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13.05.2013 - (fcs/bt)

Das apostolische Glaubensbekenntnis

(Apostolikum) - Teil 2

konfessionsübergreifend anerkanntes Credo der Christen

 

Ich glaube an Jesus Christus…


… seinen [Gottes] eingeborenen Sohn, unsern Herrn empfangen durch den Heiligen Geist, geboren von der Jungfrau Maria, …

 

Wir könnten es uns an dieser Stelle leicht machen: Da der in der Bibel bezeugte Gott nicht existiert, kann er folglich auch nicht der Vater des „Christus“ genannten Wanderpredigers Jesus v. Nazareth sein, ergo ist dieser Jesus nicht Gottes eingeborener Sohn.

 

So weit, so gut. Möglicherweise liegt aber auch ein Irrtum der Christen vor, wenn sie davon ausgehen, dass Jesus Sohn des in der Bibel bezeugten und nicht real existierenden Gottes sei? Wie kommt die Christenheit darauf, Jesus sei ein Gottessohn gewesen? Hat er das nachweislich von sich selbst behauptet? Was hat es mit dieser behaupteten Gottessohnschaft aus zeitgenössischer Sicht auf sich?

Prof. Dr. phil. Dr. theol. Herbert Frohnhofen (* 1955 in Lövenich)

Die letzte Frage ist die am leichtesten zu beantwortende: Nach jüdischem Verständnis galten das Volk Israel (vgl. Hosea 11, 1), Könige Israels (vgl. Psalm 2,7 / 2. Sam. 7, 14) und einzelne gerechte Israeliten als Gottessöhne. * – Allerdings meinte diese Gottessohnschaft nicht, dass der Entsprechende physisch von einem Gott gezeugt sei, sondern es herrschte die Vorstellung, dass es sich um eine Art Adoption mit der verpflichtenden Folge, ausschließlich den Willen Gottes zu tun, handele.  Interessanter weise wird die in der Antike übliche Formel, mit der ein König, der keine leiblichen Nachkommen hatte, seinen Nachfolger adoptierte und dem Volk vorstellte, angeblich auch bei der Taufe am Jordan verwendet (vgl. Matth. 3, 17) und bei der sogenannten Verklärung Jesu (vgl. Matth. 17, 5):  „Dies ist mein lieber Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe.“  - Diese Formulierung bezeugt auch der sogenannte Apostel Petrus, der bei letzterem Ereignis der Bibel zufolge anwesend war (vgl. 2. Petrus 1, 17). Angeblich waren das aber auch Mose und Elia, womit das Ereignis in das Reich der Märchen verwiesen werden kann, denn zumindest von Mose ist nachgewiesen, dass es sich bei ihm um eine fiktive Person handelt...

* lesen sie dazu bitte auch http://www.theologie-skripten.de/jesuschristus/3gottAT.pdf (Skript von Prof. Dr. phil. Dr. theol. Herbert Frohnhofen, Seite 5 – II/2/b)

 

Die christliche Lesart geht indes deutlich über die Annahme einer Adoption hinaus – ihr zufolge wird Jesus von Nazareth als „einziger menschgewordener Sohn Gottes“ verkündet. Und für diese Behauptung müsste es ja eigentlich handfeste und unwiderlegbare Beweise (mindestens in Form von durch die historisch-kritischen Bibelwissenschaften als authentisch eingestuften Texten) in der Bibel geben. Hat Jesus v.N. sich selbst (nachweislich!) als Gottessohn bezeichnet? Mir selbst ist eher die von ihm oft gewählte Bezeichnung „Menschensohn“ geläufig. Ein wenig Statistik hilft vielleicht weiter:

 

Die Bezeichnung Gottessohn findet sich 30x in den Evangelien – von diesen dreißig Erwähnungen können lediglich sechs Jesus selbst zugeschrieben werden. Die genaue Verteilung ist:

  • Matthäus              9x         davon 1x durch Jesus
  • Markus                  4x         nie durch Jesus
  • Lukas                      6x         nie durch  Jesus
  • Johannes             11x         davon 5x durch Jesus

(Mit der Häufung bei Johannes hat es eine besondere Bewandtnis, auf die wir noch zurückkommen werden)

 

Die Bezeichnung Menschensohn findet sich hingegen 85x in den Evangelien, und bis auf 2 Ausnahmen gehen alle auf Jesus selbst zurück. Die genaue Verteilung ist:

  • Matthäus            32x         nur durch Jesus
  • Markus                15x         nur durch Jesus
  • Lukas                    26x         nur durch Jesus
  • Johannes             12x         10x durch Jesus

(Auch hier wieder die Abweichung bei Johannes…)

erschienen bei Mohr Siebeck, Tübingen 2009, ISBN: 978-3161502064

Wir dürfen also davon ausgehen, dass Jesus selbst sich nicht zum Sohn Gottes erhöht hat, vielmehr spricht eine hohe Wahrscheinlichkeit dafür, dass er sich Menschensohn genannt hat.  Was aber bedeutet die in unseren Ohren so fremdartige Bezeichnung „Menschensohn“? – Dazu müssen wir ein wenig Sprachkunde betreiben. Denn die sogenannte „Heilige Schrift“ ist in der griechischen Sprache zu uns gekommen, Jesus selbst sprach aber Aramäisch:

 

Im Aramäischen heißt „bar“ Sohn und „nasha“ heißt Mensch. In seiner Muttersprache wird Jesus von sich also als „bar-nasha“ gesprochen haben, und das heißt übersetzt eben „Sohn des Menschen“ oder „Menschensohn“.  Und nun gilt es, eine Besonderheit der Aramäischen Sprache zu beachten: Wenn man im Aramäischen einem Wort die Silbe „bar“ voranstellt, ändert man damit dessen Bedeutung. „Barabba“ (bar-abba) z.B. müsste in der wortwörtlichen Übersetzung eigentlich  „Sohn des Vaters“ heißen; die sinngemäße (und damit korrekte) Übersetzung lautet aber „er ähnelt seinem Vater“. Weitere Beispiele sind „bar-agara“, was wörtlich übersetzt „Sohn des Dachfirsten“ heißen muss, korrekt jedoch mit „Verrückter“ übersetzt werden muss; oder „bar-hila" = wörtlich „Sohn der Macht“= korrekt sinngemäß „Soldat“.

 

vgl. Heinz-Dieter Neef „Arbeitsbuch Biblisch-Aramäisch“, Mohr Siebeck, Tübingen 2009, ISBN: 978-3161502064

 

Wir sehen: „bar- nasha“ heißt also nicht „Sohn des Menschen bzw. Menschensohn“ sondern ganz einfach nur… Mensch! - Jesus von Nazareth selbst hat sich also als Mensch unter Menschen gesehen, wohingegen seine Anhängerschaft ihm einen höheren Status zugerechnet hat.  Das eine Mal, bei dem er sich dem Matthäus-Evangelium zufolge als Gottes Sohn bezeichnet hat, geschah das übrigens lediglich indirekt: Auf die Frage des Hohen Priesters, ob er Gottes Sohn sei, antwortete Jesus: „Du sagst es“ (vgl. Matth. 26, 63) – Auch bei Johannes finden wir, dass Jesus eher indirekt von seiner angeblichen Gottessohnschaft sprach, zumeist in der dritten Person - und außer in seinen Abschiedsreden (der sogenannten Offenbarung vor seinen Jünger) ab Kapitel 14 (am deutlichsten  im 17. Kapitel, dem sogenannten „hohepriesterlichen Gebet“) nie eindeutig auf sich selbst gemünzt.

Tilman Riemenschneider: Evangelist Johannes, 1490–1492

Schauen wir uns aber nun das Johannes-Evangelium, demzufolge sich Jesus selbst „Gottes Sohn“ genannt hat und Gott seinen „Vater“ ein wenig genauer an, ohne allerdings allzusehr in die Tiefe zu gehen, schließlich wollen wir „nicht das Fahrrad neu erfinden“. Demjenigen, der sich eingehender mit den Besonderheiten des Johannesevangeliums auseinandersetzen will, sei das bibelwissenschaftliche Portal der Deutschen Bibelgesellschaft unter http://www.bibelwissenschaft.de/bibelkunde/neues-testament/evangelien/johannes/ empfohlen.

 

Im Kontext des hier vorliegenden Beitrags ist es wichtig, zu wissen, dass der Schreiber des Johannes-Evangeliums, anders, als es von den meisten der christlichen Sondergemeinschaften behauptet wird, nicht mit dem gleichnamigen Jünger identisch ist. Vieles spricht sogar dagegen, dass er überhaupt  ein Augenzeuge und Jünger des Jesus von Nazareth war. Vielmehr weist sein theologisches Profil den Verfasser des Johannes-Evangeliums  als einen Autor aus, der die Wirksamkeit Jesu mit erheblichem Zeitabstand und auf einem hohen Reflexionsniveau betrachtet. Wir können eine Entstehung des Johannes-Evangeliums  zu Beginn des 2. Jh. (ca.100-110) als sicher annehmen; der Verfasser lässt sich aufgrund verschiedener Besonderheiten als aus dem hellenistischen Judentum stammender Judenchrist, der die frühchristliche Lehre in Syrien verbreitet hat einordnen.
Obwohl der Autor bemüht war, hebräische und aramäische Fremdworte zu übersetzen, müssen wir aufgrund der Übertragungsfehler durch wörtliche Übersetzung davon ausgehen, dass er des Aramäischen nicht eigentlich mächtig war. – Dies und die für das Johannesevangelium typische Überhöhung des Jesus von Nazareth, die Steigerung der angeblichen Wunder Jesu bis zum Äußersten dürfte zu der in diesem Evangelium gehäuften Erwähnung der Gottessohnschaft des Wanderpredigers J.v.N. geführt haben…

 

Auf jeden Fall ist auch hier eine differenzierte Betrachtung  aramäischen Sprache, die in ihrer Blumigkeit und Ausdrucksstärke dem arabischen nicht unähnlich ist, und in der Floskeln wie „Wahrlich, ich sage Euch“ u. ä. gang und gäbe waren (und noch sind), notwendig. Übrigens kommen auch die doppelten Bekräftigungen sehr häufig vor.

 

Aber zurück zur angeblichen Gottessohnschaft: In arabischen Filmen und bei Karl May hört man gelegentlich die Sprachformel „Sohn eines Esels“. Und die besagt nun nicht, dass eine Eselin die Mutter des so bezeichneten war, sondern dass er sich „störrisch wie ein Esel“ verhalten hat, also einem Esel [im Verhalten] ähnlich ist. „Sohn einer Schlange“ bezeichnet einen Lügner etc. Keine dieser Beleidigungen bezieht sich auf die Eltern des Beleidigten!

 

„Sohn eines ...“ drückt also eine Ähnlichkeit aus. „Sohn Gottes“ würde also bedeuten  „wie ein Gott“ oder je nach Kontext  „gottähnlich“. Weiter ist wichtig, zu wissen, dass „Sohn“ im Aramäischen nicht unbedingt eine Verwandtschaftsbeziehung ausdrückt. - Ein Lehrer wird z.B. einen guten Schüler an dem ihm besonders gelegen ist auch als seinen „Sohn“ bezeichnen. Und der Schüler wird seinen Lehrer als „Vater“ bezeichnen (eine Tradition übrigens die im Zusammenhang mit geistlichen Lehrern durchaus auch im Christentum gepflegt wird).

Wenn Jesus selbst Gott als seinen „Vater“ bezeichnet hat, dann ausschließlich deshalb, um seine Verbundenheit mit und seine Liebe zu Gott auszudrücken.

 

Wo Jesus von Dritten als Gottes Sohn bezeichnet wurde, verhält es sich wieder so, wie wir es bei der Betrachtung des Titels Menschensohn bereits kennengelernt haben:
„Bar dahala“ heißt zwar wortwörtlich „Sohn Gottes“, wird aber im Aramäischen in verschiedenen Bedeutungen verwendet – jedoch niemals im Sinne der wörtlichen Übersetzung!
Mit „bar dahala“ bezeichnet man vielmehr einen Waisenknaben oder, je nach Kontext, einen sanftmütigen, jungen Mann (dessen ältere Entsprechung würde übrigens  als „Mann Gottes“ bezeichnet), einen Friedensstifter, einen guten freundlichen oder frommen Menschen.

 

Kurz: Der Begriff „bar dahala“ wurde schlicht falsch übersetzt. Jesus hat sich niemals wirklich als Sohn Gottes im wörtlichen Sinne bezeichnet! Im Aramäischen Sinne kann „bar dahala“ darüber hinaus für jeden Menschen benutzt werden, denn laut Bibel schuf Gott den Menschen nach seinem Ebenbild. Deshalb sind alle Menschen „bar dahala“ - Gott ähnlich. Und zusätzlich sind einige Menschen auch „bar dahala“ im Sinne von „fromm“.

 

Einer falschen Übersetzung haben wir auch die Formulierung „Gottes eingeborener Sohn“ zu verdanken.  „Ehedaya.“ heißt im Aramäischen wörtlich „der besonders geliebte Sohn“, was eine Steigerung der zuvor erläuterten Lehrer-Schüler-Beziehung Ausdruck verleiht.
Diese Formulierung wurde nun korrekt mit „monogenes“ (monos = einzig / genos = Art; d.h. also „einen der Art“) ins Griechische.  Und daraus wurde später „Gottes eingeborener Sohn“ gemacht anstelle von „einer, der von Gott besonders geliebt wird“ gemacht.

 

Fazit: Bis hier hin können wir das Credo getrost vergessen… - Aber schauen wir uns dennoch auch den Passus „empfangen durch den Heiligen Geist, geboren von der Jungfrau Maria“ näher an:

„unbefleckte Empfängnis Mariens“ Giotto di Bondone (1267-1337), Scrovegni –Kapelle, Padua

An dieser Stelle zuerst einmal die Auflösung eines in nichtkatholischen Kreisen weitverbreiten Irrtums...

 

Wenn von der unbefleckten Empfängnis die Rede ist, ist damit nicht die jungfräuliche Empfängnis des Jesus von Nazareth, auch „Jungfrauengeburt“ genannt, gemeint! Vielmehr geht es darum, dass Maria ihrerseits frei von „Erbsünde“ gezeugt worden sein soll. Der katholische Katechismus sagt dazu:

„Die Lehre, dass die allerseligste Jungfrau Maria im ersten Augenblick ihrer Empfängnis aufgrund einer besonderen Gnade und Auszeichnung von Seiten des allmächtigen Gottes im Hinblick auf die Verdienste Jesu Christi, des Erlösers der ganzen Menschheit, von jedem Makel der Erbsünde bewahrt blieb, ist von Gott geoffenbart und muss deshalb von allen Gläubigen fest und unabänderlich geglaubt werden.“

 

Dieses katholische Dogma von der „Immaculata“ zeigt deutlich die Frauenfeindlichkeit der christlichen Lehre! Denn den Erläuterungen zum Katechismus zufolge ist die sogenannte Gottesmutter eigentlich unwesentlich, es geht

(Zitat) „[…] letztlich um CHRISTUS selbst, dem in Maria eine dem Gottmenschen würdige ‚Wohnstatt‘ bereitet werden sollte.
Jener ‚Tabernakel‘,  der Christus gebührt, in dem der HERR selbst neun Monate lang lebte, sollte nicht durch irgendeinen Makel der Erbsünde ‚verunreinigt sein.
Dieses wunderbare Werk der Gnade und des Erbarmens konnte nur GOTT selbst bewirken – und die überlieferte katholische Theologie bringt diesen Gedanken auf den Punkt, […]“
(Zitatende)

 

Maria ist gemäß christlicher Überlieferung also nicht eigentlich Mensch und Mutter, sondern lediglich ein Behältnis, eher so etwas wie eine Brutmaschine, bei der auf besondere Sauberkeit Wert gelegt wird. Auf die dieser Menschenverachtung zugrundeliegenden Irrlehren soll hier nicht weiter eingegangen werden, vielmehr wenden wir uns gleich dem eigentlichen Mittelpunkt der Verehrung zu: Jesus von Nazareth, den die Christen „Christus“ nennen und der gemäß einigen (nicht allen!) biblischen Überlieferungen von seiner Mutter jungfräulich empfangen und geboren wurde.

 

Nun ist die jungfräuliche Geburt, die Parthenogenese, ursprünglich kein Begriff aus der Theologie, sondern es handelt es sich dabei vielmehr um einen Begriff aus der Biologie. Gemeint ist  eine Form der eingeschlechtlichen Fortpflanzung, bei der die Nachkommen aus unbefruchteten Eizellen entstehen. Durch bestimmte Hormone wird der unbefruchteten Eizelle eine Befruchtungssituation „vorgespielt“, worauf diese sich zu teilen beginnt und zu einem Organismus heranreift. Die so entstehenden Nachkommen sind Klone ihrer Mutter, also weiblich.

[vgl. dazu G. Herrick & J. Seger „ Imprinting and paternal genome elimination in insects” (Seite 41-71) erschienen 1999 bei Springer]

Erfolg der Parthenogenese ;-)

Wenn in der Religion von Parthenogenese die Rede ist, spielt die Gesetzmäßigkeit, dass der Klon das Geschlecht der Mutter trägt, keine so große Rolle. Im Gegenteil: Es muss, da es sich bei Religionen meist um patriarchale Systeme handelt, eigentlich immer ein männlicher Nachkomme her.


Allerdings wird in der Religion die Entwicklung eines Embryos auch nicht durch Hormone initiiert, sondern es ist ein männliches Element im Spiel. Ein Gott darf seinen Teil dazu beitragen, freilich ohne das befriedigende Erlebnis einer geschlechtlichen Vereinigung – sonst wäre es ja mit der Jungfräulichkeit der werdenden Mutter vorbei. Beispiele für derartige Jungfrauengeburten gibt es in vielen Religionen und alten Kulturen:

  • Babylonien: Der Herrscher ist Same eines Gottes von einer Göttin geboren
  • Ägypten: Der Pharao ist Sohn der jungfräulichen Königin und des Gottes Amun-Re wird von Amun zu seinem Sohn erklärt. Ramses II. wird von Gott Ptach in Gestalt eines Bockes mit einer menschlichen Frau gezeugt.
  • Indien: Die Gottheit steigt in den Schoß der Frauen um neue Menschheit zu ermöglichen (Upapata)
  • China: Die Geburt eines Kaisers wird auf eine himmlischer Ursache zurückgeführt. Das gilt übrigens auch für Dschingis Khan
  • Südamerika : Bei den Tolteken gilt Quetzalcoatl als von göttlicher Herkunft
  • Persien: Mithras, dessen Kult ein wesentliches Element der christlich-paulinischen Theologie ist, wurde von einer Jungfrau geboren.
  • Griechenland/Rom:   Pythagoras, Plato, Alexander, Augustus, Apollonius von Tyana, Perseus, Scipio, Galerius, Armentarius gelten als Söhne eines himmlischen Vaters und einer irdischen Mutter.

Als Jungfrauen werden verehrt: Hera Aphrodite und Artemis .
Oft wird die Weissagung Vergils in seiner vierten Ekloge [siehe Folgezitat]mit der Ankündigung der Jungfrauengeburt bei Matthäus 1, 23 verglichen:

Jetzt ist das letzte Zeitalter ...da;

die große Ordnung der Zeitalter entsteht von frischem;

jetzt kehrt auch die Jungfrau zurück ...;

jetzt senkt sich ein neues Geschlecht vom hohen Himmel herab;

sei der Geburt des Kindes mit der sogleich das eiserne

Geschlecht aufhören und in der ganzen Welt das goldene sich erheben wird ... hold .

  • Judentum: Man kennt eine Zeugung durch Engel. Nach Philo gebären die betagten Frauen der Patriarchen unter göttlicher Einwirkung. Auch Melchisedek ist von göttlicher Geburt.

 

[vgl. hierzu: http://www.uni-protokolle.de/Lexikon/Jungfrauengeburt.html]

erschien bei Verlag Friedrich Bischoff, Frankfurt/Main, ISBN: 978-3943980004

Als ich vor einiger Zeit im Gespräch mit einem christgläubigen Bekannten darauf hinwies, dass die Jungfrauengeburt kein Privileg ihres Christus sei, gab dieser mir zu Antwort, es handele sich bei derartigen Überlieferungen aber doch lediglich um Sagen und Märchen, einzig die Bibel überliefere die reine Wahrheit... - Ist das wirklich so? Worauf begründen die Christen eigentlich ihre Überzeugung von der  jungfräulichen Empfängnis des Jesus von Nazareth?

 

Schauen wir einmal in den Katechismus der Neuapostoliken [Bild rechts], so lesen wir dort dazu:

 

(Zitat) 3.4.8.1 - Empfängnis und Geburt Jesu

 

In den Evangelien nach Matthäus und Lukas wird die Geburt Jesu geschildert. Jesus wurde zu der Zeit geboren, als Herodes in Judäa als König herrschte, Augustus in Rom Kaiser war und Quirinius dessen Statthalter in Syrien. Diese präzisen Angaben verweisen auf die reale geschichtliche Existenz Jesu und wehren den Versuch ab, die Geschichte des Jesus von Nazareth ins Reich der Mythen oder Legenden zu verbannen.

 

Die Einzigartigkeit des Menschen Jesus wird durch den Umstand der jungfräulichen Geburt herausgestellt, von der das Lukas-Evangelium berichtet. Der Engel Gabriel brachte der Jungfrau Maria die Botschaft: „Siehe, du wirst schwanger werden und einen Sohn gebären, und du sollst ihm den Namen Jesus geben. Der wird groß sein und Sohn des Höchsten genannt werden; und Gott der Herr wird ihm den Thron seines Vaters David geben, und er wird König sein über das Haus Jakob in Ewigkeit, und sein Reich wird kein Ende haben“ (Lk 1,31-33). Er gab Maria auch die Erklärung, wie die Empfängnis geschehen werde: „Der Heilige Geist wird über dich kommen, und die Kraft des Höchsten wird dich überschatten; darum wird auch das Heilige, das geboren wird, Gottes Sohn genannt werden“ (Lk 1,35).

 

Die Aussage im zweiten Glaubensartikel, dass Jesus „empfangen [ist] durch den Heiligen Geist, geboren von der Jungfrau Maria“, beschreibt, dass die Menschwerdung des Gottessohnes ein Geschehnis ist, das aus dem Naturzusammenhang herausgenommen ist. Jesus von Nazareth ist wahrer Mensch, doch schon seine Leiblichkeit und sein Menschsein sind untrennbar mit Gottes Heilswillen verknüpft: Seine Empfängnis und Geburt sind Heilsgeschehen und somit Bestandteil der Heilsgeschichte. Dies unterstreichen zeichenhafte Erscheinungen, die Jesu Geburt begleiteten:

  • Engel erschienen und verkündeten Hirten auf dem Feld die frohe Botschaft: „Euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus, der Herr, in der Stadt Davids“ (Lk 2,11; vgl. Mt 5,1).
  • Ein Stern kündete von der Geburt des neugeborenen Königs; die Weisen aus dem Morgenland folgten ihm und wurden nach Bethlehem geführt, wo sie das Kind anbeteten (Mt 2,1-11).“ (Zitatende)

 

Dabei ist zunächst einmal festzustellen, dass in diesen Ausführungen lediglich von den Evangelien nach Matthäus und Lukas die Rede ist.

Und tatsächlich: Die sogenannte Weihnachtsgeschichte kommt in den ältesten bekannten (christlichen) Überlieferungen, also den frühen Schichten der Logienquelle „Q“ und dem Thomasevangelium genauso wenig vor wie im Markusevangelium und im Johannesevangelium.

Die christlichen Theologen stützen sich also einzig und allein auf das Matthäus- und das Lukasevangelium, die allerdings diesbezüglich  von den historisch-kritischen Bibelwissenschaften als nicht glaubwürdig eingestuft werden. – Und dabei geht es keinesfalls darum, wie die NAK-Kirchenlehre uns glauben machen will, die realgeschichtliche Existenz des Jesus von Nazareth infrage zu stellen. Ins Reich der Mythen und Legenden werden allenfalls die Wunder-Geschichten um diesen Wanderprediger verbannt.

 

Die Neuapostolische Kirche erweist sich hier einmal mehr als unredliche Argumentatorin, die sich freilich durch den dummen Versuch einer Erklärung des Geschehens selbst ein Bein gestellt hat: Da ihre Erklärungen, wie wir noch sehen werden, unsinnig sind, hat sie selbst den sogenannten 2. Glaubensartikel als unsinnig disqualifiziert.

Prof. Dr. Uta Johanna Ingrid Ranke-Heinemann (*02.10.1927), deutsche Theologin und Autorin

Tatsache ist jedenfalls, dass die jungfräuliche Maria keine ursprünglich christliche Vorstellung ist, und das auch die Judenchristen nicht an eine Jungfrauengeburt geglaubt haben. – In ihrem Buch „Nein und Amen“ schreibt die Theologie-Professorin Uta Ranke-Heinemann [Bild links] zu den Differenzen im Urchristentum:

 

(Zitat) „[…] Zum Hauptdifferenzpunkt mit der Großkirche entwickelte sich in den folgenden Jahrhunderten ihre Ablehnung der Jungfrauengeburt. Sie glaubten an die Messianität Christi, aber für sie war Jesus nicht als Gottessohn geboren, vielmehr hatte sich der Heilige Geist bei der Taufe Jesu mit Jesus vereinigt. Die Geburt eines Gottessohnes durch eine Jungfrau war in ihren Augen eine Vorstellung der griechisch-heidnischen Mythenwelt und dem Judentum, das heißt, dem Ursprung des Christentums, fremd. […]“ (Zitatende)

 

[vgl. Ranke-Heinemann, „Ja und Amen“, erschienen 1992 bei Hoffmann und Campe, Hamburg, ISBN: 3-455-08457-5, Seite 211/212]

 

Ranke-Heinemann erklärt im gleichen Werk (ab Seite 55) dass die Jungfrauengeburt des neuen Testaments durch die Erwartung der heidnischen Umwelt diktiert wurde. Sie zitiert den katholischen Theologe Karl Adam:

 

(Zitat) „[…] Ohne Zweifel ist der Glaube an die übernatürlich Erzeugung überragender, vom Mythos verklärter Persönlichkeiten […] derart eingewurzelt, dass zum mindesten innerhalb des Hellenismus die Meinung der Frommen einen rein natürlichen Ursprung eines Kultwesens nicht ertragen hätte. Musste dieser eingesessene Glaube an eine übernatürliche Geburt sich in dem sittlich gereinigten, christlichen Vorstellungskreis nicht von selbst in den Glauben an eine jungfräuliche Geburt umsetzen? […]“  (Zitatende)

[vgl. auch Bernhard Bartmann, Dogmatik Band I, 1920, Seite 445]

 

Die weiteren Ursachen für die Entstehung des Mythos von der Jungfrauengeburt des Jesus von Nazareth beim Griechenjuden Lukas lassen wir uns ebenfalls von Prof. Ranke-Heinemann erläutern:

erschienen 1992 bei Hoffmann und Campe, Hamburg, ISBN: 3-455-08457-5, [hier: Seite 56 ff]

(Zitat) „[…] Lk 1, 35: ‚[…] darum wird auch das Heilige, das geboren werden soll, Sohn Gottes genannt werden. […]

Und die deutsche katholisch/evangelische Einheitsübersetzung spricht direkt vom Kind: ‚Deshalb wird auch das Kind heilig und Sohn Gottes genannt werden. ‘ Das steht aber nicht im griechischen Urtext. Der katholische Dogmatiker Michael Schmaus sucht das von Lukas gemeinte in Worte zu fassen und schreibt ungeniert: ‚Was sonst durch das männliche Tun geleistet wird, wirkte in Maria die Allmacht Gottes. ‘  (Bernhard Bartmann, Dogmatik Band I, 1920)
Was wird aber denn durch das männliche Tun geleistet? Jeder weiß es: Der Mann steuert den für jede Zeugung unumgänglichen männlichen Samen bei. Diese Vorstellung Gottes, als eines männlichen Samenspenders ist jedoch nicht nur abzulehnen, sondern sie gibt auch das von Lukas gemeinte nicht richtig wieder. So simpel ist noch nicht einmal die Vorstellung des Lukas.

[…]

Sie will Gott als einen allein und souverän Handelnden, als Schöpfer darstellen. Die Geburt Jesu sollte in keinerlei Hinsicht einen menschlichen Zeugungsbeitrag beinhalten, nicht nur nicht männlichen, sondern überhaupt keinen menschlichen. Die Erschaffung Jesu sollte ganz und gar Gottes ausschließliches Schöpfungswerk sein, vergleichbar mit der Erschaffung Adams aus einem Erdenkloß.

Nun ist aber eine Frau kein Erdenkloß. Die ganze Jungfrauengeburts-Wundergeschichte ist zu einer Zeit entstanden, da man von der Existenz eines weiblichen Eis nichts wusste.  […] Es lag die aristotelische Biologie zugrunde, der zufolge die Frau nur das leere Gefäß für das allein zeugende männliche Prinzip war.

[…]

Seit der Entdeckung des weiblichen Eis 1827 durch K.E. von Baer jedoch und damit der Entdeckung des hälftigen Anteils der Frau an der Zeugung lässt sich die traditionelle Vorstellung der Jungfrauengeburt nicht einmal mehr als bloßes Bild eines alleinigen Schöpfungshandelns Gottes halten, anders als das Bild von der Erschaffung Adams aus Erde, das sich sehr wohl halten lässt.

[…]

Das Handeln Gottes ist seit der Entdeckung des weiblichen Eis als die notwendigerweise konzertierte Aktion zwischen Gott und einer Frau zu sehen. Das aber ist gerade nicht die ursprüngliche Vorstellung des Matthäus und Lukas von einer Jungfrauengeburt, denn das würde eine sexuelle Beziehung Gottes zu einer Frau bedeuten, die der sexuellen Beziehung zwischen Mann und Frau wenn nicht gleich, so doch ähnlich wäre.

[…]

Denn, nähme die Kirche Kenntnis von der Entstehung des weiblichen Eis, dann ergäbe sich für sie folgende Alternative: Entweder die Kirche gesteht Maria ein Ei zu, dann muss sie das Credo ändern: „Empfangen vom Heiligen Geist zu 50%“, oder die Kirche gesteht Maria weiterhin kein Ei zu, dann wäre Maria nicht die Mutter, sondern die Leihmutter Jesu.

[…]

Zudem ist auch folgendes zu bedenken: Die erste Zelle Jesu bei einer Jungfrauengeburt war allemal eine weibliche Zelle. Und wenn bei einer Frau wunderbarerweise diese erste weibliche Zelle, das weibliche Ei, ohne Zutun eines Mannes sich zu teilen begänne, sodass durch immer weitere Teilung der Zellen ein Mensch entstände, dann könnte aus solcher jungfräulichen Schwangerschaft immer nur ein weiblicher Mensch entstehen. Irgendwann also müsste vor der Geburt Jesu ein ursprünglich weiblicher Fetus sich in einen männlichen Fetus verwandelt haben. Das aber bei der jungfräulichen Empfängnis Marias und der jungfräulichen Geburt Jesu außerdem auch noch an eine transsexuelle Mutation Jesu, also an eine Verwandlung Jesu aus einem weiblichen Wesen in ein männliches Wesen, zu denken bzw. zu glauben ist, auf diese Ergänzung des Glaubensbekenntnisses ist noch nicht einmal Johannes Paul II. gekommen. Und doch wäre sie unumgänglich. […]“ (Zitatende)

 

Wir sind hier bewusst nicht auf die Weihnachtsgeschichte insgesamt eingegangen, und haben lediglich die Zitate und Nachweise angeführt, die sich mit dem Passus „… empfangen durch den Heiligen Geist, geboren von der Jungfrau Maria …“ im christlichen Credo befassen. Und wir müssen konstatieren, dass auch dieser Teil des Glaubensbekenntnisses sich als unhaltbar erweist.

 

Ob wenigstens der Abschnitt

 

„…, gelitten unter Pontius Pilatus, gekreuzigt, gestorben und begraben, hinabgestiegen in das Reich des Todes, am dritten Tage auferstanden von den Toten, aufgefahren in den Himmel; …“


haltbar ist, schauen wir uns nachfolgend an.

„Die Opferung Isaaks“, Marc Chagall, Öl auf Leinwand

Natürlich ist dieser Abschnitt des 2. Glaubensartikels nicht haltbar! – Er könnte auch ausschließlich dann haltbar sein, wenn alle bisherigen Komponenten des Apostolikums, also des christlichen Credos Hand und Fuß gehabt hätten.  – Aber so einfach dürfen wir es uns nicht machen, denn immerhin sprechen wir hier vom innersten Kern der christlichen Lehre. Der angebliche Opfertod am Kreuz und die Auferstehung des Jesus von Nazareth sind es ja erst, die den hoffnungsfrohen Tenor des Evangeliums, wie es heute verkündet wird, ausmachen. Allerdings habe ich mich schon in jugendlichem Alter gefragt, warum dieser Opfertod überhaupt notwendig gewesen sein soll?

 

Immerhin hat abrahamitischer Überlieferung zufolge der Gott JHWH am Beispiel der scheinbar befohlenen Opferung Isaaks gezeigt, dass er keine Menschenopfer wünscht. In einigen fundamentalen Sekten, wie z.B. der Neuapostolischen Kirche wird die verrückte Ansicht geäußert, es habe sich bei dieser Aktion um eine Glaubensprüfung für Abraham gehandelt. – Aufgeklärtere Christen, die wissen, dass Abraham nie wirklich existiert hat, hingegen lehren, dass diese Geschichte göttlich inspiriert sei, mit dem Ziel, den Menschen der damaligen Zeit, für die Menschenopfer, speziell auch Opferung der Erstgeburt völlig normal waren, klarzumachen, dass es keines Menschenopfers bedürfe, um JHWH zu versöhnen. Damit aber den Menschen nicht der Opferritus insgesamt genommen wird, hat man ihnen nahegelegt, Tiere zu opfern. Dabei dürfen wir nicht vergessen, dass die ersten Aufzeichnungen über die sogenannten Patriarchen frühestens in der Eisenzeit (also etwa 1.200 – 1.000 v.Z.) angefertigt worden sein können und dass die überlieferten Mythen etwa in der Periode von der Kupfersteinzeit bis zur älteren Frühbronzezeit (BzA1 - also etwa 3.500 - 2.000 v.Z.) spielen. Zum Vergleich: Die europäische Kältemumie „Ötzi“ lebte etwa um 3.300 v.Z.

 

Zum gleichen Schluss kommt auch der katholische Priester (Päpstlicher Ehrenprälat), Fundamentaltheologe und Religionsphilosoph Prof. Dr. theol. Dr.phil. Dr.h.c.(mult) Eugen Biser in seinem 2009 im Rheinischen Merkur in der Rubrik  Christ und Welt veröffentlichten Essay „Die Tat der Liebe“: Er schreibt, die Auffassung vom Opfertod Jesu …

 

(Zitat) „[…]steht […] im stärksten Kontrast zu der von Jesus erzielten Gottesentdeckung; denn ein Gott der bedingungslosen Liebe wird durch Opfer nicht versöhnt, ganz davon zu schweigen, dass er gar keine Opfer will. „Liebe will ich und nicht Opfer“, heißt es beim Propheten Hosea (6,6). […]" (Zitatende)

 

Weiter weist Biser darauf hin, dass auch in den Evangelien selbst keine Einlassungen des Jesus von Nazareth zu finden sind, die darauf hindeuten, dass Gott ihm ein derartiges Opfer abverlangt hätte. Er schreibt dazu:

 

(Zitat) „[…]Nun kommt noch etwas Entscheidendes hinzu: Wenn Jesus als Opfer hätte sterben müssen und wenn ihm das von Gott abverlangt worden wäre, hätte es in seinen Äußerungen einen Hinweis darauf geben müssen. Es gibt nun einige Äußerungen, die auf sein Todesbewusstsein schließen lassen. Die bedeutendsten sind die sogenannten Leidensweissagungen. Doch in all diesen Aussagen, die bisweilen sogar ins Detail gehen, fehlt jeder Hinweis auf den Grund, weswegen er leiden und sterben musste. Auf diesen Grund seines baldigen Sterbens aber hätte er seine Jünger unbedingt hinweisen müssen. Dass er es unterließ, beweist, dass es diesen Grund für ihn nicht gab. Deswegen fehlt der Opfer- und Sühnetheorie jede Basis. Diese Einsicht steht in unmittelbarem Zusammenhang mit dem Menschsein Jesu. Und zu diesem gehört der Tod. Deshalb kann Jesu Tod nicht funktionalisiert werden. […]" (Zitatende)

 

(Quelle für alle auf dieser Seite veröffentlichten Biser-Zitate: http://www.chrismon-rheinland.de/cpr/docs/biser_rheinischer_merkur.pdf)

 

Dieses Sohnesopfer zu Karfreitag entspricht also überhaupt nicht jahwistischer Überlieferung, widerspricht sogar den überlieferten Traditionen, und es ist auch theologisch nicht haltbar. – Oder eigentlich: Entspräche, widerspräche, wäre… - Denn hat diese Kreuzigung wirklich stattgefunden?

„Christus, roter Ochse und Madonna“, Marc Chagall, Lithographie

Kurze Antwort: Ja – sie hat. Dem widersprechen auch die historisch-kritischen Bibelwissenschaften nicht. Die vorhandenen Indizien sprechen eindeutig dafür. Außerdem war die Hinrichtung eines Unruhestifters aus Sicht der Römer durchaus folgerichtig, genauso wie das Bemühen der jüdischen Priesterschaft, jemanden aus dem Weg schaffen zu lassen, der ihre Lehre und ihre Praktiken kritisierte, sowie bemüht war, die Gesellschaftsordnung zu verändern.

 

Das mit der Hinrichtung mag also stimmen, unglaubwürdig sind jedoch die in den Evangelien überlieferten Geschehnisse zu Karfreitag. Unglaubwürdig vor allem deshalb, weil es keinerlei wirkliche Augenzeugenberichte gibt, und weil das Passionsgeschehen (wie auch das Weihnachtsgeschehen) in den ältesten bekannten Aufzeichnungen, den frühen Schichten von „Q“ und dem Thomasevangelium, nicht zu finden sind.

 

Wären beim Tod des Delinquenten Jesus tatsächlich derartige Phänomene wie plötzliche Finsternis, zerrissene Felsen oder durch die Stadt laufende Zombies zu beobachten gewesen, wie sie in der Bibel beschrieben werden,

 

„Die Erde erbebte, und die Felsen zerrissen, und die Gräber taten sich auf, und viele Leiber der entschlafenen Heiligen standen auf.“ (Mt. 27, 52)

 

so ließen sich dazu mit absoluter Sicherheit auch außerbiblische Quellen finden. Genauso wie zur drei Stunden andauernden Sonnenfinsternis, von der wir bei Lukas lesen und bei Markus

 

„Und zur sechsten Stunde kam eine Finsternis über das ganze Land bis zur neunten Stunde.“ (Mk. 15, 33)

 

Übrigens waren Berichte über solche Ereignisse nichts Besonderes. Sie gehörten, wie J.M. Lehner schreibt, damals zum volkstümlichen Glaubensgut und wurden bei Geburt und Tod besonderer Persönlichkeiten geradezu erwartet. Schon der römische Dichter Vergil hatte behauptet, bei Caesars Tod habe sich die Sonne verfinstert.

 

Jesu‘ Tod war also ein an sich völlig unbedeutendes Ereignis, von dem niemand weiter Notiz genommen hat. Ein unbequemer Zeitgenosse wurde nach geltendem Recht und Gesetz abgeurteilt und hingerichtet, und die jesuanische Lehre wäre mit ziemlicher Sicherheit in Vergessenheit geraten…

 

… wenn nicht Saulus von Tarsus zu den Anhängern des Weges gestoßen wäre…  Er war derjenige, der die Vergottung des Jesus von Nazareth vorangetrieben hat. Allerdings scheint er bereits die Grundidee, die Hinrichtung des Jesus von Nazareth als Opfertod darzustellen, vorgefunden zu haben. Dafür, wie es zu dieser grandiosen Falschbehauptung kommen konnte, hat Eugen Biser ebenfalls eine Erklärung. Er schreibt dazu:

 

(Zitat) „[…] Wie ist es faktisch dazu gekommen, dass der Tod Jesu als Opfertod verstanden wurde und bis auf den heutigen Tag verstanden wird? Eine aufschlussreiche Spur findet sich in der Apostelgeschichte zu Beginn der Stephanus-Perikope. Dort wird berichtet, dass sich eine große Anzahl von Priestern der Urgemeinde anschloss. Über dieser lastete die Frage: Warum musste er einen so frühen und schrecklichen Tod erleiden? Nun bringen diese Priester, die in Jerusalem die Opferdienste vollzogen hatten, die „erlösende“ Antwort: „Was unsere vielen Opfer nicht erreichen konnten, das bewirkte der Kreuzestod Jesu, vorausgesetzt, dass er als ein Opfertod verstanden wird.“ Das hatte vor dem Hintergrund des ambivalenten, zwischen Trost und Schrecken oszillierenden Gottesbildes des Judentums eine geradezu unwiderstehliche Plausibilität; doch stand es im Widerspruch zum Gott Jesu Christi. […]“ (Zitatende)

„Mich dürstet“ aus dem Bilderzyklus „Sieben Kreuze“ von Uwe Appold

Die Tatsache, dass der Tod des Jesus von Nazareth kein Sühnopfer im Sinne der paulinischen Lehre des Christentums war, schließt allerdings nicht aus, dass er dennoch von Gott, wenn es den überlieferten Gott denn gäbe, von den Toten erweckt worden wäre – quasi als Belohnung für ein besonders reines Leben…

Und hier kommen wir an den Punkt, an dem wir sagen müssen: Hätte, wäre, wenn nützen überhaupt nichts, wenn die notwendigen Voraussetzungen fehlen. Dennoch berichten die Evangelien davon, dass Jesus nach seiner Hinrichtung gesehen worden ist, dass seine Anhängerschaft ihn anfassen konnte und sogar mit ihm gemeinsam gespeist hat. – Alles Lüge?

 

Nicht unbedingt… Dass Jesus nach seiner Hinrichtung gesehen wurde, muss ja nicht bedeuten, dass er von den Toten auferstanden ist. Viel wahrscheinlicher ist doch, dass er deshalb gesehen werden konnte, weil er gar nicht gestorben ist. Und dafür gibt es neben der Tatsache, dass Tote sich nun einmal nicht aus ihren Gräbern erheben, einige Anhaltspunkte:

 

Die Kreuzigung, also das Hinhängen durch annageln oder anbinden an einen Pfahl mit oder ohne Querbalken wurde erdacht,  um die Todesqualen des Delinquenten möglichst lange auszudehnen. Der Verurteilte sollte absichtlich besonders langsam und grausam sterben, es konnte Tage dauern, bis der Tod eintrat. – Nicht aber bei Jesus… Von ihm wird überliefert, dass er überraschend schnell gestorben sei. So schnell, dass das Hinrichtungskommando der Römer sich wunderte und auch Pilatus selbst erstaunt darüber war „Pilatus aber wunderte sich, dass er schon tot sei…“ (Markus 15, 44)

 

Darüber, wie es geschehen sein kann, dass Jesus zwar bewusstlos, aber eben lebend ins Grab gelegt wurde gibt uns das Johannes-Evangelium Auskunft:

 

„Danach, als Jesus wusste, dass schon alles vollbracht war, spricht er, damit die Schrift erfüllt würde: Mich dürstet. Da stand ein Gefäß voll Essig. Sie aber füllten einen Schwamm mit Essig und steckten ihn auf ein Ysoprohr und hielten es ihm an den Mund. Als nun Jesus den Essig genommen hatte, sprach er: Es ist vollbracht!, und neigte das Haupt und verschied.“ (Joh. 19, 28-30)

 

Laut Johannes verstarb Jesus also unmittelbar, nachdem ihm ein Schwamm mit Essig gereicht wurde. Und wenn der Schwamm vorher mit einem starken Betäubungsmittel imprägniert worden ist, kann es leicht sein, dass Jesus in eine tiefe Bewusstlosigkeit gefallen ist und von den Römern für tot gehalten wurde.

Sinn dieser Übung war, ihn möglichst schnell vom Kreuz herabzubekommen. Ein aussichtsreiches Unterfangen, da die Römer den Juden die Einhaltung ihrer Religionslehren gestatteten. Und eine dieser Regeln hieß

 

„So soll der Leichnam nicht über Nacht an dem Holz bleiben, sondern du sollst ihn am selben Tage begraben.“ (5. Mose 21, 23)

 

Und dem Begehren der Freunde Jesu, ihn abhängen zu dürfen, wurde (immer gemäß den biblischen Überlieferungen) tatsächlich nach einem prüfenden Stich in die Seite des mutmaßlichen Leichnams stattgegeben. Dabei hätte gerade dieser Stich, der für sich genommen nicht tödlich gewesen kann, den Römern zeigen müssen, dass der Delinquent noch lebte: Aus der Stichwunde trat nämlich Blut, und das war ein Lebenszeichen! Wäre Jesus nämlich tot gewesen, hätte sein Herz nicht mehr geschlagen und die Blutzirkulation wäre damit beendet gewesen. Er hätte nicht mehr bluten können. Mehr Details zu dieser Verschwörungstheorie, die aber mit einer hohen Wahrscheinlichkeit zutreffend gewesen sein kann finden sich in der nachstehend zum Download zur Verfügung stehenden PDF „Jesus starb nicht am Kreuz“ von der Seite Zeitenschrift.com

Ein Artikel mit einigen handfesten Argumenten dafür, dass Jesus die Kreuzigung überlebt hat
14_Jesus_starb_nicht_am_Kreuz.pdf
PDF-Dokument [949.3 KB]
„Christi Himmelfahrt“, Merian 1629

Die Entscheidung, ob es sich dabei nun um eine Verschwörungstheorie handelt oder nicht, bleibt jedem Leser selbst überlassen. Für mich ist es ein Versuch, zu erklären, wie es sein kann, dass ein Toter nach seinem Ableben munter unter Menschen lustwandelte.

Nach allem was wir in diesem Beitrag über das christliche Credo herausgearbeitet haben, steht jedenfalls fest, dass Jesus von Nazareth weder Gott noch ein Halbgott war. Wenn die oben vorgestellte Theorie also nicht den Tatsachen entspricht, bleibt als einzige Erklärung, dass die entsprechenden Überlieferungen gelogen sind. Kein Beinbruch, das… Die Bibel wimmelt von Unwahrheiten…

 

Aber so oder so ist einfach logisch, dass die Himmelfahrt ein erfundener Mythos ist. Ohnehin hat von den in Frage kommenden frühesten Autoren, den sogenannten Aposteln, ausschließlich Paulus in seinen Briefen an die Römer, Kolosser und Korinther vom Auferstehungsmythos berichtet, und erst Jahre nach seinem Tod haben die Evangelisten das Thema aufgegriffen und von der angeblichen Himmelfahrt des Jesus von Nazareth berichtet.

 

Haken wir das mit der Himmelfahrt also ab – und damit natürlich auch den letzten Abschnitt des (von den Neuapostoliken so genannten) zweiten Glaubensartikels:

 

… er sitzt zur Rechten Gottes, des allmächtigen Vaters; von dort wird er kommen, zu richten die Lebenden und die Toten.

 

Da Jesus, wie geklärt, nicht gen Himmel gefahren ist, und da noch dazu auch der von den Abrahamiten überlieferte Gott nicht existiert und folglich auch nicht im Himmel wohnt, ist der Glaube der Christen einfach substanzlos.

Und daraus folgert ein ganz wichtiger Gedanke: Da die Zukunftshoffnungen der Christen ins Leere gerichtet sind, sollten sie, statt sich auf ein besseres Jenseits einzustellen und aus diesem Glauben heraus irgendwelche dubiosen Religionsgemeinschaften sowie deren Indoktrinatoren und Dementoren, mögen sie nun Apostel genannt werden oder Bischof, zu finanzieren, lieber alles in ihren Kräften stehende tun, um die Verhältnisse auf diesem Planeten für jegliches Leben lebenswert zu machen und zu erhalten.

 

Hier die Links zu den beiden anderen Teilen des Apostolikums:

 

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