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17.12.2015 - 08:35 Uhr (fcs)

„Die Macht des Gebetes wirkt Wunder?“

Wie viel Wahrheit steckt hinter den in der Bibel überlieferten Wundern, und werden Gebete erhört?

Missionspredigt des Petrus (Fra Angelico) - Quelle: (- klick) ins Bild

„Und als sie gebetet hatten, erbebte die Stätte, wo sie versammelt waren; und sie wurden alle vom Heiligen Geist erfüllt und redeten das Wort Gottes mit Freimut.“

(Apostelgeschichte 4,31)

 

Mit diesem Textwort hat der Präsident der Neuapostolischen Kirche Süddeutschland KdöR, der Versicherungskaufmann und Laienprediger Michael Ehrich aus Ettlingen, am 03.12.2015 eine Predigt in Karlsruhe-Oberreut begründet.

 

Anlass war der Wiederbezug des NAK-Kirchengebäudes in Oberreut, in der nach umfangreichen Renovierungs- und Umbaumaßnahmen die bisherigen NAK-Gemeinden Daxlanden, Durmersheim, Oberreut und Rheinstetten-Forchheim unter dem Namen NAK-Kirchengemeinde Karlsruhe-Süd zusammengelegt wurden.

Der Schritt war notwendig weil das grassierende NAK-Gemeindeschrumpfen es notwendig gemacht hat, drei Gemeinden komplett sterben zu lassen und sich auf einen Standort zurückzuziehen.

Mit dem Textwort wollte der sog. Bezirksapostel wohl die Versammlungsstätte als Hort für eine Betgemeinde beleuchten, in der heute wie damals „Geist gewirkt“ werden könnte. Er sprach nämlich davon, die Gemeinde sei dazu aufgerufen, im Gebet und im Ablegen eines Zeugnisses des Evangeliums in Wort und Wandel wie zur Zeit der ersten Christen zu handeln.

 

Quelle: http://www.nak-sued.de/meldungen/news/kirche-karlsruhe-sued-wieder-bezogen/

 

Aber: War das damals so, wie der Verfasser des „lukanischen Doppelwerkes“ es uns überliefert? Betrachten wir doch die Bibelstelle im Kontext und schauen einmal genauer hin:

 

Das Textwort bezieht sich auf die frühe Jerusalemer Gemeinde der „Anhänger des Weges“ [Anm.: Da die paulinische Erhebung des galiläischen Wanderpredigers Jesus von Nazareth zum Christus noch nicht erfolgt war, war auch die Bezeichnung Christen noch unbekannt. - Die gibt es erst seit etwa der 1. Jhdt.-Wende] die geschilderten Ereignisse in dieser Passage der sog. Apostelgeschichte des Lukas (Apg. 2, 14 – 6, 15) müssten (wenn sie den wahr wären) innerhalb des ersten Jahres nach der [angeblichen! (es gibt dazu keine außerbiblischen Quellen)] Kreuzigung des Jesus von Nazareth stattgefunden haben.

Wir befinden uns also im Jahr 31 oder 32 n.Z. und die Gemeinde, von der hier die Rede ist, war noch sehr dicht am historischen Jesus. Die Legendenbildung hatte noch nicht eingesetzt und auch an die paulinische Theologie war noch nicht zu denken. Unter Zugrundelegung der Zeitangaben in Galater 1-2 fand die Bekehrung des griechischen Juden Scha’ul (lat. Paulus) von Tarsus frühestens im Jahr 33 statt. Das wiederum bedeutet, dass keinesfalls von der Verkündung eines Evangeliums die Rede sein kann, wie es Michael Ehrich seinen Zuhörern nahelegt. Und tatsächlich heißt es im Lukas-Text auch lediglich „das Wort Gottes“ reden.

 

Erstaunlich in diesem Zusammenhang: Bei Lukas war im Evangelium die Vergottung Jesu schon so weit fortgeschritten, wie man es vom Entstehungszeitraum her erwarten konnte. Das Lukasevangelium datiert auf frühestens um 60 v.Z. (wahrscheinlich später und erst nach dem Tod des Paulus im Jahr 64 n.Z.) und es war deutlich durch die paulinische Theologie beeinflusst. Das ist auch naheliegend, da zumindest Teile des Corpus Paulinum zu diesem Zeitpunkt bereits mindestens 10 Jahre im Umlauf waren.

In dem hier zur Debatte stehenden Abschnitt der erst nach dem Evangelium entstandenen Apostelgeschichte des Lukas ist aber nicht von Jesus als dem Sohn Gottes die Rede, sondern vom „Gesalbten Gottes“ [die Bezeichnung dürfte aber auch nicht authentisch sein] und vom „Heiligen Knecht Gottes“:

 

(Zitat) „[…] Die Könige der Erde treten zusammen, und die Fürsten versammeln sich wider den Herrn und seinen Christus. Wahrhaftig, sie haben sich versammelt in dieser Stadt gegen deinen heiligen Knecht Jesus, den du gesalbt hast […]“ (Zitatende)

Vgl. Apg. 4, 26 und 27 (- klick)

 

Man könnte insofern annehmen, es handele sich um eine authentische Überlieferung.  – Wenn nicht die allzu übertriebenen Behauptungen über die Rahmenereignisse wären. Wir können also davon ausgehen, dass es sich bei den Erzählungen zum großen Teil um reine Fantasy handelt.

Der erste Anhaltspunkt ist der Bericht über das Beben des Gebäudes, in dem die Anhänger des Weges sich versammelt hatten. – Ein solches Beben ist ein derart auffälliges Ereignis, dass davon auch in anderen Quellen berichtet worden wäre… Die Evangelienschreiber haben sich gern zu derartigen Übertreibungen verstiegen und von Erdbeben und Sonnenfinsternissen berichtet, von denen niemand sonst etwas gewusst hat. – Sie haben sogar Zombies aus den Gräbern steigen und herumlaufen lassen. Lauter bemerkenswerte Ereignisse die mit absoluter Sicherheit auch in anderen Chroniken verzeichnet worden wären… wenn sie stattgefunden hätten.

Vgl. Matth. 27, 51 ff; Markus 15, 37 ff; Lukas 23, 44 ff

[Bemerkung am Rande: Es ist schon seeehr erstaunlich, wie unterschiedlich die Synoptiker über das doch für die Christenheit immens wichtige Leiden und Sterben Christi berichten. Und noch erstaunlicher ist, dass ausgerechnet im legendenhaftesten Evangelium, dem nach Johannes, dieses einschneidende Ereignis nachgerade nüchtern kommentiert wird. - Vgl. Joh. 19, 28 ff]

 

Wahrscheinlicher ist, dass lediglich ein „inneres Erbeben“ der Versammlungsteilnehmer gemeint war. Und das ist gut vorstellbar: sie haben sich gegenseitig mit Erlebnisberichten aus den Wandertagen mit ihrem Guru hochgeschaukelt und sich in Gebetsekstasen geredet, wie man es aus allen Religionen kennt – heute insbesondere bei Pfingstlern und charismatischen Evangelikalen. In der Gemeinschaft hat man sich dann so sicher gefühlt, dass auch der kleinste Duckmäuser sich getraut hat offen von seinem Glauben zu reden.

 

„… sie wurden alle vom Heiligen Geist erfüllt und redeten das Wort Gottes mit Freimut …“

 

Übrigens gibt’s das nicht nur in Religionsgemeinschaften sondern wir kennen das auch aus politischen Versammlungen. Stichwort „PEGIDA“… Auch das kleinste Kirchenlicht und die dümmste Dumpfbacke lassen sich mitreißen und hochschaukeln und grölen dann mit den Anderen ungehemmt die Parolen des braunen Packs…

Ist der tupfengleiche Vorgang, nur mit anderen Inhalten… - Ist also auch hier der Heilige Geist zugange?

 

Kommen wir zurück zu den Gebeten:

 

Ich weiß nicht, welches Eingangslied Ehrich bei der oben erwähnten Veranstaltung gewählt hat. Thematisch passend wäre das Lied 106 aus dem neuen Gesangbuch „Betgemeinde heil’ge Dich…“ (- klick). In diesem Lied sind nämlich sämtliche Logikfehler im Zusammenhang mit dem Gebet enthalten!

 

Zunächst sollten wir aber klären, wie der Begriff „Gebet“ definiert wird. Der Katechismus der katholischen Kirche widmet den gesamten vierten Teil dem Thema Gebet: Zwei Abschnitte, insgesamt 4 Kapitel, bzw. 11 Artikel mit Unterregistern… Eindeutig zuviel Text um ihn zu zitieren, deshalb hier zunächst einige Links:

Der ursprünglichste Sinn des Gebetes ist diesem Katechismus zufolge die verehrende Anbetung, wie sie in 2628 des Katechismus umschrieben ist:

 

(Zitat) „Anbetung ist die erste Haltung des Menschen, der sich vor seinem Schöpfer als Geschöpf erkennt. Sie verherrlicht die Größe des Herrn, der uns geschaffen hat [Vgl. Ps 95,1-6], und die Allmacht des Retters, der uns vom Bösen befreit. In der Anbetung wirft sich der Geist vor dem „König der Herrlichkeit" (Ps 24,9-10) nieder und schweigt ehrfürchtig vor dem „je größeren Gott" (Augustinus, Psal. 62,16). Die Anbetung des dreimal heiligen und über alles zu liebenden Gottes erfüllt uns mit Demut und gibt unserem Bitten Zuversicht.“ (Zitatende)

 

Weitere ursprügliche Formen [ich nenne sie einmal Unterformen] der verehrenden Anbetung sind das Dank- und das Lobgebet. Siehe dazu 2637 und 2639 des Katechismus der katholischen Kirche:

 

(Zitat) „Die Danksagung kennzeichnet das Gebet der Kirche, die in der Eucharistiefeier bezeugt, was sie ist, und wird, was sie bezeugt. Denn Christus befreit durch sein Heilswerk die Schöpfung von Sünde und Tod, um sie erneut zu weihen und zum Vater zurückzuführen, ihm zur Ehre. Die Danksagung der Glieder des Leibes nimmt an der Danksagung ihres Hauptes teil.

 

Das Lob ist die Gebetsform, die am unmittelbarsten Gott anerkennt. Das Lob besingt Gott um seiner selbst willen. Es erweist ihm Ehre, nicht nur wegen seiner Taten, sondern weil er ist. Wer Gott lobt, hat teil an der Seligkeit der reinen Herzen: er liebt Gott im Glauben, ehe er ihn in der Herrlichkeit schaut. Durch das Lobgebet vereint sich der Heilige Geist mit unserem Geist, um zu bezeugen, daß wir Kinder Gottes sind [Vgl. Röm 8,16]. Er legt Zeugnis ab für den eingeborenen Sohn, in dem wir an Kindes Statt angenommen sind und durch den wir den Vater verherrlichen. Das Lob enthält die anderen Formen des Gebetes und trägt sie zu ihrer Quelle und ihrem Ziel: den „einen Gott, den Vater. Von ihm stammt alles und wir leben auf ihn hin" (1 Kor 8,6).“ (Zitatende)

Die frühen Christen beteten in freiem, selbstbewussten Stehen mit geöffneten Armen, erhobenen Händen und Augen (Orantenhaltung) - Quelle: (- klick) ins Bild

Gegen diese Gebetsformen ist von der Logik her nichts einzuwenden. Wer meint, an eine metaphysische Wesenheit glauben zu müssen und diese Wesenheit zu verehren, mag dies gerne tun. Abgesehen von einer inneren Befriedigung wird von diesen Gebeten kein weiteres Ergebnis zu erwarten sein, und es wird von der geglaubten ewigen und allmächtigen Wesenheit auch kein Tun und Handeln  erwartet.

Anders ist es aber mit dem Bitt- und dem Fürbittgebet. Auch hierzu zunächst ein Zitat aus dem Katechismus (2631/2632 + 2635):

 

(Zitat) „Die Bitte um Vergebung ist die erste Regung des Bittgebetes. Sie findet sich etwa im Gebet des Zöllners: „Gott, sei mir Sünder gnädig!" (Lk 18,13). Sie ist die Voraussetzung zum rechtschaffenen und lauteren Beten. Vertrauensvolle Demut stellt uns wieder in das Licht der Gemeinschaft mit dem Vater und seinem Sohn Jesus Christus und damit in die Gemeinschaft unter uns Menschen [Vgl. 1 Joh 1,7-2,2]. Dann „empfangen wir von ihm" all das, „was wir erbitten" (1 Joh 3,22). Die Bitte um Vergebung muß der Eucharistiefeier und dem persönlichen Gebet vorausgehen.

 

Gemäß der Lehre Jesu steht im Mittelpunkt des christlichen Bittens das Verlangen und die Suche nach dem Reich Gottes [Vgl. Mt 6,10.33; Lk 11,2.13]. Dabei gibt es eine Rangordnung der Bitten: Zuerst erbitten wir das Reich und dann alles, was uns notwendig ist, um es aufzunehmen und an seinem Kommen mitzuarbeiten. Dieses Mitwirken an der Sendung Christi und des Heiligen Geistes, die nun die Sendung der Kirche ist, ist Gegenstand des Betens der apostolischen Gemeinde [Vgl. Apg 6.6: 13,3]. Das Gebet des Apostels Paulus zeigt uns, wie die göttliche Sorge um alle Kirchen das christliche Gebet beseelen soll [Vgl. Röm 10,1; Eph 1,16-23; Phil 1,9-11; Kol 1,3-6; 4,3-4.12]. Durch das Gebet arbeitet jeder Getaufte am Kommen des Reichs Gottes mit.

 

Jedes Herz, das in die Barmherzigkeit Gottes miteinstimmt, tritt, seit Abraham, für die anderen ein und bittet für sie. In der Zeit der Kirche hat die Fürbitte der Christen an der Fürbitte Christi teil; sie ist Ausdruck der Gemeinschaft der Heiligen. In der Fürsprache achtet jeder Beter „nicht nur auf das eigene Wohl, sondern auch auf das der Anderen" (Phil 2,4) - ja, er betet sogar für die, die ihm Böses zufügen [Vgl. den hl. Stephanus, der wie Jesus für seine Peiniger gebetet hat: Apg 7,60; Lk 23,28.34,]. (Zitatende)

 

Die Neuapostoliken machen es sich in ihrem (vglw. simpel gehaltenen) Katechismus etwas einfacher. Unter der Nr. 12.1.5.4 „Gebet“ schreiben sie lapidar:

 

(Zitat) „Gottesdienst ist untrennbar mit Gebet verbunden. Bereits vor dem Gottesdienst sucht der Gläubige im persönlichen Gebet Gottes Nähe. Während des Gottesdienstes verbindet sich die Gemeinde in den Gebeten mit den Worten des Gottesdienstleiters. In ihnen kommen Anbetung, Dank, Fürbitte und Bitte zum Ausdruck. Besondere Bedeutung kommt dem gemeinsam gesprochenen Gebet „Unser Vater“ zu. Es wird nach dem Wortlaut in Matthäus 6,9-13 gesprochen und geht der Feier des Heiligen Abendmahls voraus. Hat der Gläubige Leib und Blut Jesu genossen, dankt er Christus für sein Opfer und die empfangene Gnade in einem stillen Gebet. Am Ende des Gottesdienstes spricht der Gottesdienstleiter ein Gebet.“ (Zitatende)

 

Aber so oder so behaupten die Christen diesen Katechismen zufolge, dass durch ihre Gebete eine Reaktion des von ihnen verehrten ewigen und allmächtigen Wesens ausgelöst werden kann!

 

Und das halte ich für mehr als zweifelhaft! – Nehmen wir einmal an, der von den Christen verehrte und angebetete Gott würde existieren, dann müssen wir auch annehmen, dass das, was die Christen über diesen Gott überliefern, stimmt.

Gott ist also allmächtig, allwissend, allschöpfend, ewig (allgegenwärtig) und absolut vollkommen… Und das bedeutet zwingend logisch, dass alles, was geschieht, vom jeweiligen Beginn an von ihm gewollt und gewusst ist, und dass nichts geschieht, was er nicht gewollt und nicht gewusst hat.

 

Hier stellt sich also die Frage, wie ein Gebet, das Geschehen beeinflussen kann? – Wenn ER den Fortgang irgendwelcher Ereignisse festgelegt hat, kann es nicht sein, dass es eine Änderung gibt – es sei denn, es handelt sich um eine bereits vorher festgelegt Änderung! Ein simples Beispiel:

 

Gott wusste, dass Gretchen Müller eine Mathearbeit schreibt, und dass sie Sorge hat, sie könne die Mathearbeit vergeigen, und dass sie zu ihm beten wird, er möge ihr helfen, und dass er ihr helfen wird, und dass die Arbeit gut benotet werden wird. Der Ablauf der Ereignisse ist zwingend vorgegeben.

Es kann also nicht sein, dass Gretchen Müller keine Sorge hat, kein Gebet spricht, keine Hilfe bekommt, keine gute Note bekommt…

Und wenn auch nur einer dieser Punkte sich anders ereignet, dann hat Gott das bereits vorher gewusst und festgelegt!

 

Die Annahme, ein an Gott gerichtetes Gebet könne eine Änderung seines Ratschlusses herbeiführen, ist vollkommener Unsinn. Sie führt zu einem klassischen logischen Paradoxon, das sich entweder durch die Annahme, dass Eure Angaben über Gott falsch sind, oder dass Eure Gebete vor Gott unwirksam sind, auflösen lässt.

Außerdem kann es eigentlich nicht richtig sein, GOTT um etwas zu bitten. – So, wie die abrahamitischen Religionen Gott beschreiben, ist er ein ewiges Wesen, das also in andauernder Gleichzeitigkeit existiert. Diese Feststellung deckt sich mit den Behauptungen im NAK-Katechismus, in dem es unter 3.1.5 „Gott, der Ewige“ heißt:

 

(Zitat) „Gott, ‚der Ewige‘, hat weder Anfang noch Ende. Zeitliche Begrenzungen gibt es für ihn nicht. „Ehe denn die Berge wurden und die Erde und die Welt geschaffen wurden, bist du, Gott, von Ewigkeit zu Ewigkeit“ (Ps 90,2). Gott ist Schöpfer und Herr der Zeit: Anders als die materielle Welt, die der Zeitlichkeit unterliegt, bestimmt Gott souverän über die Zeit, schenkt Zeit oder nimmt sie auch.

Gottes Ewigkeit übersteigt den menschlichen Erfahrungshorizont. Sie ist unendlich, jedoch keine Zeitlosigkeit. Vielmehr sind vor Gott Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft gleichermaßen präsent. Dass Gott über die Zeitdimensionen erhaben ist und über ihnen steht, klingt in 2. Petrus 3,8 an: ‚Eins aber sei euch nicht verborgen, ihr Lieben, dass ein Tag vor dem Herrn wie tausend Jahre ist und tausend Jahre wie ein Tag.‘“ (Zitatende)

 

Das bedeutet, dass, als GOTT der biblischen Überlieferung zufolge sah, dass alles sehr gut war [vgl. 1. Mose 1, 31 (- klick)], er jeden denkbaren Zeitraum im Blick hatte. Auch alles, was jedem einzelnen Menschen in jeder Zeit geschehen würde, war vor seinen Augen sehr gut!

Wenn aber nun ein Mensch sich anmaßt, Gott um eine Änderung zu bitten, sagt er damit gleichzeitig, dass der göttliche Ratschluss  N I C H T  gut sei!

 

Der lehrkritische Theologe Heinz-Werner Kubitza schreibt dazu:

 

(Zitat) „[…] Der Beter eines Bittgebets verlangt nicht weniger als das Gott seinen Plan abändern, aktiv eingreifen soll in den Gang der Geschehnisse, er verlangt nicht weniger, als ein Wunder. Das macht das Bittgebet im Grunde zu einer ungeheuren Anmaßung des Geschöpfs gegenüber dem Schöpfer.

Das Bittgebet ist eine Form von Nötigung, ein Herummäkeln am Weltaufbau mit Hinweisen für Gott, wie er es besser machen kann. […] Eigentlich müsste man es verbieten. […]“ (Zitatende)

Quelle: H.-W. Kubitza, Der Dogmenwahn (- klick) Seite 259

Wunderheilungen durch Petrus… - Quelle: (- klick) ins Bild

Und nun sollen Gebete also gar Wunder herbeiführen!

 

Wunder sind, nach neuer Definition, Ereignisse in Raum und Zeit, die menschlicher Vernunft und Erfahrung und den Naturgesetzen scheinbar oder wirklich widersprechen.

Erhellende Nebenbemerkung: Etymologisch leitet sich der Begriff vom althochdeutschen „wuntar“ ab, das dem indogermanischen „uen“ entspricht und „verlangen“ bedeutet. Der ursprüngliche Sinn des Wortes dürfte als „Wunsch“ sein…  (vgl.: Friedrich Kluge: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache, 20. Aufl., Berlin und New York 1967, Neudruck ebd. 1975, S. 869)

 

Interessant ist nun, dass die christlichen Kirchen keine eigene rechtsverbindliche Definition des Begriffs Wunder veröffentlichen. Die Neuapostoliken setzen sich in ihrem Katechismus nicht einmal wirklich mit den Schwierigkeiten des Begriffs auseinander, sondern listen unter Item 3.4.8.5 („Jesu Wunder“) platt die angeblichen Wundertaten Jesu auf:

 

(Zitat) „[…] Alle vier schriftlich überlieferten Evangelien berichten von Wundertaten Jesu als realen Geschehnissen, die seine Messianität bezeugen. Seine Wunder verdeutlichen die barmherzige Zuwendung Gottes zum leidenden Menschen. Sie sind Offenbarungsgeschehen, indem sie Christi Herrlichkeit (Joh 2,11) und seine göttliche Vollmacht zeigen (Joh 5,21).

Vielfältig sind die Wunder, die der Sohn Gottes vollbrachte: Heilungen von Kranken, Austreibungen böser Geister, Auferweckungen von Toten, Naturwunder, Speisungswunder, Geschenkwunder.

 

Heilungen von Kranken

Jesus heilte Kranke, Blinde, Lahme, Taube, Aussätzige. Diese Krankenheilungen verweisen auf das göttliche Wesen Jesu Christi, der ganz so handelte, wie Gott von sich zu Israel sprach: „Ich bin der Herr, dein Arzt“ (2Mo 15,26). Eines dieser Wunder ist die Heilung eines Gelähmten in Kapernaum (Mk 2,1-12), zu dem Jesus zunächst sprach: „Mein Sohn, deine Sünden sind dir vergeben“ (Vers 5). Die Schriftgelehrten betrachteten dies als Gotteslästerung — der Herr machte deutlich, dass er Vollmacht hatte, sowohl Sünden zu vergeben als auch zu heilen. Die Heilungswunder stehen im engen Zusammenhang mit dem Glauben der Menschen.

 

Austreibungen böser Geister

Zu den Wundertaten Jesu zählen die Austreibungen böser Geister (Mk 1,23-28). Jesus Christus wurde sogar von den Dämonen als Herr erkannt (Mk 3,11). Das Böse, so wird deutlich, ist keine selbständige Macht, sondern es ist der Macht Gottes unterworfen; die Zeit seiner zerstörerischen Herrschaft und seines Einflusses auf die Menschen ist mit dem Erscheinen Jesu Christi an ihr Ende gekommen (Lk 11,20).

 

Auferweckungen von Toten

Die Evangelien berichten von drei Fällen, in denen der Herr verstorbene Menschen ins Leben zurückrief: die Tochter des Jairus (Mt 9,18-26), den Jüngling zu Nain (Lk 7,13-15) und Lazarus (Joh 11,1-44). Vor der Auferweckung des Lazarus offenbarte sich Jesus mit den grundlegenden Worten: „Ich bin die Auferstehung und das Leben. Wer an mich glaubt, der wird leben, auch wenn er stirbt; und wer da lebt und glaubt an mich, der wird nimmermehr sterben“ (Joh 11,25.26). Jesus Christus hatte nicht nur die Macht, Tote zum Leben zu erwecken — er selbst ist das Leben, er selbst ist die Auferstehung. Die Auferweckung vom Tod verweist zeichenhaft darauf, dass der Glaube an Jesus Christus die Überwindung des Todes und damit ewiges Leben bedeutet.

 

Naturwunder

Als der Herr über Wind und Meer gebot, zeigte sich seine Macht über die Elemente (u.a. Mt 8,23-27). Die Herrschaft über die Naturgewalten unterstreicht das Schöpfersein des Gottessohnes, der als „das ewige Wort vom Vater“ vor aller Schöpfung war (Joh 1,1-3).

 

Speisungswunder

In allen Evangelien wird von der Speisung der Fünftausend berichtet (u.a. Mk 6,30-44), in Matthäus und Markus darüber hinaus von der Speisung der Viertausend (Mt 15,32-39; Mk 8,1-9). Diese Geschehen erinnern einerseits daran, dass Gott sein Volk in der Wüste speiste, andererseits verweisen sie auf das Heilige Abendmahl: „Ich bin das lebendige Brot, das vom Himmel gekommen ist. Wer von diesem Brot isst, der wird leben in Ewigkeit. Und dieses Brot ist mein Fleisch, das ich geben werde für das Leben der Welt“ (Joh 6,51).

 

Geschenkwunder

Zeichen der Göttlichkeit Jesu Christi und der Nähe des Gottesreiches sind auch die Wunder, in denen Menschen eine Fülle irdischer Gaben empfingen. Beispiele dafür sind der Fischzug des Petrus (Lk 5,1-11) und das Geschehen bei der Hochzeit zu Kana, als Jesus aus Wasser Wein machte (Joh 2,1-11). […]“ (Zitatende)

 

Die Katholiken sind da schon etwas forscher! Wohl wissend, dass es zu den angeblichen Wundertaten einiges zu sagen gäbe, geben sie den Gläubigen in ihrem Katechismus auch gleich ein Verteidigungsrüstzeug an die Hand. Es bleibt ihnen auch nicht viel anderes übrig, weil der Vatikan auch heutzutage noch Wunder anerkennt und zur Selig- und Heiligsprechung wundertätiger Personen verwendet.

Glücklicherweise ist dieser widerwärtige Manipulationsversuch leicht zu enttarnen, denn er enthält eine Reihe von unwahren Tatsachenbehauptungen, die ein übles Licht auf die mangelnde Rechtschaffenheit der katholischen Bischöfe wirft (die entsprechenden Passagen sind rot markiert):

 

(Zitat) „[…] Diese Wunderberichte der Evangelien sind für uns heute mit vielen Problemen behaftet. Freilich ist der uns geläufige Wunderbegriff, der am naturwissenschaftlichen Denken der Zeit orientiert ist und nach der Möglichkeit einer Durchbrechung der Naturgesetze fragt, der Bibel fremd. Ihr geht es um den Glauben an Gott, den Schöpfer der Welt und den Herrn der Geschichte, der in allen seinen Werken "wunderbar" ist, aber auch in außergewöhnlichen Taten seine Macht offenbaren kann. Über das Wie solchen Geschehens, besonders über das Verhältnis zu den natürlichen Ursachen und Kräften, die Gott benutzen kann, macht sich die Bibel noch keine Gedanken, so daß ihre Darstellung auf uns unreflektiert und naiv wirkt. Hinzu kommen historische Probleme. Die biblischen Wunderberichte sind nämlich nach bestimmten Erzählmustern entworfen, die in der damaligen Zeit üblich waren. So liegen über jenen Darstellungen für uns mehrere Decken, die uns das Verständnis erschweren: ein uns fremd gewordenes Denken, das ein anderes Verhältnis zur Natur hatte und eine andere Auffassung von "geschichtlichen" Berichten, eine andere Darstellungsweise, die mehr das Typische als das Konkrete der Vorgänge herausstellt.

 

Trotz dieser Schwierigkeiten wagt auch streng historische Kritik nicht zu bezweifeln, daß durch Jesus außerordentliche, unerklärliche Ereignisse, besonders Heilungen, geschehen sind. Die Heilungsberichte enthalten nicht selten genaue Angaben über die beteiligten Personen, mit Namen und Umständen. Der Zulauf der Menschen, der Ruf, der sich von Jesus verbreitet, die Hilflosigkeit der Gegner, die seine Taten nicht abstreiten können, die schon früh nach Ostern einsetzende Überlieferung der Wunderberichte zu einer Zeit, in der die Augen- und Ohrenzeugen des Auftretens Jesu noch lebten: das alles läßt sich anders nicht begreifen. Die moderne Naturwissenschaft beschränkt sich bei ihrer Wirklichkeitsbetrachtung bewußt auf die innerweltlichen Faktoren; sie sieht von der Frage nach Gott bewußt ab. Das ist von den methodischen Voraussetzungen der Naturwissenschaften her durchaus berechtigt. Aber die Betrachtung der Welt unter dem Gesichtspunkt von Naturgesetzen ist nur eine, nicht die einzige Weise, die Wirklichkeit zu verstehen. Der Glaube kann sich mit einer solchen Betrachtungsweise, würde sie verabsolutiert, nicht zufriedengeben. Der Glaube an den lebendigen Gott, den Schöpfer des Himmels und der Erde, würde seinen Inhalt verlieren, würde er nicht mehr mit der Möglichkeit und Wirklichkeit rechnen, daß Gott auch in außergewöhnlicher Weise in Zeit und Geschichte hineinwirkt. Ein solcher Glaube wäre ein hölzernes Eisen.  […]“ (Zitatende)

Quelle: Katholischer Erwachsenen-Katechismus – Erster Band, 1985 herausgegeben von der Deutschen Bischofskonferenz, Seiten 154/155 (- klick)

 

Erstaunlicherweise ist die NAK-Führung etwas zurückhaltender wenn es um den Wunderglauben heute geht. Sie behandeln die Thematik zwar nicht in ihrem Katechismus, haben es aber in einer „lehramtlichen Schrift“ ihres Oberhauptes, des Betriebswirts und Laienpredigers Jean-Luc Schneider, aufgegriffen:

 

(Zitat) „[…] Jesus hielt nichts von denen, die allein aufgrund seiner Wunder an ihn glaubten: „Viele glaubten an seinen Namen, da sie die Zeichen sahen, die er tat. Aber Jesus vertraute sich ihnen nicht an; denn er kannte sie alle“ (Joh 2,23.24).

Es zeigte sich schließlich, dass nur diejenigen, die an ihn als Sohn Gottes glaubten, ihm bis zuletzt nachfolgten. Sie glaubten nicht wegen seiner Wunder, sondern auf der Grundlage seiner Lehre.

Dasselbe galt für die Apostel; sie taten die gleichen Wunder wie Jesus, und zeigten damit, dass sie von ihm gesandt wurden.

 

Wir brauchen heute keine Wunder, um zu glauben, dass Jesus der Sohn Gottes ist. „Es ist aber der Glaube eine feste Zuversicht auf das, was man hofft, und ein Nicht-zweifeln an dem, was man nicht sieht“ (Hebr 11,1). Die Wunder, die Jesus oder die Apostel getan haben, dienten allein dazu, die Macht Gottes zu zeigen und nicht die Macht eines Menschen. Es ging allein darum, das Evangelium zu verkündigen.

 

1.2 Die Gefahren des Wunderglaubens

Die Gefahr eines zügellosen Wunderglaubens ist, dass Gott damit versucht wird. Ein alttestamentliches Beispiel dafür findet sich in 4Mo 14,2.23: „Alle die Männer, die meine Herrlichkeit und meine Zeichen gesehen haben, die ich getan habe in Ägypten und in der Wüste, und mich nun zehnmal versucht und meiner Stimme nicht gehorcht haben, von denen soll keiner das Land sehen, das ich ihren Vätern zu geben geschworen habe; auch keiner soll es sehen, der mich gelästert hat.“

Auch die Versuchung Jesu spricht zur Sache: Satan wollte, dass Jesus Gott bittet, große Wunder zu tun, um zu beweisen, dass er von Gott gesandt wurde. Jesus antwortete: „Du sollst den Herrn, deinen Gott, nicht versuchen“ (Mt. 4,7). Der Böse tat dasselbe am Ende durch die, die zu Jesus sagten: „Wenn du Gottes Sohn bist, steig herab vom Kreuz“ (Mt. 27,40).

Trotz der Tatsache, dass Jesus keine Wunder tat, als er am Kreuz hing, glaubte der römische Hauptmann: Er sah das Verhalten des Herrn, seine Liebe zu den Seinen, aber auch zu denen, die ihn töten würden, und zu den Verbrechern am Kreuz.

Diejenigen, die Gott um Wunder bitten, erwarten oft, dass er tun muss, wonach ihnen verlangt. Tatsächlich weigerte sich Jesus - ein Beispiel dafür ist die Zeichenforderung der Pharisäer (Mk. 8,11) - in solchen Fällen ein Wunder zu tun. Paulus flehte dreimal zum Herrn, dass der Pfahl aus seinem Fleisch weiche, aber Jesus Christus sagte ihm: „Lass dir an meiner Gnade genügen” (2Kor 12,9). Wir wollen in Jesu Namen beten, bescheiden sein und auf Gott vertrauen und sprechen: „Dein Wil-le geschehe.“ Wir können in unseren Gebeten um Hilfe bitten, aber wir können Gott nicht zwingen, unsere Bitten und Wünsche zu erfüllen.

 

1.3 „Wunderheiler” heute

Manche Menschen behaupten, eine Gabe erhalten zu haben, die sie befähigt, durch Gebet und Auflegung der Hände Krankheiten zu heilen.

Aus der Bibel wissen wir, dass solche Fähigkeiten nicht unbedingt Zeichen einer göttlichen Erwählung sind. Im Alten Testament konnten beispielsweise Zauberer und Magier die gleichen Wunder tun wie Mose. Nicht anders war es in der Zeit Jesu und der ersten Apostel. Es gab Menschen, die konnten das Böse austreiben (Mt. 12,27), auch Simon, der Zauberer, tat große Zeichen (Apg. 8). Jedoch waren sie nicht von Gott erwählt und dienten ihm nicht.

Was ist die Motivation solcher „Heiler“? Oft sehnen sie sich nach Ruhm. Sie wollen gelobt und anerkannt werden. Manchmal verlangen sie sogar Geld für das, was sie tun. Sie arbeiten für sich selbst und nicht für Gott. […]“ (Zitatende)

Quelle: Leitgedanken SN 2 15.10 (Mitteilungen für Amtsträger der Neuapostolischen Kirche Oktober 2015) Seite 18+19/23

 

Es ist erstaunlich: Die Neuapostoliken halten sich enger an die Tatsachen, als die fachlich weitaus höher gebildeten Katholiken. – Der springende Punkt ist die Feststellung, dass der Bibel zufolge auch andere (nicht göttlich erwählte) Personen als Wundertäter in Erscheinung getreten sind.

Tatsache ist, das kann man in so ziemlich jedem religionskritischen Werk nachlesen [z.B. auch bei Kubitza (siehe weiter oben)], dass Wunder in der Antike sozusagen zum guten Ton bei Religionen und Kulten gehörten – sie waren religiöses Alltagsgeschäft. Und das führte dazu, dass Wunder nachgerade erwartet wurden. Wenn Jesus von Nazareth also als Wundertäter überliefert wurde, dann deshalb, weil die Menschen in der Antike die Welt ganz einfach mythisch verstanden und Wunder erwarteten.

 

Ob die überlieferten Wunder sich freilich tatsächlich ereignet haben, steht auf einem anderen Blatt. – Wir können als sicher annehmen, dass die Geschenk-, Speisungs- und Naturwunder einfach Legende sind; ebenso die Naturwunder. Weil vgl. Wundertaten bereits in den Prophetenlegenden (und übrigens auch von Buddha) überliefert wurden, mussten eben in der Legende von Jesus mindestens vergleichbare Leistungen erscheinen. Textstellen, die als Vorlage in Frage kommen sind z.B.:

2. Kön. 2, 14 + 19-24; 2. Kön. 4, 1-7 + 38-44; 2. Kön. 5, 2. Kön. 6; …

 

Gerade heute Morgen habe ich als ich die TV-Nachrichten anschauen wollte, kurz vorher noch einen Beitrag über den niederländischen „Magier“ Hans Klok (- klick) gesehen…  Was er in seiner Show zeigt, scheint ja wirklich an Zauberei zu grenzen – Für uns Normalverbraucher ist das unerklärlich und es scheint sämtlichen Naturgesetzen zu widersprechen…

Und doch wissen wir alle, dass es sich grundsätzlich um erklärbare Vorgänge handelt, und dass Männer wie Hans Klok, David Copperfield, Siegfried & Roy (um ein paar weitere Showmagier zu nennen) auch zeigen könnten, wie es geht. Natürlich würden sie sich damit das Geschäft verderben…

 

Und da soll es undenkbar sein, dass es auch in der Antike, wenn auch in kleineren Maßstäben, „Magier“ gab, die die Menschen mit ihren Tricks beeindruckt haben? Und da sollte Jesus von Nazareth, den die Legendenbildung und die paulinische Theologie gar zu einer Inkarnation des Allerhöchsten gemacht haben, keine Wunder vollbracht haben? – Das ist freilich aus Sicht der Menschen in der Antike tatsächlich undenkbar.

Es ist vorstellbar, dass Jesus (er ist ja erst mit über 30 öffentlich aufgetreten) ein wenig Ahnung von Heilkunde hatte. Möglicherweise ist er (einige seiner authentischen Reden scheinen ja buddhistisch inspiriert zu sein) in Kontakt zu Theravada-Mönchen gekommen und hat von ihnen (auch im Buddhismus gehören körperliche und geistige Gesundheit zusammen) Einblicke in die Heilkunst (Therapie) bekommen. – So gerüstet wäre er dann durchaus in der Lage gewesen, als Heiler Eindruck zu schinden.

 

Kurz: Es ist tatsächlich nicht von der Hand zu weisen, dass Jesus kleinere Heilungs-„wunder“ beherrscht, und diese Kunst auch an einige ausgewählte Fans weitergeben haben könnte. Aber anders als die anmaßenden Katholiken-Bischöfe behaupten, wagt die historisch kritische Bibelwissenschaft sehr wohl, nicht nur zu bezweifeln, sondern regelrecht in Abrede zu stellen dass durch Jesus außerordentliche, unerklärliche Ereignisse und Heilungen, geschehen sind.

Ein ganz gewichtiges Argument: Wer soll eigentlich bei der von der NAK angeführten Verführung Jesu in der Wüste zugegen gewesen sein und einen authentischen Bericht darüber abgeliefert haben?

 

Und wenn der Katholizismus behauptet, die Betrachtung der Welt unter dem Gesichtspunkt von Naturgesetzen sei nicht die einzige Weise, die Wirklichkeit zu verstehen, dann ist das das Gegenteil von der Wahrheit! – Genauso, wie die Behauptung, die moderne Naturwissenschaft sähe bei ihrer Wirklichkeitsbetrachtung bewusst von der Frage nach Gott ab.

 

Die moderne Wissenschaft hat längst nachgewiesen, dass wir zwar noch nicht alles im Universum verstehen, dass es zur Erklärung der Wirklichkeit auf keinen Fall eines Gottes bedarf! Stephen Hawking hat spätestens 2010 beschrieben, warum ein Gott dazu überflüssig ist.

Für uns bedeutet das schlicht: Abgesehen von wenigen Bagatellfällen können die in der Bibel überlieferten Wunder nicht stattgefunden haben! Wie auch in allen Bereichen der Grenzwissenschaften gibt es keine unerklärlichen Phänomene, sondern wenn, dann lediglich Phänomene die derzeit  n o c h  nicht erklärbar sind. Jede andere Annahme ist gefährlicher spekulativer Unsinn.

 

Natürlich… wir kennen auch heute unerklärliche Heilungen, Spontanremissionen (auch komplette) sogar in der Onkologie. Und diese Spontanremissionen treten in allen Altersgruppen, Gesellschaftsschichten und geschlechtsunabhängig auf. Auch bei Atheisten!

A B E R: Auch wo die medizinische Erklärung fehlt, handelt es sich dabei nicht um ein Wunder im religiösen Sinn. Früher oder später wird sich die Erklärung finden, da die Naturgesetze nun einmal konstant sind und sich nicht je nach Bedarf ändern.

 

Auf die insbesondere von Neuapostoliken oft propagierten Gebetserhörungen wollen wir in diesem Zusammenhang nicht weiter eingehen. Die logischen Erklärungen für derartige „Wunder“ sind recht simpel: Zufall und Psychologie.

Gretchen Müller z.B. ist in der Gewissheit der göttlichen Hilfe entspannt in die Mathe-Klausur gegangen und war schon allein deshalb erfolgreich. – In vielen anderen Fällen ist self-fulfilling prophecy die Erklärung. Und das ist auch gut so: Man denke sich einen Gott der Tausende und abertausende Gebete zur Beseitigung millionenfachen Leids ignoriert aber mit einer wunderbaren Gebetserhörung eingreift, weil die liebe Schwester Müller nicht genug für die Mathe-Klausur gepaukt hat!

 

Übrigens: Selbst wenn es einen Gott gäbe, dann wäre er doch derjenige, der die Naturgesetze „erfunden und implementiert“ hat. Der Theologe Wolfgang Trillhaas formulierte das folgendermaßen:

(Zitat) „[…] Der Zusammenhang der Natur ist Gottes eigenes Schöpfungswerk, und es wäre ein Selbstwiderspruch in Gott, würde er wieder aufheben, was er geschaffen hat. […]“ (Zitatende)

Vgl.: Wolfgang Trillhaas, Dogmatik,  4. Aufl. ersch. 1998 bei deGruyter, Berlin, Seite 167

 

Noch ein Gedanke dazu: Der sog. Stammapostel der Neuapostolischen Kirche schreibt in seiner oben zitierten Lehramtlichen Schrift, die Wunder, die Jesus oder die Apostel getan hätten, sollten allein dazu dienen, die Macht Gottes zu zeigen, und es sei allein darum gegangen, das Evangelium zu verkündigen.

 

Bleiben wir einmal bei der Annahme, es gäbe einen Gott, den es gibt… Was müsste das für ein perverses Arschloch sein, auf diese Art und Weise seine Macht zu zeigen?

Man überlege: Alles was geschieht, ist vom Augenblick der Schöpfung an minutiös von ihm geplant. Das heißt, er lässt Menschen viele Jahre unter schweren körperlichen und oder psychischen Krankheiten leiden, damit zu einem Zeitpunkt X der Wanderprediger Jesus von Nazareth auftaucht oder dessen Jünger Petrus und Johannes und Gottes Macht dadurch zeigt, dass der Kranke von einem dieser Männer geheilt oder exorziert wird. – Sollte er wirklich keine andere Möglichkeit haben, von sich reden zu machen?

 

Wie wäre es, wenn er sich der Menschheit einfach einmal zeigt? – Ja, ich weiß… er hat einen anderen Weg gewählt. Erzählen die Kirchenfürsten jedenfalls bei jeder entsprechenden Gelegenheit. Er will, dass die Menschen allein auf das Wort der Kirchenfürsten hin an ihn glauben… - Nur: Wozu sollten denn dann die Machtbeweise durch Wundertaten dienen?

 

Eigentlich ist das Ganze so albern, dass es den Führungsfunktionären in den Organisationen des Juden- und des Christentums (wie das mit den Wundertaten im Islam aussieht, weiß ich ehrlich gesagt nicht) peinlich sein müsste. – Dass die sich nicht schämen, mit einem so hanebüchenen Unsinn zu argumentieren?

 

Im Zweifel kommt dann wieder der Unsinn, von wegen Menschen könnten es nicht aushalten, das Angesicht Gottes zu sehen. - Zu durchsichtig!

Und bitte nicht wieder mit den Wundern während der Zeit Moses kommen… Rauchsäule, Feuersäule, brennender Dornbusch etc. - Funktioniert nicht… Den Exodus hat es nie gegeben, Moses als historische Person hat mit ziemlicher Sicherheit nie existiert – und wenn, dann keinesfalls als der Mann, der in der Bibel sein Wesen treibt.

 

So weit, so gut! – Und jetzt lehnen wir uns gemütlich zurück und richten das Wort gezielt an die Hardcore-Gläubigen, die immer wieder ach so pikiert über meine Beiträge sind:

 

Macht Euch locker, Leute! Der Gott, den sie Euch schon seit Eurer frühen Kindheit eintrichtern, existiert nicht. Glaubt Ihr etwa noch an die Zahnfee? Oder an den Klapperstorch, den Weihnachtsmann, den Osterhasen?

Natürlich nicht. Aber überlegt doch einmal, warum nicht? Die Tatsache, dass die Eltern die Weihnachtsgeschenke unter den Weihnachtsbaum legen, beweist ja schließlich nicht, dass es den Weihnachtsmann nicht gibt.

Also: Warum glaubt Ihr nicht mehr an diese Märchenfiguren Eurer Kindheit? Der Gott, den man Euch eingeredet hat, gehört aber dazu! – Die gleichen Überlegungen die dazu geführt haben, dass Ihr nicht mehr an die Zahnfee glaubt, sind auch dann gültig, wenn es um den Gottglauben geht!

 

Befreit Euch von diesem Kinderglauben und lasst alle mit diesem Glauben verbundenen Zwänge fallen! Glaubt mir: Es ist eine Wohltat! Um es mit Kubitza zu sagen:

 

(Zitat) „Der verführerische Reiz der Konversion von einer religiösen zu einer naturalistischen Weltsicht liegt in einem enormen Erkenntnisfortschritt mit einem gewaltigen Erklärungspotential. Kein noch so reflektierter Glaube kann da mithalten, da kann er noch so dreieinig sein.“ (Zitatende)

 

Für die Neuapostoliken unter unseren Lesern habe ich abschließend noch ein Schmankerl. Ein Originaltext, den Ihr nur mit umgekehrten Vorzeichen [nein, ich meine nicht die zwei Kreuzchen für D-Dur, sondern einen Wechsel der Blickrichtung] verstehen müsst:

Der dritte Vers des Liedes Nr. 95 aus eurer alten Chormappe:

 

Wir helfen uns nimmer mit Lüge und List,

weil dies nur die Waffe der Finsternis ist.

Die Wahrheit vor allem! Wir bleiben dabei,

denn Wahrheit macht glücklich, macht stark und macht frei!

Kommentare

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  • Ghostwriter (Montag, 21. Dezember 2015 21:20)

    <17.12.2015 - 08:35 Uhr (fcs)
    „Die Macht des Gebetes wirkt Wunder?“>
    ..... man muss es nur so sehen w o l l e n! ......
    Ein Blinder beschreibt einem anderen Blinden das sie umgebende Umfeld unter Einsatz seiner blühenden Phantasie. Der andere Blinde ist von den Schilderungen so beeindruckt, dass er sich fortan dieser
    Trugbildschilderung bedient und sein ihn umgebendes Umfeld künftig genau so "sehen" will.
    Realität ist dieses Trugbild jedoch nicht, trotz aller Echtheitsbeteuerungen der Blinden!.

  • Kornelia (Sonntag, 20. Dezember 2015 07:52)

    Oh doch, Franz-Christian, viele von denen wissen sehr gut, wie gelebt wird. Denn Wasser predigen und Wein saufen ist allenthalben zu finden.
    Ich weiß noch so gut: es war die Zeit (ca. 25 – 28 Jahre her) als ein Jahrmarktsgang verteufelt und die Angst verbreitet wurde, dass der Herr einen nicht findet, wenn man sich in diesem
    Weltengetümmel aufhält. Da durften wir erfahren, dass der Älteste mit seinen zwei Söhnen nach Rust gefahren ist ….............. Ich lass das jetzt mal so stehen.
    Auch ein Ältester: Ehen gekittet mit so blöden Worten: „Der Herr hat seinen Segen dazu gegeben, wer möchte die Verantwortung auf sich nehmen und solches verachten?“ Und selbst? Er hatte ein
    Verhältnis und mit dieser Frau auch ein Kind …...........

    Dieses „Glauben“ ist doch wirklich der größte Schmarren. Jeder kann von sich behaupten, der größte im Glauben zu sein – wer kann es denn beweisen, warum sollte man solchen Menschen „glauben“, dass
    sie die Wahrheit sagen?

    Und ganz ehrlich, zu Deinem Artikel: Sollte es Gebetserhörungen geben – was ich persönlich als unmöglich halte – dann ist dieser himmlische Vater ein Riesenarschloch (ich weiß gar nicht, ob ich das
    Wort schreiben „darf“, aber es ist mir gerade so auf den Sinn geschrieben worden). Zwei Seiten führen Krieg, beide Seiten segnen ihre Kanonen – wem soll geholfen werden?
    Die einen bringen die Saat aus und beten um Regen, die anderen wollen bergsteigen, wandern und grillen und möchten Sonnenschein – wem soll der himmlische Vater also in dieser Situation seinen Segen
    geben? Ich wäre hier für die Saat, da haben alle was davon. Aber das sind ja nur menschliche Gedanken, die Gedanken des Herrn sind ja höher und für uns nicht fassbar.
    Und diese Aufzählungen können mannigfach erweitert werden.
    Ich weiß aus eigenem Erleben, dass diese sog. Gebetserhörungen helfen, sich selbst zu erhöhen. Es sind kleine Geister, die solche Unterstützung von oben brauchen, die kein Rückgrat (oder ein
    gebrochenes) haben und die Verantwortung immer getrost abwälzen. „Ich habe gebetet, alles andere richtet der Herr“.

    Ich finde, dass Gebetserhörungen eine der schlimmsten Sachen darstellt, die die religiösen Vereine erfunden haben. Sie dienen nur dazu, dass ein Wettstreit zwischen den Gläubigen stattfindet. Wenn
    der eine Kirchgänger eine Erhörung hatte, und der andere nicht, dann betet der eine besser und ist gläubiger als der andere. Somit wird der andere sich mehr anstrengen ODER SEINE ERHÖRUNGEN ERFINDEN
    – wie schon tausend fach geschehen.

  • fcs (Samstag, 19. Dezember 2015 05:19)

    Nur können die Apologeten - insbesondere die Neuapostoliken unter ihnen - die Wahrheit nicht erkennen, Margitta!

    Man hat ihnen von frühester Kindheit an mit Hölle und Pest und Tod und Teufel gedroht, wenn sie einen zweifelnden oder gar kritischen Gedanken nur zuließen.
    Auch nur zur Kenntnis zu nehmen, dass es Informationen mit von der Lehre abweichen Inhalten gibt, ist ja schon nachgerade als Sünde verteufelt worden... - Meine eigene Schwester (also eine von
    beiden) sagte einmal dazu: „So etwas lese ich doch gar nicht erst! - Das gefährdet doch meinen Glauben!“

    Bea weist oft auf „die Story von Lots Weib“ hin: Einmal, ein einziges Mal nur, aus reiner völlig normaler menschlicher Neugier geschaut, was hinter ihnen passiert - klar gegen die Anweisung
    der Gottesboten -, und dann diese drakonische Strafe.

    Im Prinzip sind die gläubigen Christen (das sind allerdings auch unter den Aktiven nicht mehr so viele. Die meisten – und schon gar die meisten Neuapostoliken – wissen überhaupt nicht, wozu sie
    sich bekennen)
    wie jemand, der blind geboren ist! Die Vorstellung, dass man die Welt in Licht und Farben sehen kann, ist für so jemanden unmöglich! - Er wird meinen, es handele sich um krankhafte
    Einbildungen, da sie jenseits seines Wahrnehmungs- und Erfahrungshorizonts liegen...
    Es wird viel Mühe kosten, ihm beizubiegen, dass das Defizit in seiner Sinneswahrnehmung liegt. - Und in nur wenigen Fällen wird es gelingen, durch medizinische Eingriffe, dieses Defizit zu
    beheben...

    Bei den Religionsapologeten ist das Ganze aber noch schlimmer! Man hat ihnen (wie oben gesagt) sozusagen eingeredet, dass „sehen können“ eine furchtbare Krankheit sei, die zu Tod und ewiger
    Verdammnis führt!
    Sie mögen zu bedauern sein, aber sie sind einfach nicht zu retten, weil sie denjenigen, die sie krank gemacht haben, mehr vertrauen als der Wahrheit...

    Seit mindestens 2009 findet, zunächst auf nac.world, dank Verweisen von dieser Sektenplattform dann immer öffentlicher die Auseinandersetzung mit der krankmachenden NAK-Irrlehre (und den Falschlehren
    des Christentums überhaupt statt.)
    Seitdem hat zumindest jeder deutsche Neuapostolik die Chance gehabt, die Wahrheit über den ständigen grauenhaften geistlichen Missbrauch durch die sich Apostel nennen lassende Bande von
    Wahrheitsverdrehern kennenzulernen…

    Aber immer noch sind etwa einhundertzwanzigtausend Neuapostoliken in dieser Sekte aktiv!

    Es sind arme verlorene Menschen, denen man mit den verfluchten Religions- und Sündelehren das Leben verpfuscht und geraubt hat, weil man ihnen eingeredet hat, sie müssten jetzt auf alles Mögliche
    verzichten und dies und jenes auf sich nehmen, weil dermaleinst die ewige Herrlichkeit kommt!

    Aber das ist Scheiße!!!

    Das Leben ist keine Generalprobe, sondern die je einzige stattfindende Aufführung. Was ich mich in diesem Leben nicht zu tun und zu genießen wage, wird mir für immer vorenthalten
    bleiben!
    Deshalb predige ich einen ungebremsten Hedonismus (im klassischen philosophischen Sinne)

    Arme gläubige Christen und besonders die noch ärmeren gläubigen Neuapostoliken: Sie werden nie erfahren, wie schön das Leben sein kann, und was ihnen alles entgeht!

  • Margitta (Freitag, 18. Dezember 2015 08:03)

    Sehr, sehr guter Artikel Herr Schlangen! Sie haben den Nagel voll auf den Kopf getroffen. VIELEN DANK sagt ein "Aussteiger" der NAK.
    " Wahrheit macht glücklich, macht stark und macht frei!"

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