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27. 05.2014 - (fcs)

Er fuhr im Triumph zum Himmel...

... heißt es. - Jesus von Nazareth war aber keinAutofahrer  ;-)

Traditionelles Himmelfahrtsgeschehen: Die Vatertagstour!

Alle Jahre wieder, immer 39 Tage nach dem Ostersonntag (also immer an einem Donnerstag), feiert die deutsche Männerwelt den Vatertag.  Das ist der Tag, an dem die Väter mit einem auf einen Bollerwagen geladenen größeren Vorrat geistiger Getränke in losen Gruppenverbänden aus grauer Städte Mauern hinausziehen aufs weite Feld um bei Picknick mit Wein und Gesang (aber traditionell ohne Weib) sich des Lebens in der frühlingshaften Natur zu erfreuen.

 

Leider ist vielen Vätern die Freude an derartigem Tun nicht vergönnt, da die Christenheit just an diesem Tag das Fest „Christi Himmelfahrt“ begeht. So tun es auch die Mitglieder der Neuapostolischen sogenannten Kirche…
Und damit in dieser in Deutschland sterbenden Sekte an einem solch hohen Feiertag nicht durch die sich in frühlingshafter Natur des Lebens freuenden Männer die Besucherzahlen in den sogenannten Gottesdiensten (eigentlich sind es lediglich Versammlungen mit ellenlangen drögen Predigten) nicht vollends gegen „0“ tendieren, macht die Endzeitorganisation frühzeitig darauf aufmerksam, dass neuapostolischen Männern keine Lebenslust zusteht, sondern dass sie sich gefälligst in den für ihren Wohnbereich aufgelassenen Gebetsbunker zu begeben haben.

 

Für die Gebietskirche der Neuapostolischen Kirche Norddeutschland und die ihrem Oberhirten, dem ehemaligen Kriminalpolizisten Rüdiger Krause, untergeordneten Provinzen Dänemark, Estland, Finnland, Großbritannien + Irland, Grönland, Island, Norwegen und Schweden [in alphabetischer Reihenfolge] hat diese Informationsaufgabe der sogenannte Kirchensprecher (Sekretär für Öffentlichkeitsarbeit) Björn Renz übernommen, und ein entsprechendes Pamphlet  auf der Internetseite der NAK-Norddeutschland (- klick)  veröffentlicht:

 

In einer Einladung zu den [sog.!!] Gottesdiensten an Christi Himmelfahrt tut er kund und zu wissen, welche Freuden die Gottesdienstbesucher an diesem so besonderen Feiertag erwarten, und er steht nicht an, auch darauf hinzuweisen, dass auch Gäste „herzlich willkommen“ seien.  Seine etwas merkwürdige Formulierung

(Zitat) „[…] finden in zahlreichen christlichen Kirchen weltweit Gottesdienste statt. Zu Gottesdiensten um 9.30 Uhr laden am Himmelfahrtstag die Gemeinden der Neuapostolischen Kirche Norddeutschland ein […]“ (Zitatende)

 

die sich so liest, als hätten die Neuapostoliken für die Gesamtheit der christlichen Kirchen die Aufgabe genommen die Himmelfahrtsgottesdienste auszurichten, ist aber anders zu verstehen, als Renz das ausdrückt. Er hat lediglich das kleine Wörtchen „auch“ im Text vergessen. Man muss es ihm nachsehen. - Kirchensprecher der Neuapostolischen Kirche zeichnen sich im Allgemeinen nicht dadurch aus, dass sie der Deutschen Sprache besonders kundig sind.

 

Immerhin gelingt es Renz, zum Ausdruck zu bringen, dass zu Himmelfahrt die Gottesdienste besonders besuchenswert seien. Einige Besonderheiten scheinen eingerichtet worden zu sein, damit den Männern der Verzicht auf die (Vater-)freuden dieses Tages leichter fällt:

 

(Zitat) „[…] Neben Weihnachten, Palmsonntag, Karfreitag, Ostern, Pfingsten und Konfirmation gehört Christi Himmelfahrt zu den kirchlichen Fest- und Feiertagen, die jedes Jahr in allen neuapostolischen Gemeinden begangen werden. Der jeweilige Gottesdienst, der nicht selten vom Gemeindevorsteher durchgeführt wird, steht dabei im Mittelpunkt und wird in der Regel durch ein besonderes, von Mitgliedern der Gemeinde gestaltetes Musikprogramm gerahmt.

 

Auch einen zusätzlichen Wortbeitrag in Form einer Bibellesung gibt es seit wenigen Jahren im neuapostolischen Gottesdienst zu Himmelfahrt. In diesem Jahr soll Apostelgeschichte 1,4-12 vorgelesen werden. Eine solche Lesung nimmt meist ein Gemeindemitglied ohne Amtsauftrag vor, häufig eine Frau. Predigtgrundlage wiederum wird Markus 16,19 sein: ‚Nachdem der Herr Jesus mit ihnen geredet hatte, wurde er aufgehoben gen Himmel.‘ […]“ (Zitatende)

 

Ich erstarre in Ehrfurcht! Die Himmelfahrtsgottesdienste werden nicht selten vom Gemeindevorsteher durchgeführt (das ist etwas Besonderes?!); in der Regel gestalten die Gemeindemitglieder ein besonderes Musikprogramm (da aber die meisten Gemeinden mangels Mitgliederzahlen nicht genügend Teilnehmer für ein solches Musikprogramm haben, wird wohl eher die Ausnahme die Regel werden!); ausnahmsweise bekommt eine Frau das Recht, in der Gemeinde die Stimme zu erheben (das ist in dieser patriarchal-hierarchisch strukturierten Endzeitsekte tatsächlich die Ausnahme)…
Etwas verblüfft bin ich aber, zu erfahren, dass die Konfirmation zu den kirchlichen Feiertagen gehört. Ganz offensichtlich wird sie also in der Neuapostolischen Kirche gleichrangig mit den besonders denkwürdigen biblischen Ereignissen behandelt. Das ist eine Neuigkeit, die auch die für die Ökumene zuständigen Verantwortlichen in den christlichen Glaubensgemeinschaften interessieren dürfte. – Sollte es sich neben dem NAK-typischen Jenseits-Voodoo um eine weitere Sonderlehre handeln?

 

Mit der angegebenen Predigtgrundlage befindet Renz sich aber wieder auf dem Boden allgemeiner christlicher Überlieferung. – Und ich kann entlang seiner für die NAK-Norddeutschland veröffentlichen offiziellen Verlautbarungen in medias res gehen: Das Himmelfahrtsgeschehen…

„Die Himmelfahrt“, Andrea Mantegna (1431–1506), entst. ca. 1461, Altarretabel der Palastkapelle des Herzogs von Mantua - Tempera auf Holz, 86 × 42.5 cm, Original in der Uffizien-Galerie in Florenz [© der Bilddatei bei Zenodot Verlagsgesellschaft mbH]

Renz selbst scheint aber nicht wirklich im Stoff zu stehen. Klar - warum sollte ein Kirchensprecher, zumal einer der Neuapostoliken, auch Ahnung von biblischer Geschichte und Bibelwissenschaft haben?

Er beschränkt sich auf ein Zitat aus der Predigtanleitung, wie sie zu jedem Gottesdienst  für die unteren Funktionäre der NAK herausgegeben wird) und verweist dann auf die nächsthöhere Instanz [leider hat er vergessen, den korrekten Hyperlink anzugeben, das habe ich für ihn übernommen]:

 

(Zitat) „[…] ‚Nachdem der auferstandene Herr den Seinen den Sendungsauftrag erteilt hat, fährt er zum Himmel auf und setzt sich zur Rechten Gottes‘, so der Kontext in den Leitgedanken für Amtsträger der Neuapostolischen Kirche beschrieben. ‚Die Jünger ziehen daraufhin aus und predigen das Wort Gottes, in der Gewissheit, dass der Herr allzeit bei ihnen ist.‘ Mehr zu Christi Himmelfahrt ist auf www.nak.org (- klick), der offiziellen Internetseite der Kirche zu lesen:

 

‚Der Auferstandene blieb noch 40 Tage auf Erden und erschien den Seinen. (…) Die Zeit zwischen Auferstehung und Himmelfahrt dient dazu, dass sich Jesus als der ‚Lebendige’ zeigt, als derjenige, der den Tod überwunden hat. (…) Erst im 4. Jahrhundert begann man in manchen Gegenden der Ostkirche den 40. Tag nach Ostern als Fest ‚Christi Himmelfahrt’ zu begehen. Dieser Brauch setzte sich im 5. Jahrhundert im Westen wie im Osten gleichermaßen durch.‘ […]“ (Zitatende)

 

Zu dem vorstehenden Zitat zunächst eine Anmerkung: „nak.org“ ist natürlich  n i c h t  die offizielle Internetseite der Neuapostolischen Kirche, sondern lediglich der webauftritt das Vereins sich Apostel nennen lassender Männer, NAKI e.V., Zürich! Es gibt nämlich gar keine internationale Neuapostolische Kirche, sondern lediglich eine Reihe von rechtlich selbstständigen Gebietskirchen. Und aus diesen Gebietskirchen sind ausschließlich die Führungsfunktionäre, die sogenannten Apostel, die vom Präsidenten des Apostelvereins NAKI e.V. ausgesucht und eingesetzt werden, Mitglied des Vereins nach schweizerischem Recht „Neuapostolische Kirche International e.V.“. Detailinformationen zu der etwas dubiosen Struktur der Neuapostoliken-Organisation finden sich auf unserer Unterseite

http://www.canities-news.de/die-neuapostolische-kirche/ (- klick)

Eine weitere Anmerkung: Im Glossar des Webauftritts von NAKI e.V. findet sich zum Stichwort Christi Himmelfahrt (- klick) eine Kurzfassung der offiziellen Verlautbarung, die jedoch durch einen Zusatz ergänzt ist, der sich in der Verlautbarung nicht findet:

 

(Zitat) „[…]Im 9. Glaubensartikel bekennen die neuapostolischen Christen: ‚Ich glaube, dass der Herr Jesus so gewiss wiederkommen wird, wie er gen Himmel gefahren ist ...‘ Dabei steht der Begriff Himmel für die unmittelbare Gegenwart Gottes. (Zitatende)

 

Alles nicht so sehr befriedigend, was von der NAK im Internet über diesen Feiertag zu erfahren ist. Deshalb habe ich zusätzlich den NAK-Katechismus zu Rate gezogen und werde mich bei allen folgenden Feststellungen zum Tatsachengehalt der Überlieferungen auf die Printversion dieses absolut verbindlichen Regelwerks zur Lehre der Neuapostolischen Kirche beziehen. Eine Online-Version des Katechismus steht auf NAK.org zur Verfügung:

http://www.nak.org/de/katechismus/ (- klick)

Der NAKatechismus folgt der allgemeinen christlichen Lesart. Und entsprechend gilt, was ich dazu kommentiere, nicht ausschließlich für die Neuapostolische Kirche, sondern für das Christentum ganz allgemein.

 

Da die angebliche Himmelfahrt des angeblich von den Toten auferstandenen Jesus von Nazareth nicht isoliert zu sehen ist, sondern in unmittelbarer Folge des überlieferten Ostergeschehens, könnte ich es mir an dieser Stelle sehr leicht machen:

Möglicherweise wurde Jesus von Nazareth tatsächlich zum Tode verurteilt, möglicherweise ist er bei seiner Hinrichtung tatsächlich gestorben, aber der Quellenlage nach gibt es keinen Grund, anzunehmen, er sei von den Toten auferstanden – es gibt definitiv keinen Beweis, kein Zeugnis für diesen Vorgang – und damit ist das mit der Himmelfahrt auch Essig… Punkt.

 

Um verständlich zu machen, dass dieser von seinen Anhängern Messias oder Christus (d.i. „der Gesalbte“) genannte Jesus von Nazareth, keinesfalls gen Himmel gefahren sein kann, werde ich aber doch auch die vorherigen Ereignisse aufgreifen.

Die Neuapostolische Kirche fasst diese im Extrakt zum Kapitel 3.4. ihres Katechismus zusammen:

 

(Zitat) EXTRAKT

 

Die Auferstehung Jesu Christi ist Tat des dreieinigen Gottes. Sie geschah ohne Augenzeugen; der Auferstandene jedoch wurde von vielen Zeugen gesehen. Seine Auferstehung ist nicht Wunschvorstellung und auch nicht Ausdruck mythologischen Denkens, sondern sie hat tatsächlich stattgefunden. (3.4.11)

 

Durch die Auferstehung Jesu hat der Gläubige berechtigte Hoffnung auf ewiges Leben: Damit ist die Möglichkeit geschaffen, den im Sündenfall Adams begründeten Tod und die dadurch bewirkte Trennung des Menschen von Gott aufzuheben. (3.4.11.1)

 

Der Glaube an die Auferstehung des Erstlings Christus legt den Grund für den Glauben an die Auferstehung der Toten in Christus und die Verwandlung der Lebenden bei seiner Wiederkunft. (3.4.11.1)

 

Der auferstandene Herr zeigte sich den Jüngerinnen und Jüngern; Begegnungen mit dem Auferstandenen sind im Neuen Testament mehrfach bezeugt. Dieses Zeugnis von der Auferstehung Christi trugen die Apostel hinaus in die Welt. (3.4.11.2)

 

Nach der Auferstehung ist Jesu verherrlichter Leib herausgenommen aus der Endlichkeit und Sterblichkeit des Fleisches; er ist nicht an Raum und Zeit gebunden. (3.4.11.3) […]“ (Zitatende)

 

Auffällig ist die nahezu trotzige Behauptung „Seine [Jesu] Auferstehung ist nicht Wunschvorstellung und auch nicht Ausdruck mythologischen Denkens, sondern sie hat tatsächlich stattgefunden.“

 

Man hätte schreiben sollen: „Sie muss tatsächlich stattgefunden haben, weil sonst die ganze Geschichte nicht stimmt!“ und hätte damit dem Griechenjuden Saulus (aka Paulus) von Tarsus zugestimmt, der im 1. Korintherbrief deutlich klargestellt hat, dass die „Auferstehung Christi“ zwingend notwendig ist für die christliche Lehre [vgl. 1. Kor. 15 (- klick)]:

Pietro Perugino (1448–1523) „Auferstehung Christi“, entst. 1499

(Zitat) Gegen die Leugnung der Auferstehung der Toten

 

12 Wenn aber Christus gepredigt wird, dass er von den Toten auferstanden ist, wie sagen dann einige unter euch: Es gibt keine Auferstehung der Toten?

13 Gibt es keine Auferstehung der Toten, so ist auch Christus nicht auferstanden.

14 Ist aber Christus nicht auferstanden, so ist unsre Predigt vergeblich, so ist auch euer Glaube vergeblich.

15 Wir würden dann auch als falsche Zeugen Gottes befunden, weil wir gegen Gott bezeugt hätten, er habe Christus auferweckt, den er nicht auferweckt hätte, wenn doch die Toten nicht auferstehen.

16 Denn wenn die Toten nicht auferstehen, so ist Christus auch nicht auferstanden.

17 Ist Christus aber nicht auferstanden, so ist euer Glaube nichtig, so seid ihr noch in euren Sünden;

18 so sind auch die, die in Christus entschlafen sind, verloren.

19 Hoffen wir allein in diesem Leben auf Christus, so sind wir die elendesten unter allen Menschen.“ (Zitatende)

[zitiert nach Luth. 1984]

 

Es gibt also für das Christentum überhaupt keine Alternative zur körperlichen Auferstehung des Nazareners. Und so ist auch die trotzige Behauptung im Katechismus der NAK zu verstehen.

Glaubhaft ist das gesamte Auferstehungsgeschehen damit aber noch nicht – ganz im Gegenteil. Problematisch ist dazu, dass die ältesten der vorliegenden Berichte über die Auferstehung ausschließlich auf Paulus zurückgehen, also auf den Mann, der als tatsächlicher Gründer des Christentums gelten muss, und auf den die meisten der frühchristlichen Lehren zurückgehen.

 

Aber die Paulusbriefe sind erst 15-20 Jahre nach dem mutmaßlichen Tod des Wanderpredigers Jesus von Nazareth entstanden. Es bestand also über einen hinreichend langen Zeitraum Gelegenheit zur Legendenbildung. Und in den Bereich der Legenden sind dann auch die entsprechenden Evangelientexte zu verweisen. Die Schreiber der Evangelien waren nämlich – wie Paulus – keine Wegbegleiter von Jesus, sie waren – wie Paulus - keine Zeugen der Ereignisse, sie waren – anders als Paulus – nicht einmal Zeitgenossen des Gekreuzigten.

 

Das älteste der kanonischen Evangelien, das Markus-Evangelium datiert nach einhelliger Auffassung etwa(!) auf 70 n.Z. – diejenigen, die einen früheren Entstehungszeitraum annehmen, beziehen sich auf  Markus 13, 11–13 in dem sie einen Hinweis auf die Christenverfolgung durch Nero im 64 n.Z. sehen. Das heißt, dass das älteste der kanonischen Evangelien frühestens 30 Jahre nach der Kreuzigung entstanden ist, zu einer Zeit, als die von Paulus befeuerte Legendenbildung bereits Früchte trug.

 

Wenn die Verfasser des NAKatechismus also behaupten, die Auferstehung habe tatsächlich stattgefunden, verbreiten sie damit die Unwahrheit. Sie dürften allenfalls sagen, sie würden glauben, dass der Gekreuzigte tatsächlich von den Toten auferstanden sei. – Und das ist etwas völlig anderes.

Ich persönlich halte diese Feststellungsaussage im Katechismus für eine gezielte Unwahrheit – anders ausgedrückt: In meinen Augen sind die Vertreter des NAK-Apostolats zumindest insofern Lügner!

 

Dass die Auferstehungs-Geschichten nicht in den Bereich des Wissens gehören, sondern in den des Glaubens ist nicht nur meine Meinung. Und um nicht wieder meine Lieblingsautoren zu bemühen, will ich dazu jemanden zitieren der als Fundamentalchrist ein ausgesprochener Widersacher des Auferstehungsleugners Prof. Dr. Gerd Lüdemann ist, nämlich den evangelischen Theologen Dr. Rolf Wischnath, von 1995 - 2004 Generalsuperintendent für die Neumark und die Niederlausitz in Cottbus. Im berühmt gewordenen Disput um die Auferstehung mit Gerd Lüdemann am 30. Oktober 1997 im Dom zu Fürstenwalde erklärte Wischnat:

 

(Zitat) „[…] Ich will mich […] auf die Frage nach dem leeren Grab beziehen. Weder Herr Lüdemann noch ich haben eine Photographie des leeren Grabes. Und selbst damit wäre noch nicht das Entscheidende bewiesen. Festzuhalten aber ist zunächst: Über das Faktum des leeren Grabes können weder er noch ich eine Feststellungsaussage machen, die jeden Zweifel ausräumt. Wir haben nur die Möglichkeit, die Frage nach der historischen  Wahrscheinlichkeit zu stellen und in dieser oder jener Richtung eine Hypothese – das heißt eine mehr oder weniger gut begründete Vermutung – aufzustellen. […]“ (Zitatende)

 

Vgl.: Gerd Lüdemann, Rolf Wischnath, „Streit um die Auferstehung“, ersch. 1998 im Wichern Verlag, Berlin, ISBN: 3-88981-109-4, Seite 73/74

 

Wohl gemerkt: Das sind Worte eines Bibel-Fundamentalisten! Und er räumt ein, dass eine Tatsachenfeststellung zur Auferstehung unmöglich ist.

Bei der Betrachtung der NAK-Lehre zu „Christi Himmelfahrt“ sollten wir uns also immer vor Augen halten, dass die Inhalte des NAKatechismus nicht zwingend seriös und glaubwürdig sind. Wie sagte schon meine Großmutter so trefflich: „Wer einmal lügt, dem glaubt man nicht. Und wenn er noch die Wahrheit spricht!“

 

Bevor ich die entsprechenden Passagen des NAKatechismus über die „Himmelfahrt Jesu“ zitiere, will ich einen Blick auf die von der Neuapostolischen Kirche angeführten Quellen werfen:

Die Katechismus-Redakteure berufen sich bei der Schilderung des Geschehens hauptsächlich auf die „Apostelgeschichte des Lukas“ sowie auf einen Vers aus dem „Evangelium nach Markus“. Diese Inhalte wollen sie dann durch diverse paulinische Briefe sowie durch einen Vers aus dem Johannes-Evangelium verifiziert wissen.

 

Chronologisch angeordnet stehen aber

  • zuerst die Paulus-Briefe an die Thessalonischer (um 50 n.Z.] und die Römer (55/56 n.Z.),
  • dann folgt der nicht von Paulus verfasste Hebräerbrief (zw. 64 und 70 n.Z.), der unter Berücksichtigung der Ereignisse auf die der Inhalt Bezug nimmt, erst nach dem Tod des Saulus von Tarsus abgefasst wurde,
  • dann folgt das Markus Evangelium (ca. 70 n.Z.),
  • und dann folgt erst die Hauptbeschreibung der Ereignisse, nämlich die Apostelgeschichte des Lukas (zw. 80 und 90 n.Z.).
  • Das Johannes-Evangelium wurde zuletzt verfasst (zw. 90 und 100 n.Z.). Neuere Forschungsergebnisse legen sogar eine Entstehungszeit zwischen 130 und 150 n.Z. nahe.

Wie bei allen anderen neutestamentarischen Überlieferungen müssen wir also bei der Textanalyse, anders als die Redakteure des NAKatechismus(!), berücksichtigen, dass die uns vorliegenden Informationen  erst nach der Entwicklung der paulinischen Kirchenlehre und der auch dadurch befeuerten Legendenbildung der frühen Gemeinden der Anhänger des Weges verfasst wurden.

Das heißt, dass, wie bei der Überlieferung des Auferstehungsgeschehens, Markus seinen Text bereits unter dem Einfluss der paulinischen Theologie verfasst hat, und dass Lukas bei der Redaktion der Apostelgeschichte sowohl von Paulus als auch von Markus beeinflusst war.  Das nahezu esoterische Johannes-Evangelium wurde zu einem Zeitpunkt geschrieben, an dem die Vergottung des Jesus von Nazareth bereits abgeschlossen war – es ist für die Dokumentation der Ereignisse während der ersten zwei Monate nach dem mutmaßlichen Tod des Jesus von Nazareth absolut nicht von Belang.

Diese Vorabinformationen sollten wir immer im Hinterkopf behalten, wenn wir uns den Katechismus der Neuapostolischen Kirche „zu Gemüte führen“:

 

(Zitat) 3.4.12 - Jesu Christi Himmelfahrt

 

Vierzig Tage nach seiner Auferstehung fuhr Jesus Christus aus dem Kreis seiner Apostel zu Gott, seinem Vater, auf gen Himmel. Zuletzt befahl er ihnen, „Jerusalem nicht zu verlassen, sondern zu warten auf die Verheißung des Vaters“, denn sie sollten „mit dem Heiligen Geist getauft werden nicht lange nach diesen Tagen“ (Apg.  1, 4.5).

 

Während Jesus die Apostel segnete, wurde er zum Himmel emporgehoben; eine Wolke nahm ihn vor ihren Augen hinweg. Als sie ihm noch nachsahen, standen zwei Männer in weißen Gewändern bei ihnen und sagten: „Ihr Männer von Galiläa, was steht ihr da und seht zum Himmel? Dieser Jesus, der von euch weg gen Himmel aufgenommen wurde, wird so wiederkommen, wie ihr ihn habt gen Himmel fahren sehen“ (Apg.  1, 11). Im Unterschied zum Auferstehungsgeschehen, für das es keine Augenzeugen gibt, erlebten die Apostel die Himmelfahrt Christi unmittelbar mit. Sie erkannten, dass der Auferstandene erhöht und zum Vater zurückgekehrt ist. Die menschliche Natur des Herrn tritt endgültig in die göttliche Herrlichkeit ein. Die Worte sind erfüllt: „Ich bin vom Vater ausgegangen und in die Welt gekommen; ich verlasse die Welt wieder und gehe zum Vater“ (Joh. 16, 28).

 

In Markus 16, 19 heißt es: „Nachdem der Herr Jesus mit ihnen geredet hatte, wurde er aufgehoben gen Himmel und setzte sich zur Rechten Gottes.“ Er ist also nicht wie der Hohepriester des Alten Bundes in ein Heiligtum gegangen, das mit Händen gemacht ist, „sondern in den Himmel selbst, um jetzt für uns vor dem Angesicht Gottes zu erscheinen“ (Hebr. 9, 24). Zur Rechten Gottes vertritt er seine Auserwählten (Röm. 8, 33.34).

 

Das Bild, dass Christus zur Rechten Gottes sitzt, zeigt seine Teilhabe an der Machtfülle und Herrlichkeit Gottes, des Vaters. Diese Herrlichkeit will er zukünftig mit den Seinen teilen: „Vater, ich will, dass, wo ich bin, auch die bei mir seien, die du mir gegeben hast, damit sie meine Herrlichkeit sehen“ (Joh 17,24). Dies wird geschehen, wenn Christus die Seinen aus den Toten und Lebenden zu sich entrückt und sie dann bei ihm sein werden allezeit (1. Thess.  4, 15-17).

 

Extrakt:

 

[…]

 

Vierzig Tage nach seiner Auferstehung fuhr Jesus Christus aus dem Kreis seiner Apostel zu Gott, seinem Vater, auf gen Himmel: Die menschliche Natur des Herrn tritt endgültig in die göttliche Herrlichkeit ein. (3.4.12)

 

Im Unterschied zum Auferstehungsgeschehen, für das es keine Augenzeugen gibt, erlebten die Apostel die Himmelfahrt Christi unmittelbar mit. Dabei wurde ihnen die Wiederkunft Christi verheißen. (3.4.12)“ (Zitatende)

Giovanni Battista Piazzetta (13. Feb. 1682 - 28. Apr. 1754) „Himmelfahrt des Elias“

Interessant ist auch in diesem Katechismus-Abschnitt, wie die NAK-Verantwortlichen die Wahrheit der Inhalte belegen wollen. Zwar treffen sie diesmal keine Tatsachenbehauptung, aber sie können sich eine Feststellungsaussage dennoch nicht verkneifen: Sie erklären, dass es anders als für die Auferstehungslegende für die Himmelfahrt Augenzeugen gebe. Diese Feststellung ist aber problematisch, da auch nicht ein einziges Zeugnis eines der Augenzeugen vorliegt. Das heißt, alles was überliefert wird, ist „Hörensagen“, und das wird vor keinem Gericht als Beweis zugelassen!


Was wir aber als sicher feststellen können, ist, dass die Story von der Himmelfahrt des Jesus von Nazareth gut in die paulinische Theologie passt.

Ich will einmal dahingestellt sein lassen, wie es zu Saulus‘ Konversion zu den Anhängern des Weges kam. Wichtig ist nur, dass er von diesem Zeitpunkt an eifrig auch die Mission der sogenannten Heiden betrieb. Und klar ist auch, dass er, um die eher profane Lehre des Nazareners „verkaufen“ zu können, spektakulärere Inhalte brauchte, als die frühen Gemeinden liefern konnten. Da wir auf CANITIES bereits in einer ganzen Reihe von Beiträgen darauf hingewiesen haben, dass Paulus sich fleißig bei allen möglichen Religionen und Mysterien bediente, um den Wanderprediger Jesus von Nazareth zu einem Wundertäter und Heiland, gar zu einem göttlichen Wesen zu stilisieren, will ich an dieser Stelle auf langatmige Erläuterungen verzichten und mich ausschließlich auf die Himmelfahrt konzentrieren:

 

Was ein zum Gott mutierter Mensch sein wollte, der musste nach seiner leiblichen Auferstehung von den Toten natürlich möglichst spektakulär gen Himmel fahren. – Himmelfahrten, die definitive und leibliche Reise ins Jenseits ohne einen Körper (oder einen Leichnam) zurückzulassen,  waren seinerzeit schließlich ein bekanntes Motiv. Abgesehen von der ägyptischen Mythologie, den griechischen Göttersagen und den Mysterienreligionen (Mithraskult!) waren Himmelfahrten auch im Judentum nichts Neues.

 

Von Henoch heißt es in 1. Mose 5, 24 (- klick): „Und weil er mit Gott wandelte, nahm ihn Gott hinweg und er ward nicht mehr gesehen“.

Deutlich spektakulärer ging es der Bibel [vgl. 2. Könige 2 (- klick)]zufolge bei Elias zu: „11 Und als sie miteinander gingen und redeten, siehe, da kam ein feuriger Wagen mit feurigen Rossen, die schieden die beiden voneinander. Und Elia fuhr im Wetter gen Himmel.“

Und es existieren sogar Legenden von einer Himmelfahrt des Moses, wie verschiedene bei Wikipedia (- klick) genannte Quellen belegen!

 

Eine weitere Notwendigkeit zu Christi Himmelfahrt wird in dem zitierten Vers aus Johannes 17 deutlich: Durch Vermittlung des im Himmel anwesenden Gottessohnes Jesus von Nazareth, der sich zur Vergebung der Sünden der Welt geopfert hat, wird die durch den Sündenfall entstandene Trennung von Gott aufgehoben. Die Menschen, die dieses Opfer annehmen und im Geiste Jesu leben, werden also dermaleinst ebenfalls in den Himmel entrückt und wieder nahe bei Gott sein. Die Folgen des Sündenfalls werden dann aufgehoben sein.

 

Und damit wird dann auch die besondere Bedeutung der Himmelfahrt des Nazareners, besonders für Neuapostolische Christen klar.

Mir scheint allerdings die Tatsache, dass bereits die Schöpfungsgeschichte lediglich ein Märchen ist, mit dem die Menschen der Vorzeit sich die Existenz der Welt erklärten, ausreichend, um festzustellen, dass auch der Paradiesmythos um Adam und Eva eine frühzeitliche Legende ist. Der beschriebene Sündenfall hat nie stattgefunden, und folgerichtig gibt es auch keine Erbsünde, gibt es eigentlich überhaupt keine Sünde gegenüber irgendeinem Gott. Am Ende dieses Beitrags werde ich noch einmal auf das Thema Sündenfall und dessen Folgen eingehen.

 

Schauen wir zunächst noch einmal auf den weiter oben bereits erwähnten  9. Artikel des Neuapostolischen Glaubensbekenntnisses, der ebenfalls die Bedeutung der Himmelfahrt Christi für die Neuapostolischen Christen verdeutlicht:

 

(Zitat) „Ich glaube, dass der Herr Jesus so gewiss wiederkommen wird, wie er gen Himmel gefahren ist, und die Erstlinge aus den Toten und Lebenden, die auf sein Kommen hofften und zubereitet wurden, zu sich nimmt; dass er nach der Hochzeit im Himmel mit diesen auf die Erde zurückkommt, sein Friedensreich aufrichtet und sie mit ihm als königliche Priesterschaft regieren. Nach Abschluss des Friedensreiches wird er das Endgericht halten. Dann wird Gott einen neuen Himmel und eine neue Erde schaffen und bei seinem Volk wohnen.“ (Zitatende)

 

Und dann ziehen wir zu dessen Betrachtung das oben bereits angeführte Zitat aus NAK von A-Z hinzu:

 

(Zitat) „[…]Im 9. Glaubensartikel bekennen die neuapostolischen Christen: ‚Ich glaube, dass der Herr Jesus so gewiss wiederkommen wird, wie er gen Himmel gefahren ist ...‘ Dabei steht der Begriff Himmel für die unmittelbare Gegenwart Gottes. (Zitatende)

 

Da die abschließende Bemerkung, der Begriff „Himmel“ stehe für die unmittelbare Gegenwart Gottes, im Zusammenhang mit Christi Himmelfahrt gemacht wird, frage ich mich, ob die Neuapostolische Kirche das in der Bibel überlieferte Himmelfahrtsgeschehen relativieren will. Ist das Bild von Jesus auf einer aufsteigenden Wolke im übertragenen Sinne zu verstehen? Aber warum dann der Hinweis darauf, es habe viele Zeugen für dieses Ereignis gegeben?

 

Was verstehen Neuapostoliken unter „Himmel“? - Ich werde ein weiteres Mal den NAKatechismus bemühen:

 

(Zitat) 6.2.3.3 - Stadt Gottes

 

Im Bild der Stadt Gottes wird die Kirche als der Ort gezeigt, an dem Gott inmitten all derer wohnt, die ihm angehören. Auf Erden ist Kirche der Ort, an dem Jesus Christus, der Mittler, Heil auf unterschiedliche Weise zugänglich macht und Gemeinschaft mit Gott gewährt. Insofern ist Kirche Ort der Gottesbegegnung, der Anbetung und des Gottesdienstes.

 

Die Kirche Jesu Christi übersteigt menschliches Vorstellungsvermögen; sie ist diesseitig und jenseitig, gegenwärtig und zukünftig. Diese Erscheinungsformen gehören zusammen. Eine Ahnung von der Erhabenheit der Kirche in ihrer endgültigen Vollkommenheit gibt die Beschreibung in Hebräer 12,22-24. Mit den Worten: „Ihr seid gekommen zu dem Berg Zion und zu der Stadt des lebendigen Gottes, dem himmlischen Jerusalem“ ist die Kirche in ihrer ganzen Fülle gemeint. Insofern ist die irdische Seite der Kirche mit ihrer himmlischen Seite verwoben. Im himmlischen Jerusalem thront Gott; dazu gehören die Engel, die „Versammlung und Gemeinde der Erstgeborenen, die im Himmel aufgeschrieben sind“, die Seelen der vollendeten Gerechten und Jesus, der Mittler des Neuen Bundes.

 

Im Himmel werden Gott Anbetung und Lobpreis von den himmlischen Wesen dargebracht (Ps 29,1; Offb 4); auf Erden geschieht dies auch, nämlich in der irdischen Seite der Kirche Christi durch die Glaubenden.

In der zukünftigen Stadt Gottes, dem neuen Jerusalem, wird Gott selbst bei den Menschen wohnen (Offb 21,3). […]“ (Zitatende)

 

Der Himmel, die Stadt Gottes, das neue Jerusalem. Das sind Begriffe, die mit dem neuen Himmel und der neuen Erde zusammenhängen… - Begriffe, die zusammenhängen mit der verheißenen Zukunft der Gotteskinder, wenn die Folgen des Sündenfalls (und die sind, wie wir im Katechismus der NAK lesen können, seeehr weitreichend) endgültig beseitigt sind und sie bei Gott wohnen werden.

 

Schauen wir uns die Neuapostolische Sicht auf die Folgen des Sündenfalls einmal näher an:

Lucas Cranach der Ältere (1472–1553) „Der Garten Eden“, Öl auf Pappelholz, entst. 1530, Gemäldegalerie Alte Meister, Dresden

(Zitat) 4.2.2 - Folgen des Sündenfalls für die Schöpfung

 

Aus dem Sündenfall des Menschen ergeben sich auch weitreichende Auswirkungen auf die daran schuldlose Schöpfung.

 

Ursprünglich ist die Schöpfung ‚sehr gut‘, also vollkommen (1Mo 1,31). Über die sichtbare Schöpfung ist der Mensch von Gott zum Regenten gesetzt. Er trägt somit vor Gott Verantwortung für die Schöpfung, ist aber auch der Schöpfung selbst gegenüber verantwortlich (1Mo 1,28-30). Bei einer derart bedeutsamen Stellung des Menschen innerhalb der sichtbaren Schöpfung hat sein Ungehorsam gegenüber Gott auch auf die irdische Schöpfung entscheidende Auswirkungen: Nachdem der Mensch gesündigt hat, werden der Acker als das Zeichen der sichtbaren Schöpfung sowie die Schlange verflucht (1Mo 3,17.18). Dornen und Disteln — die Mühe, die der Mensch nun aufbringen muss, um sein Leben zu fristen — stehen zeichenhaft für die Gottferne des Menschen und die Verborgenheit Gottes, die von nun an in der Schöpfung herrschen. In ihr findet der Mensch nicht mehr den direkten Zugang zu Gott. Das Leben des Menschen wird nun begleitet von Unsicherheit und Furcht.

 

Als Zeichen der Feindlichkeit und des Unfriedens kann das Verhalten der Tiere untereinander angesehen werden. Die Sehnsucht nach Überwindung und Heilung auch dieses Zustands wird in Jesaja 11,6-8 erwähnt: ‚Da werden die Wölfe bei den Lämmern wohnen und die Panther bei den Böcken lagern …‘

 

Die Schöpfung bedarf also der Befreiung von dem auf ihr lastenden Fluch. Im Römerbrief wird dies mit aller Deutlichkeit angesprochen: ‚Denn das ängstliche Harren der Kreatur wartet darauf, dass die Kinder Gottes offenbar werden. Die Schöpfung ist ja unterworfen der Vergänglichkeit — ohne ihren Willen, sondern durch den, der sie unterworfen hat —, doch auf Hoffnung; denn auch die Schöpfung wird frei werden von der Knechtschaft der Vergänglichkeit zu der herrlichen Freiheit der Kinder Gottes. Denn wir wissen, dass die ganze Schöpfung bis zu diesem Augenblick mit uns seufzt und sich ängstet‘ (Röm 8,19-22). (Zitatende)

 

Kurz zum Sündenfall: Da hat also der allmächtige und allwissende Gott mitten in die von ihm als „sehr gut bezeichnete“ in jeder Hinsicht vollkommene paradiesische Schöpfung einen Baum gepflanzt, dessen Früchte Adam und Eva nicht genießen durften, weil es sonst mit ihrem ewigen Leben vorbei sei.

 

Es fragt sich aber, ob seine Schöpfung wirklich in jeder Hinsicht vollkommen war, denn wenn sie das gewesen wäre, hätte das Böse keinen Raum im Paradies gehabt. Da der biblischen Geschichte zufolge Gott aber der Allschöpfer ist, muss er auch das Böse geschaffen haben, welches in der Gestalt der Schlange Adam und Eva verführt hat.

Und trotz seiner Allwissenheit hat Gott nicht vorhersehen können, dass die Schlange Adam und Eva verführen zum Sündenfall verführen würde.

 

Das bietet Raum für Überlegungen:  Gott selbst kann nicht vollkommen gut sein, sonst hätte er das Böse nicht geschaffen. Aber er kann auch nicht allwissend sein, sonst hätte er vorhergesehen, dass das Böse in Gestalt der Schlange Eva und Adam verführen würde. Wenn er das aber gewusst hätte, und er hätte den Sündenfall verhindern wollen, dann hätte er als allweiser und allgütiger Gott den Baum der Erkenntnis nicht in die Reichweite der ersten Menschen gestellt.

 

Man kann es drehen und wenden, wie man will: Wenn man das in der Genesis vermittelte Gottesbild aufrechterhalten will, muss der Sündenfall von Gott selbst inszeniert worden sein! Eine mögliche Erklärung für diese merkwürdige Vorgehensweise wäre dann, dass erst durch den Sündenfall die Schöpfung so geworden ist, wie er sie sich vorgestellt hat… Aber halt! Die Schöpfung war noch nicht ganz perfekt. Erst musste er ja noch alles Leben auf diesem Planeten, mit Ausnahme derjenigen, denen er erlaubt hatte sich auf die Arche zu retten, ersäufen! - Wenn eine Schöpfung aber erst nach dem Sündenfall perfekt gewesen wäre, wäre der Sündenfall keine Sünde gewesen, da Gott ihn ja schließlich gewollt hat.

Und selbst wenn es eine Sünde gewesen wäre,  fragt sich bei Berücksichtigung der Sintflut, warum Gott den Erbsünde-Fluch danach nicht zurückgenommen hat. Die Versöhnung mit Noah und die Regenbogenstory sind also auch nicht recht glaubwürdig...

 

Wir merken: Das mit Gott und das mit dem Sündenfall ist vollkommen unlogisch! Es kann nie eine in jeder Hinsicht vollkommene paradiesische Schöpfung gegeben haben, die erst nach Ablauf der letzten Dinge wieder hergestellt wird.

 

Die Idee des Paradieses „Wölfe wohnen bei den Lämmern und die Panther lagern bei den Böcken“ ist ohnehin absurd! Leben ernährt sich von Leben… egal ob das Leben nun Gras heißt, Mensch, Kakerlake, Baum oder Schwein… - Das ist nun einmal der ewige Kreislauf des (ewigen) Lebens.

Von was sollen aber Fleischfresser leben? Alle Tiere fressen nur noch Gras? Okay… aber dazu muss der gesamte Organismus umgebaut werden, der Wolf ist dann kein Wolf mehr und der Panther kein Panther! Und das arme Gras? Wenn kein Tod mehr sein wird, von was lebt das Gras? Einmal ganz davon abgesehen, dass das „kein Tod mehr“ für das Gras und viele andere Pflanzen nicht gilt!

Werden gar alle Lebewesen zu Lichtköstlern? Das erfordert aber auch massive Umbauten in den Organismen. Und vor allem muss die Sonne umkonstruiert werden:

 

Die Strahlung der Sonne ist thermonuklear gespeist. Aber das ist ein ressourcenverbrauchender Vorgang, das heißt, die Sonne wird irgendwann ausgebrannt sein und damit wäre auch das Leben auf der neuen Erde hinüber. Die Ewigkeit, von der die Rede ist, wird also nach 20 Mrd. Jahren vorbei sein.

 

Es gibt also keine Aussicht auf ein ewiges Leben (oder auf ein Leben in ständiger Gleichzeitigkeit) auch für den neuen Himmel und die neue Erde. Und das Gedränge, das auf dem Planeten herrschen muss! Es werden auf ihm ja alle Menschen, die je existiert haben, leben… Und das wären jetzt schon mehr als 100 Mrd! Zur Verdeutlichung: Die jetzt lebenden Menschen würden weniger als 7% ausmachen. – Oder anders ausgedrückt: Es werden dann mehr als 14x soviel Menschen auf der Erde leben wie jetzt…

Wird ganz schön eng… Und wesentlich größer darf der Planet auch nicht werden, sonst könnte er nicht in der habitablen Zone die Sonne umkreisen, und nachts würde es finster, weil der Mond in die Erde stürzen würde…

 

Machen wir es kurz: Ich verstehe, warum für das Christentum die Geschichte von Auferstehung und Himmelfahrt zwingend erforderlich ist: Es geht darum die Folgen der Sünden aufzuheben.

Aber dazu, also um die kindlich naive Schöpfungsgeschichte samt Sündenfall und Vertreibung aus dem Paradies zu kompensieren und dem Menschen ein lohnendes religiöses Ziel zu vermitteln, braucht es äußerst komplizierte Denkmodelle.

Da sich aber die moderne Theologie zur Erhaltung der Überlieferungen in den gleichen kindlich-naiven Denkmustern der frühen religiösen Vorstellungen und des frühen Christentums bewegen muss, müssen diese komplizierten Denkmodelle gezwungenermaßen völlig absurd sein.

 

Aus diesem aberwitzigen Kreislauf von Absurditäten kommt die abrahamitische Theologie aber nur dann heraus, wenn sie sich von den überlieferten biblischen Vorstellungen löst. Sie müsste ein völlig neues Gottesbild schaffen, eine völlig neue Entstehungsgeschichte für das Universum.

 

Für mich bestand die Lösung darin, zu begreifen, dass sich die gesamten biblischen Überlieferungen auf der Wahrheitsebene von Grimms Märchensammlung befinden.

Und wenn die biblischen Überlieferungen Märchen sind, sind zwangsläufig auch die daraus resultierenden heutigen Religionslehren Märchen.  Das heißt: Auch der Katechismus der Neuapostolischen Kirche befindet sich auf der Wahrheitsebene von Grimms Märchen.

 

Und deshalb gilt für mich:

Gottesdienst zu Christi Himmelfahrt? Nein Danke!

Wenn schon aus’m Haus gehen, dann eher auf eine Vatertags-

tour. Der Weingeist ist nämlich etwas „ehrlicher“ - anders als

der Heilige Geist… - Gefährlich scheinen mir aber beide zu sein :-/

Kommentare

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  • Gerlinde B. (Mittwoch, 28. Mai 2014 07:41)

    Halten wir doch mal fest: Nachdem Stap. Leber die Schöpfungsgeschichte als mythologisch bezeichnete, so wie auch viele andere Kirchen, kann es den Sündenfall und somit die Erbsünde nicht gegeben
    haben. Damit fällt schon mal der ganze Schwachsinn bezgl. Erbsünde und Co. Aber dann halten sie (in vielen Predigten und Verlautbarungen) doch wieder daran fest - klar, denn man (die Kirchen) darf
    sich ja nicht selbt abschaffen. Den Leuten muss erzählt werden, wie wichtig Taufe und all das Zeugs für uns Menschen ist - und das obwohl kein ernstzunehmender Theologe, kaum ein Lehrer in der Schule
    und somit auch kaum ein Schüler mit Märchen dieser Art etwas anfangen können. Die Evolutionstheorie läßt grüßen. (Nebenbei ist sie 1000fach glaubwürdiger)

    Wenn Jesus tatsächlich in einer Wolke gen Himmel fuhr, dürfte er nicht weit gekommen sein. Aber für damalige Menschen waren Wolken eben dem Himmel nahe. Heute wissen wir mehr und sollten
    vernünftigerweise diese Geschichte als Legende einordnen. Laut Bibel kommt Jesus auf die gleiche Weise wieder zurück. Na toll - dann hoffen wir mal, dass er nicht gleich von irdischen Abfangjägern
    von seiner Wolke geschossen wird. Das unerlaubte Eindringen in hoheitlichen Luftraum sehen die Menschen gar nicht gerne.;-)In der Sonntagschule sagte man uns damals, dass die ganze Welt dieses
    Ankommen Jesu mit eigenen Augen und sofort sehen würde. Nehmen wir an, Jesus landet in den USA (wo wohl sonst, sind ja schließlich eine Weltmacht) - wie sollen wir Europäer das denn sehen? Höchstens
    zeitverzögert durch die Medien. So nach dem Motto: Jesus Christus Superstar. Wenn man nur ein klein wenig überlegt und den von Gott gegebenen Verstand einsetzt, kann man doch solchen Kram nur als
    fromme Legende einordnen. Man überlege: Menschliche Flugzeuge können mit Überschall fliegen, wir betreiben Raumfahrt....und Jesus kommt ganz "altmodisch" auf einer langsamen Wolke angeschwebt. Das
    ist doch einfach nur lachhaft, wer sowas in dieser Weise glaubt. Diese ganze Wolkengeschichte - ob Hin-oder Rückfahrt Jesu - scheitert doch schon an der Wolkengrenze - jedes Flugzeug fliegt
    höher.....

  • Ein Südlicht (Dienstag, 27. Mai 2014 21:41)

    Und Keiner hat es bisher klarer und einprägsamer formuliert als fcs in diesem Artikel. Bravo!
    Es könnte ja sein, dass der wider Erwarten losbrechende Entrüstungssturm Verstrahlter bisher eingeschüchterte NAK-Mitläufer aus ihrem Dornröschenschlaf aufschreckt und zum Handeln veranlasst.
    Wunschdenken? Es bleibt abzuwarten.

  • maximilian (Dienstag, 27. Mai 2014 15:17)

    Für diesen Artikel gibt es nur eine Bewertung: GENIAL!

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