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  •         24.05.2013 – (fcs) „Beweis für Gehirnwäsche oder Zeugnis des Glaubens?“ Eine Apothekerin enthüllt ihr krank(machend)es Gottesbild
  • ·         16.10.2012 – (fcs) „Nahe bei Jesus! Gaaanz, ganz nahe...“  Evangelikaler Prediger behauptet: „Scheitern kann ein Zeichen für den Segen Gottes sein“
  • ·         19.06.2012 - (fcs) „evangelikale Gehirnwäsche“

24.05.2013 – (fcs)

Beweis für Gehirnwäsche oder Zeugnis des Glaubens?

Eine Apothekerin enthüllt ihr krank(machend)es Gottesbild

Almut Rosebrock, Apothekerin aus Wachtberg bei Bonn

Es ist etwa vier Wochen her, dass mich eine E-Mail der durch verschiedene Wortbeiträge auf Charismatismus-Wordpress bekannten Apothekerin Almut Rosebrock aus Wachtberg bei Bonn erreichte.  Sie nahm in dieser E-Mail Bezug auf einen Artikel in der Online-Ausgabe des evangelikalen Kampfmediums idea.de unter

http://www.idea.de/detail/frei-kirchen/detail/methodistische-bischoefin-freikirchen-werden-verzerrt-dargestellt.html:

 

In diesem Artikel vom 24.04.2013 hatte sich die Bischöfin der Evangelisch-methodistischen Kirche (EmK), Rosemarie Wenner (Frankfurt am Main), Präsidentin des Bischofsrats der weltweiten Evangelisch-methodistischen Kirche und damit das geistliche Oberhaupt von mehr als 12 Millionen Methodisten in aller Welt, gegen die verzerrte Darstellung von Freikirchen in einem Beitrag des Norddeutschen Rundfunks (NDR) hat sich, gewandt, nachdem der NDR-Journalist Christian Baars erklärt hatte, allen Freikirchen sei eine „sehr strenge Bibelauslegung, ein sehr strenger Glaube“ gemeinsam.

Frau Wenner stellte klar, dass die Bibel zwar auch für freikirchliche Christen Leitschnur sei,  allerdings gebe es innerhalb der Freikirchen eine große theologische Bandbreite und auch unterschiedliche Traditionen der Bibelauslegung.  Insbesondere wehrte sich Bischöfin Wenner gegen die Gleichsetzung der Begriffe „fundamentalistisch“ und „freikirchlich“: Die Aussage, Freikirchen seien fundamentalistisch, sei sachlich vollkommen falsch, so Wenner.

 

Außerdem distanziere sich die Evangelisch-methodistische Kirche ausdrücklich von jeglicher Gewalt in der Erziehung. Dies sei schriftlich in Leitlinien formuliert, auf die alle Mitarbeiter in der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen verpflichtet würden und die auch für Elternkurse und andere Förderangebote gelten würden. Das Buch „Kindererziehung. Wir wollen es besser machen“ des US-Predigers John F. MacArthur, in welchem explizit zum Schlagen von Kindern angeleitet wird, könne deshalb nicht als Beleg für „freikirchliche Erziehung“ genannt werden.

Hintergrund der Debatte ist eine Studie des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen (Hannover), wonach sehr religiöse freikirchliche Eltern ihre Kinder häufiger schlügen als landeskirchliche.

 

Soweit so gut… Aber Rosebrock schien diese Ausführungen für weniger gut zu halten. Und ihrem Schreiben [die gesamte E-Mail steht im Anschluss an diesen Beitrag als PDF zum Download zur Verfügung], das ich nachstehend abschnittsweise  kommentieren werde, habe ich zwei wichtige(?) Erkenntnisse zu verdanken:

 

  1. Die Methodisten gehören zwar zu den Freikirchen, sind aber nicht den bibelfundamentalistischen evangelikalen Sekten zuzurechnen;
  2. Almut Rosebrocks Glaubensgemeinschaft gehört ganz offensichtlich sehr wohl zu den bibelfundamentalistischen evangelikalen Sekten, und auf diese Sekte treffen die von dem NDR-Journalisten Christian Baars gemachten Vorhaltungen sehr wohl zu.
„Kupfersteinzeit“, das Zeitalter in dem die Glaubensvorstellungen entwickelt wurden, die später die Basis für die jüdisch-christlichen Glaubensvorstellungen bildeten

Rosebrock schreibt (Zitate = kursiv/blau):

 

 „Guten Tag, sehr geehrte Verantwortliche für Medien und Gesellschaft!

 

Als Christin möchte ich gerne auf diesen Text Bezug nehmen. Worauf sollen wir denn unseren Glauben stützen, wenn nicht auf die Worte der Bibel?

Die Bibel ist das Fundament - was sonst? Das Wort fundamental beruht darauf.

 

Unser Leben braucht einen Halt, ein festes Fundament. Was soll das in der heutigen Zeit noch sein? Was gibt uns heute Halt und Sinn?

Die Politik? Die "Liebe" (in all ihren Schwankungen)? Die "moderne Gesellschaft"? Das System EU? Die Marktwirtschaft? Eine Partei? Die "Kirche"?

 

Da mache ich mir keine Illusionen - diese vage Hoffnung reicht nicht für mich! […]“

 

Ich nehme mit Bedauern zur Kenntnis, dass diese noch junge Frau scheinbar an der modernen Gesellschaft und deren Wirtschaftssystemen, an der Politik, der Liebe und der Kirche verzweifelt ist. Und eigentlich müsste ich Mitleid mit ihr haben, dürfte ihre Weltanschauung keinesfalls angreifen sondern allenfalls erklären, aus welchen Gründen dieses Weltbild falsch ist.

Aber ist es hinnehmbar, dass eine Frau die verantwortlich für Kindererziehung ist und Mitverantwortung für das Leben von Kranken trägt, in steinzeitlichen Vorstellungen verhaftet ist?

 

Solche Zeilen von einer Apothekerin erschrecken mich. Sie nennt hier Vorstellungen, mit denen sich Menschen der Kupfersteinzeit ihr Sein in der Welt, die Welt und deren Naturphänomene erklärt haben als Fundament ihres Glaubens. Das bedeutet, dass eine Naturwissenschaftlerin der Überzeugung ist, seit den Glaubensvorstellungen der Menschen vor Grobrichtung 6000 Jahren habe es keine neuen Erkenntnisse gegeben. Das heißt, sie leugnet alles geschaffene Tatsachenwissen!

 

Was mich ernsthaft interessiert: Wie will jemand, der sich (wie wir sehen werden) völlig unreflektiert auf die jüdisch-christlichen Mythologien beruft, das „Weltbild“ des Pastafarianismus in Frage stellen? Oder sich gegen die Behauptung stellen, die Märchenfigur „Rumpelstilzchen“ sei ein real existierendes Wesen?

Wer aber sein eigenes Weltbild nicht fundiert und jeglichen Zweifel ausräumend erklären kann, andererseits nicht in der Lage ist, davon abweichende Glaubensvorstellungen zu widerlegen, muss zugeben, dass sein Glaube nicht besser oder richtiger ist, als derjenige eines anderen.

 

Anders ausgedrückt: Ob Bibel oder Grimms-Märchensammlung oder die Lehre vom Fliegenden Spaghettimonster… Sie sind gleichwertig, eines ist so gut wie das andere!

 

„[…] Der Gott der Bibel, Jahwe, der da war und der da ist und der da kommt - allein ER ist ewig! Der Schöpfer dieser Welt, der Natur, von uns Menschen.

 

Sein Sohn Jesus hat Ihn auf der Erde bekanntgemacht – [danach heißen wir Christen, der Sonntag ist unser Feiertag geworden (Tag der Auferstehung), die Jahreszählung geht nach ihm, ...]

Er hat von GOTT gezeugt in dieser Welt - und wurde zurückgewiesen, dass die Menschen IHN, wahrer Mensch und wahrer Gott, am Kreuz umgebracht haben! - Die größte Menschheitsfrage, der Tod, verliert dadurch, im Glauben an den Ersten, der vom Tod auferstanden ist, seinen Schrecken.

„Gottvater“ (Fresco in der Karlskirche, Wien)

JESUS sagt (und das ist auch im Alten Testament, z.B. Jesaja 53, so angekündigt), er ist stellvertretend für unsere Sünde am Kreuz gestorben - als "Opfer".

Durch die Annahme dieser Tatsache, dieses Opfers für uns werden wir KINDER GOTTES - mit allen Konsequenzen. Wir dürfen in der Nachfolge Jesu leben - gehalten, getröstet, geführt, gesegnet durch IHN und Seinen Geist!

 

Das haben Menschen seit Tausenden von Jahren praktiziert, in dieser Nachfolge zu leben. Aus der Kraft Jesu haben sie Kirchen gebaut, Menschen in Not geholfen, gehofft, gebetet (unsere Verfassung erarbeitet) - bis heute. Es gibt über 2 Milliarden Christen auf der Welt!

(Christen sind auch die am meisten verfolgten Menschen. Sie lieben, vergeben - und leiden - mit Ihrem HERRN - der selbst gelitten hat!)

 

Kann das alles auf einem "Hirngespinst" beruhen?

 

Für mich ist das der stärkste Beleg für die Existenz Gottes? ("beweisen" kann man Gott nicht - nur "ausprobieren") […]“

 

Eine Sammlung von Behauptungen, die jeglicher ernstzunehmenden Grundlage entbehren. Und Rosebrock unternimmt auch nicht einmal den Ansatz eines Versuchs, ihre Behauptungen zu belegen. Das ist dann allerdings ein Beleg dafür, wie wenig diese Glaubensvorstellungen ernstzunehmen sind. Wir haben es weiter oben bereits erläutert.

 

Um das alttestamentarische Gottesbild kritisch zu beleuchten, brauche ich hier nicht einmal viele Worte zu machen. Ich verweise lediglich auf unsere entsprechenden Unterseiten  zum Thema „Christentum allgemein“ (klick)

 

Und ich liefere ein Zitat von dritter Seite: „[…] Wenn die christliche, aber auch die jüdische, die islamische, überhaupt jede monotheistische Doktrin ausnahmslos Gott als den Absoluten, Allmächtigen und den Grund aller Dinge verkündet, was sie ohne jeden Zweifel tut, dann ist dieser Gott auch erstursächlich und voll verantwortlich für alles Negative, für alles Übel und Leid, das in dieser Welt geschieht […] Angesichts dessen wird die These vieler heutiger Theologen von seinem Mitleiden mit den Geschöpfen zum so ziemlich Makabersten, das man sich denken kann: Der christliche Gott als der Universale Sado-Masochist, als ein sado-masochistisches Monstrum! [...] Sadistisch erschafft er die Welt mit all ihren Übeln und Leiden, masochistisch erleidet er sie! […]“

 

Siehe: Hubertus Mynarek „Denkverbot - Fundamentalismus in Christentum und Islam “, erschienen 1992 bei Knesebeck-Verlag, München, ISBN:  978-3926901453

„Passionsspiel“ - Die Darstellungen der überlieferten Leiden des Jesus von Nazareth können durchaus bizarre Züge annehmen

Und Jesus von Nazareth?? – Er ist das Symbol für den überlieferten göttlichen Masochismus. Dass er aber keinesfalls göttlich gewesen sein kann, hat er schon durch seine häufigen Predigtbezüge zu alttestamentarischen Überlieferungen bewiesen. Er hätte wissen müssen, dass die Stammväter lediglich mythische Figuren, von den Redakteuren des Pentateuch aus Erzählungen uralter fremder Kulturen entlehnt, sind. Wäre Jesus göttlich gewesen und hätte vorgehabt, eine in eine ferne Zukunft reichende Religion zu stiften, so wäre ihm klar gewesen, dass diese alten Märchen in unseren Tagen widerlegt werden würden und hätte sich verkniffen, derartigen Unsinn zu verbreiten.

 

Unter diesem Gesichtspunkt verliert auch die Idee vom Opfertod des Jesus von Nazareth ihren Sinn.  Und Rosebrocks Behauptung, Menschen würden durch die Annahme dieses Opfers „mit allen Konsequenzen zu Kindern Gottes“ ist somit widersinnig. Diese Behauptung führt sogar die Vorstellung, ihr Gott sei der Schöpfer allen Seins, ad absurdum: Wenn er der Schöpfer allen Seins wäre, wäre er auch der Schöpfer der Menschen gewesen, und alle Menschen wären also sowieso seine Kinder.

Ganz klar: Ein Gott, der im (geistigen?) Beischlaf mit einer Menschenfrau sich selbst zeugt um sich dann umbringen zu lassen, damit seine Kinder, die durch seine Geburt infolge des vollzogenen Zeugungsaktes gleichzeitig seine Geschwister sind, dann diese Tötung als Ofer anerkennen und deswegen seine Kinder sein können, ist einfach absurd! Etwas Lächerlicheres ist meines Wissens in keiner anderen Mythologie überliefert…

 

Ob der Glaube an diese Absurditäten auf einem Hirngespinst beruhen kann? Einfache Antwort „Ja“…

Ganz davon abgesehen, dass das, was Rosebrock in ihrer Mail als Glaube bezeichnet, in aller Regel lediglich glauben, im Sinne von „für wahr halten“ was Dritte erzählen, ist. Übrigens tun das keine 2 Mrd. Christen… In unserer Gesellschaft tun es allenfalls 50% derjenigen, die als Christen gelistet sind – und das sind glücklicherweise immer weniger Deutsche.

 

Ich betone: Glücklicherweise! Denn Rosebrock verschweigt in ihrer Auflistung der christlichen Tugenden eine ganz wesentliche… Nämlich Blutrünstigkeit!

Über seine gesamte Geschichte des Christentums bis in die heutige Zeit haben Christen wegen ihrer Religion, wegen ihres angeblichen Glaubens Kriege geführt und gemordet, ja Massenmorde begangen. Eigentlich ist das Christentum als das größte Übel der letzten 2000 Jahre zu betrachten… Allerdings bemüht sich der Islam nach Kräften, ihm den Rang abzulaufen.

 

„[…] Der Gott, der neue Hoffnung gibt, auch "im finsteren Tal", in tiefster Not - über den Tod hinaus. Der Gott, der Menschen singen lässt. Bei dem nichts unmöglich ist.

Man erlebt es nur, wenn man sich ganz auf Ihn einlässt. Sein Wort nimmt, wie es ist - es nicht "schmälert" durch Wegstreichen "unbequemer Passagen".

Das wäre ein Westentaschengott. Nicht der wahre, heilige, gerechte Gott - der auch straft und zürnt - neben seiner Liebe zu Seiner Welt. Unfassbar groß und heilig!

 

Es gibt keine bessere Botschaft auf dieser Erde als das KOMMEN Jesu für uns! Ich will in nichts Anderes meine tiefe Hoffnung setzen als in JESUS, Seine Liebe, Sein Führen, Seine Gerechtigkeit, Seine Vollmacht - und Seinen Zorn.

Homosexualität (Quelle: http://queerograd.antville.org/tags/Herbst%202009%20Graz/)

Die Menschheit meint aktuell, sie könne machen, wozu sie Lust hat. Gott spielt "keine Rolle mehr" - jeder lebe, wie er mag. Das wird momentan deutlich in der Homosexualitäts-Debatte. Die Aussagen in der Bibel dazu sind klar - Gott hat den Menschen als Mann und Frau, zur gegenseitigen Ergänzung und Bereicherung, zur gemeinsamen Gestaltung Seiner Schöpfung gemacht.

 

Das ist ein aktuelle "Knackthema" - das einen Riss auch durch die Christenheit gehen lässt. Schmerzhaft! Was ist gut für den Menschen? Was ist ihm gemäß? Wie ist er "gedacht"?

 

Christen waren die treibende Kraft im Widerstand gegen die Naziherrschaft.

Christen haben die friedliche Revolution in der DDR vorangetrieben.

Christen legen heute ihre Finger in die Wunden, die Politik und Gesellschaft böswillig - oder unbewusst, weil manipuliert oder falsch informiert, schlagen.

 

Das, und nichts Anderes motiviert mich auch zu meinem Tun.

 

Und die Liebe zum Menschen, die Liebe zur Natur, die Liebe zu unseren Kindern. Die Liebe zur Fülle des Lebens - in Freiheit!

 

Viel ist uns anvertraut - die Freiheit, der Mensch ist in ständiger Gefahr!

 

Bitte beachten Sie auch den Text im Anhang. [Anmerkung: Ist der Vollständigkeit halber kommentarlos als PDF zum Download unten angehängt]

 

Mit freundlichen Grüßen!

Almut Rosebrock“ (Ende des Zitats)

 

Ich kann nur hoffen, dass der Einfluss Rosebrocks sich in engen Grenzen hält, in  s e h r  sehr engen Grenzen! – Ein Blick auf unseren Beitrag „Das krankmachende Gottesbild“ (Klick) erklärt, warum…

Ihre reaktionären Ansichten sind Insidern, die gelegentlich die Beiträge auf Charismatismus-Wordpress lesen, bekannt. Aber nach meiner Meinung denken wir alle viel zu selten darüber nach, dass diese Leute Einfluss auf Kinder ausüben und deren wehrlose Gehirne mit solchem kranken Gedankengut vergiften, sonst würden wir ihnen mit allen uns zur Verfügung stehenden legalen Mitteln Einhalt gebieten.

Aber wir müssen uns immer wieder vor Augen führen, dass wir derartiges Gedankengut bekämpfen müssen. Mit dem gleichen Nachdruck wie wir den Islamismus bekämpfen müssen und den Nationalsozialismus!

 

Und letzteres bringt mich auf einen Satz von Rosebrock, den ich unbedingt noch kommentieren muss; einen Satz, der mich schier hat kotzen lassen: „Christen waren die treibende Kraft im Widerstand gegen die Naziherrschaft.“ ??????

 

Dieser Satz ist so unverschämt!

 

Richtig ist, dass diejenigen, die das Nazi-Regime getragen haben, zu fast 100% Christen waren. Es waren Christen, die zu Tausenden an den Straßen standen und ihrem geliebten von Gott gesandten Führer „Sieg und Heil“-Rufe entgegenschickten! Es waren Christen, die ihre jüdischen Nachbarn denunzierten und ihr Teil dazu beitrugen, dass Menschen in Konzentrationslagern misshandelt, missbraucht, vergast und verbrannt wurden!

 

Dass bei denjenigen, die dem System Widerstand geleistet haben auch Christen waren, macht da nichts besser!

Original der E.Mail vom 25.04.2013 von Almut Rosebrock (unter anderem) an FCS
E-Mail Rosebrock an CANITIES vom 25.04.2[...]
PDF-Dokument [53.0 KB]
Dieses Dokument war der oben zitierten E-Mail zur Kenntnisnahme angehängt...
Ich lasse es unkommentiert und überlasse es jedem Leser selbst, den Text zu bewerten
Rosebrock Freiheit und Vernunft - oder E[...]
PDF-Dokument [11.7 KB]

16.10.2012 – (fcs)

Nahe bei Jesus! Gaaanz, ganz nahe...

Evangelikaler Prediger behauptet: „Scheitern kann ein Zeichen für den Segen Gottes sein“

Wieder einmal war mir die Online-Ausgabe der evangelikalen Kampfpresse, idea.de, ein Quell der Inspiration! Wie sie unter http://www.idea.de/detail/frei-kirchen/detail/auch-im-scheitern-gottes-segen-erleben.html berichtet, führt der Dozent an der Evangelistenschule „Johanneum“ in Wuppertal, Klaus Göttler [Foto rechts], auf der Herbstkonferenz des Evangelischen Gemeinschaftsverbandes Herborn am 14. Oktober in Herborn (Mittelhessen), den angeblich seinerzeit von seinen Brüdern an die Hyxos verkauften Träumer Josef als Grund für seine Überzeugung, Scheitern könne ein Zeichen für den Segen Gottes sein, an.

 

In meinen Augen ist bereits diese Aussage an sich äußerst kritisch zu betrachten. Denn sie gehört zu den simpelsten Methoden der Manipulation von Menschen. In einer Gesellschaft, in der die Schere zwischen Arm und Reich immer weiter auseinander klafft; in einer Zeit, in der auch in Deutschland immer mehr Menschen an das Existenzminimum herangeführt werden, ganz zu schweigen von den in Elend lebenden Existenzen in den Schwellenländern und den Ländern der „Dritten Welt“ kommt da ein sattgefressener und wohlsituierter Prediger daher, und sagt den Menschen, ihre gescheiterten Existenzen seien Zeichen von Gottes Segen!

 

Zynismus pur! Besser kann man doch das dumme Volk gar nicht ruhigstellen.


UmFairTeilen? Warum eigentlich? Man kann doch Gottes Segen nicht mit Füßen treten!

„Josef versöhnt sich mit seinen Brüdern“, Franz Anton Maulbertsch, 1745-50

Aber dummerweise operiert  Göttler auch noch mit einer unwahren Behauptung. Er führt ein Ereignis, das nie stattgefunden hat, als Grund für diese grundfalsche Überzeugung an:

 

Die Erzvätergeschichten, ein Teil des Pentateuchs, der identitätsstiftenden Schrift des Judentums. Sie sind „Sagen“, mit denen Israel seine Entstehung beschreibt. Adaptionen älterer Sagen über irgendwelche „Patriarchen“ anderer Völker übrigens, die zuvor zuerst selbstständig umliefen und dann zu einem Sagenkranz zusammenwuchsen. Die Erzväter sind fiktive Gestalten wie Jung-Siegfried und Lohengrin.

Die Josefsnovelle ist eine jüngere Geschichte. Sie gehört zur Literatur der „Weisheit“ (ist also ein recht spätes Produkt) und erzählt die Geschichte von Josef, der sein Volk in Form von Vater und Brüdern, nach Ägypten holt.

 

Diese Erzählung dient dem einzigen Zweck, glaubhaft zu machen, wie das Volk Israel nach Ägypten gekommen sein soll, von wo es dann später unter Mose (auch eine fiktive Gestalt) auszieht. Denn es ist klar: Wenn das aus Ägypten ausgezogen ist, dann muss es vorher dort eingezogen sein. Also zieht das Volk in Gestalt seiner Urväter nach Ägypten, um nach dem Exodus das Gelobte Land, ín dem es angeblich schon zu Abrahams Zeiten siedelte, wieder in Besitz zu nehmen.

 

Und diese Weisheit habe ich nun nicht einmal nur aus irgendwelchen atheistischen Büchern, auch das wissenschaftliche Bibelportal der Deutschen Bibelgesellschaft stimmt mit dieser Historie überein. vgl.: http://www.bibelwissenschaft.de/bibelkunde/altes-testament/torapentateuch/genesis-1mose/

 

Kurz: Die Josefsnovelle beschreibt kein tatsächliches Ereignis, das „Volk Israel“ hat niemals in Ägypten gelebt, Mose hat nie existiert, der Exodus hat nie stattgefunden, die Story von den 10 Geboten ist reine Erfindung…

Der biblische Bericht über den Exodus kann übrigens schon deshalb nicht stimmen, weil es, wie die Forschung heute nachweisen kann, zu der Zeit ca. 4 Millionen Ägypter gab. Wenn es nun noch 2 Millionen Juden gegeben hätte, die von dort geflohen wären, so wären Ägyptens Wirtschaft und Ägypten als Volk zusammengebrochen.

„Der Reiche Mann und der arme Lazarus“, Marcus Gheeraerts d. Ä. 1521 – 1587

So weit so gut. Was hat das nun mit dem Wanderprediger Jesus von Nazareth zu tun? Ein Blick in die Bibel hilft weiter:

Das Gleichnis vom reichen Mann und dem armen Lazarus… Auch hier wird den Menschen Sand in die Augen gestreut: Das irdische Leiden ist vergänglich – im Jenseits werden die Verhältnisse umgekehrt! Danach warten ewige Freuden, und diejenigen die mit Tränen gesät haben, werden mit Freuden ernten. Besonders gern werden auch Mitglieder von neuapostolischen Kirchen durch deren Funktionäre dergestalt manipuliert.

 

Kleine Bemerkung am Rande: Da der Tenor dieses Gleichnisses nicht mit der ansonsten durchaus sozialkritischen Einstellung des Wanderpredigers Jesus von Nazareth in Einklang zu bringen ist, dürfte das Gleichnis nicht authentisch sein. Vielmehr ist davon auszugehen, dass es später durch paulinische Beeinflussung den Weg in die Evangelien gefunden hat. Ein Indiz dafür ist der Text in 2. Korinther 4, 17+18:

(Zitat) „[…] Denn unsre Trübsal, die zeitlich und leicht ist, schafft eine ewige und über alle Maßen gewichtige Herrlichkeit, uns, die wir nicht sehen auf das Sichtbare, sondern auf das Unsichtbare. […]“ (Zitatende)

 

Ein Textwort übrigens, das der oberste Laienprediger aller neuapostolischen Kirchen, der promovierte Mathematiker Wilhelm Leber, zufällig am 14.10. in Nazareth (Israel) zur Grundlage seiner Predigt gewählt hat. Vgl. http://www.nak.org/de/news/nak-international/article/17761/ 

Womit dann auch die deutliche Nähe zwischen Evangelikalen und Neuapostoliken klar ist, die Unterschiede sind marginal, auch wenn das den einen oder anderen Hallelujah-Freak ärgern mag.

 

Aber zurück zur Bibelhistorie:

 

Nachdem Jesus im Gleichnis vom reichen Mann und dem armen Lazarus bereits auf Mose als real existierende Person hingewiesen hat (vgl. Luk. 16, 31), behauptet er laut Luk. 24, 44 später, nach seiner angeblichen Auferstehung noch einmal wörtlich:

(Zitat) „[…] Das sind meine Worte, die ich zu euch gesagt habe, als ich noch bei euch war: Es muss alles erfüllt werden, was von mir geschrieben steht im Gesetz des Mose, in den Propheten und in den Psalmen. […]“ (Zitatende)

„Christi Himmelfahrt“, Bibelgravur gezeichnet um 1740

Wäre Jesus nun wirklich der Gott JHWH, bzw. eine seiner Inkarnationen, wie es die Christen behaupten, so hätte er gewusst, dass Mose eine fiktive Gestalt war. Ihn als reale Gestalt vor die Augen der damaligen Gläubigen zu stellen, hätte dann bedeutet, dass er diese Menschen angelogen, sie betrogen hätte.

 

Auch hier kurz: Ich will ihn nicht wirklich der Lüge bezichtigen. Vielmehr ist diese Überlieferung einer der Beweise, dass Jesus nicht Gott, bzw. Gottes Sohn, gewesen sein kann, sonst hätte er die Wahrheit gewusst und verkündet!

 

Und damit sind wir bei dem evangelikalen Evangelisten Klaus Göttler: Wie das so bei den evangelikalen Sektierern üblich ist, betrachtet er die Bibel (übrigens lächerlicherweise incl. der Schöpfungsgeschichte und dem Sintflut-Mythos) als Tatsachenbericht.

Nur ist die Bibel eben kein Tatsachenbericht, mit etwas gutem Willen kann man allenfalls annehmen, sie seien irgendwie göttlich inspiriert, dagegen sprechen allerdings die Fakten, die die verschiedenen Disziplinen der historisch-kritischen Bibelwissenschaften zutage gefördert haben. Aber selbst wenn die Josefs-Novelle aller Wahrscheinlichkeit zum Trotz doch göttlich inspiriert sein sollte, darf man nicht behaupten, Gott habe tatsächlich in das Leben von Josef eingegriffen.

 

Göttler ist also ganz nahe bei Jesus: Entweder predigt er vorsätzlich die Unwahrheit, oder er hat schlicht und ergreifend keine Ahnung von der Wahrheit. – Und das ist die Wahrheit!

19.06.2012 - (fcs)

evangelikale Gehirnwäsche

Bunt kommen sie daher, fröhlich und offen zelebrieren sie ihren Glauben als moderne Show: Die Evangelikalen, eine Glaubensgruppe, aus vielen kleinen freikirchlichen Gemeinden, die lose in der zur amerikanischen „World Evangelical Alliance“ gehörenden „Deutschen Evangelischen Allianz“ verbunden sind.

 

Gut eine Million von ihnen gibt es in Deutschland – und diese Masse ist als gefährlich einzustufen. Denn so locker und fröhlich sie nach außen wirken mögen: In der christlichen Lehre sind sie knallhart, kennen kein Pardon!

Die Bibel genießt höchste Autorität und wird wörtlich genommen - jeder Mensch muss sich bewusst sein, dass er sündhaft und schuldig ist, allein durch die Gnade Gottes und eine enge ständige Beziehung zu Jesus wird der Mensch gerechtfertigt - der Befehl zur Verkündigung des Evangeliums in aller Welt ist für alle Menschen bindend! Wer sich weigert, diesen Ansprüchen zuzustimmen, gar den Wahrheitsgehalt der Bibel oder die durch die Kreuzigung des Wanderpredigers Jesus von Nazareth zuteil gewordene göttliche Gnade anzweifelt, dem wird dann schnell schon einmal mit übelsten göttlichen Strafen gedroht.

 

Modern wollen Sie sein, aber sie offenbaren ein erschreckendes Menschen- und Gesellschaftsbild, wenn man sich ihre Predigten anhört: Ansichten wie in der älteren Frühbronzezeit, als die ersten Überlieferungen entstanden, die kanaanitische Priester so etwa ab der Davidischen Zeit (ca. 1000 v.Z.) in die Bücher Mose adaptierten.

 

Dabei verbreiten diese fröhlichen Evangelikalen ihr krankes Menschenbild mit Methoden, die man bei nur bei viel gutem Willen als lediglich eindringlich einstufen kann. Hört sich nämlich ein aufmerksamer Zuhörer ihre Predigten an, entsteht bei ihm schnell der Eindruck von Gehirnwäsche mittels manipulativer Psychotechniken. - Das Prinzip der hämmernden Wiederholung zieht sich durch alle Predigten, die wir in diesen Organisationen gehört haben.

 

Mit den Lehrschriften sieht es nicht viel besser aus, allerdings bedient man sich in diesen mehr der Jesuitentaktik, indem von einer wahren Aussage über eine Halbwahrheit unmerklich zur Unwahrheit geführt wird.  Verfangen kann diese Methode aber ausschließlich dann, wenn der zu manipulierende Mensch bereits soweit manipuliert ist, dass er die behaupteten Bibelinhalte als „Gottes“ Wort und als Wahrheit einstuft. Exemplarisch für derartige Lehrschriften sind die SV-Nachrichten des Süddeutschen Gemeinschaftsverbandes. Aus der Ausgabe April 2011 stammt der oben abgebildete Scan. Wir werden uns im Folgenden diesen mit „Sollte Gott gesagt haben“ überschriebenen Artikel genauer ansehen. Autor dieses Beitrags ist übrigens Dietmar Kamlah. Die gesamte Broschüre ist unter http://www.sv-web.de/zentrale/downloads/svnachrichtenapril2011web.pdf nachlesbar.

Ernst Jünger (* 29.03.1895 - 17.02.1998,) deutscher Schriftsteller, Philosoph und Offizier

Er geht gleich heftig zur Sache, der Vorsitzende des Süddeutschen Gemeinschaftsverbandes! Seine Behauptung: Wem eine Fragestellung plausibel erscheint, wer diese übernimmt und evtl. seinerseits nach Antworten forscht, ist ein Verlierer! – Nichts anderes bedeutet nämlich der Untertitel.

 

Und damit man nicht über eine derartige Dummheit den Kopf schüttelt, behauptet er, das Zitat „Die geistige Niederlage beginnt mit der Übernahme der Fragestellung“ solle auf Ernst Jünger (Bild rechts) zurückgehen! Das noch die Wahrheit auf die bloße Möglichkeit einschränkende „soll … zurückgehen“ hebt Kamlah dann gleich mit dem nächsten Satz auf und behauptet keck, Jünger habe mit dieser zugespitzten Aussage einen wesentlichen Grundgedanken der biblischen Sündenfall-Erzählung aufgegriffen!

 

Kamlah ruft also sozusagen eine der großen Gestalten der jüngeren deutschen Philosophie- und Literaturgeschichte zur Untermauerung seiner These in den Zeugenstand. Dumm nur, dass keiner der ausgewiesenen Jünger-Experten etwas mit diesem Zitat anfangen kann. Deutsches Literaturarchiv, Ernst-Jünger-Stiftung, Freundeskreis der Brüder Ernst und Friedrich Georg Jünger, … alle haben ratlos die Schultern gezuckt, und sogar Tobias Wimbauer,  d e r  internationale Ernst-Jünger-Papst musste passen.

 

Stufen wir diese Passage also als das ein, was sie ist: Ein simpler Trick, mit dem dann im eigentlichen Pamphlet die aufgestellten Behauptungen einen höheren Wahrheitsgehalt erhalten sollen.

'Der Sündenfall', Ölmalerei von Jacob Jordaens (ca. 1650)

Ein fiktives Ereignis, ein Märchen ist es, mit dem der Autor nun sein Pamphlet einleitet, dabei aber so tut, als handele es ich um ein reales Ereignis:


Er zitiert 1. Mose 3, 1 und stellt die Frage der Schlange als heimtückisch hin. Nun, es handelt sich um keine wahre Begebenheit, und insofern müssen wir akzeptieren, dass Kamlah diese Frage als heimtückisch interpretiert. Meiner Meinung nach ist die Frage, die der Eva zur Gesprächseröffnung gestellt wird, allenfalls listig… Es wäre ja auch plump gewesen, zu fragen, ob Adam und Eva tatsächlich nicht von dem Baum in der Mitte des Gartens essen dürften. Die Frage war also möglicherweise listig – aber sie war auf jeden Fall klug, was immer auch ein evangelikaler Bibelfundamentalist dort hineininterpretieren möchte!  Und wie der Fortlauf der Ereignisse in diesem Märchen zeigt, lag der Schlange mitnichten daran, die Menschheit mit einem tödlichen Virus zu infizieren. Vielmehr war es ihre Absicht, den Menschen die Wahrheit zu verkünden, ihnen erste Impulse zu eigenem Denken zu vermitteln. Die Schlange war es, die in diesem Märchen das erste Menschenpaar aus der Abhängigkeit eines Gottes befreite, der es wie die anderen Tiere in seinem Privatzoo „Paradies“ gefangen hielt.

 

Und interessanterweise ist die Schlange in diesem Märchen die Entsprechung des von Jesaja (12, 2) als gestürzten ehemals strahlenden Sohnes der Morgenröte (in der Vulgata Lucifer genannt) bezeichneten Engelsfürsten, der wiederum die kanaanitische Entsprechung von Prometheus ist, der den Menschen das Feuer, das Licht der Erkenntnisfähigkeit gebracht hat.

Und es ist ebenfalls interessant, dass Kamlah diese Erkenntnisfähigkeit von Gut und Böse, die Fähigkeit über transzendente Dinge, wie eben z.B.  Gott, zu philosophieren sinngemäß als Teufelszeug bezeichnet und die theologischen Diskussionen während der Jahrhunderte der Kirchengeschichte und bis heute damit auf eine Stufe stellt.

"Kreuzigung" (Galitzin-Triptychon), Ölgemälde auf Leinwand von Pietro Perugino (ca. 1495)

Seinem Stil treu bleibend, greift Kamlah dann drei solcher Diskussionspunkte heraus:

 

  • Das Versöhnungsopfer wird in Frage gestellt und damit geht es um die In-Frage-Stellung der Notwendigkeit des Kreuzes.

 

Natürlich wird das Versöhnungsopfer in Frage gestellt. Aus gutem Grund! Es gibt nämlich eine ganze Reihe von Anhaltspunkten, die belegen, dass jener Jesus von Nazareth, um den es ja wohl geht,n i c h tam Kreuz sein Leben ausgehaucht hat, sondern dass er lediglich bewusstlos war und aufgrund traditioneller Vereinbarungen lebendig vom Kreuz genommen werden konnte. In unserer facebook-Gruppe „Klartext“ haben wir diesen Themenbereich bereits mehrfach diskutiert – und wir laden auch Sie herzlich ein, diesen Themenbereich dort mit uns zu diskutieren.

 

Ein anderes Thema ist die Notwendigkeit des Versöhnungsopfers, die Notwendigkeit des Kreuzestodes. Nicht die juristische Begründung für die seinerzeit verhängte Todesstrafe – die war sicher politisch notwendig und folgerichtig. Gemeint ist hier das, was aus evangelikaler Sicht das „Sterben für die Sünden der Welt, sterben für die Versöhnung Gottes mit den Menschen“ ausmacht… - der Opfertod. Und der war definitiv nicht notwendig, hat nicht stattgefunden und ist erst mit der Paulinischen Theologie und deren Entlehnungen aus dem Mithras-Kult in die Evangelien eingeflossen. Soweit sich authentische Zitate des Wanderpredigers Jesus von Nazareth rekonstruieren lassen, hat auch Jesus selbst zu keinem Zeitpunkt von der Notwendigkeit eines Sühneopfers gesprochen.


Evangelische Theologen der Neuzeit sind der gleichen Ansicht. – Ich verweise in diesem Zusammenhang auf Prof. Dr. Klaus-Peter Jörns:


(Zitat) „[…]Der Abschied Jesu von einem Denken, das Gott und Heil im Kult mit tödlicher Gewalt gegen Unschuldige (Menschen und Tiere) verbindet, ist von der Kirche nie ernst genommen worden. Denn im Zentrum ihrer vor allem von Paulus und dem Hebräerbrief verbreiteten Erlösungs- und Versöhnungstheologie predigt sie selbst bis heute heilige Gewalt und feiert sie sakramental. Indem sie behauptet hat, Sünde müsse durch Blutvergießen gesühnt werden und der unschuldige Tod Jesu sei diese Sühne gewesen, hat sie die Liebe Gottes wieder zu etwas Bedingtem gemacht und die Liebespredigt Jesu durch eine Gnadentheologie ersetzt. Alles hängt nun wieder von dem als Opfer- oder Märtyrertod verstandenen Tod Jesu ab, als hätte es die Revolution des lebenden Jesus nicht gegeben. Dadurch hat sie Jesu Botschaft von der unbedingten Liebe Gottes auf den Kopf gestellt. […]“ (Zitatende)

 

Quelle: „Warum musste Jesus sterben?“ Aus Deutsches Pfarrerblatt - Heft: 3 / 2010

http://roland-sinsel.de/c472119a16138340a/1d50559e150b69401/index.html

 

  • Die feministische Frage wird gestellt: Ist Gott wirklich „unser Vater“ oder nicht doch eher „unsere Mutter“?

 

Kamlah manipuliert den Leser, indem er unterschwellig als Gewissheit behauptet, dass Gott männlichen Geschlechts sei. - Aber woher will er das wissen?! In der Bibel steht: „Und Gott schuf den Menschen zu seinem Bilde, zum Bilde Gottes schuf er ihn; und schuf sie als Mann und Frau.“ (1. Mose 1, 27). Demnach ist also die Frau ebenfalls ein Abbild Gottes. Daraus ergibt sich, dass die Wirklich Gottes „zweipolig“ ist und männliche und weibliche Aspekte in sich vereinigt. Was ist also falsch daran, zu fragen, ob Gott nicht doch eher eine Mutter ist? Wo doch auch Jesaja Gott mit einer Mutter vergleicht: „Kann auch eine Frau ihr Kindlein vergessen, dass sie sich nicht erbarme über den Sohn ihres Leibes? Und ob sie seiner vergäße, so will ich doch deiner nicht vergessen.“ (Jesaja 49, 15)

 

  • Ist die biblische Beurteilung der praktizierten Homosexualität heute noch maßgeblich?

 

Jetzt ist Kamlah endlich an dem Punkt, auf den er hingearbeitet hat! Der gesamte vorherige Text diente ausschließlich dazu, den Leser zur Bejahung dieser Frage zu leiten. Er hat zwei Punkte ausgewählt, bei denen er ziemlich sicher sein kann, dass so ziemlich alle, der meist unaufgeklärten Christen ihm zustimmen. Und über die manipulative Bejahungskette, die jeder Staubsauger- oder Versicherungsvertreter im Schlaf beherrscht will Kamlah den Leser auch zu einem „Ja“ als Antwort auf diese Frage verführen. – Was er den Lesern verschweigt, ist, dass das sogenannte „Alte Testament“ (das von Evangelikalen als absolute und verbindliche Wahrheit betrachtet wird) die Homosexualität zum todeswürdigen Gräuel erklärt: „Wenn jemand bei einem Manne liegt wie bei einer Frau, so haben sie getan, was ein Gräuel ist, und sollen beide des Todes sterben.“ (3. Mose 20, 13)

 

Erstaunlich ist nur, dass bei demjenigen, auf den die Evangelikalen sich als Erlöser berufen, in den Evangelien durchaus homoerotische Tendenzen erkennbar sind. Immer wieder wird das „Liebhaben“ der Glaubensbrüder zum hehren Ideal. Von Jesus Verhältnis zu Lazarus wird beispielsweise berichtet: „Siehe, wie hat er ihn [Lazarus] liebgehabt!“ (Joh. 11, 36)

"Schwulenhochzeit" Szene (mit dem unvergesslichen Dirk Bach) aus der ARD-Serie "verbotene Liebe"

Überhaupt scheint die Homosexualität, wie man auch aus anderen seiner Veröffentlichungen bemerken kann, Kamlahs Lieblingsthema zu sein. Ich vermute, seine Homophobie stammt daher, dass er selbst latent schwul ist und sich das nicht eingestehen kann.

Diese Vermutung ist übrigens nicht diskriminierend, denn es handelt sich um ein weit verbreitetes Phänomen. - Schließlich ist die Angst vor homosexuellen Anteilen der eigenen Sexualität aus tiefenpsychologischer Sicht einer der Gründe für Diskriminierungen Homosexueller. Möglicherweise sind es aber auch die immer vorhandenen passiv-rezeptiven Anteile, die viele Männer fälschlicherweise als Weiblichkeit verstehen und diese wiederum  fälschlicherweise als Homosexualität. Der Angst vor eigenen homosexuellen Anteilen liegt oft aber die noch größere Angst zugrunde, emotional berührt zu werden.

(vgl. Udo Rauchfleisch „Schwule, Lesben, Bisexuelle. Lebensweisen, Vorurteile, Einsichten“, Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1994)

 

Vielleicht geht es bei Kamlah aber auch lediglich um Brotneid? Darauf lässt die nur schlecht getarnte Warnung vor der „Schlange mit Talar und Beffchen“ schließen in seinem verdeckt vorgetragenen Angriff gegen einzelne Landeskirchen. Die Behauptung, eingetragene homosexuelle Lebenspartnerschaften und Pfarramt seien unvereinbar, ist auf jeden Fall eine leere solche, und sie ist durch nichts begründet. Aus evangelikaler Sicht ist eine derartige Argumentation allerdings legitim.

Es ist vollkommen korrekt, auch falsche Behauptungen in den Raum und gegen wissenschaftliche Tatsachen zu stellen. Illegitim ist es jedoch aus evangelikaler Sicht, derartige Behauptungen mit wissenschaftlicher Autorität zu hinterfragen. Ganz verpönt ist es aber, „Gottes Wort“ mit wissenschaftlicher Logik zu begründen und zu verteidigen. Denn wenn man das tut, so Kamlahs Zirkelschluss an den Beginn dieses Artikels, so hat man im eigentlichen geistigen Kampf bereits die Waffen gestreckt.

 

Was Kamlah und seine evangelikalen Bundesgenossen leider nicht verraten, ist, wie man einen Kampf mit geistigen Waffen führen soll, wenn es verboten ist, die Waffen des Geistes zu benutzen.

Und was er außerdem unterschlägt, ist, was das eigentlich ist, „Gottes Wort“.  Schließlich kann jeder behaupten, er verkünde Gottes Wort, egal ob das in der älteren Frühbronzezeit war, oder ob das heute ist.

Dietrich Bonhoeffer (* 4. Februar 1906 in Breslau; † 9. April 1945 im KZ Flossenbürg)

Den absoluten Gipfel der Perfidie leistet sich Dietmar Kamlah mit dem Schluss seines Pamphlets. Er vereinnahmt Dietrich Bonhoeffer, in dem er aus dessen Schrift „Schöpfung und Fall“ zitiert, und lässt somit  d e n  evangelischen Märtyrer schlechthin für die evangelikale Sache sprechen.

 

Es ist ja nahezu unmöglich, ein Sakrileg nachgerade, ausgerechnet Bonhoeffer, dem eisern gottgläubigen evangelischen Christen, der um seines Glaubens Willen im sogenannten 3. Reich am 9. April 1945 von den Nazis gehenkt wurde, zu widersprechen.

 

Dennoch: Würde Bonhoeffer heute noch leben (freilich, er wäre dann bereits 106 Jahre alt), so würde er im Lichte der neueren Erkenntnisse der historisch-kritischen Bibelwissenschaften 80 Jahre später die zitierten „Sollte Gott wohl …“-Fragen nicht mehr als diejenigen betrachten (Zitat:) „… durch die das Böse in uns Gewalt gewinnt, durch die wir Gott ungehorsam werden.“

 

Wer will nun  m i r  das Gegenteil beweisen?

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