Wie seine etwa 500 Jahre nach ihm (ca. 600 n.Z.) entstandene Schwester-Religion „Islam“ ist das Christentum im Grunde eine jüdische Sekte. Es hat sich im 2. Jhdt. n.Z. aus der Anhängerschaft der Gemeinschaft „des Weges“ entwickelt, die sich als Nachfolger des wahrscheinlich buddhistisch inspirierten jüdischen Wanderpredigers Jesus von Nazareth (viele von dessen Lehrinhalten und auch einige der angeblich von ihm vollbrachten Wunder finden sich auch in den Überlieferungen zu Siddhartha Gautama) verstanden.
Durch Saulus von Tarsus (genannt Paulus), einem frühen Lehrer und Führer der Gemeinschaft des Weges (eigentlich ist er der Begründer Sühne-Opfer-Theologie, der wesentlichen Lehre des Christentums), erfahren wir, dass die „Urgemeinde“ noch davon ausging, dass ein Bund zwischen dem abrahamitischen Gott JHWH und dem Judentum bestünde, der auch in der nachjesuanischen Zeit Bestand habe.
Doch obwohl Paulus in seinem Römerbrief das Geheimnis der Verflochtenheit von Neuem und Altem Bund sehr intelligent und feinsinnig behandelt, konnte diese Idee nicht verhindern, dass zum Ende des 1./Anfang des 2. Jhdt. die Vorstellung vorherrschend wurde, die Kirche habe das Judentum abgelöst.
Bis dahin verstanden sich die Jesus-Nachfolger aber als Juden, die sich ähnlich den messianischen Juden der Neuzeit lediglich durch das Bekenntnis zu Jesus von Nazareth, den sie für den bereits durch die biblische Prophetie verheißenen Messias (hebräisch: maschiach, griechisch: Christos, latinisiert Christus) hielten, auf dessen Kommen die Juden bis heute warten, vom traditionellen Judentum unterschieden.
Folgerichtig übernahmen die ersten Christen aus der jüdischen Tradition sämtliche heiligen Schriften, sowie die Art der Gottesverehrung, das Gebet der Psalmen usw. – Insbesondere berufen sich heute auch noch die Christen (ähnlich den Muslimen) auf den in der Bibel überlieferten Gott Abrahams. (Das Judentum und seine Töchterreligionen Christentum und Islam werden deshalb auch „abrahamitische Religionen“ genannt).
Die Vorstellung, dass der abrahamitische Gott JHWH ein dreifaltiger Gott, eine Wesenseinheit aus Vater, Sohn (Christus) und dem Heiligen Geist, sei, entwickelte sich erst im Laufe des 2. und 3. Jhdt. – Zwischenstufen, die später von den führenden Kirchenvätern einmütig als Häresie verurteilt wurden, waren die Vorstellungen des Adoptianismus (Jesus wurde bei der Taufe von Gott adoptiert), Doketismus (Jesus war rein göttlich und erschien nur als Mensch) und des modalistischen Monarchianismus (der Vater und der Sohn sind „nur“ verschiedene Erscheinungsformen des einen Gottes). Eine formelle Trinitätslehre wurde erst ab dem 4. Jahrhundert, also etwa zur Zeit der Völkerwanderung, ausgebildet. Zum Dogma wurde die Trinitätslehre erst nach dem Konzil von Chalcedon (8. Okt. bis 1. Nov. 451) da erst dort die wichtigste Voraussetzung dafür geschaffen wurde, die Zweinaturenlehre, der zufolge Jesus von Nazareth „wahrer Gott und wahrer Mensch zugleich, und zwar unvermischt und ungetrennt“ ist.
Zwischen 321 und 787 gab es übrigens insgesamt sieben ökumenische Konzile, wobei der Begriff Ökumene, anders als in seiner heutigen Verwendung sich vom griechischen oikoumene = „Erdkreis, ganze bewohnte Erde“ (im Sinne der antiken Bedeutung bezog sich dies auf den Mittelmeerraum) herleitet und nicht in dem Sinne zu verstehen ist, dass Vertreter verschiedener Konfessionen gemeinsame Konzile durchgeführt hätten.
Allerdings kam es im Laufe der Konzile zu Schismata, also Trennungen – die die Bildung von Konfessionen zur Folge hatten. Das erste Schisma ereignete sich 431 nach dem Konzil von Ephesos, dort spaltete sich die „Apostolische Kirche des Ostens“ (auch Nestorianer genannt) von der Urgemeinschaft ab.
Interessante Randbeobachtung: Da es von ihr keine weiteren Abspaltungen gegeben hat, es andererseits seit dem „großen Schisma“ im Jahr 1054 keine kontinuierliche Fortführung der christlichen Urkirche mehr gegeben hat, dürfte die „apostolische Kirche des Ostens“ die älteste christliche Religionsgemeinschaft, mit fortdauernder Tradition seit dem Jahr 431 sein…
Insgesamt kann man sagen, dass die Geschichte des Christentums durch eine Reihe von rein menschlichen Entscheidungen geprägt ist, und dass im Gegensatz dazu keinerlei göttliche Einwirkung festzustellen ist.
Auf den Unterseiten zum Thema „Christentum allgemein“ werden wir die Überlieferungen, Lehren und Dogmata einer genauen Betrachtung unterziehen, und aufzeigen, dass an dieser Religion in der Tat nichts göttliches zu finden ist, dass sogar der von den Abrahamiten überlieferte Gott lediglich ein Popanz ist. Wenn es denn tatsächlich einen Gott, im Sinne eines Schöpfers oder kosmischen Erstbewegers, gibt, so ist der ganz bestimmt nicht mit dem rachsüchtigen, blutgierigen und mordlüsternen Gott der Juden, Christen und Muslime identisch.
Aber wir wollen den Folgeseiten nicht vorgreifen…