insofern tun auch diejenigen, die ihre Prominenten-Liste im Auge behalten nur das, was eines treuen Gotteskindes heiligste Aufgabe ist!!! (Siehe die folgenden PDF)

Der Inhalt spricht für sich
nw und die Promis-1.pdf
PDF-Dokument [74.8 KB]
Ein weiteres Beispiel dafür, wohin Verblendung nach Indoktrination durch eine Irrlehre führen kann
nw und die Promis-2.pdf
PDF-Dokument [108.6 KB]

20.05.2013 - (fcs)

Apostolische Sukzession und Legitimation des Apostelamtes

Warum das NAK-Apostolat jeglicher Legitimation entbehrt

Zwei die sich gut versteh'n präsentieren sich auf der Sektenplattform "nacworld.net"

Die Neuapostolische Kirche beruft sich bei der Legitimation für ihr Apostolat und dessen Exklusivität in der Heilsvermittlung (Sakramentspendung) auf biblische Quellen, nämlich auf die Evangelien, auf die Apostelgeschichte und auf einzelne Apostelbriefe. In unserem Beitrag „Anspruch ohne Begründung“ (Das Amtsverständnis der NAK) vom 30.06.2012 (fcs) [auf dieser Seite ganz unten] haben wir bereits einmal dargelegt, dass dem NAK-Apostolat jedwede Grundlage fehlt. Wie sich aber bei aktuellen Besuchen auf der NAK-eigenen Sektenplattform nacworld.net zeigt, ist der Glaube an die Legitimität des Apostelamtes unausrottbar. Und immer berufen sich die meines Erachtens (weil ich mir deren Ignoranz nicht anders erklären kann)mit Denkverboten belegten  und gehirngewaschenen Nacworld-User darauf, dass das Amt biblisch begründet sei.

Für mich bedeutet das, dass der bereits erwähnte Beitrag vom 30.06.12 für NAK-Apologeten nicht verständlich genug ist. Deshalb soll mit dem folgenden Beitrag die Frage der Legitimation des NAK-Apostolats noch einmal und aus einem anderen Blickwinkel beleuchtet werden.

 

Für denjenigen, der diese Legitimation bewerten will, stellt sich allerdings ein grundsätzliches Problem: Die Evangelien sind in ihren Überlieferungen unterschiedlich, teilweise wiedersprechen sie sich sogar. Zum Beispiel gibt es bei den synoptischen Evangelien (also Matthäus-, Markus- und Lukasevangelium)  Erklärungsbedarf bzgl.  der Übereinstimmungen und Unterschiede hinsichtlich Wortlaut, Reihenfolge und Stoffauswahl.

Im Grunde genommen gehört das zum Allgemeinwissen, deshalb hier lediglich einige wenige Befunde dazu:

Matthäus, Markus und Lukas stimmen bei parallelen Stellen in ca. 50% der Wörter überein, während sie mit Parallelstellen bei Johannes in nur 10% der Wörter übereinstimmen. – Dabei gibt es auffallende Übereinstimmungen in der Reihenfolge, aber auch zahlreiche Abweichungen…
Fast das ganze Material von Markus ist in Matthäus enthalten, etwa zwei Drittel davon zudem in Lukas. Das bedeutet nach heutigem Stand: Markus wurde zuerst geschrieben und von Matthäus und Lukas als Vorlage benutzt.

Aber: Etwa 200 Verse sind bei Matthäus und Lukas, aber nicht bei Markus enthalten. Das heißt, Lukas hat diese Passagen von Matthäus kopiert (möglicherweise aber auch umgekehrt).

Außerdem enthalten diese Evangelien jeweils sogenanntes „Sondergut“, das in keinem der anderen Evangelien enthalten ist. Das sind bei Lukas 35% des Textes, bei Matthäus: 20% und bei Markus: 3%

 

Zusammenfassend ist also davon auszugehen, dass Markus zuerst geschrieben wurde und dabei auf frühe Schichten einer hypothetischen Quelle, die man als Logienquelle oder Spruchquelle (kurz: „Q“ für „Quelle“) bezeichnet. Matthäus benutzte einerseits Markus als Vorlage, aber auch Texte aus späteren Schichten der  Logienquelle Q. Lukas wiederum benutzte sowohl Markus und Matthäus zur  Vorlage als auch die Logienquelle Q…

 

Ein weiteres Kriterium für die Bewertung  der Authentizität der Evangelien und Indiz für das Vorhandensein der Logienquelle Q ist, obwohl es nicht zu den kanonischen Schriften gehört, das Thomas-Evangelium. Bei dieser apokryphen Schrift gehen etwa die Hälfte der Jesusworte mit den synoptischen Sprüchen parallel. Dabei wirken viele der Logien, insbesondere die 13 Doppelparallelen zum Markusevangelium und zu „Q“, sehr alt und authentisch; sie könnten zu den ältesten Sprüchen gehören und auf eine gegen Ende der jesuanischen Lehrtätigkeit entstandene Spruchsammlung zurückgehen.

Die Autorenschaft des Jesusjüngers Thomas (der ungläubige …) ist jedoch fraglich. Es ist im Gegenteil anzunehmen, dass es sich um eine pseudepigraphische Schrift handelt. Wahrscheinlich ist der sich „Didymus Judas Thomas“ nennende Verfasser auch eher ein Redakteur, der einzelne Fragmente dieses Evangeliums zusammengefügt hat.

Prof. Kahl

Es darf aber nicht verschwiegen werden, dass  die oben angedeutete „Zwei-Quellen-Theorie“  lediglich  e i n  möglicher Lösungsansatz für das sogenannte synoptische Problem ist. Andere Ansätze sind denkbar, bespielhaft dafür ein Aufsatz des evangelischen Theologen Prof. Dr. Werner Kahl [Bild rechts], Dozent (apl. Prof.)  im Fachgebiet Neues Testament und Geschichte der Alten Kirche an der Goethe Universität Frankfurt/Main, der die Logienquelle Q schlicht als „nicht vorhanden“ einstuft.

 

Vgl. dazu auch: Werner Kahl „Vom Ende der Zweiquellentheorie – oder: Zur Klärung des synoptischen Problems“, in: Transparent-extra 75 (2004), Frankfurt 2004, S. 1-36 (nachstehend als PDF abrufbar):

Werner Kahl „Vom Ende der Zweiquellentheorie – oder: Zur Klärung des synoptischen Problems“, in: Transparent-extra 75 (2004), Frankfurt 2004, S. 1-36
Ende der Zweiquellentheorie.pdf
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Unabhängig von dem synoptischen Problem müssen wir bei der Beurteilung der Authentizität der Evangelien die Tatsache berücksichtigen, dass sie keine wirklich zeitgenössischen Überlieferungen darstellen. Denn lediglich die frühen Schichten der hypothetischen Logienquelle Q, deren Vorhandensein verschiedentlich in Zweifel gezogen wird, und einzelne Fragmente des Thomas-Evangeliums könnten als zeitgenössisch akzeptiert werden. Die Entstehungsjahre der diversen Überlieferungen sind:

  • Früheste Schichten der Logienquelle Q:         ca. 30 n.Z.
  • Thomas-Evangelium:                                          ca. 33 – 40 n.Z.
  • älteste Schichten der Logienquelle Q:             ca. 65/70 n.Z.
  • Markus-Evangelium:                                           ca. 70 n.Z.
  • Matthäus-Evangelium:                                        ca. 80 – 90 n.Z.
  • Lukas-Evangelium:                                               ca. 80 – 90 n.Z.
  • Johannes-Evangelium:                                         ca. 100 n.Z.

 

Tatsache ist also, dass sich die apostolischen Kirchen, zu denen sich nicht nur die Neuapostolische Kirche, mit der wir uns hier speziell befassen, zählt, sondern z.B. auch die Römisch Katholische Kirche, auf keinerlei authentische zeitgenössische Überlieferungen berufen können.  Die im NAKatechismus angeführten Quellen können also nicht wirklich als zuverlässig akzeptiert werden.

 

Dennoch wollen wir einfach so tun, als seien die nachfolgend aufgeführten Quellen, die der NAK-Katechismus aufführt,  jeweils Tatsachenberichte:

                                         Markus 3, 14-19

                                                                    Lukas 9, 1-6

12 Apostel / Festtagsikone / Klaus Kegelmann 20.Jhdt

Bibelkundigen Lesern wird sofort auffallen, dass die NAK sich lediglich auf Quellen beruft, die von den 12en berichten.  Lukas 10, 1-24 hingegen, wo von der Aussendung weiterer 72 Jünger die Rede ist, lässt sie „unter den Tisch fallen“… - Dies ist insofern erstaunlich, als sie  unter 7.4.2 ihres Katechismus („Ausrüstung und Aussendung der Apostel“) berichtet, dass es biblischer Überlieferung gemäß mehr als 12 Apostel gegeben hat:

 

(Zitat) „[…] Außer diesen erwähnt das Neue Testament noch weitere Apostel: Matthias (Apg 1,15-26), Barnabas (Apg 13,1-4); (Apg 14,4.14), Paulus (1Kor 9,1-16; 2Kor 11) und Jakobus, den Bruder des Herrn (Gal 1,19 ; Gal 2,9). Bei Matthias ist Voraussetzung der Rufung zum Apostel die Augenzeugenschaft von Jesu Leben (Apg 1,21.22). Auch Silvanus und Timotheus werden als Apostel bezeichnet (1Thess 1,1;  1 Thess 2,7), ferner Andronikus und Junias[i] (Röm 16,7).“ (Zitatende)

 

Es hat also auch demnach mehr als 12 Apostel gegeben. Und das deckt sich mit der Argumentation der NAK bereits in früheren Jahren: Schon zu „Fragen-und-Antworten-Zeiten“ wurde das NAK-Apostolat gegen den Einwand, Jesus habe nur 12 Apostel ausgesandt und die NAK könne deshalb keine Apostel haben, damit verteidigt, dass bereits in der Bibel von mehr als 12 Aposteln die Rede sei. - Allerdings ist zu den angeführten Quellen zu sagen, dass zwar die genannten Briefe des Paulus zu den als authentisch eingestuften Protopaulinen zählen, dass aber Paulus als Quelle schon insofern nicht als sehr zuverlässig gelten kann, als seine „Berufung“ doch eher dubios ist und er zudem noch derjenige war, der die ursprüngliche jesuanische Lehre am nachhaltigsten und seinen eigenen Vorstellungen gemäß verändert hat. Dabei ist nachvollziehbar, dass er Silvanus und Timotheus, die beide zu seinen Mitarbeitern zählten, mit einer höchstmöglichen Autorität ausstatten wollte.
Die Apostelgeschichte wurde vom Verfasser des Lukas-Evangeliums als Anschlussgeschichte verfasst, also auf jeden Fall nicht vor 80 n.Z. und damit mindestens 15 Jahre nach dem Tod von Paulus – mutmaßlich lebte zu der Zeit von „den Zwölfen“ lediglich noch Johannes. Diese Quelle ist also auch zweifelhaft.


[i]  Hier folgt die Neuapostolische Kirche der katholischen Tradition, indem sie bei der Apostelin Junia eine Geschlechtsumwandlung vornimmt.
vgl. dazu auch Ulrich Wendel: „Priska, Junia & Co. Überraschende Einsichten über Frauen im Neuen Testament“, Brunnen-Verlag, Gießen 2003, ISBN 3765513008.

 

Prof. Charlesworth

Vermutlich war es ganz einfach so, dass der Begriff „Apostel“ erst später exklusiv für die „12 Jünger“ reserviert wurde, sodass bei Paulus selbst und bei den mit Paulus zusammenhängenden Bibelstellen (in der Apostelgeschichte) die Bezeichnung „Apostel“ wesentlich großzügiger und eher im wörtlichen Sinne gebraucht werden konnte. Und vieles deutet darauf hin, dass auch der Zwölfzahl erst später größere Bedeutung beigemessen wurde. Auf jeden Fall ist es historisch umstritten, ob Jesus tatsächlich einen leitenden Zwölferkreis auswählte.

 

Darauf, dass es sich bei der Zwölferrunde nicht um eine spätere Stilisierung des Urchristentums handelt, deutet allerdings die Tatsache, dass Judas Ischariot als „einer der Zwölf“ bezeichnet wird. Auch einige apokryphe Dokumente deuten an, dass Jesus seinem Anhängerkreis tatsächlich eine solche Struktur gegeben hat. Das wiese auf die Bedeutung der zwölf Stämme Israels hin, die in Israel herrschen sollten, wenn Gott dessen politische Autonomie wieder herstellen würde. Nach  C. H. Charlesworth [Bild oben rechts] unterstreicht das den gewaltfreien politischen Anspruch des Jesus von Nazareth, der zur Zeit des zweiten jüdischen Tempels nicht von religiösen Zielen zu trennen war.

 

Vgl. dazu auch James H. Charlesworth:  “The Historical Jesus, An Essential Guide”, Abingdon, Nashville 2008, ISBN 978-0-687-02167-3

 

Gegen ein derart legitimiertes „Urapostolat“ sprechen jedoch die von der NAK in ihrem Katechismus herangezogenen Belege aus dem Johannes-Evangelium. Unter 7.2 (Ursprung des Amtes in der Kirche) heißt es:

 

(Zitat) „[…]  Die Kirche Jesu Christi ist an Pfingsten in ihrer geschichtlichen Realisierung offenbar geworden. Zu diesem Zeitpunkt beginnt auch die Wirksamkeit des Amtes in der Kirche. Das Amt selbst aber ist bereits vorher durch Jesus Christus seinen Aposteln gegeben worden; er hat sie bevollmächtigt, gesegnet, geheiligt und mit Heiligem Geist ausgerüstet (Joh 20,21-23). Die Apostel sind die Gesandten Jesu.“ (Zitatende)

 

Mit dem Versuch, das NAK-Apostolat und dessen Vollmachten so zu begründen, liegt die NAK völlig daneben. Denn  bei der Beauftragung in Johannes 20, 19-23, ist nämlich keineswegs von Aposteln die Rede, sondern ganz allgemein von den Jüngern, die versammelt waren. Da Jesus zuvor Maria zu den Jüngern geschickt hatte, waren bei den Jüngern mit ziemlicher Sicherheit auch Jüngerinnen.
Ähnlich verhält es sich mit der einzigen weiteren Textstelle im Johannesevangelium, die sich mit dem Sendungsauftrag befasst: Das Kapitel 17, das sogenannte hohepriesterliche Gebet, spricht in Vers 18 ganz allgemein, von den Menschen, die Gott ihm  aus der Welt gegeben habe (vgl. ebd. Vers 6).

 

Die Textstellen im Johannesevangelium lassen also eher die Idee vom allgemeinen Priestertum aller Jesus-Jünger, also heute aller Christen, als wahrscheinlich richtig erscheinen. Für die Legitimation eines Apostolats taugen sie nicht.

 

Noch etwas fällt auf: Die Einsetzung eines Leitungsamtes unterstellt, dass Jesus von Nazareth eine Kirche gründen wollte. Einmal ganz davon abgesehen, dass das sogenannte „Neue Testament“ keine Belege dafür liefert, fehlt auch jeder Hinweis darauf, wie diese Leitungsämter besetzt werden sollten, falls Jesus einmal nicht mehr leben sollte. Es ist doch anzunehmen, dass ihm die Funktion des Apostelamtes so wichtig gewesen sein müsste, dass er auch Bestimmungen für eine Fortsetzung des Apostolats nach seinem Tod und dann dem Tod eines Apostels getroffen hätte. Dass die Bibel nichts Entsprechendes hergibt, und die NAK legt ja Wert darauf, dass ihre gesamte Lehre sich an der Bibel prüfen lassen muss, zeigt doch, dass Jesus von Nazareth abgesehen von seiner möglicherweise vorhandenen Idee, dass die politische Autonomie in Israel durch göttliche Einwirkung wiederhergestellt werden würde und deshalb die Zwölfzahl die Stämme Israels symbolisierten, die dann die Herrschaft übernehmen würden, keinerlei Ambitionen für eine in die Zukunft reichende Kirche mit Leitungsämtern hatte.

Die „Aussendung der Apostel”, Wolfgang Katzheimer, um 1500

Kurz zusammengefasst, zeigen die biblischen Quellen allenfalls auf, dass Jesus zwar möglicherweise zunächst lediglich 12 seiner Jünger ausgesendet hat, um für seine Sache zu werben, später dann aber weitere 72, um zuguter Letzt, zu einem Zeitpunkt, an dem ihm klar gewesen sein durfte,  dass er keine großen Überlebenschancen mehr hatte, einen allgemeinen Missionsauftrag an seine Gefolgschaft erteilen. Eine besondere Notwendigkeit für ein speziell legitimiertes und/oder mit Sonderaufgaben betrautes Apostolat ist an keiner Stelle der Evangelien nachgewiesen.

 

Zwar spricht der anlässlich der angeblichen Himmelfahrt des Jesus von Nazareth ausgesprochene Missionsbefehl aus Matth. 28, 16-20 lediglich von den nach dem mutmaßlichen Verrat und angeblichen Selbstmord des Judas Ischariot übriggebliebenen 11 Jüngern, ist aber mit seiner verkürzten und teilweise anderen Bibelstellen widersprechenden Darstellung meines Erachtens insofern unglaubwürdig. Für mich macht er vielmehr den Eindruck, dass hier in aller Eile ein kurzes abschließendes Kapitel verfasst wurde, das mehr als 50 Jahre nachdem Jesus von Nazareth möglicherweise getötet wurde, ein nicht mehr vorhandenes Apostolat nachträglich legitimieren sollte. Anders ist es für mich nicht verständlich, dass plötzlich der allgemeine Missionsauftrag zurückgenommen wurde.  Übrigens ist in den weiteren Himmelfahrtsberichten bei Lukas 24,50-53, Markus 16,19-20 und Apostelgeschichte 1,1-26 von einem derartigen Befehl nicht die Rede. Dafür werden aber weitere Ungereimtheiten offenbar:

Haben wir bei Johannes erfahren, dass Jesus seiner Gefolgschaft den Heiligen Geist in Jerusalem gespendet hat, lesen wir bei Lukas, dass er den Heiligen Geist für einen Termin nach der Himmelfahrt angekündigt hat. Wird uns bei der einen Bibelstelle berichtet, dass der angeblich auferstandene Jesus sich nicht anfassen lassen wollte, weil er noch nicht „aufgefahren“ sei, lesen wir bei Lukas, dass er sich nicht nur begrapschen ließ, sondern auch ein Stück Fleisch verzehrte… Alles in allem äußerst unglaubwürdige Überlieferungen!

 

Auf jeden Fall können wir davon ausgehen, dass mit dem Tod des letzten in der Bibel genannten Apostels – mögen es nun 12 Apostel gewesen sein oder 20 oder gar 84 – die Reihe der Apostel beendet ist, insofern hat die NAK mit ihrer früheren Argumentation, ca. 100 n.Z. sei mit Johannes der letzte Apostel auf Patmos in der Verbannung gestorben, Recht.

 

Und damit hat sich auch jegliche Legitimation des NAK-Apostolats erledigt. Was immer Jesus getan hat – lediglich seine Lehren haben die Zeit überdauert (wenn auch nicht alle überlieferten Jesusworte authentisch sind) nicht aber irgendwelche von ihm eingesetzten Ämter, und es ist auch keine Notwendigkeit für irgendwelche mit speziellen Vollmachten ausgestattete Ämter aus der Bibel begründbar.

Buchmalerei: Bischofsweihe des heiligen Ludger, um 1100

Wie hat die Christenheit die Zeit dennoch überdauern können, nachdem das in der frühen Zeit der Naherwartung offenbar gelebte allgemeine Priestertum zu einer Amtskirche geworden ist?
Das Stichwort lautet „Apostolische Sukzession“. Damit ist aber keineswegs gemeint, dass neue Apostel als Nachfolger der verstorbenen eingesetzt worden wären. Ursprünglich ging es nicht einmal um ein allgemeines kirchliches Führungsamt, sondern um die „Vorsteher“ in den gewachsenen Strukturen der verschiedenen Gemeinden –Bischöfe bzw. Älteste – in der Ökumene.

 

Da sich, je nachdem von welchem Apostel die je selbstständigen Gemeinden ursprünglich gegründet wurden und aufgrund regionaler Besonderheiten (Paulus hat z.B. zur Erleichterung der Mission viele „heidnische“ Elemente in die Lehre einfließen lassen), unterschiedliche Liturgien entwickelt hatten, haben sich die Vorsteher gegenseitig bestätigt, dass ihre jeweilige Gemeinde treu zur urchristlichen Tradition stehe. Das geschah dadurch, dass man die bischöfliche Amtsbefugnis durch eine vom jeweiligen Gründungsapostel ausgehende Kette von Handauflegungen durch andere Bischöfe nachwies. Auf diese Art bestätigte man einander, Apostelgründung zu sein, konnte die jeweiligen Unterschiede gelten lassen und sich dennoch der einen Kirche Jesu Christi zugehörig fühlen.
So ergab sich der ursprüngliche ökumenische Gedanke der Einheit in versöhnter Verschiedenheit.

 

Vgl. dazu auch:

  • Christian Kliver, „Apostolische Sukzession“, Port Royal Verlag, Kaufbeuren,  2011, ISBN: 978-3942705158
  • Norbert Brox, „Kirchengeschichte des Altertums“, Patmos-Verlag, Ostfildern, 2002, ISBN: 978-3491690639

 

Durch die apostolische Sukzession soll also keine Nachfolgeregelung für die Apostel der Urkirche getroffen werden, sondern es soll vielmehr die Kontinuität zwischen Urkirche und heutiger Kirche gewährleistet werden. Und diese Sukzession lässt durchaus auch Schismata zu, solange ein in der Sukzession stehender Bischof mit in den neuen Zweig wechselt und die Nachfolge weitergibt. Auf einzelne kirchenrechtliche Regelungen, z.B. dass in der Römisch-Katholischen-Kirche jede Bischofsweihe von drei Bischöfen zelebriert und zuvor vom Papst genehmigt werden muss, will ich jetzt nicht eingehen. Und dass die apostolische Sukzession eigentlich erst ab dem 12. Jhdt. als zuverlässig nachweisbar gilt, will ich auch vernachlässigen.


Interessant ist vielmehr, dass sich durch die apostolische Sukzession auch eines der Probleme bei der christlichen Ökumene ergibt: Bei der Entstehung der lutherischen Kirche in Deutschland ist kein altgläubiger Bischof zur Reformation gewechselt. Das führte dazu, dass die apostolische Sukzession im Falle der EKD unterbrochen ist, die EKD aus katholischer Sicht also nicht Kirche im eigentlichen Sinn sein kann.

Dieser Aspekt ist deshalb bedeutsam, weil, was für die EKD gilt, in mindestens gleichem Maß für die Neuapostolische Kirche gilt!


Bereits die Katholisch Apostolische Erweckungsbewegung stand außerhalb der Sukzession, da sie sich innerhalb verschiedener christlicher Kirchen und Glaubensgemeinschaften Großbritanniens entwickelte, ohne dass ein in apostolischer Sukzession stehender Bischof sich ihr anschloss. Ob nun die durch angebliche „Rufungen“ sich neu Apostel nennenden zwölf Männer  wirklich vom Heiligen Geist ordiniert wurden um „die gesamte Kirche Christi auf das zweite Kommen Jesu vorzubereiten“, oder ob hier unter Menschen irgendwelche Pöstchen ausgekungelt wurden, kann dahingestellt bleiben. Ich persönlich glaube nicht an Geistrufungen, da die Berufung Cardales, des ersten der neuen Apostel, im kleinen, quasi konspirativen, Kreis stattfand. Weder die Prophetie Drummonds noch die prophetische Bestätigung durch Taplin fand in der Öffentlichkeit statt und war über jeden Zweifel erhaben.


Aber selbst dann, wenn es sich um echte Geistrufungen gehandelt haben sollte, und dadurch eine neue apostolische Sukzession in Gang gesetzt worden wäre, hat das nichts mit der Legitimation des NAK-Apostolats zu tun!

Konferenz der leitenden Amtsträger der katholisch-apostolischen Gemeinden von Deutschland 1867 in Berlin

Tatsache ist nämlich, dass die KAG-Apostel überhaupt nicht an eine neue apostolische Sukzession dachten. Vielmehr verstanden sie sich als definitive Endzeit-Apostel in einer vollendeten 12-Zahl, nach denen keine weiteren Apostel mehr ordiniert werden sollten. Mit dem Tod des letzten Apostels, Francis Valentine Woodhouse, am 3. Februar 1901erlosch demnach das neue Apostolat, es konnten keine neuen Ämter und schon gar keine Apostel mehr ordiniert werden. So entstand quasi die gleiche Situation wie mit dem Tod des Apostels Johanne auf Patmos.

 

Das hatten einige kluge Köpfe vorhergesehen, und 1863 durch den sogenannten Propheten Geyer einen neuen Apostel rufen lassen, der von der KAG-Hamburg anerkannt wurde. Die Folge dieser Unbotmäßigkeit war, dass die gesamte Gemeinde samt Prophet und Apostel von den übrigen Aposteln exkommuniziert und aus der Gemeinschaft der Gläubigen ausgeschlossen wurden.

 

Die damit „außerhalb des Leibes Christi“ Stehenden wären also selbst dann, wenn es eine Sukzession gegeben hätte (freilich hätten sie dann die Spaltung nicht provozieren müssen), bereits durch die KAG von einer weiteren apostolischen Sukzession ausgeschlossen. Dennoch formierten sie sich zu einer neuen christlichen Religionsgemeinschaft,  der „Allgemeinen christlichen apostolischen Mission (AcaM)“. - Und selbst wenn wir dieser Religionsgemeinschaft (sie hat sich 1957 aufgelöst) zugestehen würden, dass sie in der apostolischen Sukzession gestanden wäre,  hat das immer noch nichts mit der Neuapostolischen Kirche zu tun…

 

In der AcaM entstand nämlich nach dem Tod eines Apostels ein Nachfolgestreit, in dessen Verlauf der bereits im Zusammenhang mit dem KAG-Schisma genannte sogenannte Prophet Geyer ein erneutes Schisma hervorrief: 1878 kam es dazu, dass sich einige Gemeinden von der AcaM trennten und fortan unter „Apostolische Gemeinde“ weiterfirmierten. Nach einigen weiteren „Geburtswehen“ entwickelte sich über die Neuapostolische Gemeinde dann Anfang des 20. Jhdt. die Neuapostolische Kirche…

 

Wir könnten an dieser Stelle mit einem ausführlichen Bericht über die spätestens ab Bischoff unheiligen Führer der Neuapostolischen Kirche fortsetzen, lassen es aber mit einem kurzen Abriss bewenden:

 

Angefangen hat das spätestens damit, dass Bischoff den designierten Nachfolger des damaligen Kirchenleiters Niehaus, Apostel Carl August Brückner, durch Indiskretionen und Intrigen ausmanövriert hat, um selbst Kirchenleiter zu werden, fortgesetzt wurde das durch den üblen Kuschelkurs der Kirche mit dem Nazi-Regime, der von Bischoff und seinem Sohn, dem SA-Mann Friedrich Bischoff, zu verantworten war, dann kam es zu der sogenannten Botschaft, die J.G. Bischoff dazu genutzt hat, ihm missliebige NAK-Funktionäre und vor allem seinen auf Druck der Apostelversammlung bereits zum Stammapostel ordinierten und einstweilen als Stammapostelhelfer fungierenden Nachfolger Peter Kuhlen aus der Kirche zu mobben. Ein weiteres Beispiel für unheilige Führung war dann Bischoffs durch einen Handstreich ins Amt gekommener Nachfolger Walter Schmidt, von dem mittlerweile bekannt ist, dass er während des zweiten Weltkriegs kriegsgefangene Zwangsarbeiter ausgebeutet hat…

 

Mehr Details dazu finden Sie auch auf unserer Unterseite „Die unbewältigte Nazi-Vergangenheit der NAK“

 

Um es auf den Punkt zu bringen: Selbst wenn Niehaus noch in irgendeiner Beziehung zu irgendeiner apostolischen Sukzession oder in Verbindung zu einem Heiligen Geist stand, war’s damit ab J.G. Bischoff vorbei. Spätestens weil Bischoffs Nachfolger seinerseits als unheilig bezeichnet werden muss, ist sicher, dass heute kein Amt mehr in der Neuapostolischen Kirche fungiert, welches durch irgendjemanden, der in irgendeiner heiligen, göttlichen oder apostolischen Sukzession steht, berufen wurde.

 

Die Neuapostolische Kirche ist ein reines Menschenwerk und dient ausschließlich menschlichen Interessen…

Aber wahrscheinlich sind die treugläubigen nacworld-user immer noch der gleichen Meinung wie zuvor... [siehe screenshot unten]

ohne Worte... :-/

15.03.2013 - (fcs)

Spökenkiekerei und Gehirnwäsche

Das Jenseits-Voodoo der Neuapostolischen Kirche

Der Wolf ist zurück! Und Deutschland freut sich. Zu Recht, wie ich finde. Und auch Kritiker räumen mittlerweile ein, dass bei Beachtung einiger Vorsichtsmaßregeln das Zusammenleben von Mensch und Wolf in der gleichen Region keine Probleme macht.

 

Was mit dem echten Wolf in der Natur funktioniert, darf man aber nicht 1:1 für den Umgang mit den neuapostolischen Wölfen im Schafspelz übertragen. Vor allem das mit den Vorsichtsmaßregeln gilt im Umgang mit NAK-Funktionären und der NAK-Lehre in gesteigertem Maße. Warum nur verstehen die Leute vom ACK und der EZW das nicht?

Bereits wenn ich lese, dass die Weltanschauungsbeauftragte der Evangelischen Landeskirche in Württemberg, die Stuttgarter Pfarrerin Annette Kick, grundsätzlich einer ACK-Mitgliedschaft der Neuapostoliken zustimmt, kann ich nur noch den Kopf schütteln. Aber zu lesen, dass ausgerechnet der in der Evangelischen Zentralstelle für Weltanschauungsfragen zuständige Beauftragte für Esoterik und Okkultismus sowie für apostolische Gemeinschaften,  Dr. theol. Kai Funkschmidt, sich dahingehend äußert, das Entschlafenenwesen der NAK sei lediglich eine besondere Form der Trauerseelsorge im Kontext einer pointiert eschatologisch orientierten und gemeinschaftsstarken Kirche, welches formale ökumenische Beziehungen oder Mitgliedschaften nicht ausschließt, macht schon Bauchweh… [vgl. hierzu: http://www.ekd.de/ezw/Publikationen_2867.php]

 

Wenn ACK und EZW schon keine Bibel kennen – sonst hätten sie ja die Mahnung aus Matth. 7,15 ernst genommen: „Seht euch vor vor den falschen Propheten, die in Schafskleidern zu euch kommen, inwendig aber sind sie reißende Wölfe“ oder die aus 1. Petr.  5,8: „Seid nüchtern und wacht; denn euer Widersacher, der Teufel, geht umher wie ein brüllender Löwe und sucht, wen er verschlinge“ -,  sollten diese Leute doch wenigstens „das Märchen vom Wolf und den sieben jungen Geißlein“ kennen! Jedes Kind weiß, wie der Wolf es angefangen hat, die jungen Geißlein mit Tücke zu überlisten und sechs von ihnen zu fressen…

 

Wie der böse Wolf im Märchen fressen die Bosse der NAK Kreide und tun harmlos, nutzen aber jede Unachtsamkeit der offiziellen Vertreter anderer Konfessionen aus. Zum Beispiel der Chefideologe der NAK, der Laienprediger und Literaturwissenschaftler Priv.Doz. Dr. phil. habil. Reinhard Kiefer. Die NAK bezeichnet ihn stets als Theologen obwohl er lediglich im Zweitstudium und ohne Abschluss Theologie auf Lehramt studiert hat. Für neuapostolische Verhältnisse ist das aber wohl schon ausreichend, immerhin beschäftigen die diesen Pseudo-Theologen als Leiter der theologischen Dienste des Züricher Apostelvereins „Neuapostolische Kirche International (NAKI) e.V.“


Nachdem der (echte!) Theologe Dr. theol. Kai Funkschmidt sich, wie erwähnt, moderat über das Jenseits-Voodoo der Neuapostoliken geäußert hat, hat jedenfalls der Neuapostoliken-Chefideologe ganz eindeutig Morgenluft gewittert und den Jenseitsglauben der Neuapostolischen Kirche in den Mittelpunkt eines Vortrags im Forum Fasanenhof, der neuapostolischen Begegnungsstätte in Stuttgart, gestellt. Das wäre an sich nichts Bemerkenswertes, wenn die NAK-Kampfpresse in ihrer Online-Ausgabe (Unsere Familie Online – UFO) nicht diesen Vortrag aufgegriffen hätte, um unter Verweis auf Dr. Funkschmidt den Toten-Hokus-Pokus der NAK als mit dem Entschlafenen-Gedenken anderer Konfessionen vergleichbar dazustellen.

 

UF-Online fasst das Referat Dr. Kiefers unter

http://www.bischoff-verlag.de/public_vfb/pages/de/family/news/130306jenseitsglaube.html

wie folgt zusammen:

(Zitat) „[…]Kiefer informierte laut NAK Süddeutschland, dass im Apostolikum, das seinen Ursprung im 2. Jahrhundert hat, Jesu Abstieg in das Reich des Todes zum Bekenntnisgegenstand geworden war und zeigte unter anderem auf, dass sich in der Orthodoxie und im Katholizismus ebenfalls Formen der Fürbitte für Verstorbene entwickelten.

 

Zur Vertiefung des Themas zog der Theologe neben den einschlägigen Bibelstellen den frisch erschienenen Katechismus der Neuapostolischen Kirche heran, der dem »Leben nach dem Tod« ein Kapitel gewidmet hat. […]“ (Zitatende)

 

und ergänzt die behauptete Vergleichbarkeit zwischen den sogenannten Neuapostolischen Kirchen einerseits und Orthodoxie sowie Katholizismus andererseits durch den Verweis auf die hier Eingangs erwähnte Einordnung des NAK-Entschlafenenwesens durch Dr. Funkschmidt.

 

Dass das mit der Sakramenten-Spendung an Tote viel weiter geht, als das Toten-Gedenken und die Fürbitte für Verstorbene anderer Konfessionen, und dass die Neuapostoliken die Begründung für diesen Totenkult  im Grunde genommen an den Haaren herbeiziehen, wird erst deutlich, wenn man die etwas weiter gehenden Informationen im Bericht über Kiefers Referat auf der Website der NAK-Süddeutschland [siehe Bild oben links] unter http://cms.nak-sued.de/index.php?id=41509 liest.

 

Das dort veröffentlichte Abstract zeigt allerdings zuallererst eines: Dass die Möglichkeiten der biblischen Herleitung für diesen Kult äußerst dürftig sind. Explizit kamen als biblische Anhalte für Hilfe für Entschlafene 2. Makkabäer 12,39 ff. und 1. Korinther 15,29 („Was soll es sonst, dass sich einige für die Toten taufen lassen?“) zur Sprache. Auf nak-sued.de heißt es zwar, diese beiden Quellen seien „unter Anderem“ zur Sprache gekommen, das dürfte aber ein dialektischer Trick des Verfassers sein. Gemeint sein kann damit ausschließlich, dass u.a. biblische Anhalte für das zweifelhafte Ritual der NAK zur Sprache gekommen sind. Gäbe es nämlich mehr Anhalte, so hätten diese auch im NAKatechismus Eingang gefunden, dort findet sich aber keine weitere Textstelle dazu.

 

Alles, worauf die NAK Ihren Jenseits-Hokus-Pokus gründet, sind also eine hinter dem Alten Testament der Bibel eingeordnete apokryphe Textstelle, also eine nicht-kanonische Schrift, und ein einzelner Vers aus den (immerhin!) protopaulinischen Schriften. Alle andere Herleitungen sind an den Haaren herbeigezogene Spökenkiekerei. Kiefer stellt dazu schlichtweg die Behauptung auf

 

(Zitat) „[…] Seit dem Opfer Christi ist der Zustand der Seelen im Jenseits zum Guten hin veränderbar. Heil kann also auch noch nach dem leiblichen Tod erlangt werden. […]“ (Zitatende)

 

Wie kommt er darauf? Es gibt nicht den geringsten Hinweis darauf, dass der als Christus bezeichnete Wanderprediger Jesus von Nazareth irgendein Opfer gebracht hat, welches für irgendjemanden in seiner Vergangenheit oder Zukunft von Bedeutung gewesen wäre. Insbesondere fehlen jegliche Hinweise darauf in denjenigen jesuanischen Predigten der Bibel, die durch die historisch-kritischen Bibelwissenschaften als authentisch nachgewiesen sind. – So bleibt den Neuapostoliken nichts, als munter drauflos zu spekulieren und wilde Interpretationen an sich schon zweifelhafter Bibelstellen abzuliefern.

 

In seinem Referat führte Kiefer lediglich noch aus, dass

(Zitat aus nak-sued.de) „[…] im Apostolikum, das seinen Ursprung im 2. Jahrhundert hat, Jesu Abstieg in das Reich des Todes zum Bekenntnisgegenstand wurde („hinabgestiegen in das Reich des Todes“). Auch zeigte er auf, dass sich in der Orthodoxie und im Katholizismus Formen der Fürbitte für Entschlafene entwickelten. Auch die Apostel der katholisch-apostolischen Gemeinden – aus denen die Neuapostolische Kirche hervorgegangen ist – hätten sich an der Tradition der katholischen und orthodoxen Sitte der Fürbitte für Verstorbene orientiert. […]“ (Zitatende).

 

Kiefer hätte in diesem Zusammenhang ein wenig von seinem Faktenwissen preisgeben können. Nämlich, dass das mit dem „Hinabsteigen in das Reich des Todes“ wahrscheinlich falsch ist, dass vielmehr die moderne Wissenschaft Erklärungen mit einer wesentlich höheren Wahrscheinlichkeit für den scheinbaren Tod und die Auferstehung des Jesus von Nazareth liefert, dass eine Beweisführung mit diesem Faktum also nicht redlich ist. CANITIES-News werden Kiefer dieser Mühe entheben und einen umfassenden Beitrag zur Bewertung des Apostolikums veröffentlichen.

 

In allen anderen Stücken berief Kiefer sich auf den NAKatechismus, der allerdings auch keine belastbaren Fakten nennt.  –  Das beginnt mit dem Begriff „Jenseits“...

"Das Totenreich" (unbekannter Künstler)

Unter 9.4 des NAKatechismus finden wir eine Reihe wilder Behauptungen über das Jenseits. Es wird erklärt, dass es für den Menschen grundsätzlich unsichtbar sei (Klar! Wie soll etwas nicht existentes auch sichtbar sein?), fügt aber hinzu, dass Verstorbene sich in Einzelfällen zeigen können – und damit begeben sich diese Leute einmal mehr in den Bereich der leeren Behauptungen und Spekulationen.

 

Für mich, als Atheisten, ist es ohnehin äußerst schwierig, mich auf diese Jenseits-Spekulationen einzulassen. Aber meines Wissens ist das Auftreten von Spukgestalten auch aus allgemein christlicher Sicht, reine Fantasy. Man ist allenfalls in der Lage einen Leichnam, also einen hirntoten Körper ohne die sogenannten Vitalfunktionen, im jeweiligen Verwesungsstadium zu sehen. Klar, „beseelt“ ist dieser Leichnam auch, sonst könnte er keine Biomasse sein, aus der weiteres Leben entsteht. Aber diese Seele, also der Energiezustand des Kadavers, ist allenfalls messbar aber nicht als ektoplasmatische Manifestation o.ä. sichtbar. Und über den Geist, also über das individuelle Bewusstsein des jeweiligen Menschen, lehrt die aktuelle Forschung, dass er der Materie folgt, eine Hervorbringung der Gehirnfunktionen ist. Bei Gehirntot erlischt das individuelle Bewusstsein, der Geist ist also tot und lässt sich allenfalls aus der geistigen Hinterlassenschaft eines Verstorbenen rekonstruieren. - Ich möchte an dieser Stelle nicht tiefer in diese Thematik einsteigen, werde aber in Kürze einen kritischen Beitrag zum Thema „Leib-Seele-Geist-Einheit des abrahamitischen Menschenbildes“ veröffentlichen. Jetzt und hier würde das zu weit führen, und außerdem möchte ich aufzeigen, dass selbst dann, wenn man an einen unsterblichen Geist glaubt, die NAK-Begründungen für ihre Sonderlehren nicht haltbar sind. Wichtig ist lediglich, dass Einigkeit darüber herrscht, dass Entschlafene sich nicht zeigen können – wer anderer Auffassung ist, muss allerdings der NAK fairerweise zugestehen, dass ihre Jenseitsvorstellungen zutreffend sein könnten. Und damit zurück in medias res:

 

Es ist also ausgeschlossen, dass sich „Entschlafene“ zeigen können. Und folgerichtig kann sich die NAK bei dem Mumpitz, den sie über dieses Thema verbreitet, lediglich auf ganz wenige Bibelstellen berufen:

  • Auf Hiob, eine zwischen dem 5. u. 3. Jhdt. v.Z. entstandene Parabel ohne jeden Tatsachengehalt;
  • auf den 88. Psalm, einem Klagelied unklarer Entstehungszeit eines einzelnen Korachsohnes, das zwar einen tiefen Einblick in das Leid und die Verzweiflung des Psalmisten bietet, jedoch keinerlei Tatsachen über das Jenseits vermittelt. Im Gegenteil: Es ist deutlich erkennbar, dass der Psalmist seinerseits kein Wissen über das Jenseits hat;
  • Auf eine Textstelle im 5.Buch Mose. Und das ist nun besonders spaßig. Denn das 5. Buch Mose besteht im Wesentlichen aus Reden des Mose, der allerdings, wie allgemein bekannt, lediglich eine ebenso fiktive Persönlichkeit ist, wie die jüdischen Patriarchen. Und aus der Tatsache, dass eine fiktive Persönlichkeit angeblich in einem Satz die Befragung von Toten als strafwürdig einstuft (vgl. Vers 10 +11: dass nicht jemand unter dir gefunden werde, der seinen Sohn oder seine Tochter durchs Feuer gehen lässt oder Wahrsagerei, Hellseherei, geheime Künste oder Zauberei treibt oder Bannungen oder Geisterbeschwörungen oder Zeichendeuterei vornimmt oder die Toten befragt.), zieht die NAK nun die Schlussfolgerung, dass es ein Jenseits gibt mit dort existierenden Verstorbenen…

 

Das Thema „Jenseits“ kann also getrost abgehakt werden, erst recht dann natürlich die im NAKatechismus verbreiteten Behauptungen über die Gegebenheiten in diesem Totenreich. Ich zitiere wörtlich aus dem Kapitel 9.4 des NAKatechismus:

 

„[…] Jesus Christus spricht im Gleichnis vom reichen Mann und armen Lazarus von Abrahams Schoß, einem Bild für Geborgenheit (Lk. 16,19—31). Aus diesem Gleichnis lässt sich noch Weiteres folgern:

  • Die Seele des Menschen lebt nach dessen leiblichem Tod im Totenreich weiter. Die Individualität bleibt dabei erhalten.
  • Im Totenreich gibt es einen Ort der Geborgenheit und einen Ort der Qual, die voneinander getrennt sind.
  • An welchem Ort sich die Seele des Menschen nach seinem Tod befinden wird, hängt davon ab, wie er sich in seiner Lebenszeit dem Willen Gottes gegenüber verhalten hat.

Dem Verstorbenen kann sein Zustand bewusst werden. Wer Pein leidet, erhofft Hilfe.

 

Das Gleichnis verweist überdies auf Jesu Auferstehung, mithin auch auf seinen Opfertod und die darauf gründende Möglichkeit der Erlösung. Es zeigt bildhaft Gegebenheiten im Jenseits zur Zeit des Alten Bundes: Die Kluft zwischen dem Ort der Qual und dem Ort der Geborgenheit war im Alten Bund unüberwindbar.

 

Christus, der „Erstling in der Auferstehung“ (1. Kor. 15,23), hat mit seinem Verdienst den Teufel überwunden und den Tod besiegt (1. Kor 15,55; Hebr. 2,14). Er hat damit auch den Seelen im Jenseits eine bis dahin nicht vorstellbare Möglichkeit erschlossen, in Gottes Nähe zu gelangen: Die Kluft zwischen dem Ort der Qual und dem Ort der Geborgenheit ist überbrückbar. […]“ (Zitatende)


Aus einem einzigen, mutmaßlich jesuanischen, Gleichnis, also einer fiktiven sozialkritischen Beispielerzählung ohne jeden Tatsachengehalt [nebenbei bemerkt einer der Hinweise darauf, dass Jesus von Nazareth keinesfalls ein Gott oder ähnliches war; als solcher hätte er nämlich gewusst, dass Abraham eine fiktive Person ist, die zu keinem Zeitpunkt wirklich existiert hat], die, wenn sie denn tatsächlich so erzählt worden ist, erfunden wurde, um anhand der Figuren eine Verhaltensänderung bei den Zuhörern zu bewirken, leitet die Neuapostolische Kirche gleich eine Beschreibung des Jenseits ab. Gleichzeitig verweist sie einmal mehr auf 1. Kor, 15, einen Brief, den der Begründer des Christentums und Erfinder der Sühne-Opfer-Theologie, Saulus von Tarsus aka Paulus, der insofern völlig unglaubwürdig ist, weil er es war, der eine große Zahl fremder Riten, Lehren und Mythen in die ursprüngliche Lehre der Anhänger des Weges (so nannten sich die ersten Nachfolger der jesuanischen Lehre) gemischt hat. Er hatte also ein großes Interesse daran, seine Lehrinhalte zu verfestigen.

 

Noch weniger glaubhaft sind die Worte in Hebräer 2, 14 „Weil nun die Kinder von Fleisch und Blut sind, hat auch er's gleichermaßen angenommen, damit er durch seinen Tod die Macht nähme dem, der Gewalt über den Tod hatte, nämlich dem Teufel“ – da sie nicht einmal von dem sogenannten Apostel Paulus stammen. Zwar wird Paulus im Hebräerbrief als Verfasser angegeben, jedoch gilt heute als gesichert, dass dieser Brief erst in den Jahren 80-90 n.Z. verfasst worden sein kann, womit a) Paulus nicht als Verfasser in Betracht kommt und b) überhaupt kein Bezug zu einer Quelle aus jesuanischer Zeit besteht.

 

Also kämen die angeführten Schriftstellen nicht einmal dann als Beleg für den Jenseits-Hokus-Pokus der NAK in Frage, wenn sie sich dezidiert mit diesem Thema befasst hätten – was sie nicht tun, wie jeder unvoreingenommene Leser schnell feststellen wird.

 

Noch hanebüchener ist daher die Begründung der Neuapostolischen Lehre über den Zustand der Seelen im Jenseits. Die Ideologen der NAK behaupten einfach, zu wissen, wie dieser Zustand der Seelen im Jenseits sei. Einfach so – ohne jede Herleitung, Begründung, Beweis… Das Recht zu derlei leeren Behauptungen leiten sie aus der Tätigkeitsbeschreibung ihres obersten Funktionärs, des sogenannten Stammapostels ab, zu der unter  7.6.6 des NAKatechismus zu lesen ist, dass sich sein Dienst in der Reinhaltung und Weiterentwicklung der Lehre äußere, sowie dem Erschließen neuer Erkenntnisse, und das sind nach NAK-Lesart Lehrinhalte die zwar so nicht ausdrücklich in der Bibel stehen, aber von denen zu erkennen ist, dass sie angedacht waren, die also sozusagen zwischen den Zeilen der Bibeltexte zu lesen sind – natürlich nur vom jeweils aktuellen Stammapostel…

 

Bis zu diesem Punkt sind die Lehren der Neuapostoliken dennoch mit denen anderer christlicher Konfessionen und sogar der anderen abrahamitischen Religionen kompatibel. Ein Totenkult in Form von Entschlafenen-Gedenken und Entschlafenen-Fürbitte ist in allen diesen Irrlehren üblich – es sind Rituale, die einem überdies auch in sogenannten heidnischen Religionen begegnen können. Vollkommen daneben ist aber, was die NAK durch sogenannte Segenshandlungen und Sakrament-Spendungen im Diesseits an den Toten im Jenseits zu bewirken behauptet.

Ich zitiere aus 9.5 des NAKatechismus („Zustand der Seelen im Jenseits“):

 

„[…] In 1. Thessalonicher 4,16 ist von den Toten zu lesen, „die in Christus gestorben sind“. Das sind Seelen, die aus Wasser und Geist wiedergeboren wurden und sich ernsthaft bemühten, des Glaubens zu leben. Die Gemeinschaft mit dem Herrn, in die sie in ihrem Erdenleben durch die Heilige Wassertaufe und die Heilige Versiegelung gelangt sind und die sie im Heiligen Abendmahl gepflegt haben, besteht nach dem Tod fort. Sie gehören mit den Gläubigen auf Erden zur Gemeinde des Herrn und befinden sich in einem Zustand der Gerechtigkeit vor Gott (siehe 4.2.1.2 und 4.8.2). Für diese Seelen ist die Vorbereitung auf die Wiederkunft Christi zentrales Element ihres irdischen Lebens gewesen, und das Sehnen nach diesem Augenblick erfüllt sie auch im Jenseits. Sie sind und bleiben dem Herrn zugewandt, erleben Geborgenheit und Frieden.

 

Von der Möglichkeit eines Zustands der Geborgenheit wird schon in Weisheit 3,1-3 gesprochen: „Aber die Seelen der Gerechten sind in Gottes Hand, und keine Qual rührt sie an. In den Augen der Unverständigen gelten sie als tot, und ihr Abscheiden wird für Strafe gehalten und ihr Weggehen von uns für Verderben; aber sie sind im Frieden.“

 

Die in Christus Entschlafenen haben Zugang zu Gottes Wort. Darin und in dem ihnen von Aposteln dargereichten Heiligen Abendmahl (siehe 12.1.9 und 12.1.13) empfangen sie, was sie zur Erlangung des ewigen Lebens benötigen.

 

Es gehen auch Wiedergeborene in die jenseitige Welt, die nicht des Glaubens gelebt haben. Zur Behebung ihrer Mängel bedürfen sie — wie dies auf Erden der Fall ist — der Gnade des Herrn in Wort und Sakrament.

 

Seelen im Jenseits, die nie vom Evangelium gehört, keine Sündenvergebung erfahren und kein Sakrament empfangen haben, befinden sich in einem Zustand der Gottferne. Dieser kann nur durch den Glauben an Jesus Christus, die Annahme seines Verdienstes und den Empfang der Sakramente überwunden werden. […]“ (Zitatende)

 

Spannend, nicht wahr? - Nach NAK-Lesart sind in jedem NAK-Gottesdienst auch irgendwelche Spukgestalten anwesend, die der Predigt lauschen und wenn ein Apostel anwesend ist auch an der Eucharistie teilnehmen!

 

Aber noch viel spannender ist, dass die NAK mit diesen Abschnitten jedwede Ökumene-Bereitschaft aufkündigt! Lediglich „die in Christus entschlafenen“ leben auch im Jenseits in Gottnähe; die in Christus Entschlafenen werden als diejenigen Christen definiert, die aus Wasser und Geist wiedergeboren wurden; und die Wiedergeburt aus Wasser und Geist besteht nach Überzeugung der Neuapostoliken aus der Wassertaufe und der Heiligen Versiegelung

 

Wo bitteschön, ist da noch eine Ökumene-Fähigkeit gegeben? Die Neuapostolische Kirche qualifiziert alle anderen Konfessionen und Religionen als nicht heilsvermittelnd ab! - Man behauptet, ausschließlich die volle Zugehörigkeit zur Neuapostolischen Kirche sichere die Gottnähe, alle anderen Seelen im Jenseits befänden sich in einem Zustand der Gottferne!

 

Und um diesen Mangel zu beheben, gibt es für diejenigen in den Gottesdiensten anwesenden Spukgestalten, die nicht zu Lebzeiten neuapostolisch waren, die Möglichkeit, zu speziellen Anlässen durch die Annahme weiterer Sakramente neuapostolisch zu werden. Wie Kiefer diesen Unsinn in seinem Referat dargestellt hat, lesen wir bei nak-sued.de:

 

(Zitat) „[…] ‚Gottes Erlösungswille umfasst alle Menschen. Den Auftrag Jesu, das Evangelium zu predigen, die Sündenvergebung zu verkündigen und die Sakramente zu spenden, erfüllen die Apostel an Lebenden wie an Toten‘, zitierte Dr. Kiefer sinngemäß aus dem im Dezember 2012 erschienenen Katechismus der Neuapostolischen Kirche. Neuapostolische Christen glauben, dass sich Seelen im Jenseits, die nie vom Evangelium gehört, keine Sündenvergebung erfahren und kein Sakrament empfangen haben, in einem Zustand der Gottferne befinden. Daher treten sie für sie im Gebet ein, der Herr möge ihnen helfen. ‚Zuwendung von Heil geschieht durch die Predigt, die Vergebung der Sünden und die Sakramente. Dies alles ist auch den Entschlafenen zugedacht‘, so Dr. Kiefer. Dreimal jährlich finden Gottesdienste statt, in denen besonders der Verstorbenen gedacht wird. Zudem werden, wenn der Stammapostel und die Bezirksapostel diese Gottesdienste durchführen, die Sakramente gespendet: Stellvertretend empfangen zwei Amtsträger für die Verstorbenen die Heilige Wassertaufe, die Heilige Versiegelung und das Heilige Abendmahl.“ (Zitatende)

 

Hat das noch etwas mit dem Totengedenken und den Fürbitten für Verstorbene zu tun, wie sie in anderen christlichen Konfessionen üblich sind? Die NAK sagt schließlich von sich, sie wirke unmittelbar in „das Jenseits“  und werbe dort gezielt auch Verstorbene anderer Konfessionen ab. Kiefer erweist sich also, um auf den Anfang dieses Artikels zurückzukommen,  als kreidefressender Wolf im Schafspelz, wenn er als Rechtfertigung für den Totenkult der Neuapostoliken darauf hinweist, dass sich in der Orthodoxie und im Katholizismus ebenfalls Formen der Fürbitte für Verstorbene entwickelt hätten. Und Kai Funkschmidt erweist sich als Opfer-Geißlein, wenn er jegliche Vorsicht fallen lässt und den Neuapostoliken attestiert, sie betrieben lediglich eine besondere Form der Trauerseelsorge.

 

Nun könnte man sagen, dass es jedem Schwachkopf selbst überlassen bleibt, was er glauben will und was nicht. Wenn es denn wirklich um „Glauben“ ginge. In der Sekte der Neuapostoliken geht es aber nicht um  d e n  Glauben, sondern um  d a s  glauben… nämlich im Sinne von „für wahr halten“, was die Sektenprediger verkünden – und jedweden Zweifel als das absolut Böse regelrecht zu verbieten.

 

Und auch das wäre noch egal, wenn es ausschließlich um Erwachsene ginge, die in der Lage sein sollten, zwischen Faktenwissen und leeren Behauptungen zu unterscheiden.  Aber es geht eben nicht ausschließlich um Erwachsene! Der NAK-Führungskader, der – davon bin ich überzeugt – genau weiß, dass er eine Irrlehre verbreitet, hat sich nämlich stets bemüht, auch (und gerade!) Kinder und Jugendliche mit übelsten Indoktrinationsmethoden in diesen Voodoo einzubinden. Und das ist nichts mehr, was man einfach so tolerieren kann. Ich halte es sogar für geradezu kriminell, Kinder durch Gehirnwäsche an Sonderlehren zu binden. Genau das tut die NAK aber immer noch, mittlerweile sogar verstärkt und mit deutlich indoktrinierenden Methoden. Und das geht eindeutig auch aus den beiden Dateien im PDF-Format hervor, die wir nachfolgend zum Download anbieten:

Anschreiben des sog. Apostels Hoyer zur Vorbereitung des Entschlafenenkindergottesdienstes
Spök. Entschlafenen-KiGo - Anschr..pdf
PDF-Dokument [14.9 KB]
"Leitgedanken" zur Durchführung des Entschlafenenkindergottesdienstes
Spök. Entschlafenen-KiGo - LG.pdf
PDF-Dokument [284.1 KB]

 

Wer wissen will, wie eingängig diese spezielle Form des Kindergottesdienstes bei den Kleinen angekommen ist, findet unter

http://www.nak-koeln-west.de/site/startseite/kinder/bilder_/view-details-id-44.htm

eine kleine Bildergalerie und einen Bericht aus Sicht eines (wohl bereits größeren) Kindes unter  http://www.nak-koeln-west.de/site/startseite/kinder/berichte/rss-called-view-details-id-47.htm

 

Und zum Abschied noch ein wenig thematisch passende NAK-Musik:

05.12.2012 - (bt)

Habetis Catechismum

NAK-Lehrwerk offiziell eingeführt

(Zitat) "Zürich. Mit einem Informationsabend hat die Neuapostolische Kirche (NAK) heute ihren Katechismus kirchenintern vorgestellt. Dabei handelt es sich um das erste systematische Lehrwerk der Laienkirche, die im nächsten Jahr 135 Jahre alt wird. Mit der Satellitenübertragung, die sich Kirchenmitglieder im deutschsprachigen Raum in ihren Gemeinden ansehen konnten, führte die internationale Kirchenleitung nun in den Katechismus ein. [...]" (Zitatende)

 

Quelle [siehe Bild rechts]: http://www.religionsreport.de/?p=3024

 

Ich finde die von Liebendörfer gewählte Überschrift beachtlich! - Wir kennen alle die Formulierung der Katholiken "habemus papam!" = Wir haben einen Papst. Und wenn ich mich an meine lange zurückliegende Schulzeit erinnere: "habetis catechismum" = ihr habt einen Katechismus!

 

Könnte einerseits insofern stimmen, dass die Kirchenleitung in etwa so denkt - da habt ihr ihn, was Anderes gibt‘s nicht!

Andererseits scheint es auch nicht so zu sein, dass sich bei den NAK-Mitgliedern ein "habemus" - Gefühl, ein "wir haben einen Katechismus!" entwickelt!

 

Nirgendwo habe ich bisher gehört oder gelesen, dass ein Übertragungsort zum Platzen voll gewesen sein soll - allenthalben wird von geringen Besucherzahlen berichtet .... hat irgendjemand etwas anderes erlebt, dann bitte kommentieren!

"HABETIS CATECHISMUM" - das richtet sich natürlich auch von der Kirchenleitung an die "Restchristenheit" bzw "die Welt" - nun haben sie einen NAK-Katechismus, mit dem sie sich auseinandersetzen können. Dazu passt ja auch der HinweisLebers, dass der Katechismus in einer gehobenen theologischen Sprache verfasst worden sei, da er sich nicht nur an die Kirchenmitglieder, sondern auch an die Mitglieder anderer Konfessionen richte, um eine Gesprächsgrundlage zu haben.

 

Dieser Hinweis beinhaltet meinem Empfinden nach allerdings eine gewaltige "Klatsche" für die NAK-Angehörigen, - für die allein wäre also eine gehobene theologische Sprache nicht angebracht? Nicht nötig? Oder zu schwierig?

 

Möglicherweise ist es ja auch tatsächlich so, dass den treuen NAK-Kirchenbesuchern die Theologie egal ist - schließlich haben sie jahrzehntelang gelernt, dass es nicht auf das Verstehen, sondern auf das gläubige Nachfolgen ankommt!

Letztendlich muss der Treue den Katechismus weder durchackern noch verstehen, - es bleibt schließlich ja doch dabei: Egal wie man über die Souveränität Gottes spekuliert und wie man sie interpretiert

MIT DER VERSIEGELUNG UND SÜNDENVERGEBUNG DURCH DIE  APOSTEL DER NAK IST MAN AUF DER SICHEREN SEITE, DER BRAUTGEMEINDE, DIE AUF DIE "HEIMHOLUNG" WARTET !!!

Und das kennen dann wieder alle: "Weiß ich den Weg auch nicht, du weißt ihn wohl! Das macht die Seele still und friedevoll. Ist's doch umsonst, dass ich mich sorgend müh' ..."

 

Und wenn das wieder mal ganz gewiss ist, dann kann sich das treue Gotteskind die Mühe des Katechismus' ersparen, sich in seliger Heilsgewissheit zurücklehnen und sich den wirklich wichtigen Dingen zuwenden.

 

In diesem Sinne nämlich formuliert es ein Kommentator "Rheinschiffer" bei "Glaube & Kirche" so treffend:

(Zitat) „[…]Grundlagen des Glaubens scheinen keinen mehr zu interessieren. Insofern hat Phoenix Recht, dass der Aufwand nicht gerechtfertigt war. Vielleicht braucht die NAK auch keinen Katechismus, sondern ein neues Backbuch, damit die Kuchenauswahl beim nächsten Seniorentreffen größer wird. […]“ (Zitatende)

Quelle: http://www.glaubeundkirche.de/viewtopic.php?f=3&t=7228&start=56

 

Vielleicht aber ist auch jene Zukunftsvision gar nicht so verkehrt, die beschreibt, dass am Ende des NAK-Schrumpfungsprozesses kleine funktionierende Gemeinden übrigbleiben, denen die NAK-Lehre letztlich gleichgültig ist; und die sich dann auch von den teuren (im Sinne von kostspieligen!) Aposteln losgesagt haben und eine individuelle Gemeinschaft pflegen. - Dann sollten diese schönen Wohlfühlgemeinden aber vielleicht langsam anfangen, ihre Opfergelder auf ein Anderkonto zu überweisen, um schon mal das nötige Kapital für den eventuell nötigen Alleingang bereitzustellen...

14.11.2012 – (bt)

Wer glaubt noch der Apostellehre?

oder: Was kommt nach Laodizäa?

Nachdem Detlef Streich vor einigen Tagen seine „Kritischen Zitate“ [siehe Bild rechts] veröffentlicht hat, (http://nak-aussteiger2010.beepworld.de/kritische-zitate.htm) setzte bei mir mal wieder ein Erinnerungs – und Verarbeitungsprozess ein:

 

Es ist doch immer wieder unfassbar, mit welcher Selbstverständlichkeit, Selbstherrlichkeit und Überheblichkeit  von den Funktionären der NAK behauptet wird, den Willen, die Absichten und Pläne Gottes zu kennen und beauftragt zu sein, für ihre Durchsetzung zu sorgen, Heil zu vermitteln oder zu verweigern! - Der ungeheuer schändliche Trick ist nun aber, dass im gleichen Atemzug mit diesen Behauptungen unwiderruflich verkündet wird, jede Kritik, jeder Zweifel an ihnen, die sich Gesandte und Beauftragte Gottes nennen, sei automatisch schon ein Verstoß gegen den Willen Gottes und ein Verlassen des „Erlösungswerkes“!

 

1997 Stammapostel Fehr [Bild unten links] in Lugano 13.7. , Bericht in Unsere Familie:  „Und wenn das Wort göttlicher Predigt analysiert und auseinandergenommen und durchdiskutiert und besprochen wird von hinten nach vorn und von vorn nach hinten, wie soll es dann im Herzen noch Glauben wirken können? ...Wer wollte dem lieben Gott persönlich widersprechen? Selbstverständlich niemand, das ist uns allen klar! Aber könnte man Gott nicht auch widersprechen, indem man seine Sendung ablehnt, indem man bei denen, die er gesandt hat, Schwachheiten sucht und diese brandmarkt?“

Richard Fehr "im Einsatz"

Auf diese Weise festigen sie für alle Zeiten ihre eigene Position und machen jeden Kritiker ganz automatisch zu einem Aussteiger!! Ob er/sie will oder nicht, er/sie ist draußen, denn systemimmanente Kritik ist gar nicht möglich, nicht einmal denkbar, denn das würde ja bedeuten, sich von den (selbsternannten!) Boten Gottes zu distanzieren. - Uns wurde aber schon in die Kinderherzen hineingelegt, dass wir in den sichtbaren Menschen am Altar Gott selbst erkennen müssen (!), der durch diesen Menschen spricht und an Gottes Wort ist selbstverständlich kein Zweifel zulässig!

 

2002 Bezirksapostel Latorcai am 11.12 in New York in seiner Co-Predigt während des Stammaposteldienstes (Originalmitschrift, Übersetzung R.S.):  „Hier am Altar unseres Himmlischen Vaters wird die absolute Wahrheit verkündet. Nirgendwo sonst, weder im Himmel noch auf Erden noch sonst wo ist dieser Altar aufgerichtet, wo uns die absolute göttliche Wahrheit verkündet wird.“

 

Zwischen uns und die lieben Apostel sollte „nicht einmal ein Blatt Papier passen“, so nahe sollten wir ihnen sein. Logisch und wirklich „psycho“- logisch geschickt - denn innerlich Abstand nehmen, zurücktreten und die Apostel und ihre Lehre aus kritischer Distanz betrachten, das ist eben automatisch ein Abweichen, ein Verlassen des schmalen Weges. Es bedeutet, auf die List des Teufels hereinzufallen, denn kritische Gedanken in unserem Inneren sind, schon allein WEIL sie kritisch sind, vom Teufel, dem ewigen Verführer eingegeben! Auch hier wieder ein immens bedeutsamer psychologischer Schachzug: Unsere kritischen Gedanken und Gefühle dürfen nicht als ursprünglich zu uns gehörig erlebt werden, nein: um nicht durchzudrehen in diesem Karussell von Schuld, Verführung und Sünde müssen wir unsere Kritik abspalten, nach außen verlagern und ohne Wenn und Aber bekämpfen! Auch nur dem kleinsten kritischen Gedanken nachgeben, hieße, so wurde uns immer wieder erklärt, dem Teufel den kleinen Finger reichen - und dass der dann nicht nur die Hand, sondern den ganzen Arm und mehr nähme, sei ja hinreichend bewiesen!

 

Immer wieder wurde auf die tödlichen Folgen hingewiesen, deren Eintreten belegt war durch die völlig unreflektierte Übernahme der biblischen Texte (auch deren kritische Untersuchung war wiederum untersagt!), in diesem Fall war es der immer wiederkehrende Hinweis auf die Verführung Evas, die den Einflüsterungen des Satans „sollte Gott wohl...?“ geglaubt hat. Diese Situation wird 1:1 übertragen auf den Fall, dass uns der Gedanke käme: „Sollten die Apostel wirklich ...“ - das sei ein satanischer Gedanke, der von uns nicht Besitz ergreifen dürfe!

Michael Kraus - Geburtsname Mihail Krauss [* 26. März 1908 in Meeburg, Rumänien - † 16. November 2003 in Kitchener, Ontario]

GD in Berlin-Lauta am 23.11.2008; Stap Leber:  „Wisst ihr, da gibt es auch so eine Festung, … die zu zerstören ist. Wisst ihr, was diese Festung ist? Das ist das eigene ‚Ich‘, die eigene Meinung. Man macht sie heute so hoch, hängt das so hoch auf und jeder möchte so seine Meinung durchsetzen. (…) Wir wollen nicht unsere Meinung durchsetzen, wir wollen nach dem Himmel streben.“

 

Dass mit Ungehorsamen, ja selbst mit lediglich Zögerlichen, kurzer Prozess gemacht wird, wurde uns gern am kleinen, aber wirkungsvollen Beispiel von Lots Weib vor Augen geführt: Ein Blick zurück genügte und sie wurde unwiderruflich zur Salzsäule! Das hat mich schon als Kind tief beeindruckt: Bei Ungehorsam werden keine mildernden Umstände angerechnet: auch wenn Lots Weib vielleicht gar nicht anders konnte, vielleicht aus innerem Zwang zurückblicken musste - keine Chance auf Erklärung, Anhörung und gar Verständnis Gottes! So unerbittlich sei er, der „liebe Gott“! Nahtlos übertragen wurde diese Aussage auf das Bild der verschlossenen Tür des Hochzeitssaales, das unkorrigierbare Zurückbleiben der törichten Jungfrauen, die Unerbittlichkeit der Ernte am Tag des Herrn!

 

Unerbittlichkeit Kritikern gegenüber schon hier auf Erden:

 

Rundschreiben vom 22.3.1989 „from District Apostle Kraus [Bild oben rechts] to every every New Apostolic family in the United States and Canada". (Übersetzung R.S.): „Wir werden uns um niemanden kümmern, der sich nicht in bedingungslosem Gehorsam unterwirft. Warum sollten wir uns auch um diese Törichten kümmern?“

 

In diesem Rundschreiben heißt es auch in unübertroffener Klarheit: „Ein Neuapostolisches Mitglied, ein so genannter Anwärter auf die Königswürde, die ihn erwartet, hat nur eine Sache zu erfüllen und das ist: Das zu tun, was ihm befohlen ist. Ansonsten hat er absolut nichts zu vermelden. […] Des Menschen Wille ist Gift im Bezug auf den göttlichen Willen und wir haben keinen Platz für Gift in unserer Kirche.“


„Menschlich“ war und ist in der NAK immer das Gegenteil von „göttlich“; und göttlich ist und bleibt das, was Apostel verkünden. Göttlich, gewirkt durch den Heiligen Geist und damit unkritisierbar, unantastbar:

 

Unsere Familie vom 20.6.1991 aus einem Gottesdienst des Stammapostel Fehr:  „Wenn es aber um das Wort Gottes geht, um das Wirken des Heiligen Geistes am lebendigen Altar und um das Wohnen unter den schönen Giebeln der göttlichen Gnade, das Bauen des geistigen Hauses auf dem Grund des heiligen Evangeliums, meine Brüder und Schwestern, dann gibt’s keine Beurteilung! Das ist alles längst von Gott selbst beurteilt; deshalb ist keine Kritik angebracht.“

Der Mathematiker und Laienprediger Dr. phil.nat. Wilhelm Leber, bis Pfingsten 2013 Vorsitzender des Apostelvereins NAKI e.V., Zürich, und höchster Funktionär aller Neuapostoliken weltweit

All‘ die hier angeführten Gedanken werden vielfältig von den heute lehrenden Aposteln aufrechterhalten und neu bestätigt:

 

19.11.2006 Knetzgau Bamberg, Stap. Leber: „Es ist kein anderer Weg. Der Herr hat einen Weg gegeben. ... so ist es doch so und bleibt so, dass ein Weg gelegt ist, der Weg Jesu und der Apostel — Punkt!“

 

Und auf der gleichen Linie liegt die Aufforderung von BezAp Ehrich, wer mit der Lehre nicht einverstanden sei, müsse eben gehen, den könne man nicht halten.

 

Damit nun nochmals zu meinem ganz persönlichen Grund: „Warum noch mit diesen Zitaten beschäftigen?“

 

Zum einen ist dazu zu sagen: Meiner persönlichen Überzeugung nach gibt es keine geistige Befreiung ohne wirkliche geistige Auseinandersetzung mit den internalisierten Glaubenssätzen – sie könnten uns in schwierigen Lebenssituationen unversehens in einem Moment der Schwäche erwischen und schon hören wir den Vers des NAK-Kinderliedes: Wenn wir uns von ihm abwenden, wird es finster um uns her, unser Gang ist nicht mehr sicher und das Herz von Freuden leer… [aus „Lasst die Herzen immer fröhlich“ (NAK-GB Nr. 242, 2. Vers)]

 

Ich war über 50 Jahre lang gläubiges Mitglied dieser Kirche, - heute frage ich mich, wie das möglich war: obwohl ich Pädagogik und Psychologie studiert habe, bin ich treu und brav im System geblieben! Das ist nur durch eine Art Abspaltung zu erklären: Der Teil von mir, der seine Kenntnisse analysierend hätte einsetzen können, musste kontrolliert aus dem neuapostolischen Leben herausgehalten werden, im Themenkreis „Gott - Apostel – Kirche“ musste, wie ich es gelernt hatte, der Verstand schweigen, wenn ich nicht aus dem Erlösungswerk fliegen wollte, wie Eva aus dem Paradies! Verstand ausschalten, Augen zu und durch! Diskrepanzen, offene Fragen, Ungereimtheiten wurden schleunigst in eine „neuapostolische Schublade“ gelegt mit dem Vermerk: „Werde ich später verstehen!“

Erst als ich die Möglichkeit hatte, mich mit Anderen auszutauschen, bröckelten die ersten Steine aus dem „Glaubensfundament“ und mir war bewusst, dass ich damit bereits außerhalb des NAK-Systems stand – ein Zustand, der nur dann gut zu bewältigen ist, wenn man Berechtigung und Richtigkeit dieses Heraustretens gezielt überprüft (auch nachträglich) durch weitergehende Analyse des Systems.

 

Bedeutet nun aber das öffentlich lesbare Auseinandersetzen mit diesen zum Teil unerträglichen Zitaten ein ungerechtfertigtes Festhalten an der Vergangenheit und ein „Öl ins Feuer der Diskussionen gießen“, weil sich doch heute in der NAK so vieles zum Positiven verändert hat? - In vielen Gemeinden geht es doch heute ganz anders zu als früher, viele Amtsträger predigen nicht in obigem Stil, ganze Gemeinden bemühen sich um Ökumene,  so manche NAK-Mitglieder halten nicht mehr an der Exklusivität der NAK fest und manchmal möchte man glauben, die große Mehrheit der Gottesdienstbesucher hält heute für vollkommen erlaubt, die Predigt mit dem eigenen Verstand zu bewerten und zwischen Göttlichem und Menschlichem zu unterscheiden. Diese Auffassung findet sich bei Geschwistern, Lehrkräften und sogar Amtsträgern…

 

Und könnte nicht einfach so, auf diese Weise eine „neue“ NAK geschaffen bzw. gestaltet werden?

 

Ich denke, genau das funktioniert so einfach nicht. Es reicht nicht, auf die normative Kraft des Faktischen zu hoffen, die es einem erspart, sich mit den Normen selbst auseinanderzusetzen!

 

Es hat keinen Sinn, so zu tun, als gäbe es die Lehre der NAK nicht, die in den angeführten Zitaten zum Ausdruck kommt: Sie besteht nach wie vor und wurde nie zurückgenommen!

Diejenigen, die das ignorieren und ihr neuapostolisches Leben anders gestalten, müssen sich darüber im Klaren sein, dass sie dadurch, wie hier gezeigt, quasi automatisch außerhalb der NAK-Lehre stehen, selbst wenn sich eine ganze Gemeinde darin einig sein sollte!

Neues gestalten und praktizieren ohne ausdrückliche Auseinandersetzung mit den Fehlern der Lehre? Dann steht man jederzeit in der Gefahr, z.B. von einem übergeordneten Funktionär, dem das zugetragen wird, wieder auf den Boden der NAK-Realität geholt zu werden. Amtsträger und Lehrkräfte würden an ihre Gehorsamspflicht erinnert, die sich aus dem Glauben an die göttliche Berufung der Apostel ohnehin ergibt!

 

Und selbst wenn alle erwachsenen Gemeindemitglieder und die Amtsträger sich einig wären: Wie gestalten sie dann unter Verwendung des vorgegebenen Unterrichtsmaterials die Unterweisung der Kinder? - Ich las kürzlich in einem Forum, dass mehr und mehr Eltern mit ihren Kindern bewusst die Entschlafenen-Gottesdienste nicht mehr besuchen. Verhindern sie auch die entsprechende Unterweisung in den Unterrichtsstunden?

 

Wenn die Erwachsenen einer Gemeinde mehrheitlich zu der Überzeugung gekommen sind, dass Heil und Erlösung nicht nur in einer einzigen Konfession zu erlangen sind, wird dann auch den Kindern nicht mehr beigebracht, dass nur durch die Handauflegung eines Apostels aus einem Menschenkind ein Gotteskind wird? Und werden dann zur Vorbereitung auf den Entschlafenen-Gottesdienst keine Brücken aus Streichhölzern mehr gebastelt, um die rettende Bedeutung neuapostolischer Gebete kindgerecht zu veranschaulichen?


Während der Schlussbearbeitung dieses Beitrages erschien von Religionsreport unter http://www.religionsreport.de/?p=2885 gerade passend der Artikel:

 

Evangelisch-neuapostolischer Gottesdienst (€)

 

„Der Pfarrer hat es mir sehr leicht gemacht“

 

von Steffen Liebendörfer


Dort wird von einem von Anfang bis Ende gemeinsam gestalteten ökumenischen Gottesdienst berichtet:


(Zitat) „ ‚Für mich ist das ganz klar ein vollwertiger Gottesdienst‘, erklärte Vorsteher Hartwig noch kurz bevor es losging. Für den Nachmittag wurde in der NAK Lockwitz zusätzlich ein konventionell-neuapostolischer Gottesdienst angeboten – mit Abendmahl, das am Vormittag nicht gefeiert wurde – was für evangelische Gottesdienste allerdings nicht ungewöhnlich ist. Man habe im Vorfeld kommuniziert, dass es jeder nach Belieben handhaben könne: Nur am Vormittag oder nur am Nachmittag oder auch zweimal, jeweils ohne schlechtes Gewissen.“ (Zitatende)

 

Wer ein halbes Jahrhundert neuapostolisch war, weiß sofort, dass diese Auffassung mit der Lehre kollidieren muss:

 

Jeder Gottesdienst ist wichtig für die Erlangung der Würdigkeit der Seele und diese ist auf das geistgewirkte Wort, das Lebensbrot, ebenso angewiesen wie auf die Sündenvergebung und die Gemeinschaft im Heiligen Abendmahl. (Erinnert sich außer mir noch jemand an die Zeiten, als es sonntags zwei Gottesdienste gab, aber das heilige Abendmahl nur vormittags von allen gemeinsam gefeiert wurde. Diejenigen, die morgens nicht dabei gewesen waren, mussten dann am Nachmittag einzeln nach vorne, um die lebensnotwendige Hostie in Empfang zu nehmen.)

 

Und nun reicht ohne „schlechtes Gewissen“, d.h. auch ohne Gefährdung der „Würdigkeitsentwicklung“ die Teilnahme an einer ökumenischen Veranstaltung ohne Abendmahl aus?

 

Ungewöhnlich ist sicherlich, dass diese Möglichkeit von einem Vorsteher offiziell (?) so angeboten wird. (Dieses Vorgehen müsste dann vom Bezirksamt genehmigt und mit den „Vorangängern“ abgestimmt sein!) aber aus eigener Erfahrung kann ich bestätigen, dass quasi inoffiziell heute die Auffassung verbreitet ist, dass man z.B. um des Familienfriedens mit der nichtneuapostolischen Verwandtschaft Willen oder um Freunde nicht vor den Kopf zu stoßen, auch ruhig mal den NAK-Gottesdienst ausfallen lassen und eine andere Kirche besuchen kann, ohne „Schaden an der Seele zu nehmen“.

 

Früher wäre uns da in jedem Fall das angebliche Jesu-Wort entgegengehalten worden: „Wer Vater oder Mutter mehr liebt als mich, der ist meiner nicht wert; und wer Sohn oder Tochter mehr liebt als mich, ist meiner nicht wert.“ (vgl. Matth.10, 37)

 

Haben sich mit diesen und anderen „de-Facto-Änderungen“ der Praxis viele einzelne oder ganze Bezirke selber außerhalb der NAK-lehre positioniert?

Anders kann man es gar nicht sehen, denn die o.a. Zitate, allesamt der Lehre nach Aussprüche aus dem Mund der Gesandten Gottes und gewirkt durch den heiligen Geist sind nicht revidiert worden und an Deutlichkeit bleibt nichts zu wünschen übrig:

 

2001 Stammapostel Fehr in Tilburg /Holland, (Originalmitschrift):

„Liebe Geschwister, und wer den Heiligen Geist will, der kann wegen mir nach Rom reisen, oder zum Dalai Lama in den Himalaja oder weiß der Kuckuck wohin, er wird diesen Geist nicht empfangen, es sei denn durch die gesandten Apostel Jesu Christi. Das sei wieder mal in aller Deutlichkeit gesagt.“

 

Man muss nun allerdings nach dem Prinzip verfahren „Ober sticht Unter“ wenn man sich erinnert, dass Rolf Wosnitzka, ebenfalls als Apostel ein sprechender Mund Gottes vor rund fünf Jahren – im Juni 2007 – während eines Jugendgottesdienstes in Bautzen verkündet hat:

„Wir können auch nicht Andersgläubigen gegenübertreten und behaupten, Heiliger Geist könne nur durch das Apostelamt gespendet werden. Auch damit tun wir anderen Menschen weh und Unrecht […]“.

 

Machen wir uns klar: Mit Erscheinen des neuen Katechismus wird die NAK-lehre schriftlich fixiert – dann muss sich erweisen, wo jeder einzelne neuapostolische Christ, wo die Gemeinde und der Bezirk stehen und wie mit den dann schwarz auf weiß nachlesbaren Lehraussagen und ihren möglichen Differenzen zum praktizierten Glauben umgegangen wird.

26.10.2012 - (fcs/bt)

Klein-Willi legt die Bibel aus

(Exegese eines theologischen Geisterfahrers)

Der Gesamtleiter aller Neuapostolischen Kirchen auf der Welt, der promovierte Mathematiker und Laienprediger Dr. Wilhelm Leber, gibt in regelmäßiger Folge je ein sogenanntes Geleitwort im offiziellen Organ des in der Schweiz sesshaften Vereins sich Apostel nennender Männer, NAKI e.V. Zürich, der Zeitschrift „Unsere Familie“ heraus.

 

In der aktuellen Ausgabe [20/2012 vom 20. Oktober (siehe Bild rechts)] hat er sich für dieses Geleitwort durch eine in der Bibel in 2. Könige 4, 1-7 überlieferte Begebenheit aus der Zeit Elisas „inspirieren“ lassen. [http://www.bischoff-verlag.de/public_vfb/pages/Downloads/Downloads_UF/Geleit-2012-20.pdf]

 

Bevor wir uns auf Lebers Geleitwort einlassen, aber zunächst ein paar Hintergrundinformationen, da vielleicht nicht jeder Leser die Bücher der Könige gegenwärtig hat:

 

Elisa, eigentlich Elischa  (hebräisch אֱלִישַׁע auf Deutsch „Gott hilft“) hat der Überlieferung zufolge etwa im 9. Jhdt. v.Z. gelebt und war ein Prophet im Nordreich Israel. Er wird als wundertätiger Nachfolger des Propheten Elia (eigentlich Elija, hebräisch ‏אליהו auf Deutsch  „Mein Gott ist JHWH”) überliefert. Er war bei der angeblichen Himmelfahrt des Elija zugegen,  bei dieser Begebenheit soll der Geist des Elija auf Elischa herniedergefahren sein, und es wird berichtet, dass Elischa von der Zeit an Wunder vollbringen konnte. Die Geschichten über ihn finden sich im 2. Buch der Könige, aber interessanterweise wird er auch im Koran erwähnt – im Islam wird Elischa als Prophet Al-Yasa oder auch Elyasa geführt.

Elias Himmelfahrt (Giovanni Piazzetta; 18. Jh.)

Wundertaten ähnlich denen des Moses soll Elischa vollbracht haben, z.B. die Teilung des Jordan durch seinen Mantel. Es fällt aber auf, dass eine ganze Reihe vergleichbarer Wunder in teilweise abgewandelter Form später auch dem Wanderprediger Jesus von Nazareth, den das Christentum als Christus und Inkarnation Gottes überliefert, zugeschrieben werden. Wichtig ist aber auch, dass ähnliche Wundertaten ebenfalls von Siddhartha Gautama, dem historischen Buddha, der etwa im 6. Jhdt. v.Z. gelebt hat, berichtet werden.

 

Wenn wir uns nun vergegenwärtigen, dass das Buch der Könige in der ersten Redaktion ca. 580 v.Z. und in der 3. Redaktion ca. 500 v.Z. entstanden ist, und dass Buddha von 563 – 483 v.Z. gelebt hat, ist die Annahme einiger Bibelwissenschaftler, dass eine Beeinflussung der Elischa-Sagen durch Berichte über die Wunder des Buddha stattgefunden hat, nicht von der Hand zu weisen. Anders als Moses hat Buddha schließlich tatsächlich gelebt ;-)

 

Eines dieser Wunder des Elischa ist es, von dem sich Dr. Leber inspirieren ließ. Und da er es in seinem Geleitwort unzulässig stark verkürzt und sinnentstellt wiedergegeben hat, wollen wir auch dieses Wunder noch einmal nacherzählen:

 

Die Witwe eines Prophetenjüngers (in einem der Qumran-Targumin wird sie als die Witwe Obadjas bezeichnet) steht vor einem großen Problem: Nach dem Tod ihres Mannes steht ein Gläubiger vor der Tür, der einen zu diesem Tag fällig gestellten Betrag, den er ihrem verstorbenen Mann geliehen hatte[Josephus ergänzt (Ant. IX 4.2), dass Obadja das Geld geliehen hatte, um den Propheten und seine Jünger, die er versteckt hatte, zu verpflegen], zurückfordert.
Da sie nahezu vollkommen mittellos ist, kann sie die Schuld nicht tilgen, der Gläubiger ist daher berechtigt, ihre beiden Söhne, beide noch im Knabenalter, zum Ausgleich als Sklaven zu nehmen. Der Gläubiger war anscheinend kein Unmensch, da er der Witwe 3 Tage Zeit ließ, den nötigen Betrag aufzubringen. In ihrer Not wandte diese sich an den Propheten und dann geht es gemäß der 84er Luther-Übersetzung der Bibel  in 2. Könige 4, 2-7 wie folgt weiter:

Elisa vermehrt das Öl der Witwe

 

„(2) Elisa sprach zu ihr: Was soll ich dir tun? Sage mir, was hast du im Hause? Sie sprach: Deine Magd hat nichts im Hause als einen Ölkrug.

(3) Er sprach: Geh hin und erbitte draußen von allen deinen Nachbarinnen leere Gefäße, aber nicht zu wenig,

(4) und geh ins Haus und schließ die Tür zu hinter dir und deinen Söhnen und gieß in alle Gefäße; und wenn du sie gefüllt hast, so stelle sie beiseite.

(5) Sie ging hin und tat so und schloss die Tür zu hinter sich und ihren Söhnen; diese brachten ihr die Gefäße herbei und sie goss ein.

(6) Und als die Gefäße voll waren, sprach sie zu ihrem Sohn: Reiche mir noch ein Gefäß her! Er sprach zu ihr: Es ist kein Gefäß mehr hier. Da stand das Öl.

(7) Und sie ging hin und sagte es dem Mann Gottes an. Er sprach: Geh hin, verkaufe das Öl und bezahle deinen Schuldherrn; du aber und deine Söhne, nährt euch von dem Übrigen.“

 

Soweit die biblische Überlieferung dieser Legende, aus deren Interpretation sich allerlei Frommes herleiten lässt, wenn man denn an die göttliche Inspiration des Schreibers dieser Mär glauben mag: z.B., …

  • …, dass Gott keines seiner Kinder in der Not allein lässt
  • …, dass Gott sich nichts schenken lässt
  • …, dass Gott in der Lage ist, aus wenig viel zu machen (Segen bedeutet Vermehrung)
  • …, dass Gott sich zu dem Wort seines Propheten bekennt

 

Aber nun schauen wir uns die Schriftauslegung des Dr. Wilhelm Leber an:

(Zitat) „[…]Es war also genau so viel Öl vorhanden, dass diese Frau davon leben und den Rest verkaufen konnte. Der Erlös reichte sogar aus, dass sie ihre Schulden bezahlen konnte.

 

Ich möchte das biblische Geschehen auf uns übertragen und dabei das Bild von den leeren Gefäßen in den Mittelpunkt stellen. Im Gottesdienst geht es darum, dass wir Geistesöl aufnehmen. Da ist es wichtig, dass wir ein leeres Gefäß darstellen. Ich meine damit, dass wir alles, was uns belastet – alle Sorgen, alle Mühen des Tages –, ausschütten. Wir wollen nicht mit einem vollen Gefäß ins Haus Gottes kommen. Denn das bedeutet, dass nichts mehr hineingeht. Die Herzensgefäße sollen leer sein, sodass sie empfänglich für das Wort Gottes sind, für das Geistesöl.

 

Da  kann  es  vieles  geben,  was  die  Gefäße  anfüllt:  Sorgen  aus  dem  Alltag,  um  den

Arbeitsplatz, um die Gesundheit; Fragen, die uns beschäftigen, wie etwa: Ist denn der Herr noch mit mir? Ärger, der obenauf liegt im Herzen. Es ist gut, wenn wir das ausschütten und vor den Altar Gottes legen, um empfänglich zu sein für das Geistesöl. Ein leeres Gefäß, also ein aufnahmebereites Gefäß, ist notwendig. Das gilt in jedem Gottesdienst.

 

Es mag vielleicht hier und da auch so sein, dass man noch etwas Mühe hat, das Herzensgefäß zu leeren. Aber es lohnt sich in jedem Fall, denn das Wort Gottes ist immer mehr wert als alle Sorgen, als alle Belastungen, als alles, was uns zu schaffen machen könnte. Haben wir Mühe, unsere Gefäße zu leeren, dann hilft das Gebet, also die Bitte an den Herrn, er möge uns helfen, dass es uns gelinge, diese Sorgen und Nöte, die die Gefäße manchmal bis zum Rand füllen, auf ihn zu werfen.

 

Am Beispiel jener Witwe sehen wir, wie sie dann zu Reichtum kam oder zu einem angemessenen Lebensunterhalt – auf das Wort des Gottesknechtes hin. Also mit leeren Gefäßen in den Gottesdienst kommen und diese mit dem Wort Gottes anfüllen ist segensreich. Ich wünsche uns allen, dass es so sein möge, dass alle Herzensgefäße leer sind und gefüllt werden mit dem Geistesöl.“ (Zitatende/Textende)

 

Soweit die sachliche Darstellung und Analyse von fcs …

 

Ich kann nun allerdings gar nicht anders, als in meine Stellungnahme zu diesem Geleitwort des höchsten NAK-Amtsträgers sehr emotional einzusteigen und als erstes staunend festzustellen, dass hier uraltes Brot als frische Wegzehrung zum Geleit angeboten wird!

 

Und das nicht von einem Diakon oder Priester, der, überraschend zum mitdienen aufgerufen, auf die als erstes zur Verfügung stehenden Konserven zurückgreift, sondern von dem sogenannten „Elieser der Gegenwart“, der die Brautseelen bereiten soll, der oberster Hirte und Vorangänger ist, der Hüter der Geheimnisse Gottes, der zwischen den Zeilen der heiligen Schrift neue Erkenntnisse entdecken kann und dem der Heilige Geist offenbart, was zur Führung des Volkes Gottes ganz aktuell vonnöten ist!

Was bedeutet es, wenn ich in aller Aufrichtigkeit bezeugen kann, dass man mich nachts aus dem Tiefschlaf wecken könnte und ich auf das Stichwort „leeres Gefäß“ mit einem exakten Abspulen genau dieser köstlichen „Stammapostelworte“, derselben Interpretation der Bilder und derselben entsprechenden Ermahnungen und Verheißungen hätte dienen können? Und jede Wette, jeder altgediente NAKler könnte das ebenso!

Es bedeutet, dass wir alle, die wir treu die Gottesdienste „ausgekauft“ und „Öl gesammelt“ haben, dasselbe in unendlichen Wiederholungen bereits genauso gehört haben, - und die vielen Amtsträger aller Amtsstufen, denen diese wertvollen Gedanken zyklisch „auf den Geist“ kamen, die uns diese Gedanken dann in die Herzen gelegt haben, die konnten das auch einfach so, haben einfach das Bild von leeren Schüsseln, gläsern, Krügen, Fässern etc. benutzt, um die wesentliche Botschaft herüberzubringen. Die simple und empirisch leicht überprüfbare Wahrheit lautet: Wenn ein Gefäß voll ist, dann geht nix mehr rein!

 

Und wir saßen da, ergriffen von der Weisheit und Evidenz dieser Aussage! Aber damit nicht genug, sie wurde nun erst auf das Geistige übertragen und damit zu einem wertvollen Eckpfeiler im NAK-System, aufs trefflichste geeignet, die Mitglieder als treue Schafe in der Herde zu halten: Diese simple Wahrheit sollte ihnen beweisen, dass auch sie leere Gefäße sein müssen, um das wertvolle Glaubensöl aus der Predigt in sich aufnehmen zu können! – Immer schon wurden „Richtigkeit“ aus dem Bereich der Materie als bewiesene Wahrheiten im Bereich des Geistigen oder Geistlichen verkauft.

 

Und weil es so gut passt, übertrug man das gleichermaßen auf Kopf und Herz und Seele (der Magen durfte vernachlässigt werden) und schlug dabei diverse Fliegen mit einer Klappe:

 

Gute Gotteskinder sind „geleerte“ Gotteskinder, ganz besonders, wenn sie in den Gottesdienst kommen. Denn wie ein leeres Gefäß sollen sie das geistige Öl aufnehmen und das bedeutet, dass sie sich nicht mit eigenen Gedanken, eigenen Ansichten und Meinungen, schon gar nicht mit Kritik „anfüllen“ dürfen. – Eine solche Vorgabe ist natürlich grandios zur Stabilisierung eines hierarchisch strukturierten und auf Machterhalt der Führung ausgelegten Systems!

Die Gefahr des eigenen Denkens ist für ein solches System die größte Gefahr, und so wird auch intensiv und immer wieder auf vielfältige Weise davor gewarnt. Das Denken soll ganz und gar nur von göttlichen (= systemkonformen) Informationen erfüllt sein. Andere Quellen, theologische Literatur genauso wie Gespräche mit Kritikern werden als geistiges Gift bezeichnet. Damit erreicht man auf simpelste Weise, dass die Mitglieder weder selber kritische Gedanken entwickeln, noch sich den kritischen Ideen anderer zuwenden.

 

Das Bild von den aufnahmefähigen leeren Gefäßen wird aber auch gern, weil’s so schön ist, nicht nur auf das Denken, sondern auch auf Gefühle übertragen, obwohl da das Bild schon unlogisch wird: Gefühle von Ärger, Unmut, Überheblichkeit etc. sollen raus, aber für akzeptierte Gefühle wie Freude, Begeisterung usw. gilt das nicht, die dürfen bleiben, bilden aber seltsamerweise auch kein Hindernis beim befüllt werden mit dem Geistesöl im Gottesdienst.

 

Wenn es um die Vorbereitung des „Gefäßes“ auf den Gottesdienst geht, wird es ähnlich schief: Sich Freuden und Beschäftigungen der Welt hingeben, das macht das Gefäß voll: Simpelste Erläuterung dazu war früher gern der Spätfilm, der einem Gotteskind nicht ganz aus dem Kopf geht und seine Aufnahmefähigkeit im Gottesdienst schmälert. Vorbereitung durch lesen der Bibel oder noch besser der NAK-Schriften ist erwünscht und führt dadurch, dass im Seelengefäß schon die bekannten NAK-Phrasen schwirren zu den so beliebten Erlebnissen ganz besonderer Verbindung nach „oben“, wenn komplementäre Phrasen aufeinandertreffen! So muss es sein, das bewirkt dann auch den ersehnten Effekt: „Sind wir nicht alle wieder selig geworden?!“

 

Und es bewirkt eine weitere Absicherung des NAK-Systems, die auch ganz besonders notwendig ist, weil in der NAK nicht nur Laienprediger tätig sind, denen theologisches Wissen fehlt, sondern oft auch sprachlich und rhetorisch ungeschulte Amtsträger, teilweise mit geringer Allgemeinbildung und dementsprechend kommt es gelegentlich auch zu recht unerquicklichen Predigten.

 

Und da kommt dem Prediger nun wieder das von allen kritischen Gedanken und Ansprüchen geleerte Gefäß der Zuhörer zugute – aber ganz leer sollte es nicht sein, im Bodensatz wabern natürlich zu aller Freude die internalisierten Lehren: „Wir werden auch durch törichte Predigt selig, wir verlangen nicht nach kunstvollen Formulierungen und schönen Worten, wir sehen durch „den Vorhang des Fleisches“ Gott selbst am Altar stehen, und es wird uns nicht gepredigt, „wonach unsere Ohren jücken“, sondern das zeitgemäße Wort Gottes, das uns stärkt und selig macht!

 

Wir alle haben gelernt: Wenn wir nicht selig geworden sind „unter dem Wort“, wenn uns die Predigt nichtssagend und langweilig vorkam, - ja dann waren wir nicht richtig vorbereitet, wir waren kein aufnahmefähiges leeres Gefäß und an unserem Dilemma selber schuld!


So perfekt systemstabilisierend funktionieren die einfachen alten Bilder und ihre altbekannten Auslegungen, auch wenn sie schief sind, sind sie wirksam – nichts zu verbessern!

Dabei hätte dann auch Leber lieber bleiben sollen – aber er als Oberhaupt und Brautführer möchte natürlich auch als theologisch versierter Prediger dastehen und entsprechend seinem hohen Amt nicht einfach nur die altbekannten Sprüche herbeten sondern zeigen, dass er kraft seines Amtes zur Exegese biblischer Texte fähig ist!

 

Leider fällt er damit grandios auf die Nase! Der Bezug auf die Geschichte, mit dem er sich als begabter Exeget erweisen will, ruiniert ihm seine Bemühungen:

 

Dieser Geschichte folgend, macht es keinen Sinn, die Witwe selbst mit dem Gefäß gleichzusetzen und dann über ihre Aufnahmefähigkeit und den damit verbundenen Segen zu philosophieren, denn diese Frau war nicht selber im übertragenen Sinne ein Gefäß, sondern sie besaß ein Gefäß – und der besondere Witz an der Sache ist, dass der ganze Ablauf der Erzählung darauf aufbaut, dass das Gefäß, von dem alles seinen Ausgang nimmt nun eben gerade nicht leer ist !

 

Peinlich für den lieben Stammapostel, dem es doch gegeben ist, die Schrift auszulegen, wenn er solch gravierende Abweichung zu seinem eigenen Bild nicht bemerkt:

 

In dieser Geschichte hatte die Frau ihren eigen Grundstock an Öl und sie hat ihr Gefäß nicht geleert, damit es jemand anderer anschließend wieder auffüllen konnte, sondern das, was sie schon besaß, wurde vermehrt und sie konnte, ohne dass ihr Gefäß leer wurde, die anderen Gefäße füllen. Was sie auf diese Weise gewann wurde auch nicht „bewahrt“ und eingelagert, sondern verkauft und der Erlös verwendet.

Das Bild von der eigenen Seele als aufnahmefähiges und dann angefülltes Gefäß greift hier überhaupt nicht.

 

Bezug nehmend auf diese Geschichte hätte Leber passenderweise auf die Notwendigkeit von Glauben und Vertrauen hinweisen und das auf das Verhältnis der gläubigen NAK-Mitglieder zu den NAK-Funktionären übertragen können:

 

Glaube muss in ausreichendem Maß vorhanden sein und bei der Witwe war dieser der Geschichte zufolge immerhin so stark, dass sie in Kauf nahm, sich unter Umständen lächerlich zu machen. Ihre wirtschaftliche Lage dürfte bekannt gewesen sein, und die Nachbarn werden sich ihr Teil gedacht haben, als sie sich die leeren Krüge ausgeliehen hat. – Hätte sie versuchshalber lediglich einen Krug geborgt, dürfte der Verkaufserlös nicht zur Schuldentilgung gereicht haben… Aber sie hätte wohl auch noch wesentlich mehr Krüge füllen können, wenn mehr vorhanden gewesen wären. Die Erzählung lässt hier einiges an Spielraum.

 

Auf jeden Fall schien der Verkaufserlös ausreichend gewesen sein zur Tilgung ihrer Schulden und es blieb sogar noch ein wenig Geld übrig, sodass sie sich und die beiden Knaben eine Weile ernähren konnte. Mehr gibt die Erzählung diesbezüglich aber auch nicht her.  Und das alles hätte Leber doch ohne sich zu blamieren aus dem Text herausholen können und es wäre doch auch in der vertrauten Linie geblieben. Er hätte abschließend den Gläubigen noch einmal liebevoll ins Herz legen können, den Knechten des Herrn zu vertrauen, deren Worten zu glauben, sie zu befolgen und dann nimmermehr Mangel zu leiden!  Und auch wenn die Lage hoffnungslos erschiene, wir wissen ja: Geht’s auch wider die Natur, Jesus spricht ja: glaube nur!

 

Wir wissen: Es bleibt nicht so – mit Gott ist alles möglich, der Herr lässt sinken, doch nicht ertrinken, Gott kann unsere Verhältnisse ändern – wenn er es nicht tut, dann lassen wir uns aber von der Hitze des Tages nicht verdrießen, auch wenn es den Gottlosen so wohl geht, denn wir sehen ihr  Ende an! Unsere Trübsal aber ist zeitlich und leicht und auf uns wartet eine über alle Maßen wunderbare Zukunft: Was noch kein Auge gesehen und kein Ohr gehört, ist denen bereitet, die Gott lieb haben!!

 

Geht doch, oder!?

30.06.2012 (fcs)

Anspruch ohne Begründung: Das Amtsverständnis der NAK

Der Stein des Anstoßes: Die PDF zum Thema Amtsverständnis der NAK

DieserBeitrag hat eine Vorgeschichte: Die Sozialplattform facebook bietet für Benutzergruppen seit kurzem die Möglichkeit, Dateien hochzuladen. Einfach um diese Funktion auszuprobieren, habe ich dann eine im Juni beim Friedrich-Bischoff-Verlag Frankfurt/Main, dessen Eigentümerin der Züricher Verein NAKI e.V. ist, zum Download auf seiner Internetpräsenz bereitgestellte PDF-Datei in der facebook-Gruppe „Klartext“ eingestellt. Das Ergebnis war, dass ich am übernächsten Tag eine sogenannte Facebook-Warnung erhielt:

 

„Wir haben den Zugriff auf folgende Inhalte, die Du auf Facebook gepostet hast, entfernt oder gesperrt, weil wir einen Bericht von einer Drittpartei erhalten haben, dass die Inhalte gegen ihre Urheberrechte verstoßen:


Datei von einer Gruppe: "Klartext", LEO_06-2012_dt.pdf, Hochgeladen am 25. Juni 17:39 PDT
Wir möchten Dir dringend dazu raten, dass Du die von Dir auf Facebook geposteten Inhalte überprüfst und sicherstellst, dass Du keine anderen verletzenden Inhalte gepostet hast. Unseren Richtlinien zufolge schließen wir die Konten von Wiederholungstätern gegebenenfalls.
Weitere Informationen über geistiges Eigentum findest Du in unserem Hilfebereich unter http://www.facebook.com/help/?page=439.

 

Das Facebook-Team“

 

Meine Neugier war geweckt! Wenn die Neuapostolische Kirche einen Aufstand wegen einer eigentlich frei herunterladbaren PDF macht, muss der Inhalt doch eher brisant sein.  Ich habe mir den Text etwas genauer angeschaut, und so entstand der nachfolgende Beitrag, in welchem ich das fragliche Dokument eingehend prüfe und beurteile.

 

Die fragliche NAKI-Publikation, ist unter dem folgenden Link abrufbar:

 

http://www.bischoff-verlag.de/public_vfb/pages/Downloads/Downloads_UF/lehreunderkenntnis-ab-2012-02/LEO_06-2012_dt.pdf

 

Um mich nicht erneut  der Gefahr auszusetzen von den Leuten der Neuapostolischen Kirche fälschlicherweise der Urheberrechtsverletzung bezichtigt zu werden, habe ich in dem Artikel jeweils nur einen Abschnitt des Textes wörtlich zitiert und anschließend kommentiert. Zitat und Kommentar sind am unterschiedlichen Schriftgrad und der unterschiedlichen Schriftfarbe erkennbar. Die Übereinstimmung von Zitat und Original ist über den vorstehenden Link überprüfbar. Ggf. sende ich auf Anfrage aber auch gerne die Ursprungsdatei per E-Mail zu.

Sitz des Apostelvereins NAKI e.V. in der Züricher Uberlandstraße

(Zitat) „Amtsverständnis der NAK

 

Seit ihren Anfängen versteht sich die Neuapostolische  Kirche als eine Kirche des Amtes. Der folgende Beitrag gibt Aufschluss über unser Amtsverständnis und erläutert die einzelnen Ämter und Dienste der Kirche.

 

Im Allgemeinen ist unter „Amt“ eine Funktion oder offizielle Stellung zu verstehen, der ein Verantwortungsbereich  zugeordnet ist. Im weiteren Sinn ist „Amt“ eine verliehene Autorität zur Vertretung, Leitung und Ordnung einer Gemeinschaft. Zur Ausübung eines Amtes gehören sowohl administrative als auch autoritative Aufgaben.

 

Im Folgenden geht es hauptsächlich um das geistliche Amt. […]“ (Zitatende)

 

Ein böser Trick der Verfasser: Sie haben ihre Gemeinschaft als Amtskirche definiert, müssten also ehrlicherweise von „Kirchenamt“ sprechen und nicht von geistlichem Amt.  Mit der einfach begründungslos in den Raum gestellten Behauptung, es gehe um ein „geistliches Amt“ setzen die Verfasser automatisch voraus, dass der folgende Abschnitt die Wahrheit sei.

 

(Zitat) „[…] Das Amt und die Dienste

 

Ein geistliches Amt ist eine durch Ordination erteilte Bevollmächtigung, Segnung und Heiligung zum Dienst in der Kirche Christi. Es wird in der Kraft des Heiligen Geistes ausgeübt.

 

Das geistliche Amt wird von einem „Höheren“, dem Sender, übertragen. Der Gesandte ist dem Sender gegenüber in der Erfüllung seines Amtsauftrages verantwortlich und verpflichtet. Amt steht immer in Zusammenhang mit Jesus Christus und den von ihm gesandten Aposteln.

Trinität (Bild aus dem Heiligenlexikon)

Vom Amt zu unterscheiden sind in der Kirche Christi die vielfältigen Dienste zur Verkündigung des Evangeliums und zum Wohl der Gläubigen, die auch ohne Ordination vollzogen werden können. Dienste werden sowohl innerhalb als auch außerhalb der Neuapostolischen Kirche verrichtet.

 

Ebenso vom Amt zu unterscheiden ist der an jeden Gläubigen ergangene Ruf, dem Herrn durch Nachfolge zu dienen (vgl. Joh. 12, 26; 1.Petr. 2, 5+9). […]“ (Zitatende)

 

Auch hier wieder eine ganze Reihe leerer Behauptungen und Unwahrheiten: Zunächst einmal muss festgehalten werden, dass jedwedes Amt lediglich verliehen wird… übertragen wird dagegen ein Auftrag. Bereits hier sehen wir eine unzulässige Vermischung von Begriffen, mit denen der Boden für weitere Unwahrheiten vorbereitet wird.

Und wenn es auch wahr ist, dass der Träger eines Amtes dem Verleiher des Amtes gegenüber verantwortlich ist, so ist es doch wieder eine leere Behauptung, dass das Amt selbst im Zusammenhang mit Jesus Christus stehe, und ebenfalls fehlt jeder Beweis dafür, dass die derzeit tätigen Apostel von Jesus ausgesandt seien. – Und auch mit dieser Behauptung, ich möchte das noch einmal ausdrücklich betonen, wird der Boden für weiter unten verkündete Unwahrheiten bereitet.
Der Leser wird durch das sukzessive hergestellte Einverständnis mit nicht den Tatsachen entsprechenden Behauptungen zu fortlaufender Zustimmung verführt.

 

(Zitat) „[…] Ursprung des Amts

 

Das geistliche Amt gründet auf der Sendung Jesu Christi durch den Vater; Jesus ist König, Priester und Prophet. Er war als der Gesandte seines Vaters bevollmächtigt, gesegnet und geheiligt zur Erlösung der Menschen. […]“ (Zitatende)

 

Hier müssen wir frühzeitig unterbrechen, denn dieser Absatz besteht aus nichts als leeren Behauptungen, für die jeder Beleg fehlt. Was allenfalls als wahr angenommen werden kann, ist, dass Jesus sich als Sohn Gottes fühlte, wie jeder Mensch im religiösen Sinn Kind Gottes ist, und dass er sich berufen fühlte, eine Religion des Friedens und der Vergebung zu verkünden – eine im Kern humanistische Lehre…

 

(Zitat) „[…] Bereits im alten Bund hatte es Vorläufer des Amts in der Kirche gegeben – im König, im Priester und im Propheten. Diese Hinweise lassen sich an herausragenden Personen der Heilsgeschichte  beispielhaft festmachen: David steht für den erwählten und gesalbten König. Melchisedek steht für den Priester, der Gottes Segen vermittelt. Und Mose steht für den Propheten, der den göttlichen Willen verkündigt.

 

Doch besteht zwischen dem Amt des alten Bundes und dem des neuen Bundes ein beträchtlicher Unterschied. Hierzu sagt Hebr. 8, 6: „Nun aber hat er [Jesus] ein höheres Amt empfangen, wie er ja auch der Mittler eines besseren Bundes ist …“ […]“ (Zitatende)

"Abraham und Melchisedek" (Peter Paul Rubens)

Okay… alttestamentarische Überlieferung berichten, dass es bereits in Urzeiten hierarchische Priesterstrukturen gab. Allerdings muss auch festgehalten werden, dass sowohl Melchisedek als auch Mose mythische Figuren sind, Archetypen, die so, wie es in der Bibel überliefert wird und vor allem mit diesen Namen, nie wirklich existiert haben. Diese Figuren wurden etwa zur davidischen Zeit, mit dem Beginn der Abfassung des Pentateuch als identitätsstiftende Schrift für den kanaanitischen Vielvölkerstaat, schlicht adaptiert.
Dass dann ausgerechnet der Hebräerbrief als Beleg dafür gelten kann, dass der Wanderprediger Jesus von Nazareth ein „hohepriesterliches Amt“ innehatte, muss als lächerlich abqualifiziert werden:

 

Der theologische Berater der NAK-Führungsfunktionäre, der Literaturwissenschaftler Priv.-Doz. Dr. phil. habil. Reinhard Kiefer, hat in einem Nebenstudium evangelische Theologie studiert. Damit ist er zwar noch lange kein Theologe, aber dennoch dürfte ihm bekannt sein, dass der Hebräerbrief von keinem der Männer stammt, die zu den tatsächlichen Begleitern des Jesus von Nazareth gehört haben. Und auch der später Paulus genannte Saulus von Tarsus scheidet als Verfasser dieser Schrift aus.

Da dieser Brief in Kapitel 10 Hinweise auf die Christenverfolgung durch Nero enthält, ist klar, dass er frühestens im Jahr 64 n.Chr. entstanden sein kann, da er im Klemensbrief ausgiebig zitiert wird, kann er spätestens im Jahr 96 n.Chr. verfasst worden sein. Allgemein wird eine Entstehung dieses Briefes etwa um das Jahr 70 n.Chr. angenommen. Er ist also eindeutig nach dem Tod des sogenannten Apostels Paulus und wahrscheinlich knapp vor Entstehung des ältesten der kanonischen Evangelien, dem Matthäusevangelium, verfasst worden. Und damit spiegelt er vielleicht wieder, wie die damaligen Anhänger des Weges, aus denen später, so um 100 n.Chr. das Christentum entstanden ist, ihren Jesus gerne gesehen hätten, sagt aber nun gar nichts über einen Amtsauftrag für diesen Wanderprediger aus.

 

(Zitat) „[…] Durch die Berufung und Sendung der Apostel hat Jesus das Amt für seine Kirche gestiftet. Die Kirche Jesu Christi ist an Pfingsten in ihrer geschichtlichen  Realisierung hervorgetreten. Zu diesem Zeitpunkt beginnt auch die Wirksamkeit des Amtes in der Kirche. Das Amt selbst aber hat Jesus bereits vorher seinen Aposteln (vom griechischen „apóstolos“ = Gesandter) gegeben.

 

Aus seiner göttlichen Vollmacht erwählt er, der Erwählte Gottes, die zwölf Apostel. Er bevollmächtigt, segnet und heiligt sie zum Dienst am Evangelium. Ihnen vertraut er die Verwaltung der Sakramente an. Auf diese Weise kann sein Opfer zur Erlösung der Menschen allen zugänglich werden (vgl. Matth. 28, 19+20). Die Apostel sind also die Gesandten Jesu. […]“ (Zitatende)

 

Auch hier wieder simple Behauptungen, ohne jeden Nachweis für deren Wahrheitsgehalt. Das Matthäusevangelium ist später entstanden als der Hebräerbrief. Bereits der Hebräerbrief enthält eine durch nichts begründete Überhöhung des Jesus von Nazareth, das was im Matthäusevangelium über die Beauftragung der Apostel geschrieben steht, baut auf frühere Unwahrheiten auf und dient lediglich dazu, Führungsämter ohne wirklichen Führungsauftrag hörigen Dritten gegenüber zu legitimieren.

"Christi Himmelfahrt" (orthodoxe Ikone)

Und selbst wenn Jesus von Nazareth vor rund 2000 Jahren seine Jüngerinnen und Jünger beauftragt hatte , in seinem Namen weiter zu predigen (das ist immerhin nachvollziehbar) so ist bei einer Gesamtschau selbst der kanonischen Evangelien keinesfalls belegt, dass er 12 Männer speziell ausgesucht hat. Wenn, dann galt dieser Sendungsauftrag für seine gesamte Nachfolgerschaft. – Was aber noch wichtiger ist: Was hat das, was ein Wanderprediger vor ca. 2000 Jahren irgendwelchen Frauen und Männern aufgetragen hat, mit irgendwelchen Männern unserer Tage zu tun?

 

(Zitat) „[…] Welch hohe Bedeutung Jesus Christus seinen Aposteln beimisst, bezeugt auch seine Hinwendung zu ihnen unmittelbar vor seinem Leiden und Sterben: Mit ihnen redet er, ihnen gibt er die Verheißung seiner Wiederkunft, für sie tritt er im hohepriesterlichen Gebet ein:

 

„Wie du mich gesandt hast in die Welt, so sende ich sie auch in die Welt“ (Joh. 17, 18). Der Auferstandene gibt seinen Aposteln Vollmacht zur Sündenvergebung, rüstet sie mit der Kraft des Heiligen Geistes aus und stellt seine Sendung nochmals mit der ihrigen in unmittelbaren Zusammenhang: „Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch“ (vgl. Joh.  20, 2–23).

 

Zielte die Sendung Jesu Christi auf die Erlösung durch seinen Tod und seine Auferstehung, so macht die Sendung der Apostel den Menschen dieses Verdienst Christi und die Fülle des Heils zugänglich. War das Amt im alten Bund auch dazu gegeben, um das Volk des Herrn auf das Erscheinen des verheißenen Messias vorzubereiten, so ist es eine wesentliche Aufgabe des neutestamentlichen Amts, die Gläubigen auf das Wiederkommen ihres Herrn vorzubereiten. […]“ (Zitatende)

 

Hier gilt das Gleiche wie im vorherigen Kommentar: Simple Selbstlegitimation von Männern, die ihren Führungsanspruch zementieren wollen. Zudem ist das knapp vor 100 n.Chr. entstandene Johannesevangelium das jüngste und am wenigsten authentische der Evangelien und es widerspricht auch in weiten Zügen sogar den übrigen, den sogenannten synoptischen Evangelien.

 

Zudem beabsichtigen Die Verfasser dieser NAK-Lehrschrift noch etwas anderes:  Sie stellen erstmals in dieser Schrift den nachweislich erst durch die paulinische Theologie in die Überlieferungen eingeflossenen Opfergedanken aus dem Mithraskult in Zusammenhang mit dem angeblich stattgefundenen Kreuzestod des Jesus von Nazareth, darüber hinaus wohl wissend, dass mehr Anhaltspunkte dafür sprechen, dass dieser Jesus lebend vom Kreuz genommen wurde, als dafür, dass er tatsächlich gestorben ist.

Stieropfer (Mithrasstein im Museum Aguntum/Österreich)

(Zitat) „[…] Das Apostelamt

 

Jesus Christus hat seiner Kirche unmittelbar nur ein Amt gegeben, nämlich das Apostelamt. Es soll an seiner statt und in seinem Auftrag die Kirche bauen und heilsverlangenden Menschen Erlösung zugänglich machen. Ferner ist das Apostelamt dazu bestimmt, die Gläubigen auf die Wiederkunft Christi vorzubereiten.

 

Die Bedeutung des Apostelamts wird im vierten Glaubensartikel dargelegt: „Ich glaube, dass der Herr Jesus seine Kirche regiert und dazu seine Apostel gesandt hat und noch sendet bis zu seinem Wiederkommen mit dem Auftrag, zu lehren, in seinem Namen Sünden zu vergeben und mit Wasser und Heiligem Geist zu taufen.“ […]“ (Zitatende)

 

Wie schon weiter oben festgestellt, sind das alles leere Behauptungen. Und auch die Tatsache, dass die NAK die bisher bereits festgestellten Unwahrheiten zur Wahrheit und gar zum Dogma erhebt, macht diese Behauptungen nicht wahrer. Darauf, dass dieser sogenannte Glaubensartikel weiteren Unsinn über einen angeblichen Amtsauftrag irgendwelcher Männer, die sich heutzutage Apostel nennen lassen, enthält werden wir später noch eingehen.

 

(Zitat) „[…] Das Selbstverständnis der Apostel

 

Die Apostel sind nach dem Willen ihres Senders Jesus Christus tätig und völlig von ihm abhängig. Nach dem Vorbild Jesu sind die Apostel Diener aller (vgl. Joh. 13, 15). Sie sind nicht Herren über den Glauben der Gemeinde, sondern Gehilfen der Freude (vgl. 2. Kor. 1, 24), das heißt, durch ihr Wirken sollen die Glaubenden in eine freudige, dankbare Grundhaltung Gott gegenüber gelangen. Dazu dienen gegebenenfalls auch Ermahnungen und Anordnungen (vgl. Jak. 1, 21).

 

Die Apostel stehen in der Verpflichtung, Vorbild für die Gemeinde zu sein und ihr in der Nachfolge Christi voranzugehen (vgl. 1. Kor 11, 1). […]“ (Zitatende)


Eusebius von Cäsearea (Heiligenlexikon)

Auch hier können wir uns kurz fassen: Was über das Johannesevangelium zu sagen ist, haben wir weiter oben bereits gesagt. Und auch der Jakobusbrief ist sogar aus Sicht der Kirchenlehrer sehr umstritten.  Seine Authentizität wurde unter anderem von Theodor von Mopsuestia bezweifelt, und auch Eusebius zählte ihn in seiner Kirchengeschichte unter die umstrittenen Schriften. Er ist eine pseudepigraphische Schrift und mit ziemlicher Sicherheit erst um das Jahr 100 n.Chr. entstanden.

Die Korintherbriefe sind indes als authentisch anzusehen. Allerdings vermitteln sie lediglich etwas über das Amtsverständnis des sogenannten Apostels Paulus.

 

(Zitat) „[…] Der Petrusdienst

 

Jesus hat Simon Petrus in Anwesenheit der übrigen Apostel besondere Vollmachten erteilt. Die Vorrangstellung des Petrus deutete sich schon während des Erdendaseins des Herrn an: Ihm wurde die Schlüsselvollmacht erteilt (Mt.  16, 19); er erhielt den Auftrag, seine Brüder zu stärken (Luk. 22, 31+32); er sprach im Namen der zwölf Apostel (Joh. 6, 68+69). Petrus vertraute der Herr seine „Lämmer und Schafe“ zur Pflege an (vgl. Joh. 21, 15–17).

 

Nach der Himmelfahrt zeigte sich die Vorrangstellung des Petrus mehrfach: Er veranlasste, dass Judas Iskariot im Kreis der Apostel ersetzt wurde (Apg. 1, 15–26); er hielt die Pfingstpredigt (Apg. 2, 14); ihm zeigte der Herr, dass auch den Heiden das Heil in Christus zugedacht ist (Apg. 10). […]“ (Zitatende)

 

Schön – der galiläische Fischer Simon genannt Petrus hat also die Führung übernommen, nachdem Jesus von Nazareth nicht mehr selbst unter den sogenannten Jüngern zugegen war.  Nur sagt das leider überhaupt nichts über ein apostolisches Amt aus.

Den lange nach dem scheinbaren Tod des Jesus von Nazareth und auch noch nach der Hinrichtung des sogenannten Apostels Paulus entstandenen Evangelien ist leider keine Bedeutung beizumessen. Die Evangelien berichten nämlich über Vier-Augen-Gespräche zwischen Jesus und Petrus. Und es muss die Frage gestattet sein, woher die Evangelienschreiber vom Inhalt dieser Gespräche gewusst haben sollen? Es kann nur so sein, dass Petrus diese angeblichen Inhalte als Selbstlegitimation in Umlauf gebracht hat. Und damit sind die angeführten Bibeltexte als Begründung für ein sogenanntes Petrusamt nicht geeignet. Fazit: Es gibt weder ein Petrusamt noch einen Petrusdienst!

Bis Pfingsten 2013 verrichtet er noch den angeblichen Petrusdienst: Der Mathematiker und Laienprediger Dr. W. Leber

(Zitat) „[…] Die Ämter in der Neuapostolischen Kirche

 

Die Neuapostolische  Kirche wird vom Stammapostel und den Aposteln geleitet. Den Petrusdienst nimmt der Stammapostel wahr.

 

Aus dem Apostelamt gehen alle weiteren Ämter hervor. Dazu sagt der fünfte Glaubensartikel: „Ich glaube, dass die von Gott für ein Amt Ausersehenen nur von Aposteln eingesetzt werden und dass aus dem Apostelamt Vollmacht, Segnung und Heiligung zu ihrem Dienst hervorgehen.“

 

In der Neuapostolischen Kirche gibt es drei Amtsebenen mit unterschiedlichen geistlichen Vollmachten:

 

  • das Apostelamt (Stammapostel, Bezirksapostel und Apostel)

 

  • die priesterlichen Ämter (Bischof, Bezirksältester, Bezirksevangelist, Hirte, Gemeindeevangelist und Priester)

 

  • das Diakonenamt.

 

Alle Amtsträger sind Geistliche. […]“ (Zitatende)

 

Naja… jetzt wissen wir also wie die NAK ihre Führungshierarchie gliedert. Und wir sehen, dass es eine patriarchale Hierarchie ist, die die durch die Historie überlieferten Frauenämter unterschlägt. Dazu ist allerdings zu sagen, dass dies das gute Recht einer Organisation ist, die insgesamt keine historische Grundlage hat, sondern erst 1878 entstanden ist.

 

Auf jeden Fall ist es mehr als zweifelhaft, dass die Amtsträger der NAK Geistliche sind. Um diesen Anspruch zu begründen müsste die NAK dann schon nachweisen, dass ihre Funktionäre charismatisch-pneumatologisch berufen seien. Leider zeigt aber die erst 134 Jahre kurze Geschichte der NAK, dass Amtseinsetzungen eher unter dynastischen Gesichtspunkten erfolgen.

 

(Zitat) „[…] Ordination

 

Die Einsetzung – die Ordination – ins geistliche Amt wird vom Apostel im Namen des drei- einigen Gottes durch Handauflegung und Gebet vollzogen. Dabei wird aus dem Apostelamt das jeweilige Amtsvermögen übertragen und die entsprechende Vollmacht erteilt. Auf dieser Grundlage kann der Amtsträger die ihm übertragenen Aufgaben erfüllen.

 

Durch die Ordination wird der Amtsträger für seinen Dienst gesegnet und geheiligt. Vorhandene Begabungen werden für die Amtsausübung erweckt und geweiht.

 

Die Ordination ist kein Sakrament, sondern eine Segenshandlung.  Die Heiligkeit dieser Handlung und der dienende Charakter des Amts werden dadurch sichtbar, dass das Amt kniend empfangen wird. Der zu Ordinierende gelobt Gott gegenüber Treue, Nachfolge Christi und Gehorsam des Glaubens gegenüber dem Apostelamt.

Apostelin Junia (kreuzgang.org)

Die Ausersehung zum Amt liegt grundsätzlich nicht im menschlichen Willen, sondern im göttlichen Willen begründet. Diesen zu erkennen und demgemäß zu handeln ist Aufgabe des Apostels.

 

Bei der Ordination wird göttlicher Segen vermittelt. Er beinhaltet die Zusage von Begleitung und Stärkung durch den Heiligen Geist sowie Bewahrung durch den Dienst der Engel.

 

Der Amtsträger kann seinen Dienst nicht aus eigenem Vermögen vollbringen, sondern nur in Verbindung mit dem Apostolat und in der Kraft des Heiligen Geistes. In der Ausführung seines Amts ist der Amtsträger dem Apostelamt verpflichtet und auf dieses angewiesen. Das Apostelamt ist lehrsetzend und Vorbild für die Verkündigung des Wortes Gottes durch die weiteren Amtsträger. […]“ (Zitatende)

 

Was immer die NAK im Zusammenhang mit den Ordinationen behauptet: Es ist solange die Unwahrheit, wie deren Funktionäre nicht die Historizität und die apostolische Sukzession ihrer Führungsämter nachweisen kann.  Und dass das nicht möglich ist, haben wir oben in den ausführlichen Besprechungen nachgewiesen!

 

Gäbe es bessere historische Herleitungen, würde die NAK sie mit Sicherheit angeführt haben. Und auch wenn es eine charismatisch-pneumatologische Begründung für ihre Ämter gäbe, hätte die NAK das belegt. – Aber sie sagen im Grunde genommen gar nichts darüber, woher ihre Führungsfunktionäre, die sogenannten Apostel, das Recht herleiten, irgendjemanden in irgendein geistliches Amt zu ordinieren.

Es geht also um rein menschliche Funktionen innerhalb einer rein menschlichen Organisation! Und diese menschlichen Funktionen in einer menschlichen Organisation werden nach menschlichen – wie ich weiter oben festgestellt habe häufig dynastischen – Überlegungen vergeben. Es klingt zunächst gut, wenn die NAK behauptet, die Ausersehung zum Amt liege grundsätzlich nicht im menschlichen Willen, sondern im göttlichen Willen begründet. Aber die Tatsachen der neuapostolischen Geschichte belegen, dass es nicht an dem ist. – Ich denke nur an Männer wie Armin Brinkmann, und Vater und Sohn Bischoff als Beispiele für Unheiligkeit, oder an Michael Ehrich und Wilhelm Leber als aus rein dynastischen Erwägungen heraus ordinierte Leute. Den Nachweis der angeblich für alle Amtseinsetzungen vorhandenen göttlichen Zeichen und Wunder bleiben die Leitungsfunktionäre der NAK dann auch regelmäßig schuldig.

Der designierte Nachfolger von Dr. Leber und als sogenannter "Stammapostelhelfer" beauftragte Jean-Luc Schneider (hier i.d. NAK Cavalaire/Frankreich)

 

(Zitat) „[…] Beauftragungen


Vom Amt zu unterscheiden sind die Beauftragungen. Eine Beauftragung ist das Übertragen einer fest umrissenen Aufgabe. Die Beauftragung kann zeitlich und örtlich begrenzt sein.


Unter „Beauftragung“ in Verbindung mit einem Amt wird die Beauftragung zum Gemeindevorsteher, Bezirksvorsteher, Bezirksapostelhelfer und Stammapostelhelfer verstanden. Diese Beauftragung erfolgt in aller Regel im Rahmen eines Gottesdienstes. Solche Beauftragungen werden von leitenden Amtsträgern der Kirche vorgenommen.  Eine Beauftragung ist nicht gleichzusetzen mit einer Ordination. Die Beauftragung in Verbindung mit einem Amt ist nicht an die Zeit der Amtstätigkeit gebunden, sie endet aber mit ihr. […]“ (Zitatende)

 

Dagegen ist nichts einzuwenden. Welche Aufträge Funktionäre einer Organisation an wen vergeben ist deren Sache. Maßgeblich dafür ist allein die Verfassung oder Satzung die eine Organisation sich in freier Abstimmung der Mitglieder gibt.

 

(Zitat) „[…] Dienste


Zur Erfüllung der vielfältigen Aufgaben in den Gemeinden und Bezirken werden Beauftragungen unabhängig von einem Amt sowohl an Schwestern als auch an Brüder erteilt.


Die Beauftragten verrichten ebenso wie die Amtsträger ihren Dienst in der Kirche grundsätzlich ehrenamtlich. […]“ (Zitatende)

 

Das ist klug geregelt! Da diejenigen, die die Arbeit machen, nicht entlohnt werden müssen, bleibt ein größerer Anteil der Einnahmen auf den Konten der NAK…

 

(Zitat) „[…] Die Ausübung des Amts

 

Ein Amtsträger muss in seiner Lebensführung und geistlichen Kompetenz bestimmten Anforderungen gerecht werden. Die durch die Ordination erfolgte Heiligung muss der Amtsträger verwirklichen, damit sich die empfangenen Gaben zum Segen für die Gemeinde entfalten können (vgl. 1. Tim 3,2.3.8.9).

 

Die in das Amt Berufenen dienen aus Liebe zu Gott und zum Nächsten. Sie richten sich am Beispiel Jesu aus und wissen, dass sie Werkzeuge in der Hand Gottes sind.

 

Das Vertrauen zwischen den Gemeindemitgliedern und den Amtsträgern ist Voraussetzung für eine gesegnete Entwicklung in der Gemeinde. Um ein solches Vertrauensverhältnis aufbauen und bewahren zu können, ist das Eins sein der Amtsträger untereinander und mit ihrem Apostel unerlässlich.

 

Der Amtsträger führt sein Amt im Rahmen der ihm erteilten Vollmacht aus. Dazu erhält er einen Auftrag von seinem Apostel, der ihm einen Arbeitsbereich zuweist.

 

Der Auftrag, ein Amt auszuüben, endet grundsätzlich mit der Ruhesetzung; das Amt bleibt. Bei einer Amtsniederlegung  oder Amtsenthebung hingegen geht mit den Rechten und Pflichten des Amtsträgers auch sein Amt verloren. […]“ (Zitatende)

Nazipropaganda der Neuapostolischen Kirche (Kirchenzeitschrift "Unsere Familie" 1941, Nr. 16 Seite 287)

Na… ob man das alles so unbesehen unterschreiben kann? Ich erinnere nur daran, was sich in den Niederlanden und in Nordrhein-Westfalen zuletzt in der NAK getan hat. Da die staatsanwaltschaftlichen Untersuchungen gegen den Präsidenten der NAK-Gebietskirche noch nicht abgeschlossen sind, will ich an dieser Stelle dazu nichts weiter sagen.[1]

 

Und nicht vergessen darf man die unbewältigte Nazi-Vergangenheit der NAK, in der der Schwiegervater des jetzigen NAKI-Präsidenten und dessen Vater, der gleichzeitig der Ziehvater der Mutter des jetzigen NAKI-Präsidenten (es geht also um Vater und Sohn Bischoff) eine „besondere“ Rolle gespielt haben.

 

(Zitat) „[…] Aufgaben der Ämter

 

Apostel Paulus schreibt: „Es sind verschiedene Gaben; aber es ist ein Geist. Und es sind verschiedene Ämter; aber es ist ein Herr. Und es sind verschiedene Kräfte; aber es ist ein Gott, der da wirkt alles in allen. In einem jeden offenbart sich der Geist zum Nutzen aller“ (1. Kor. 12, 4–7).

 

So ist jeder Amtsträger ein Diener Gottes mit der Aufgabe, das Evangelium Christi unverfälscht zu verkündigen und dafür einzutreten. Er betreut die ihm zur Seelsorge anvertrauten Gemeindemitglieder und fördert ihren Glauben und ihre Erkenntnis. Als Seelsorger nimmt er teil an ihren persönlichen Anliegen, er betet mit ihnen und hilft ihnen beim Tragen der Lasten des täglichen Lebens.

 

Der Amtsträger ist Vorbild für die Gemeinde; ihm gilt das Wort: „Tut nichts aus Eigennutz oder um eitler Ehre willen, sondern in Demut achte einer den andern höher als sich selbst“ (Phil. 2, 3). […]“ (Zitatende / Dokumentende)

 

Diesem Schlusswort der NAK würden wir denn gerne unser Schlusswort gegenüberstellen:

 

Ein Amtsträger der NAK ist ein Diener der Neuapostolischen Kirche – nicht mehr. Dass diese Männer (Frauen sind ja von einer Ordination ausgeschlossen) das „Evangelium Jesu Christi“ verkünden wollen, ist ehrenhaft; dagegen ist allenfalls einzuwenden, dass diese theologisch ungebildeten Männer zumeist keine Ahnung davon haben, was das Evangelium Jesu Christi überhaupt ist. – Aber immerhin:

 

  • sie erzählen etwas über den Inhalt der von den Christen als „Heilige Schrift“ verehrten Bibel…

 

  • sie fördern , dass die Gemeindemitglieder für wahr halten, was sie ihnen über den Inhalt der Bibel erzählen…

 

  • und ja, viele von ihnen kümmern sich unentgeltlich, rührend und aufopfernd um die persönlichen Anliegen der Gemeindemitglieder, deren Lasten des täglichen Lebens.

 

Aber sie tun es sehr wohl aus Eigennutz, nämlich für das, was sie ewiges Seelenheil nennen!

 

 



[1] Mittlerweile ist die staatsanwaltschaftliche Untersuchung abgeschlossen. Ergebnis: Brinkmann kam mit einem blauen Auge davon, weil er irgendwie glaubhaft machen konnte, dass seine Vorgänger im Amt [Seit Bestehen der aktuellen Verfassung waren das die BezAp Ehlebracht und Leber(!)] ebenfalls nach Gutdünken über das Kirchenkapital verfügt haben, da lediglich Ausgaben für Kirchenbauten als Investition galten. Er hat also sozusagen Gewohnheitsrecht für sich geltend gemacht…

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14.04.2022 - 14:30 Uhr

Aufmerksamen Beobachtern ist sicher schon der neue Tabulator "nac.today..." aufgefallen. - Was es mit dem auf sich hat, erschließt sich bei einem Besuch dieser Unterseite:

nac.today - Verrisse

 

06.08.2020 - 10:10 Uhr

Da fcs sich aus dem Geschäft zurückziehen wird, aktualisieren wir diese website ab sofort nicht mehr.
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